Religiosität bezeichnet (im deutschen Sprachraum) die aus tiefer Ehrfurcht vor der Ordnung und Vielfalt in der Welt entstehende, universale menschliche Empfindung, dass alles letzten Endes auf einer ganzheitlichen, jedoch transzendenten (nicht erklär- oder beweisbaren) Wirklichkeit beruht. Hinzu kommt die Fähigkeit oder Eigenschaft, sich im Erleben, Denken, Fühlen und Handeln auf diese Transzendenz zu beziehen; häufig verbunden mit dem inniglichen Wunsch nach Erleuchtung und der Hinwendung zu einer konkreten Religion.

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  • Religiosität bezeichnet (im deutschen Sprachraum) die aus tiefer Ehrfurcht vor der Ordnung und Vielfalt in der Welt entstehende, universale menschliche Empfindung, dass alles letzten Endes auf einer ganzheitlichen, jedoch transzendenten (nicht erklär- oder beweisbaren) Wirklichkeit beruht. Hinzu kommt die Fähigkeit oder Eigenschaft, sich im Erleben, Denken, Fühlen und Handeln auf diese Transzendenz zu beziehen; häufig verbunden mit dem inniglichen Wunsch nach Erleuchtung und der Hinwendung zu einer konkreten Religion. Diese Begriffsbestimmung beruht auf einer Zusammenfassung. Eine allgemeingültige Definition existiert nicht. Religiosität entspringt aus dem individuellen Streben nach Sinnfindung, Welterklärung und Existenzorientierung und basiert auf der angeborenen kognitiven Fähigkeit zur Kategorisierung. Demnach könnte man sie auch verkürzt als „transzendenten Sinn“ für die „Kategorie des Numinosen“ bezeichnen. Dieser „Sinn“ gehört wie Musikalität oder Intelligenz zu den komplexen neurobiologischen Phänomenen, die zwangsläufig auch mit der Frage verbunden sind, welchen evolutionären Vorteil diese Phänomene dem Menschen brachten. Trotz der enormen Vielfalt der existierenden Religionen lassen sich universale Elemente des Religiösen finden, die in allen Kulturen identisch sind und auf die grundlegende „Fähigkeit zur Religiosität“ des Menschen zurückgeführt werden. Der Molekularbiologe Dean Hamer glaubt in diesem Zusammenhang in dem Gen VMAT2 eine angeborene Ursache für das religiöse Empfinden des Menschen gefunden zu haben. Die Stichhaltigkeit seiner Theorie ist allerdings umstritten. Da die meisten Menschen in einem bestimmten kulturellen Umfeld aufwachsen, ist die Religiosität zumeist auch auf eine bestimmte Religion bezogen. In diesem Fall ist der Glaube (an diese Lehre) ein synonymer Begriff für Religiosität. In der Religionssoziologie wird die Bezeichnung oftmals nicht klar vom (christlichen) Glauben getrennt, und in der Theologie wird Religiosität spezifisch christlich definiert. Die „transzendente Empfindung“ kann jedoch ebenso zu anderen Weltanschauungen führen. Die Wissenschaft, die sich konkret mit der Religiosität des Menschen befasst, ist die Religionspsychologie. Das Phänomen der Religiosität ist die Ursache für die Entstehung der Religionen und in diesem Zusammenhang auch der frühesten ethischen und moralischen Fundamente menschlicher Gesellschaften. Ein religionsloses Volk ist der heutigen Religionsethnologie nicht bekannt. Alle Kulturen besitzen heilige Objekte in irgendeiner Form und unterscheiden zwischen einem sakralen (heiligen) und einem profanen (weltlichen) Bereich. Emile Durkheim vertrat die Auffassung, dass das Sakrale Ausdruck der Verehrung des kollektiven Lebens sei. Insofern hat die Religiosität auch eine wichtige soziale Komponente. Ebenfalls liefert die Geschichte zahllose Beispiele, dass die Religiosität – in diesem Sinne der Wunsch nach einer unumstößlichen göttlichen Ordnung – den Menschen für ideologisch missbrauchte Religionsauslegungen leichter zugänglich macht. Kannibalismus, Hexenverfolgung oder religiöser Fundamentalismus belegen, wie die Verantwortlichkeit der Menschen ins Numinose verlagert wird, um Taten zu rechtfertigen, die normalerweise nicht akzeptiert würden. Neben der Gleichsetzung mit dem Begriff des Glaubens wird Religiosität häufig synonym zu den Bezeichnungen Spiritualität (im weiteren, Konfessionen und Religionen übergreifenden Sinn) und Frömmigkeit (im engeren eher kirchlich geprägten Sinn) verwendet, die jedoch ebenfalls beide immer auf konkrete Religion(en) bezogen sind. Das Adjektiv „religiös“ muss im jeweiligen Kontext gesehen werden: Es bezeichnet entweder „den Bezug zu (einer bestimmten) Religion“ oder „den Bezug zur Religiosität eines Menschen“. (de)
  • Religiosität bezeichnet (im deutschen Sprachraum) die aus tiefer Ehrfurcht vor der Ordnung und Vielfalt in der Welt entstehende, universale menschliche Empfindung, dass alles letzten Endes auf einer ganzheitlichen, jedoch transzendenten (nicht erklär- oder beweisbaren) Wirklichkeit beruht. Hinzu kommt die Fähigkeit oder Eigenschaft, sich im Erleben, Denken, Fühlen und Handeln auf diese Transzendenz zu beziehen; häufig verbunden mit dem inniglichen Wunsch nach Erleuchtung und der Hinwendung zu einer konkreten Religion. Diese Begriffsbestimmung beruht auf einer Zusammenfassung. Eine allgemeingültige Definition existiert nicht. Religiosität entspringt aus dem individuellen Streben nach Sinnfindung, Welterklärung und Existenzorientierung und basiert auf der angeborenen kognitiven Fähigkeit zur Kategorisierung. Demnach könnte man sie auch verkürzt als „transzendenten Sinn“ für die „Kategorie des Numinosen“ bezeichnen. Dieser „Sinn“ gehört wie Musikalität oder Intelligenz zu den komplexen neurobiologischen Phänomenen, die zwangsläufig auch mit der Frage verbunden sind, welchen evolutionären Vorteil diese Phänomene dem Menschen brachten. Trotz der enormen Vielfalt der existierenden Religionen lassen sich universale Elemente des Religiösen finden, die in allen Kulturen identisch sind und auf die grundlegende „Fähigkeit zur Religiosität“ des Menschen zurückgeführt werden. Der Molekularbiologe Dean Hamer glaubt in diesem Zusammenhang in dem Gen VMAT2 eine angeborene Ursache für das religiöse Empfinden des Menschen gefunden zu haben. Die Stichhaltigkeit seiner Theorie ist allerdings umstritten. Da die meisten Menschen in einem bestimmten kulturellen Umfeld aufwachsen, ist die Religiosität zumeist auch auf eine bestimmte Religion bezogen. In diesem Fall ist der Glaube (an diese Lehre) ein synonymer Begriff für Religiosität. In der Religionssoziologie wird die Bezeichnung oftmals nicht klar vom (christlichen) Glauben getrennt, und in der Theologie wird Religiosität spezifisch christlich definiert. Die „transzendente Empfindung“ kann jedoch ebenso zu anderen Weltanschauungen führen. Die Wissenschaft, die sich konkret mit der Religiosität des Menschen befasst, ist die Religionspsychologie. Das Phänomen der Religiosität ist die Ursache für die Entstehung der Religionen und in diesem Zusammenhang auch der frühesten ethischen und moralischen Fundamente menschlicher Gesellschaften. Ein religionsloses Volk ist der heutigen Religionsethnologie nicht bekannt. Alle Kulturen besitzen heilige Objekte in irgendeiner Form und unterscheiden zwischen einem sakralen (heiligen) und einem profanen (weltlichen) Bereich. Emile Durkheim vertrat die Auffassung, dass das Sakrale Ausdruck der Verehrung des kollektiven Lebens sei. Insofern hat die Religiosität auch eine wichtige soziale Komponente. Ebenfalls liefert die Geschichte zahllose Beispiele, dass die Religiosität – in diesem Sinne der Wunsch nach einer unumstößlichen göttlichen Ordnung – den Menschen für ideologisch missbrauchte Religionsauslegungen leichter zugänglich macht. Kannibalismus, Hexenverfolgung oder religiöser Fundamentalismus belegen, wie die Verantwortlichkeit der Menschen ins Numinose verlagert wird, um Taten zu rechtfertigen, die normalerweise nicht akzeptiert würden. Neben der Gleichsetzung mit dem Begriff des Glaubens wird Religiosität häufig synonym zu den Bezeichnungen Spiritualität (im weiteren, Konfessionen und Religionen übergreifenden Sinn) und Frömmigkeit (im engeren eher kirchlich geprägten Sinn) verwendet, die jedoch ebenfalls beide immer auf konkrete Religion(en) bezogen sind. Das Adjektiv „religiös“ muss im jeweiligen Kontext gesehen werden: Es bezeichnet entweder „den Bezug zu (einer bestimmten) Religion“ oder „den Bezug zur Religiosität eines Menschen“. (de)
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  • Religiosität bezeichnet (im deutschen Sprachraum) die aus tiefer Ehrfurcht vor der Ordnung und Vielfalt in der Welt entstehende, universale menschliche Empfindung, dass alles letzten Endes auf einer ganzheitlichen, jedoch transzendenten (nicht erklär- oder beweisbaren) Wirklichkeit beruht. Hinzu kommt die Fähigkeit oder Eigenschaft, sich im Erleben, Denken, Fühlen und Handeln auf diese Transzendenz zu beziehen; häufig verbunden mit dem inniglichen Wunsch nach Erleuchtung und der Hinwendung zu einer konkreten Religion. (de)
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