Ein Tonnendach ist gewölbt wie eine halbe liegende Tonne. Es bildet also eine Dachform, deren Querschnitt ein Kreissegment darstellt. Bei rundbogigem Querschnitt spricht man wie beim Tonnengewölbe von Rundtonne, bei spitzbogigem Querschnitt von Spitztonne. Der französische Architekt Philibert Delorme (1510–1570) konstruierte Tonnendächer aus bogenförmigen Trägern sich überlappender Balken, weitergeführt wurde diese Technik in Norddeutschland durch den frühklassizistischen Hafen- und Kirchenbaumeister David Gilly (1748–1808), der auch das Bauen mit Lehm propagierte.

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  • Ein Tonnendach ist gewölbt wie eine halbe liegende Tonne. Es bildet also eine Dachform, deren Querschnitt ein Kreissegment darstellt. Bei rundbogigem Querschnitt spricht man wie beim Tonnengewölbe von Rundtonne, bei spitzbogigem Querschnitt von Spitztonne. Die Tonnenform selbst bildet die Statik des Daches, die Zugkräfte werden normalerweise von den Raum quer überspannenden Ankerbalken gehalten. Diese Dachform ist in der Baukunst selten, gehört aber weltweit zu den ältesten Dachformen und wird gelegentlich für Dächer von Industriebauten und sonstige großflächige Überdachungen verwendet. Wird im Querschnitt ein kleineres Kreissegment als ein Halbkreis gebildet, so entsteht eine flachere Dachform, die dem allgemeinen Bogendach ähnelt, das elliptisch oder parabolisch sein kann. Die Verwendung von Stahlbeton und Spannbeton ermöglicht auch andere Dachformen, wie zum Beispiel die Zykloide, die beim Kimbell Art Museum in Fort Worth, Texas, verwendet wurde. Häuser mit Tonnendächerm sind bereits aus Jericho, einige Jahrtausende v. Chr. bekannt. Zu den frühesten erhaltenen Tonnendächern zählen indische Chaitya-Hallen ab dem 2. Jahrhundert v. Chr. Das sind buddhistische Höhlentempel, deren in Stein gehauene Rippenbögen die Vorbilder in hölzernen Freibauten erkennen lassen. In der etwas abgewandelten Form eines umgedrehten Schiffsrumpfes entstanden im 7. Jahrhundert steinerne Tempel als Rathas, die ebenso den aus dieser Zeit nicht mehr vorhandenen Profanbauten aus Holz entsprachen. Daraus entwickelte sich die bis heute übliche Tonnenform als Abschluss des südindischen Tempelturms Gopuram. Auf mesopotamischer Tradition beruhende Gebäude mit Tonnendächern bauen die Madan in den Sumpfgebieten im Süden des Irak. Die Rippenbögen bestehen aus geflochtenen Bündeln von rund 6 Meter langem Schilfrohr, die Verkleidung besteht aus Schilfmatten. Es werden bei diesen Versammlungshäusern (Mudhig, allgemein Dachhäuser aus Schilf: Srefen) Breiten von knapp 4 Meter und Längen von bis zu 30 Metern erreicht. Um die Zugkräfte aufnehmen zu können, gräbt man die Rohre im Boden ein. Weit verbreitet sind tonnenüberwölbte Basarstraßen in orientalischen Ländern. Diese Überdachung kann, wie in Damaskus, aus Wellblech bestehen oder, wie in alten iranischen Basaren üblich, als Tonnendach aus Stampflehm. Die im 13. Jahrhundert gebaute Madrasa des Sultan Qalawun in Kairo besaß, Untersuchungen zufolge, einst ein Tonnendach aus einer Holzkonstruktion. Erhalten blieben in Kairo zwei koptische Kirchen mit dreischiffigen Tonnendächern, dazu zählt die Hängende Kirche, deren Form des Kirchenschiffs aus dem 10. Jahrhundert stammt. Der französische Architekt Philibert Delorme (1510–1570) konstruierte Tonnendächer aus bogenförmigen Trägern sich überlappender Balken, weitergeführt wurde diese Technik in Norddeutschland durch den frühklassizistischen Hafen- und Kirchenbaumeister David Gilly (1748–1808), der auch das Bauen mit Lehm propagierte. Im 19. Jahrhundert wurde durch die Verwendung von Gusseisen und Stahlträgern der Bau großer tonnenüberwölbter Hallen möglich. So entstanden Bahnhöfe, Großmarkt- und Ausstellungshallen wie der Crystal Palace, London, für die erste Weltausstellung 1851, der aus Glas mit vorgefertigten Gittern aus Gusseisen bestand, die später demontierbar gewesen wären. Für die Weltausstellung 1893 in Chicago wurden Rippenbögen aus zwei Strängen konstruiert, die durch Dreigelenkstreben verbunden waren. Am Fußpunkt sicherten unter dem Fußboden verlegte Zugstangen den seitlichen Schub. Die monumentale Wirkung dieser Halle verwies auf das kommende Maschinenzeitalter und war statisch eine vergrößerte Umsetzung traditioneller arabischer Tonnenhäuser. Zeitgenössische Architekturbeispiele, die Tonnendächer einbeziehen, sind die in den Jahren 1965 - 1969 in München an der Friedenheimer Brücke gebaute ehemalige Paketposthalle, die mit ihrer schwungvollen Bogenkonstruktion mit einer Spannweite von 146,8 m und einer Länge von 124 m damals die größte freitragende Betonfertigteilhalle der Welt war, sowie das Hauptgebäude der Leipziger Messe von 1996 und die nach den beiden Geräteturnern Alfred Flatow und Gustav Felix Flatow benannte Flatow-Sporthalle auf der Berlin-Kreuzberger Lohmühleninsel. Der indische Architekt Balkrishna Doshi verwendete mehrfach aus Stahlbeton geformte Tonnendächer. Guido Canellas Entwurf für das Parish Center in Modena von 2001 sieht in Gebäudemitte ein hohes Tonnendach vor. Tonnendächer ergeben sich auch, wenn flexible Rippen gebogen und in Spannung gehalten werden, wie dies bei vorübergehend aufgestellten Foliengewächshäusern der Fall ist. Dachgauben können ebenfalls die Form eines Tonnendachs haben. Ohne Querverspannung können Zollingerdächer auskommen, deren biegesteife Lamellenkonstruktion in der Form einer Spitztonne ab den 1920er Jahren im deutschen Wohnungsbau eingesetzt wurde. (de)
  • Ein Tonnendach ist gewölbt wie eine halbe liegende Tonne. Es bildet also eine Dachform, deren Querschnitt ein Kreissegment darstellt. Bei rundbogigem Querschnitt spricht man wie beim Tonnengewölbe von Rundtonne, bei spitzbogigem Querschnitt von Spitztonne. Die Tonnenform selbst bildet die Statik des Daches, die Zugkräfte werden normalerweise von den Raum quer überspannenden Ankerbalken gehalten. Diese Dachform ist in der Baukunst selten, gehört aber weltweit zu den ältesten Dachformen und wird gelegentlich für Dächer von Industriebauten und sonstige großflächige Überdachungen verwendet. Wird im Querschnitt ein kleineres Kreissegment als ein Halbkreis gebildet, so entsteht eine flachere Dachform, die dem allgemeinen Bogendach ähnelt, das elliptisch oder parabolisch sein kann. Die Verwendung von Stahlbeton und Spannbeton ermöglicht auch andere Dachformen, wie zum Beispiel die Zykloide, die beim Kimbell Art Museum in Fort Worth, Texas, verwendet wurde. Häuser mit Tonnendächerm sind bereits aus Jericho, einige Jahrtausende v. Chr. bekannt. Zu den frühesten erhaltenen Tonnendächern zählen indische Chaitya-Hallen ab dem 2. Jahrhundert v. Chr. Das sind buddhistische Höhlentempel, deren in Stein gehauene Rippenbögen die Vorbilder in hölzernen Freibauten erkennen lassen. In der etwas abgewandelten Form eines umgedrehten Schiffsrumpfes entstanden im 7. Jahrhundert steinerne Tempel als Rathas, die ebenso den aus dieser Zeit nicht mehr vorhandenen Profanbauten aus Holz entsprachen. Daraus entwickelte sich die bis heute übliche Tonnenform als Abschluss des südindischen Tempelturms Gopuram. Auf mesopotamischer Tradition beruhende Gebäude mit Tonnendächern bauen die Madan in den Sumpfgebieten im Süden des Irak. Die Rippenbögen bestehen aus geflochtenen Bündeln von rund 6 Meter langem Schilfrohr, die Verkleidung besteht aus Schilfmatten. Es werden bei diesen Versammlungshäusern (Mudhig, allgemein Dachhäuser aus Schilf: Srefen) Breiten von knapp 4 Meter und Längen von bis zu 30 Metern erreicht. Um die Zugkräfte aufnehmen zu können, gräbt man die Rohre im Boden ein. Weit verbreitet sind tonnenüberwölbte Basarstraßen in orientalischen Ländern. Diese Überdachung kann, wie in Damaskus, aus Wellblech bestehen oder, wie in alten iranischen Basaren üblich, als Tonnendach aus Stampflehm. Die im 13. Jahrhundert gebaute Madrasa des Sultan Qalawun in Kairo besaß, Untersuchungen zufolge, einst ein Tonnendach aus einer Holzkonstruktion. Erhalten blieben in Kairo zwei koptische Kirchen mit dreischiffigen Tonnendächern, dazu zählt die Hängende Kirche, deren Form des Kirchenschiffs aus dem 10. Jahrhundert stammt. Der französische Architekt Philibert Delorme (1510–1570) konstruierte Tonnendächer aus bogenförmigen Trägern sich überlappender Balken, weitergeführt wurde diese Technik in Norddeutschland durch den frühklassizistischen Hafen- und Kirchenbaumeister David Gilly (1748–1808), der auch das Bauen mit Lehm propagierte. Im 19. Jahrhundert wurde durch die Verwendung von Gusseisen und Stahlträgern der Bau großer tonnenüberwölbter Hallen möglich. So entstanden Bahnhöfe, Großmarkt- und Ausstellungshallen wie der Crystal Palace, London, für die erste Weltausstellung 1851, der aus Glas mit vorgefertigten Gittern aus Gusseisen bestand, die später demontierbar gewesen wären. Für die Weltausstellung 1893 in Chicago wurden Rippenbögen aus zwei Strängen konstruiert, die durch Dreigelenkstreben verbunden waren. Am Fußpunkt sicherten unter dem Fußboden verlegte Zugstangen den seitlichen Schub. Die monumentale Wirkung dieser Halle verwies auf das kommende Maschinenzeitalter und war statisch eine vergrößerte Umsetzung traditioneller arabischer Tonnenhäuser. Zeitgenössische Architekturbeispiele, die Tonnendächer einbeziehen, sind die in den Jahren 1965 - 1969 in München an der Friedenheimer Brücke gebaute ehemalige Paketposthalle, die mit ihrer schwungvollen Bogenkonstruktion mit einer Spannweite von 146,8 m und einer Länge von 124 m damals die größte freitragende Betonfertigteilhalle der Welt war, sowie das Hauptgebäude der Leipziger Messe von 1996 und die nach den beiden Geräteturnern Alfred Flatow und Gustav Felix Flatow benannte Flatow-Sporthalle auf der Berlin-Kreuzberger Lohmühleninsel. Der indische Architekt Balkrishna Doshi verwendete mehrfach aus Stahlbeton geformte Tonnendächer. Guido Canellas Entwurf für das Parish Center in Modena von 2001 sieht in Gebäudemitte ein hohes Tonnendach vor. Tonnendächer ergeben sich auch, wenn flexible Rippen gebogen und in Spannung gehalten werden, wie dies bei vorübergehend aufgestellten Foliengewächshäusern der Fall ist. Dachgauben können ebenfalls die Form eines Tonnendachs haben. Ohne Querverspannung können Zollingerdächer auskommen, deren biegesteife Lamellenkonstruktion in der Form einer Spitztonne ab den 1920er Jahren im deutschen Wohnungsbau eingesetzt wurde. (de)
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  • Ein Tonnendach ist gewölbt wie eine halbe liegende Tonne. Es bildet also eine Dachform, deren Querschnitt ein Kreissegment darstellt. Bei rundbogigem Querschnitt spricht man wie beim Tonnengewölbe von Rundtonne, bei spitzbogigem Querschnitt von Spitztonne. Der französische Architekt Philibert Delorme (1510–1570) konstruierte Tonnendächer aus bogenförmigen Trägern sich überlappender Balken, weitergeführt wurde diese Technik in Norddeutschland durch den frühklassizistischen Hafen- und Kirchenbaumeister David Gilly (1748–1808), der auch das Bauen mit Lehm propagierte. (de)
  • Ein Tonnendach ist gewölbt wie eine halbe liegende Tonne. Es bildet also eine Dachform, deren Querschnitt ein Kreissegment darstellt. Bei rundbogigem Querschnitt spricht man wie beim Tonnengewölbe von Rundtonne, bei spitzbogigem Querschnitt von Spitztonne. Der französische Architekt Philibert Delorme (1510–1570) konstruierte Tonnendächer aus bogenförmigen Trägern sich überlappender Balken, weitergeführt wurde diese Technik in Norddeutschland durch den frühklassizistischen Hafen- und Kirchenbaumeister David Gilly (1748–1808), der auch das Bauen mit Lehm propagierte. (de)
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