Serge Latouche (* 12. Januar 1940 in Vannes) ist ein französischer Ökonom und Philosoph, Professor a.D. der Universität Paris-XI (Sceaux) und gilt als einer der Vertreter des Konzepts der Wachstumsrücknahme. Wie für die anderen Angehörigen des Postdevelopment ist auch für Latouche die Kritik der Entwicklung und der Bruch mit ihr ein Schritt von geradezu weltgeschichtlicher Bedeutung, für den Norden wie für den Süden: 1998 erhielt er den Luigi-Sturzo-Sonderpreis des Premio Amalfi.

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  • Serge Latouche (* 12. Januar 1940 in Vannes) ist ein französischer Ökonom und Philosoph, Professor a.D. der Universität Paris-XI (Sceaux) und gilt als einer der Vertreter des Konzepts der Wachstumsrücknahme. „Der Begriff richtet sich gegen die Denkblockaden, die der ökonomistische, entwicklungsfixierte und fortschrittsgläubige Totalitarismus in unseren Köpfen ausgelöst hat, und will Platz schaffen für neue Ideen und kreative Entwürfe. [...]Streng genommen bedeutet der Aufbau von autonomen, sparsamen und solidarischen Gesellschaften im Norden wie im Süden eher Nichtwachstum (acroissance) als Wachstumsrücknahme (décroissance). Ganz in dem Sinne, wie man von Atheismus spricht, geht es auch hier um die Absage an eine Religion, die Religion der Ökonomie. Dass am inhaltsleeren und daher ständig umdefinierten Fetischbegriff 'Entwicklung' trotz des manifesten Scheiterns der damit bezeichneten Orientierung irrational festgehalten wird, offenbart lediglich die Unfähigkeit, mit dem Ökonomismus - und schließlich auch mit dem Wachstum selbst - zu brechen.“ Wie für die anderen Angehörigen des Postdevelopment ist auch für Latouche die Kritik der Entwicklung und der Bruch mit ihr ein Schritt von geradezu weltgeschichtlicher Bedeutung, für den Norden wie für den Süden: „Wachstumsrücknahme im Süden setzt voraus, dass wir versuchen, einen 'Circulus virtuosus' in Gang zu setzen. Er lässt sich mit acht Begriffen kennzeichnen: neu bewerten, umdenken, umstrukturieren, lokalisieren, umverteilen, reduzieren, wiederverwenden, recyceln. Ist dieser 'tugendhafte Kreislauf' erst einmal in Gang gebracht, ist es möglich, die wirtschaftliche und kulturelle Abhängigkeit des Südens vom Norden zu beenden und an eine historische Entwicklung anzuknüpfen, die durch Kolonisation, Entwicklung und Globalisierung unterbrochen wurde. Es gilt, eine eigenständige kulturelle Identität herauszubilden, in Vergessenheit geratene landesspezifische Produkte, wieder einzuführen und die entsprechenden 'antiökonomischen' Werte zu pflegen sowie die traditionellen Techniken und Fertigkeiten neu zu entwickeln. [...] Wenn wir uns dagegen entschließen, unter dem Vorwand der Bekämpfung von Elend, das durch die Wachstumslogik hervorgerufen wird, an ebendieser Wachstumslogik im Süden festzuhalten, so kann daraus nur eine weitere Verwestlichung folgen.“ Latouche ist Gründungsmitglied und Präsident der Vereinigung La ligne d'horizon, die sich dem Werk des Ökonomen und Entwicklungsbankers François Partant widmet. Serge Latouche gehört auch zu den ersten Autoren des Magazins La Revue du Mauss. Serge Latouche kritisiert die ökonomische Lehrmeinung und richtet sich dabei speziell gegen die „ökonomische Orthodoxie“, den „Ökonomismus“ und den Utilitarismus in den Sozialwissenschaften und der Entwicklungspolitik. Er arbeitet auf dem Gebiet der anthropologischen Ökonomie und kritisiert dabei vor allem die Theorie der Rationalität des ökonomischen Handelns und die Theorie der ökonomischen Effizienz. 1998 erhielt er den Luigi-Sturzo-Sonderpreis des Premio Amalfi. (de)
  • Serge Latouche (* 12. Januar 1940 in Vannes) ist ein französischer Ökonom und Philosoph, Professor a.D. der Universität Paris-XI (Sceaux) und gilt als einer der Vertreter des Konzepts der Wachstumsrücknahme. „Der Begriff richtet sich gegen die Denkblockaden, die der ökonomistische, entwicklungsfixierte und fortschrittsgläubige Totalitarismus in unseren Köpfen ausgelöst hat, und will Platz schaffen für neue Ideen und kreative Entwürfe. [...]Streng genommen bedeutet der Aufbau von autonomen, sparsamen und solidarischen Gesellschaften im Norden wie im Süden eher Nichtwachstum (acroissance) als Wachstumsrücknahme (décroissance). Ganz in dem Sinne, wie man von Atheismus spricht, geht es auch hier um die Absage an eine Religion, die Religion der Ökonomie. Dass am inhaltsleeren und daher ständig umdefinierten Fetischbegriff 'Entwicklung' trotz des manifesten Scheiterns der damit bezeichneten Orientierung irrational festgehalten wird, offenbart lediglich die Unfähigkeit, mit dem Ökonomismus - und schließlich auch mit dem Wachstum selbst - zu brechen.“ Wie für die anderen Angehörigen des Postdevelopment ist auch für Latouche die Kritik der Entwicklung und der Bruch mit ihr ein Schritt von geradezu weltgeschichtlicher Bedeutung, für den Norden wie für den Süden: „Wachstumsrücknahme im Süden setzt voraus, dass wir versuchen, einen 'Circulus virtuosus' in Gang zu setzen. Er lässt sich mit acht Begriffen kennzeichnen: neu bewerten, umdenken, umstrukturieren, lokalisieren, umverteilen, reduzieren, wiederverwenden, recyceln. Ist dieser 'tugendhafte Kreislauf' erst einmal in Gang gebracht, ist es möglich, die wirtschaftliche und kulturelle Abhängigkeit des Südens vom Norden zu beenden und an eine historische Entwicklung anzuknüpfen, die durch Kolonisation, Entwicklung und Globalisierung unterbrochen wurde. Es gilt, eine eigenständige kulturelle Identität herauszubilden, in Vergessenheit geratene landesspezifische Produkte, wieder einzuführen und die entsprechenden 'antiökonomischen' Werte zu pflegen sowie die traditionellen Techniken und Fertigkeiten neu zu entwickeln. [...] Wenn wir uns dagegen entschließen, unter dem Vorwand der Bekämpfung von Elend, das durch die Wachstumslogik hervorgerufen wird, an ebendieser Wachstumslogik im Süden festzuhalten, so kann daraus nur eine weitere Verwestlichung folgen.“ Latouche ist Gründungsmitglied und Präsident der Vereinigung La ligne d'horizon, die sich dem Werk des Ökonomen und Entwicklungsbankers François Partant widmet. Serge Latouche gehört auch zu den ersten Autoren des Magazins La Revue du Mauss. Serge Latouche kritisiert die ökonomische Lehrmeinung und richtet sich dabei speziell gegen die „ökonomische Orthodoxie“, den „Ökonomismus“ und den Utilitarismus in den Sozialwissenschaften und der Entwicklungspolitik. Er arbeitet auf dem Gebiet der anthropologischen Ökonomie und kritisiert dabei vor allem die Theorie der Rationalität des ökonomischen Handelns und die Theorie der ökonomischen Effizienz. 1998 erhielt er den Luigi-Sturzo-Sonderpreis des Premio Amalfi. (de)
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  • Serge Latouche (* 12. Januar 1940 in Vannes) ist ein französischer Ökonom und Philosoph, Professor a.D. der Universität Paris-XI (Sceaux) und gilt als einer der Vertreter des Konzepts der Wachstumsrücknahme. Wie für die anderen Angehörigen des Postdevelopment ist auch für Latouche die Kritik der Entwicklung und der Bruch mit ihr ein Schritt von geradezu weltgeschichtlicher Bedeutung, für den Norden wie für den Süden: 1998 erhielt er den Luigi-Sturzo-Sonderpreis des Premio Amalfi. (de)
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