Die westdeutsche Studentenbewegung der 1960er Jahre war eine vielschichtige politische Bewegung, die die Verhältnisse in der Bundesrepublik Deutschland der 1950er- und 1960er Jahre radikal kritisierte und bekämpfte. Sie war Teil der von den USA ausgehenden Internationalen Studentenbewegung, aber auch von der Frankfurter Schule inspiriert. Ihr Selbstverständnis war zunächst emanzipatorisch, größtenteils antiautoritär gegen die Herrschaft von Menschen über Menschen gerichtet. Es gab dabei entschiedene Ablehnung kommunistischer Systeme, aber teilweise auch Sympathie. Weitere wesentliche Momente waren die Ablehnung der in der Bundesrepublik übergangslos in Machtpositionen verharrenden Generation der Täter des Dritten Reiches und die Überwindung der prüde-bigotten Sexualmoral der fünfziger Jahr

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  • Die westdeutsche Studentenbewegung der 1960er Jahre war eine vielschichtige politische Bewegung, die die Verhältnisse in der Bundesrepublik Deutschland der 1950er- und 1960er Jahre radikal kritisierte und bekämpfte. Sie war Teil der von den USA ausgehenden Internationalen Studentenbewegung, aber auch von der Frankfurter Schule inspiriert. Ihr Selbstverständnis war zunächst emanzipatorisch, größtenteils antiautoritär gegen die Herrschaft von Menschen über Menschen gerichtet. Es gab dabei entschiedene Ablehnung kommunistischer Systeme, aber teilweise auch Sympathie. Weitere wesentliche Momente waren die Ablehnung der in der Bundesrepublik übergangslos in Machtpositionen verharrenden Generation der Täter des Dritten Reiches und die Überwindung der prüde-bigotten Sexualmoral der fünfziger Jahre. Die westdeutsche Studentenbewegung ist eng mit der deutschen Geschichte vor und nach dem Zweiten Weltkrieg verbunden. Obwohl es Parallelen zu den Bewegungen anderer Länder gibt, bezog sie sich auf die westdeutsche Situation. Dies betrifft insbesondere die Kritik an der Verarbeitung der nationalsozialistischen deutschen Vergangenheit, die einen maßgeblichen Anteil an Entstehung, Verbreitung und Zielrichtung der westdeutschen Studentenbewegung hatte. Als Beginn der westdeutschen Studentenbewegung gilt das Jahr 1961, in dem der Sozialistische Deutsche Studentenbund aus der SPD ausgeschlossen wurde. Die Erschießung des Studenten Benno Ohnesorg am 2. Juni 1967 und das Attentat auf Rudi Dutschke am 11. April 1968 führten zu einer verstärkten Militanz und darauf folgend zu einer Radikalisierung von Teilen der Bewegung, die sich ab dem Beginn der 1970er Jahre dem bewaffneten Kampf im Untergrund zuwandten, etwa die Bewegung 2. Juni und die Rote Armee Fraktion. Aber schon seit 1969 war die Studentenbewegung in sich gegenseitig bekämpfende Splittergruppen und Richtungen zerfallen. Zu diesem Zeitpunkt war außerdem, im Zuge eines tendenziell postmaterialistischen, als emanzipatorisch aufgefassten generellen Wertewandels in der westdeutschen Gesellschaft aus einer reinen Studentenbewegung bereits eine auch andere Bevölkerungskreise umfassende Bewegung geworden, die nach der Bildung der Großen Koalition von 1966 als Außerparlamentarische Opposition hervortrat. Deren Radikalität ging allerdings weit über den allgemeinen Wertewandel hinaus, weswegen die breite Masse der Bevölkerung der Bewegung eher skeptisch bis ablehnend gegenüberstand. Vor allem von konservativer Seite wurde die Bewegung massiv abgelehnt, was sich auch in der teils kampagnenartigen Berichterstattung der einflussreichen und auflagenstarken Zeitungen des Axel-Springer-Verlags über die Bewegung zeigte. Weithin unbestritten ist, dass die Studentenbewegung bzw. die breiter definierte 68er-Bewegung verschiedenste gesellschaftliche Veränderungen nach sich zog. Bis heute flammen jedoch regelmäßig Debatten um die Frage auf, wie einzelne dieser Veränderungen zu bewerten sind. Dabei werden besonders aus konservativen und kirchlichen Kreisen teilweise auch Forderungen nach einer gesellschaftlichen Rückbesinnung auf angeblich von der Bewegung zerstörte Werte geäußert. (de)
  • Die westdeutsche Studentenbewegung der 1960er Jahre war eine vielschichtige politische Bewegung, die die Verhältnisse in der Bundesrepublik Deutschland der 1950er- und 1960er Jahre radikal kritisierte und bekämpfte. Sie war Teil der von den USA ausgehenden Internationalen Studentenbewegung, aber auch von der Frankfurter Schule inspiriert. Ihr Selbstverständnis war zunächst emanzipatorisch, größtenteils antiautoritär gegen die Herrschaft von Menschen über Menschen gerichtet. Es gab dabei entschiedene Ablehnung kommunistischer Systeme, aber teilweise auch Sympathie. Weitere wesentliche Momente waren die Ablehnung der in der Bundesrepublik übergangslos in Machtpositionen verharrenden Generation der Täter des Dritten Reiches und die Überwindung der prüde-bigotten Sexualmoral der fünfziger Jahre. Die westdeutsche Studentenbewegung ist eng mit der deutschen Geschichte vor und nach dem Zweiten Weltkrieg verbunden. Obwohl es Parallelen zu den Bewegungen anderer Länder gibt, bezog sie sich auf die westdeutsche Situation. Dies betrifft insbesondere die Kritik an der Verarbeitung der nationalsozialistischen deutschen Vergangenheit, die einen maßgeblichen Anteil an Entstehung, Verbreitung und Zielrichtung der westdeutschen Studentenbewegung hatte. Als Beginn der westdeutschen Studentenbewegung gilt das Jahr 1961, in dem der Sozialistische Deutsche Studentenbund aus der SPD ausgeschlossen wurde. Die Erschießung des Studenten Benno Ohnesorg am 2. Juni 1967 und das Attentat auf Rudi Dutschke am 11. April 1968 führten zu einer verstärkten Militanz und darauf folgend zu einer Radikalisierung von Teilen der Bewegung, die sich ab dem Beginn der 1970er Jahre dem bewaffneten Kampf im Untergrund zuwandten, etwa die Bewegung 2. Juni und die Rote Armee Fraktion. Aber schon seit 1969 war die Studentenbewegung in sich gegenseitig bekämpfende Splittergruppen und Richtungen zerfallen. Zu diesem Zeitpunkt war außerdem, im Zuge eines tendenziell postmaterialistischen, als emanzipatorisch aufgefassten generellen Wertewandels in der westdeutschen Gesellschaft aus einer reinen Studentenbewegung bereits eine auch andere Bevölkerungskreise umfassende Bewegung geworden, die nach der Bildung der Großen Koalition von 1966 als Außerparlamentarische Opposition hervortrat. Deren Radikalität ging allerdings weit über den allgemeinen Wertewandel hinaus, weswegen die breite Masse der Bevölkerung der Bewegung eher skeptisch bis ablehnend gegenüberstand. Vor allem von konservativer Seite wurde die Bewegung massiv abgelehnt, was sich auch in der teils kampagnenartigen Berichterstattung der einflussreichen und auflagenstarken Zeitungen des Axel-Springer-Verlags über die Bewegung zeigte. Weithin unbestritten ist, dass die Studentenbewegung bzw. die breiter definierte 68er-Bewegung verschiedenste gesellschaftliche Veränderungen nach sich zog. Bis heute flammen jedoch regelmäßig Debatten um die Frage auf, wie einzelne dieser Veränderungen zu bewerten sind. Dabei werden besonders aus konservativen und kirchlichen Kreisen teilweise auch Forderungen nach einer gesellschaftlichen Rückbesinnung auf angeblich von der Bewegung zerstörte Werte geäußert. (de)
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  • Die westdeutsche Studentenbewegung der 1960er Jahre war eine vielschichtige politische Bewegung, die die Verhältnisse in der Bundesrepublik Deutschland der 1950er- und 1960er Jahre radikal kritisierte und bekämpfte. Sie war Teil der von den USA ausgehenden Internationalen Studentenbewegung, aber auch von der Frankfurter Schule inspiriert. Ihr Selbstverständnis war zunächst emanzipatorisch, größtenteils antiautoritär gegen die Herrschaft von Menschen über Menschen gerichtet. Es gab dabei entschiedene Ablehnung kommunistischer Systeme, aber teilweise auch Sympathie. Weitere wesentliche Momente waren die Ablehnung der in der Bundesrepublik übergangslos in Machtpositionen verharrenden Generation der Täter des Dritten Reiches und die Überwindung der prüde-bigotten Sexualmoral der fünfziger Jahr (de)
  • Die westdeutsche Studentenbewegung der 1960er Jahre war eine vielschichtige politische Bewegung, die die Verhältnisse in der Bundesrepublik Deutschland der 1950er- und 1960er Jahre radikal kritisierte und bekämpfte. Sie war Teil der von den USA ausgehenden Internationalen Studentenbewegung, aber auch von der Frankfurter Schule inspiriert. Ihr Selbstverständnis war zunächst emanzipatorisch, größtenteils antiautoritär gegen die Herrschaft von Menschen über Menschen gerichtet. Es gab dabei entschiedene Ablehnung kommunistischer Systeme, aber teilweise auch Sympathie. Weitere wesentliche Momente waren die Ablehnung der in der Bundesrepublik übergangslos in Machtpositionen verharrenden Generation der Täter des Dritten Reiches und die Überwindung der prüde-bigotten Sexualmoral der fünfziger Jahr (de)
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  • Westdeutsche Studentenbewegung der 1960er Jahre (de)
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