Vestibulär Evozierte Myogene Potentiale (VEMP; engl.: Vestibular Evoked Myogenic Potentials) sind ein Reflex des Gleichgewichtsorgans auf akustische Reize. Sie dienen der selektiven und seitenspezifischen Funktionsbestimmung des Sacculus („Säckchen“, ein Abschnitt des Gleichgewichtsorgans). Die erste Beschreibung der VEMP erfolgte durch Colebatch und Halmagyi im Jahre 1992.Todd et al. stellten im Jahre 2004 erstmals myogene Ableitungen von extraokulären Augenmuskeln (oVEMP) bei überschwelliger akustischer Stimulation als eine weitere reflektorisch induzierte Untersuchungsmethode der Otolithenorgane vor .

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  • Vestibulär Evozierte Myogene Potentiale (VEMP; engl.: Vestibular Evoked Myogenic Potentials) sind ein Reflex des Gleichgewichtsorgans auf akustische Reize. Sie dienen der selektiven und seitenspezifischen Funktionsbestimmung des Sacculus („Säckchen“, ein Abschnitt des Gleichgewichtsorgans). Die erste Beschreibung der VEMP erfolgte durch Colebatch und Halmagyi im Jahre 1992.Todd et al. stellten im Jahre 2004 erstmals myogene Ableitungen von extraokulären Augenmuskeln (oVEMP) bei überschwelliger akustischer Stimulation als eine weitere reflektorisch induzierte Untersuchungsmethode der Otolithenorgane vor . Zur Messung von VEMP werden Click- oder Burst-Reize gesetzt. Diese lösen eine reflektorische Antwort der Halsmuskulatur aus, die mit einem Elektromyogramm am Musculus sternocleidomastoideus messbar ist. Die typische Reizantwort zeigt zwei Potentialkomplexe, einen „vestibulären Komplex“ bei 13 und 23 ms, der vom Sacculus ausgeht, und einen „cochlearen Komplex“ (cochlea ist die Hörschnecke) bei 34 und 44 ms. Grundlage der Methodik der VEMP ist die akustische Sensitivität parastriolärer Typ 1-Zellen des Sakkulus und Utrikulus auf intensive, z.T. überschwellige akustische Reize. In der klinischen Praxis haben sich Ableitungen von zervikalen Muskeln (M. sternocleidomastoideus, cVEMP, sakkulokollischer Reflex) und extraokulären Augenmuskeln (M. rectus und obliquus superior, oVEMP, utrikulookulärer Reflex) mittels Oberflächen-Elektromyografie (EMG) durchgesetzt. „Gemessen“ wird ein biphasisches Muskelpotenzial inhibitorischer (cVEMP, initial positives Potenzial nach 13 ms (p13) und sekundär negatives Potenzial nach 23 ms, n23) und exzitatorischer Reize (oVEMP, initial negatives Potenzial nach 10 ms, (n10), dann positives Potenzial nach 15 ms, p15) bei Muskelvorspannung. In der täglichen Praxis ist gegenwärtig die Luftleitungsstimulation (air conducted sound stimulation, AC oder ACS) bei zervikalen und okulären Ableitungen realisiert. Sie werden mit Verwendung überschwelliger Stimuluspegel (100 dB nHL) bei einer Stimulusfrequenz von 500 und 1000 Hz mit einem sinusoidalen Burstreiz (Stimulustyp, Reizrate ca. 4-7 ms) durchgeführt [38,40]. Video Ableitung der luftleitungsinduzierten VEMP bei 500 und 1000 Hz Knochenleitungsstimuli (bone conducted vibration, BC oder BCV mit B71-, B72-Knochenleitungshörern) sowie transmastoidal applizierte Beschleunigungsreize mit einem Mini-Shaker 4810 (off-label-use) mit Stimulusfrequenzen von ca. 100-4000 Hz effektiv. Im internationalen Schrifttum ist man sich einig, dass ACS cVEMP bei Rezeptorfunktionsstörungen die Sakkulusfunktion reflektieren. ACS und BCV oVEMP sind ein Indikator für die überwiegende Utrikulusfunktion, werden aber nach wie vor kontrovers diskutiert. Trotz des unphysiologischen Reizes der VEMP lässt sich unter Anwendung unterschiedlicher Stimuli (ACS, BCV), Stimulationsorte (Fz, Cz, Mastoid), sowie Reizlautstärken (ca. 60-130 dB nHL) bei Stimulusfrequenzen von ca. 100-4000 Hz eine Analyse der Otolithenfunktion unter dynamischen Aspekten durchführen . Okuläre und cervikale VEMP werden gegenwärtig zur Diagnostik verschiedenster Erkrankungen des Gleichgewichtsorgans eingesetzt. Unter anderem kann eine Beteiligung des Sacculus beim Morbus Menière nachgewiesen werden. Auch zur genauen Bestimmung des Ausmaßes einer Nervenentzündung des Gleichgewichtsnerven (Nervus vestibularis) werden VEMP eingesetzt. Anhand der cVEMP und oVEMP-Befunde lässt sich ermitteln, ob der obere und/oder der untere Anteil des Gleichgewichtsnerven in die Schädigungsmechanismen im Rahmen einer peripheren Vestibulopathie einbezogen ist. . (de)
  • Vestibulär Evozierte Myogene Potentiale (VEMP; engl.: Vestibular Evoked Myogenic Potentials) sind ein Reflex des Gleichgewichtsorgans auf akustische Reize. Sie dienen der selektiven und seitenspezifischen Funktionsbestimmung des Sacculus („Säckchen“, ein Abschnitt des Gleichgewichtsorgans). Die erste Beschreibung der VEMP erfolgte durch Colebatch und Halmagyi im Jahre 1992.Todd et al. stellten im Jahre 2004 erstmals myogene Ableitungen von extraokulären Augenmuskeln (oVEMP) bei überschwelliger akustischer Stimulation als eine weitere reflektorisch induzierte Untersuchungsmethode der Otolithenorgane vor . Zur Messung von VEMP werden Click- oder Burst-Reize gesetzt. Diese lösen eine reflektorische Antwort der Halsmuskulatur aus, die mit einem Elektromyogramm am Musculus sternocleidomastoideus messbar ist. Die typische Reizantwort zeigt zwei Potentialkomplexe, einen „vestibulären Komplex“ bei 13 und 23 ms, der vom Sacculus ausgeht, und einen „cochlearen Komplex“ (cochlea ist die Hörschnecke) bei 34 und 44 ms. Grundlage der Methodik der VEMP ist die akustische Sensitivität parastriolärer Typ 1-Zellen des Sakkulus und Utrikulus auf intensive, z.T. überschwellige akustische Reize. In der klinischen Praxis haben sich Ableitungen von zervikalen Muskeln (M. sternocleidomastoideus, cVEMP, sakkulokollischer Reflex) und extraokulären Augenmuskeln (M. rectus und obliquus superior, oVEMP, utrikulookulärer Reflex) mittels Oberflächen-Elektromyografie (EMG) durchgesetzt. „Gemessen“ wird ein biphasisches Muskelpotenzial inhibitorischer (cVEMP, initial positives Potenzial nach 13 ms (p13) und sekundär negatives Potenzial nach 23 ms, n23) und exzitatorischer Reize (oVEMP, initial negatives Potenzial nach 10 ms, (n10), dann positives Potenzial nach 15 ms, p15) bei Muskelvorspannung. In der täglichen Praxis ist gegenwärtig die Luftleitungsstimulation (air conducted sound stimulation, AC oder ACS) bei zervikalen und okulären Ableitungen realisiert. Sie werden mit Verwendung überschwelliger Stimuluspegel (100 dB nHL) bei einer Stimulusfrequenz von 500 und 1000 Hz mit einem sinusoidalen Burstreiz (Stimulustyp, Reizrate ca. 4-7 ms) durchgeführt [38,40]. Video Ableitung der luftleitungsinduzierten VEMP bei 500 und 1000 Hz Knochenleitungsstimuli (bone conducted vibration, BC oder BCV mit B71-, B72-Knochenleitungshörern) sowie transmastoidal applizierte Beschleunigungsreize mit einem Mini-Shaker 4810 (off-label-use) mit Stimulusfrequenzen von ca. 100-4000 Hz effektiv. Im internationalen Schrifttum ist man sich einig, dass ACS cVEMP bei Rezeptorfunktionsstörungen die Sakkulusfunktion reflektieren. ACS und BCV oVEMP sind ein Indikator für die überwiegende Utrikulusfunktion, werden aber nach wie vor kontrovers diskutiert. Trotz des unphysiologischen Reizes der VEMP lässt sich unter Anwendung unterschiedlicher Stimuli (ACS, BCV), Stimulationsorte (Fz, Cz, Mastoid), sowie Reizlautstärken (ca. 60-130 dB nHL) bei Stimulusfrequenzen von ca. 100-4000 Hz eine Analyse der Otolithenfunktion unter dynamischen Aspekten durchführen . Okuläre und cervikale VEMP werden gegenwärtig zur Diagnostik verschiedenster Erkrankungen des Gleichgewichtsorgans eingesetzt. Unter anderem kann eine Beteiligung des Sacculus beim Morbus Menière nachgewiesen werden. Auch zur genauen Bestimmung des Ausmaßes einer Nervenentzündung des Gleichgewichtsnerven (Nervus vestibularis) werden VEMP eingesetzt. Anhand der cVEMP und oVEMP-Befunde lässt sich ermitteln, ob der obere und/oder der untere Anteil des Gleichgewichtsnerven in die Schädigungsmechanismen im Rahmen einer peripheren Vestibulopathie einbezogen ist. . (de)
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