prop-de:pers
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- * Clistene, König von Sikyon, Vater von Aristea
* Aristea, seine Tochter, Geliebte Megacles
* Argene, kretische Dame, lebt als Schäferin unter dem Namen Licori, Geliebte Licidas
* Licida, vermeintlicher Sohn des Königs von Kreta, verliebt in Aristea, Freund Megacles
* Megacle, Geliebter Aristeas, Freund Licidas
* Aminta, Hofmeister Licidas
* Alcandro, Vertrauter Clistenes
* Chöre von Hirten, Kämpfern und Priestern
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prop-de:text
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- Es wurden dem Clisthenes, König in Sycionien zwey Zwillinge, Phylint, und Aristäa geboren; da ihm aber das delphische Orackul prophezeyte, daß er dereinst Gefahr lauffen würde, von seinem eigenen Sohn ermordet zu werden, liesse er auf Einrahten dieses eigenen Orackuls den Sohn dem Tode aussetzen, und die Tochter bey Hofe erziehen. Als nun diese sowol an Jahren, als Schönheit zugenommen, verliebte sich in sie Megacles, ein edler und tapferer Athenienser, welcher schon öfters in denen olympischen Spielen den Preiß erhalten hatte; dieser konnte sie aber von ihrem Vater dem Clisthenes, welchem schon der Name Athenienser verhaßt ware, nicht zur Gemahlin erhalten, weswegen er an seinem Glücke verzweiflend sich nacher Creta begeben: daselbsten wurde er gleich bey seiner Ankunft von einer Räuberrotte überfallen, und fast um das Leben gebracht, wenn ihn nicht Licidas, ein vermeinter Sohn des Königs der dasigen Insul gerettet hätte, von welchem Augenblick er sodann beständig die zärtlichste Freundschaft gegen seinen Erretter gepflogen. Eben dieser Licidas ware lange Zeit in eine cretische Dame, Namens Argenis, verliebt; es wurde aber diese Liebe dem König verrahten, welcher, weil er solcheine ungleiche Vermählung nicht zugeben wollte, die unglückselige Argenis dergestalten verfolget, daß sie sich endlich gezwungen sahe, ihr Vaterland zu verlassen, und sich unbekannter Weise in die Gegenden von Elis zu flüchten, woselbst sie unter dem Name Licoris als eine Schäferin gekleidet, und von ihren Anverwandten bedauret, vor denen Nachstellungen ihres Oberherrn sicher lebte. Licidas, welcher untröstlich über die Flucht seiner geliebten Argenis ware, entschlosse sich, um seine Traurigkeit in etwas zu mäßigen, nacher Elis zu reisen, und daselbst denen feyerlichen olympischen Spielen, welche daselbsten mit Zulauf fast des ganzen Griechenlandes nach Verfliessung eines jedweden vierten Jahres gehalten wurden, mit beyzuwohnen. Er begabe sich dahin, liesse Megaclen in Creta zurück, und befande, daß Clisthenes, welcher zum Vorsteher dieser Spiele erwählet ware, und sich dahero gleichfalls aus Sycionien nacher Elis verfüget hatte, seine eigene Tochter Aristäa zum Preiß für den Ueberwinder ausgesetzet. Diese sahe Licidas, bewunderte sie, und auf seine vorige unglückliche Neigung vergessend, verliebte er sich heftig in dieselbe; weilen er aber wegen seiner Unerfahrenheit in diesen Fechtspielen, wovon er die Probe ablegen sollte, den Preiß zu erlangen nicht hoffen darfte, trachtete er diesen Mangel mit einer List zu ersetzen; er erinnerte sich, daß sein Freund Megacles in diesen Spielen sehr geübt, und schon zum öftern darinnen die Oberhand erhalten hatte, liesse er solchen aus Creta zu sich kommen, damit er unter dem Namen Licidas für ihn streiten solle. Nun kame Megacles auf das heftige Gesuch seines Freundes in Elis an, aber so spät, daß der ungeduldige Licidas schon zu verzweiflen anfienge. Von diesem Punkt fängt eigentlich die Vorstellung gegenwärtigen Singspiels an; desselben Schluß, oder Hauptzweck ist die Wiederfindung des Phylint, welchen der eigene Vater Clisthenes wegen der Prophezeyung des Orackuls dem Tod aussetzen lassen, und dazu dienen unvermerkt die verliebten Verzweiflungen der Aristäa, die heldenmäßige Freundschaft des Megacles, die Untreue und Rasereyen des Licidas, und die Großmut der getreuen Argenis.
Herod. Paus. Nat. Com. &c.
Der Schauplatz wird auf denen Feldern von Elis, unweit der Stadt Olympia, an dem Ufer des Achaischen Flusses Alpheus zu seyn erdichtet.
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