Der Sonderdienst Seehaus war eine Dienststelle für Nachrichtenbeschaffung und -auswertung mittels Abhörens ausländischer Sender im Deutschen Reich in Berlin-Wannsee. Bei Beginn des Zweiten Weltkrieges wurden die Aufgaben eines Rundfunk-Abhördienstes von verschiedenen Dienststellen (Forschungsamt, Sonderdienst Landhaus) wahrgenommen. 1940 fasste man diese im „Sonderdienst Seehaus“ zusammen, der im ehemaligen Schwedenpavillon, Am Großen Wannsee 28-30, untergebracht war. Ab 1941 wurde der Dienst an die „Deutsche Auslandsrundfunkgesellschaft Interradio AG“ übergeben und zunächst nur dem Auswärtigen Amt, ab 22. Oktober 1941 parallel auch dem Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda mit den Außenstellen in Paris, Bukarest, Marseille, Monte Carlo, Shanghai (bei Radio XGRS) und zeitwei

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  • Der Sonderdienst Seehaus war eine Dienststelle für Nachrichtenbeschaffung und -auswertung mittels Abhörens ausländischer Sender im Deutschen Reich in Berlin-Wannsee. Bei Beginn des Zweiten Weltkrieges wurden die Aufgaben eines Rundfunk-Abhördienstes von verschiedenen Dienststellen (Forschungsamt, Sonderdienst Landhaus) wahrgenommen. 1940 fasste man diese im „Sonderdienst Seehaus“ zusammen, der im ehemaligen Schwedenpavillon, Am Großen Wannsee 28-30, untergebracht war. Ab 1941 wurde der Dienst an die „Deutsche Auslandsrundfunkgesellschaft Interradio AG“ übergeben und zunächst nur dem Auswärtigen Amt, ab 22. Oktober 1941 parallel auch dem Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda mit den Außenstellen in Paris, Bukarest, Marseille, Monte Carlo, Shanghai (bei Radio XGRS) und zeitweilig Rom unterstellt. 1941 bis 1945 wurden Sendungen rund um die Uhr in 36 Sprachen, soweit deren Wortprogramme für die politische-, militärische- und Propagandaführung von Bedeutung sein konnten, abgehört. Um die 500 Mitarbeiter („Monitore“), Offiziere und Übersetzer waren in dem seit 1942 streng abgeschirmten „Sonderdienst Seehaus“ beschäftigt. Sie lieferten einen Tagesbericht ähnlich des Daily Digest of Foreign Broadcasts der BBC an eine im Kriegsverlauf abnehmende Zahl dazu berechtigter Empfänger. Mitte April 1945, während der Schlacht um Berlin, wurde die Abhörzentrale in Omnibussen nach Südwestdeutschland evakuiert. Für die Nazis war der Dienst ein Ärgernis, weil offenbar bewusst Ereignissen Raum gegeben wurde, die in der deutschen Propaganda unterschlagen wurden. Goebbels beauftragte 1942 Admiral Canaris mit einer Untersuchung des Seehauses wegen Defätismusverdacht und drängte auf eine Einschränkung seiner Verbreitung beim Militär und der Administration. Tatsächlich waren die meisten dort tätigen Leute als Antinazis unter den Eingeweihten der deutschen Widerstandsbewegung bekannt und wurden der „Sabotage–Club“ genannt. Im Winter 1946/47 verbrachte Daniel Lerner aus Berlin acht Tonnen Unterlagen für die Library of Congress in die USA. Heute lagern diese in der Hoover Library, Stanford (Kalifornien). Weitere befinden sich im Bundesarchiv Hoppegarten. (de)
  • Der Sonderdienst Seehaus war eine Dienststelle für Nachrichtenbeschaffung und -auswertung mittels Abhörens ausländischer Sender im Deutschen Reich in Berlin-Wannsee. Bei Beginn des Zweiten Weltkrieges wurden die Aufgaben eines Rundfunk-Abhördienstes von verschiedenen Dienststellen (Forschungsamt, Sonderdienst Landhaus) wahrgenommen. 1940 fasste man diese im „Sonderdienst Seehaus“ zusammen, der im ehemaligen Schwedenpavillon, Am Großen Wannsee 28-30, untergebracht war. Ab 1941 wurde der Dienst an die „Deutsche Auslandsrundfunkgesellschaft Interradio AG“ übergeben und zunächst nur dem Auswärtigen Amt, ab 22. Oktober 1941 parallel auch dem Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda mit den Außenstellen in Paris, Bukarest, Marseille, Monte Carlo, Shanghai (bei Radio XGRS) und zeitweilig Rom unterstellt. 1941 bis 1945 wurden Sendungen rund um die Uhr in 36 Sprachen, soweit deren Wortprogramme für die politische-, militärische- und Propagandaführung von Bedeutung sein konnten, abgehört. Um die 500 Mitarbeiter („Monitore“), Offiziere und Übersetzer waren in dem seit 1942 streng abgeschirmten „Sonderdienst Seehaus“ beschäftigt. Sie lieferten einen Tagesbericht ähnlich des Daily Digest of Foreign Broadcasts der BBC an eine im Kriegsverlauf abnehmende Zahl dazu berechtigter Empfänger. Mitte April 1945, während der Schlacht um Berlin, wurde die Abhörzentrale in Omnibussen nach Südwestdeutschland evakuiert. Für die Nazis war der Dienst ein Ärgernis, weil offenbar bewusst Ereignissen Raum gegeben wurde, die in der deutschen Propaganda unterschlagen wurden. Goebbels beauftragte 1942 Admiral Canaris mit einer Untersuchung des Seehauses wegen Defätismusverdacht und drängte auf eine Einschränkung seiner Verbreitung beim Militär und der Administration. Tatsächlich waren die meisten dort tätigen Leute als Antinazis unter den Eingeweihten der deutschen Widerstandsbewegung bekannt und wurden der „Sabotage–Club“ genannt. Im Winter 1946/47 verbrachte Daniel Lerner aus Berlin acht Tonnen Unterlagen für die Library of Congress in die USA. Heute lagern diese in der Hoover Library, Stanford (Kalifornien). Weitere befinden sich im Bundesarchiv Hoppegarten. (de)
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  • Der Sonderdienst Seehaus war eine Dienststelle für Nachrichtenbeschaffung und -auswertung mittels Abhörens ausländischer Sender im Deutschen Reich in Berlin-Wannsee. Bei Beginn des Zweiten Weltkrieges wurden die Aufgaben eines Rundfunk-Abhördienstes von verschiedenen Dienststellen (Forschungsamt, Sonderdienst Landhaus) wahrgenommen. 1940 fasste man diese im „Sonderdienst Seehaus“ zusammen, der im ehemaligen Schwedenpavillon, Am Großen Wannsee 28-30, untergebracht war. Ab 1941 wurde der Dienst an die „Deutsche Auslandsrundfunkgesellschaft Interradio AG“ übergeben und zunächst nur dem Auswärtigen Amt, ab 22. Oktober 1941 parallel auch dem Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda mit den Außenstellen in Paris, Bukarest, Marseille, Monte Carlo, Shanghai (bei Radio XGRS) und zeitwei (de)
  • Der Sonderdienst Seehaus war eine Dienststelle für Nachrichtenbeschaffung und -auswertung mittels Abhörens ausländischer Sender im Deutschen Reich in Berlin-Wannsee. Bei Beginn des Zweiten Weltkrieges wurden die Aufgaben eines Rundfunk-Abhördienstes von verschiedenen Dienststellen (Forschungsamt, Sonderdienst Landhaus) wahrgenommen. 1940 fasste man diese im „Sonderdienst Seehaus“ zusammen, der im ehemaligen Schwedenpavillon, Am Großen Wannsee 28-30, untergebracht war. Ab 1941 wurde der Dienst an die „Deutsche Auslandsrundfunkgesellschaft Interradio AG“ übergeben und zunächst nur dem Auswärtigen Amt, ab 22. Oktober 1941 parallel auch dem Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda mit den Außenstellen in Paris, Bukarest, Marseille, Monte Carlo, Shanghai (bei Radio XGRS) und zeitwei (de)
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  • Sonderdienst Seehaus (de)
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