Selbstbildung ist ein pädagogisches, anthropologisches und ethisches Konzept, das auf die absichtliche Gestaltung der eigenen Persönlichkeit und auf ein lebenslanges Lernen im Sinne eines Sich bildens und einer sinnvollen Lebensführung abzielt. Es handelt sich um den personalen Aspekt der menschlichen Bildung und somit um das Herz aller Bildung. Selbstbildung spielt aber auch jenseits des klassischen Bildungsbereichs in einer Vielzahl von Geistesströmungen eine große Rolle. Alternative Bezeichnungen sind Selbsterziehung, Selbstsorge (Michel Foucault), Selbstformung oder Selbstgestaltung. Selbstbildung kann sich auf verschiedene Persönlichkeitsaspekte richten und sich aus verschiedenen Motiven speisen (z. B. religiöser oder moralischer Art).

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  • Selbstbildung ist ein pädagogisches, anthropologisches und ethisches Konzept, das auf die absichtliche Gestaltung der eigenen Persönlichkeit und auf ein lebenslanges Lernen im Sinne eines Sich bildens und einer sinnvollen Lebensführung abzielt. Es handelt sich um den personalen Aspekt der menschlichen Bildung und somit um das Herz aller Bildung. Selbstbildung spielt aber auch jenseits des klassischen Bildungsbereichs in einer Vielzahl von Geistesströmungen eine große Rolle. Alternative Bezeichnungen sind Selbsterziehung, Selbstsorge (Michel Foucault), Selbstformung oder Selbstgestaltung. Selbstbildung kann sich auf verschiedene Persönlichkeitsaspekte richten und sich aus verschiedenen Motiven speisen (z. B. religiöser oder moralischer Art). Selbstbildung ist weder an Institutionen, curriculare Bildungsgänge, formale Eingangsvoraussetzungen noch an bestimmte Lebensalter gebunden. Sie basiert auf Begegnung und Gespräch, auf Besichtigung und Beobachtung, auf Erkundung und Erprobung, auf Hören und Lesen, alles jedoch aus eigener Einsicht und Motivation, selbstgesteuert und mit der freien Entscheidung des betreffenden Menschen, ob er eine Lehrperson hinzuzieht oder nicht. Auch bei der Selbstbildung von Kindern liegt – schon ab der Frühpädagogik – ein Fokus auf selbstgesteuerter Erkundung; zusätzlich liegt dabei ggf. die Notwendigkeit vor, günstige Bedingungen zu selbstbildendem Handeln bereitzustellen. Dies kann bedeuten, dass Pädagogen, Eltern usw. eingreifen und so wenig wie möglich, dabei so viel wie nötig Hilfestellung leisten, um beim Kind die Motivation anzuregen, zu erhalten oder Gefahren zu vermeiden. Hieronymus Andreas Mertens war einer der ersten, die unter diesem Begriff über die Kunst, stets froh zu leben, philosophierten. Er bezog die Selbstbildung bereits auf Kinder, während viele andere Autoren dieser Zeit eher Erwachsene, insbesondere Lehrer und Wissenschaftler, oder eine Methode innerhalb der Schulen im Blick hatten. Seit dem 19. Jahrhundert erschien eine Vielzahl von Büchern zu dem Thema, v.a. aber auch populäre Ratgeber. So erschienen 1836 zwei Bücher, die Anstand und Sitte zum Gegenstand der Selbstbildung machen wollten. Carl von Wallen hatte dabei schon Deutschlands Jugend beiderlei Geschlechts als Zielgruppe. Romano Guardini hat seit den 1920er Jahren die Selbstbildung zum Thema der katholischen Jugendbewegung gemacht, indem er den Jugendlichen Briefe zur Selbstbildung schrieb. Zu dieser Zeit begann auch die Suche nach dem Thema und der Methode der Selbstbildung in den Biographien und Werken herausragender Persönlichkeiten wie Adalbert Stifter, Friedrich Schiller, Jacob Wilhelm Heinse, Heinrich von Kleist, Friedrich Hebbel u. v. a. Von 1946 bis 1949 brachte Adolf Grimme unter dem Titel Denkendes Volk die sogenannten Blätter für Selbstbildung heraus. Es handelte sich um das Organ der Volkshochschulbewegung. In entwicklungspsychologischer Sicht bezeichnet Selbstbildung – vor allem nach dem Verständnis von Gerd E. Schäfer – den Entwicklungsprozess des Menschen (vgl. Konstruktivismus, Piaget). Die Entwicklung von Kindern wird deshalb als aktiver Prozess verstanden, in dem diese anhand von Bedeutungen selbsttätig ihre Umwelt erkunden. Ein ähnliches Konzept findet sich bei Wassilios Fthenakis in seinem Begriff der Ko-Konstruktion. Peter Sloterdijk hat in jüngster Zeit in seinem Essay Du mußt dein Leben ändern den Menschen als ein übendes Wesen beschrieben, wozu auch Selbstbildungsprozesse gehören. Roland Kipke hat unter dem Stichwort „Selbstformung“ eine Anthropologie und Ethik der Selbstbildung entwickelt,– insbesondere in Unterscheidung von pharmakologischen Methoden der Selbstverbesserung. (de)
  • Selbstbildung ist ein pädagogisches, anthropologisches und ethisches Konzept, das auf die absichtliche Gestaltung der eigenen Persönlichkeit und auf ein lebenslanges Lernen im Sinne eines Sich bildens und einer sinnvollen Lebensführung abzielt. Es handelt sich um den personalen Aspekt der menschlichen Bildung und somit um das Herz aller Bildung. Selbstbildung spielt aber auch jenseits des klassischen Bildungsbereichs in einer Vielzahl von Geistesströmungen eine große Rolle. Alternative Bezeichnungen sind Selbsterziehung, Selbstsorge (Michel Foucault), Selbstformung oder Selbstgestaltung. Selbstbildung kann sich auf verschiedene Persönlichkeitsaspekte richten und sich aus verschiedenen Motiven speisen (z. B. religiöser oder moralischer Art). Selbstbildung ist weder an Institutionen, curriculare Bildungsgänge, formale Eingangsvoraussetzungen noch an bestimmte Lebensalter gebunden. Sie basiert auf Begegnung und Gespräch, auf Besichtigung und Beobachtung, auf Erkundung und Erprobung, auf Hören und Lesen, alles jedoch aus eigener Einsicht und Motivation, selbstgesteuert und mit der freien Entscheidung des betreffenden Menschen, ob er eine Lehrperson hinzuzieht oder nicht. Auch bei der Selbstbildung von Kindern liegt – schon ab der Frühpädagogik – ein Fokus auf selbstgesteuerter Erkundung; zusätzlich liegt dabei ggf. die Notwendigkeit vor, günstige Bedingungen zu selbstbildendem Handeln bereitzustellen. Dies kann bedeuten, dass Pädagogen, Eltern usw. eingreifen und so wenig wie möglich, dabei so viel wie nötig Hilfestellung leisten, um beim Kind die Motivation anzuregen, zu erhalten oder Gefahren zu vermeiden. Hieronymus Andreas Mertens war einer der ersten, die unter diesem Begriff über die Kunst, stets froh zu leben, philosophierten. Er bezog die Selbstbildung bereits auf Kinder, während viele andere Autoren dieser Zeit eher Erwachsene, insbesondere Lehrer und Wissenschaftler, oder eine Methode innerhalb der Schulen im Blick hatten. Seit dem 19. Jahrhundert erschien eine Vielzahl von Büchern zu dem Thema, v.a. aber auch populäre Ratgeber. So erschienen 1836 zwei Bücher, die Anstand und Sitte zum Gegenstand der Selbstbildung machen wollten. Carl von Wallen hatte dabei schon Deutschlands Jugend beiderlei Geschlechts als Zielgruppe. Romano Guardini hat seit den 1920er Jahren die Selbstbildung zum Thema der katholischen Jugendbewegung gemacht, indem er den Jugendlichen Briefe zur Selbstbildung schrieb. Zu dieser Zeit begann auch die Suche nach dem Thema und der Methode der Selbstbildung in den Biographien und Werken herausragender Persönlichkeiten wie Adalbert Stifter, Friedrich Schiller, Jacob Wilhelm Heinse, Heinrich von Kleist, Friedrich Hebbel u. v. a. Von 1946 bis 1949 brachte Adolf Grimme unter dem Titel Denkendes Volk die sogenannten Blätter für Selbstbildung heraus. Es handelte sich um das Organ der Volkshochschulbewegung. In entwicklungspsychologischer Sicht bezeichnet Selbstbildung – vor allem nach dem Verständnis von Gerd E. Schäfer – den Entwicklungsprozess des Menschen (vgl. Konstruktivismus, Piaget). Die Entwicklung von Kindern wird deshalb als aktiver Prozess verstanden, in dem diese anhand von Bedeutungen selbsttätig ihre Umwelt erkunden. Ein ähnliches Konzept findet sich bei Wassilios Fthenakis in seinem Begriff der Ko-Konstruktion. Peter Sloterdijk hat in jüngster Zeit in seinem Essay Du mußt dein Leben ändern den Menschen als ein übendes Wesen beschrieben, wozu auch Selbstbildungsprozesse gehören. Roland Kipke hat unter dem Stichwort „Selbstformung“ eine Anthropologie und Ethik der Selbstbildung entwickelt,– insbesondere in Unterscheidung von pharmakologischen Methoden der Selbstverbesserung. (de)
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  • Selbstbildung ist ein pädagogisches, anthropologisches und ethisches Konzept, das auf die absichtliche Gestaltung der eigenen Persönlichkeit und auf ein lebenslanges Lernen im Sinne eines Sich bildens und einer sinnvollen Lebensführung abzielt. Es handelt sich um den personalen Aspekt der menschlichen Bildung und somit um das Herz aller Bildung. Selbstbildung spielt aber auch jenseits des klassischen Bildungsbereichs in einer Vielzahl von Geistesströmungen eine große Rolle. Alternative Bezeichnungen sind Selbsterziehung, Selbstsorge (Michel Foucault), Selbstformung oder Selbstgestaltung. Selbstbildung kann sich auf verschiedene Persönlichkeitsaspekte richten und sich aus verschiedenen Motiven speisen (z. B. religiöser oder moralischer Art). (de)
  • Selbstbildung ist ein pädagogisches, anthropologisches und ethisches Konzept, das auf die absichtliche Gestaltung der eigenen Persönlichkeit und auf ein lebenslanges Lernen im Sinne eines Sich bildens und einer sinnvollen Lebensführung abzielt. Es handelt sich um den personalen Aspekt der menschlichen Bildung und somit um das Herz aller Bildung. Selbstbildung spielt aber auch jenseits des klassischen Bildungsbereichs in einer Vielzahl von Geistesströmungen eine große Rolle. Alternative Bezeichnungen sind Selbsterziehung, Selbstsorge (Michel Foucault), Selbstformung oder Selbstgestaltung. Selbstbildung kann sich auf verschiedene Persönlichkeitsaspekte richten und sich aus verschiedenen Motiven speisen (z. B. religiöser oder moralischer Art). (de)
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