Das ursprünglich Lehrstück betitelte Badener Lehrstück vom Einverständnis entstand für das Baden-Badener Festival „Deutsche Kammermusik“. Paul Hindemith und Bertolt Brecht schufen damit das Modell der Gattung der Lehrstücke, einer neuen musikalisch-dramatischen Form, die den Unterschied zwischen Publikum und Darstellern aufheben sollte. Laien sollten das Stück einstudieren oder zumindest passagenweise mitsingen.

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  • Das ursprünglich Lehrstück betitelte Badener Lehrstück vom Einverständnis entstand für das Baden-Badener Festival „Deutsche Kammermusik“. Paul Hindemith und Bertolt Brecht schufen damit das Modell der Gattung der Lehrstücke, einer neuen musikalisch-dramatischen Form, die den Unterschied zwischen Publikum und Darstellern aufheben sollte. Laien sollten das Stück einstudieren oder zumindest passagenweise mitsingen. Es ist inhaltlich ein Gegenentwurf zu dem Werk Der Flug der Lindberghs, das Hindemith, Weill und Brecht zur ersten Atlantiküberquerung im Flugzeug geschaffen hatten. Anders als in der Darstellung des erfolgreichen Fluges scheitert der Flieger hier mit seinen drei Monteuren. Als er die Menschen um Hilfe bittet, wird er abgewiesen und stirbt. Der Tod des Fliegers erscheint als Überwindung der Entfremdung von der Gemeinschaft. Nur durch die schmerzhafte Aufgabe des Strebens nach Individualität, Ruhm und Besitz wäre eine Überwindung der Asozialität möglich. Die technische Entwicklung, die sich im Fliegen manifestiert, wird auf ihre sozialen Folgen hin untersucht. Der Chor wiederholt mehrfach: „Das Brot wurde dadurch nicht billiger.“ Der Triumph der Maschinen hilft den kleinen Leuten nicht. „Die Armut hat zugenommen ...“ Das Bedürfnis nach Hilfe wird interpretiert als Ausdruck der gewalttätigen, ausbeuterischen Verhältnisse. Hilfe und Mitleid stabilisierten die gesellschaftlichen Verhältnisse nur, anstatt sie zu verändern. Die Baden-Badener Uraufführung am 28. Juli 1929 führte zu einem Theaterskandal, vor allem aufgrund der Darstellung von Tod und Gewalt. Die Zuschauer zeigten sich zunächst schockiert von der als Film gezeigten, realistisch-drastischen Darbietung des Sterbens in dem Tanz „Tod“ von Valeska Gert. Der eigentliche Skandal aber wurde durch eine brutale Clownsszene mit Theo Lingen in der Hauptrolle ausgelöst. Zwei Clowns zerlegten einen dritten Clown unter dem Vorwand zu helfen. Schmerzende Glieder wurden unter Einsatz großer Mengen Theaterblut einfach abgetrennt. Am Ende war das Opfer vollständig zerlegt und lag blutüberströmt am Boden. Nicht nur die Zuschauer zeigten sich schockiert, die Baden-Badener Verantwortlichen beendeten nach der Aufführung ihre Unterstützung für das Musikfestival. (de)
  • Das ursprünglich Lehrstück betitelte Badener Lehrstück vom Einverständnis entstand für das Baden-Badener Festival „Deutsche Kammermusik“. Paul Hindemith und Bertolt Brecht schufen damit das Modell der Gattung der Lehrstücke, einer neuen musikalisch-dramatischen Form, die den Unterschied zwischen Publikum und Darstellern aufheben sollte. Laien sollten das Stück einstudieren oder zumindest passagenweise mitsingen. Es ist inhaltlich ein Gegenentwurf zu dem Werk Der Flug der Lindberghs, das Hindemith, Weill und Brecht zur ersten Atlantiküberquerung im Flugzeug geschaffen hatten. Anders als in der Darstellung des erfolgreichen Fluges scheitert der Flieger hier mit seinen drei Monteuren. Als er die Menschen um Hilfe bittet, wird er abgewiesen und stirbt. Der Tod des Fliegers erscheint als Überwindung der Entfremdung von der Gemeinschaft. Nur durch die schmerzhafte Aufgabe des Strebens nach Individualität, Ruhm und Besitz wäre eine Überwindung der Asozialität möglich. Die technische Entwicklung, die sich im Fliegen manifestiert, wird auf ihre sozialen Folgen hin untersucht. Der Chor wiederholt mehrfach: „Das Brot wurde dadurch nicht billiger.“ Der Triumph der Maschinen hilft den kleinen Leuten nicht. „Die Armut hat zugenommen ...“ Das Bedürfnis nach Hilfe wird interpretiert als Ausdruck der gewalttätigen, ausbeuterischen Verhältnisse. Hilfe und Mitleid stabilisierten die gesellschaftlichen Verhältnisse nur, anstatt sie zu verändern. Die Baden-Badener Uraufführung am 28. Juli 1929 führte zu einem Theaterskandal, vor allem aufgrund der Darstellung von Tod und Gewalt. Die Zuschauer zeigten sich zunächst schockiert von der als Film gezeigten, realistisch-drastischen Darbietung des Sterbens in dem Tanz „Tod“ von Valeska Gert. Der eigentliche Skandal aber wurde durch eine brutale Clownsszene mit Theo Lingen in der Hauptrolle ausgelöst. Zwei Clowns zerlegten einen dritten Clown unter dem Vorwand zu helfen. Schmerzende Glieder wurden unter Einsatz großer Mengen Theaterblut einfach abgetrennt. Am Ende war das Opfer vollständig zerlegt und lag blutüberströmt am Boden. Nicht nur die Zuschauer zeigten sich schockiert, die Baden-Badener Verantwortlichen beendeten nach der Aufführung ihre Unterstützung für das Musikfestival. (de)
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  • * Orchester (in beliebiger Stärke und Zusammensetzung (Streicher oder/und Bläser): Stimmen hoch, mittel, tief, jeweils auch geteilt Fernorchester), Grundstimmen: 2 Trompeten, 2 Flügelhörner, 2 Tenorhörner, 2 Posaunen, Tuba (mögliche Erweiterung oder Ersatz: Horn, Saxophon,Baryton)
  • * Der Flieger (Tenor), Die drei Monteure, Der Führer des gelernten Chors (Vorsänger; Bariton oder Bass), Sprecher, Drei Clowns, Der gelernte Chor, Die Menge (= Zuschauer), einzelne Sänger aus der Menge, Tänzer oder Tänzerin
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  • Paul Hindemith
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  • Das ursprünglich Lehrstück betitelte Badener Lehrstück vom Einverständnis entstand für das Baden-Badener Festival „Deutsche Kammermusik“. Paul Hindemith und Bertolt Brecht schufen damit das Modell der Gattung der Lehrstücke, einer neuen musikalisch-dramatischen Form, die den Unterschied zwischen Publikum und Darstellern aufheben sollte. Laien sollten das Stück einstudieren oder zumindest passagenweise mitsingen. (de)
  • Das ursprünglich Lehrstück betitelte Badener Lehrstück vom Einverständnis entstand für das Baden-Badener Festival „Deutsche Kammermusik“. Paul Hindemith und Bertolt Brecht schufen damit das Modell der Gattung der Lehrstücke, einer neuen musikalisch-dramatischen Form, die den Unterschied zwischen Publikum und Darstellern aufheben sollte. Laien sollten das Stück einstudieren oder zumindest passagenweise mitsingen. (de)
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