Separatistische Organisationen im Nordosten Indiens sind Organisationen und Gruppen, die seit der Unabhängigkeit 1947 gegen die Zentralregierung in New Delhi kämpfen oder gekämpft haben. Meist ging es darum, einzelnen Ethnien Souveränität oder Selbstverwaltung in diesem völkerreichen und schwer zugängigen Gebiet zu verschaffen. Ethnisch stehen die Stämme im Nordosten Indiens Südostasien näher als Indien. In der Nordostregion, die 8 % der Landmasse Indiens bildet, leben etliche Völker; es werden um die 420 Sprachen gesprochen.

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  • Separatistische Organisationen im Nordosten Indiens sind Organisationen und Gruppen, die seit der Unabhängigkeit 1947 gegen die Zentralregierung in New Delhi kämpfen oder gekämpft haben. Meist ging es darum, einzelnen Ethnien Souveränität oder Selbstverwaltung in diesem völkerreichen und schwer zugängigen Gebiet zu verschaffen. Ethnisch stehen die Stämme im Nordosten Indiens Südostasien näher als Indien. In der Nordostregion, die 8 % der Landmasse Indiens bildet, leben etliche Völker; es werden um die 420 Sprachen gesprochen. Von Unterstützern ihrer Politik werden sie als Befreiungsbewegungen bezeichnet, regierungsseitig werden sie regelmäßig als Terroristen oder Banditen bezeichnet, wobei in einigen Fällen der Übergang durchaus fließend sein dürfte, da zur Finanzierung oft Überfälle und Erpressungen durchgeführt wurden. Die Gruppen werden unter den Bestimmungen des Unlawful Activities (Prevention) Act kriminalisiert. Einige der Organisationen sollen in der Vergangenheit Unterstützung von der VR China erhalten haben. Besonders muslimische Gruppen haben Rückzugsgebiete in Bangladesch, oder wurden vom pakistanischen Geheimdienst ISI gefördert. Vielfach richten sich die Bewegungen gegen die Überfremdung, die schon im 19. Jahrhundert mit der Anlage von Teeplantagen und dem Eisenbahnbau in die dünnbesiedelte Gegend begonnen hatte, besonders durch (illegale) Einwanderer aus dem armen Bihar, Nepal und dem stark übervölkerten Bangladesch, dessen meist muslimische Einwohner neue Siedlungsgebiete suchen. Das betroffene Gebiet, nördlichen des heutigen Bangladesch war zur Zeit der Kolonialherrschaft (seit 1826/32, endgültig nach dem Feldzug 1879) als North-East Frontier Agency (NEFA) bekannt und ist heute in die Bundesstaaten Arunachal Pradesh (A.P.), Assam (seit 1961 auf etwa ein Drittel seiner ursprünglichen Größe verringert), Nagaland (früher Naga Hills), Meghalaya, Manipur, Tripura und Mizoram (seit 1987, früher Lushai Hills) gegliedert. Verwaltungsmäßig unterstand die Region jahrzehntelang nicht dem indischen Innen- sondern dem Außenministerium. Während die indische Regierung besonders in den Jahren der „Nehru-Dynastie“ versuchte, durch rücksichtslose Gewaltmaßnahmen und Zwangsumsiedlungen (ab 1967 z. B. 60.000 Mizo in Wehrdörfer), der Befreiungsorganisationen Herr zu werden, zeigt man sich seit 1988 kompromissbereiter. Die meisten der größeren Organisationen schlossen Friedensabkommen, die den von ihnen repräsentierten Völkern lokale Selbstverwaltungsrechte zustanden. Immer wieder gab es jedoch kleinere Gruppen, die mit dem Erreichten nicht zufrieden waren und die den bewaffneten Kampf weiterführten. Die Zahl der Organisationen hat daher in den letzten 20 Jahren eher zugenommen, ihre Mannschaftsstärke war jedoch oft so gering, dass sie mit militärischen Mitteln besiegt wurden oder kapitulierten, meist gegen Amnestieversprechen. 2009 sind nur noch wenige separatistische Organisationen aktiv. Die häufigen Anschläge und Kämpfe führten dazu, dass die Region bis vor wenigen Jahren für Ausländer komplett gesperrt war und auch heute bestimmte Orte nur mit Sondergenehmigungen besucht werden dürfen. Statistiken der indischen Regierung für 1992–2001 weisen die Schuld an insgesamt 613 getöteten Sicherheitskräften folgenden Organisationen zu: ULFA 269, NDFP 167, BLT 21, NSNC/DHD 143 und UPDS 13. Schätzungen von Menschenrechtsorganisationen kommen auf fast 100.000 Tote allein in den ersten dreißig Jahren des Konflikts mit den Naga. Außer diesen willkürliche Tötungen sind Vergewaltigungen und Folter durch die Sicherheitskräfte gut belegt. Die kompromissbereitere Politik der Zentralregierung in den letzten 20 Jahren hat zur Entspannung der Situation beigetragen und die meisten Guerillas haben ihre Waffen niedergelegt. Nach Angaben des South Asia Terrorism Portal sind im Nordosten Indiens 104 Rebellengruppen aktiv, davon werden von Delhi höchstens zwölf als ernsthafte Bedrohung betrachtet. Indien erreichte mit seinen Nachbarn Bhutan, Birma und seit Januar 2010 mit Bangladesch Vereinbarungen über ein gemeinsames Vorgehen gegen die Rebellen. Dies wird als Voraussetzung für die Förderung des grenzüberschreitenden Handels in einer wirtschaftlich schwachen Region gesehen. (de)
  • Separatistische Organisationen im Nordosten Indiens sind Organisationen und Gruppen, die seit der Unabhängigkeit 1947 gegen die Zentralregierung in New Delhi kämpfen oder gekämpft haben. Meist ging es darum, einzelnen Ethnien Souveränität oder Selbstverwaltung in diesem völkerreichen und schwer zugängigen Gebiet zu verschaffen. Ethnisch stehen die Stämme im Nordosten Indiens Südostasien näher als Indien. In der Nordostregion, die 8 % der Landmasse Indiens bildet, leben etliche Völker; es werden um die 420 Sprachen gesprochen. Von Unterstützern ihrer Politik werden sie als Befreiungsbewegungen bezeichnet, regierungsseitig werden sie regelmäßig als Terroristen oder Banditen bezeichnet, wobei in einigen Fällen der Übergang durchaus fließend sein dürfte, da zur Finanzierung oft Überfälle und Erpressungen durchgeführt wurden. Die Gruppen werden unter den Bestimmungen des Unlawful Activities (Prevention) Act kriminalisiert. Einige der Organisationen sollen in der Vergangenheit Unterstützung von der VR China erhalten haben. Besonders muslimische Gruppen haben Rückzugsgebiete in Bangladesch, oder wurden vom pakistanischen Geheimdienst ISI gefördert. Vielfach richten sich die Bewegungen gegen die Überfremdung, die schon im 19. Jahrhundert mit der Anlage von Teeplantagen und dem Eisenbahnbau in die dünnbesiedelte Gegend begonnen hatte, besonders durch (illegale) Einwanderer aus dem armen Bihar, Nepal und dem stark übervölkerten Bangladesch, dessen meist muslimische Einwohner neue Siedlungsgebiete suchen. Das betroffene Gebiet, nördlichen des heutigen Bangladesch war zur Zeit der Kolonialherrschaft (seit 1826/32, endgültig nach dem Feldzug 1879) als North-East Frontier Agency (NEFA) bekannt und ist heute in die Bundesstaaten Arunachal Pradesh (A.P.), Assam (seit 1961 auf etwa ein Drittel seiner ursprünglichen Größe verringert), Nagaland (früher Naga Hills), Meghalaya, Manipur, Tripura und Mizoram (seit 1987, früher Lushai Hills) gegliedert. Verwaltungsmäßig unterstand die Region jahrzehntelang nicht dem indischen Innen- sondern dem Außenministerium. Während die indische Regierung besonders in den Jahren der „Nehru-Dynastie“ versuchte, durch rücksichtslose Gewaltmaßnahmen und Zwangsumsiedlungen (ab 1967 z. B. 60.000 Mizo in Wehrdörfer), der Befreiungsorganisationen Herr zu werden, zeigt man sich seit 1988 kompromissbereiter. Die meisten der größeren Organisationen schlossen Friedensabkommen, die den von ihnen repräsentierten Völkern lokale Selbstverwaltungsrechte zustanden. Immer wieder gab es jedoch kleinere Gruppen, die mit dem Erreichten nicht zufrieden waren und die den bewaffneten Kampf weiterführten. Die Zahl der Organisationen hat daher in den letzten 20 Jahren eher zugenommen, ihre Mannschaftsstärke war jedoch oft so gering, dass sie mit militärischen Mitteln besiegt wurden oder kapitulierten, meist gegen Amnestieversprechen. 2009 sind nur noch wenige separatistische Organisationen aktiv. Die häufigen Anschläge und Kämpfe führten dazu, dass die Region bis vor wenigen Jahren für Ausländer komplett gesperrt war und auch heute bestimmte Orte nur mit Sondergenehmigungen besucht werden dürfen. Statistiken der indischen Regierung für 1992–2001 weisen die Schuld an insgesamt 613 getöteten Sicherheitskräften folgenden Organisationen zu: ULFA 269, NDFP 167, BLT 21, NSNC/DHD 143 und UPDS 13. Schätzungen von Menschenrechtsorganisationen kommen auf fast 100.000 Tote allein in den ersten dreißig Jahren des Konflikts mit den Naga. Außer diesen willkürliche Tötungen sind Vergewaltigungen und Folter durch die Sicherheitskräfte gut belegt. Die kompromissbereitere Politik der Zentralregierung in den letzten 20 Jahren hat zur Entspannung der Situation beigetragen und die meisten Guerillas haben ihre Waffen niedergelegt. Nach Angaben des South Asia Terrorism Portal sind im Nordosten Indiens 104 Rebellengruppen aktiv, davon werden von Delhi höchstens zwölf als ernsthafte Bedrohung betrachtet. Indien erreichte mit seinen Nachbarn Bhutan, Birma und seit Januar 2010 mit Bangladesch Vereinbarungen über ein gemeinsames Vorgehen gegen die Rebellen. Dies wird als Voraussetzung für die Förderung des grenzüberschreitenden Handels in einer wirtschaftlich schwachen Region gesehen. (de)
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  • Separatistische Organisationen im Nordosten Indiens sind Organisationen und Gruppen, die seit der Unabhängigkeit 1947 gegen die Zentralregierung in New Delhi kämpfen oder gekämpft haben. Meist ging es darum, einzelnen Ethnien Souveränität oder Selbstverwaltung in diesem völkerreichen und schwer zugängigen Gebiet zu verschaffen. Ethnisch stehen die Stämme im Nordosten Indiens Südostasien näher als Indien. In der Nordostregion, die 8 % der Landmasse Indiens bildet, leben etliche Völker; es werden um die 420 Sprachen gesprochen. (de)
  • Separatistische Organisationen im Nordosten Indiens sind Organisationen und Gruppen, die seit der Unabhängigkeit 1947 gegen die Zentralregierung in New Delhi kämpfen oder gekämpft haben. Meist ging es darum, einzelnen Ethnien Souveränität oder Selbstverwaltung in diesem völkerreichen und schwer zugängigen Gebiet zu verschaffen. Ethnisch stehen die Stämme im Nordosten Indiens Südostasien näher als Indien. In der Nordostregion, die 8 % der Landmasse Indiens bildet, leben etliche Völker; es werden um die 420 Sprachen gesprochen. (de)
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  • Separatistische Organisationen im Nordosten Indiens (de)
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