Religion im Paläolithikum bezeichnet das (rekonstruierte) religiös-kultische Weltbild des paläolithischen Homo sapiens, teilweise auch des Neandertalers. Es wird von den meisten Wissenschaftlern angenommen, dass sowohl der Neandertaler als auch der frühe Homo sapiens im Paläolithikum bereits eine religiös-kultische Prägung aufgewiesen haben. Steinzeitliche Kunst und Symbolik wird häufig durch Rückschlüsse mit ähnlichen Zeichen und Symbolen aus späteren Kulturen interpretiert, diese Methode ist jedoch spekulativ und wissenschaftlich umstritten (beispielsweise Ariel Golan, Marie E. P. König).

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  • Religion im Paläolithikum bezeichnet das (rekonstruierte) religiös-kultische Weltbild des paläolithischen Homo sapiens, teilweise auch des Neandertalers. Es wird von den meisten Wissenschaftlern angenommen, dass sowohl der Neandertaler als auch der frühe Homo sapiens im Paläolithikum bereits eine religiös-kultische Prägung aufgewiesen haben. Problematisch ist dabei der Begriff der Religion, da es als fraglich gilt, was in der Alt- und Jungsteinzeit überhaupt als religiös und kultisch gedeutet werden kann. In der Urgeschichtsforschung, die in den Wissenschaften hauptsächlich zur Religion der Steinzeit Deutungen liefert, wird ein Religionsbegriff kaum hinterfragt, und so reichen die Interpretationen von der empiristisch-minimalistischen Annahme, bei religiösen Vorstellungen der Steinzeit handele es sich lediglich um Manifestationen von Tätigkeiten, die über das Alltägliche und die materielle Alltagsbewältigung hinausgehen, so dass nur ein Bild von der Ordnung des Universums angenommen werden kann (Leroi-Gourhan), bis zu christlich geprägten Interpretationen, die jungsteinzeitliche Höhlenkunst als Ausdruck von Dankbarkeit einer Gottheit gegenüber sehen und an den Anfang der menschlichen Kultur eine Gotteserkenntnis als zentrales Moment stellen (Hermann Müller-Karpe). Solche Positionen entsprechen zumeist nicht der archäologischen Forschungssituation, gleichwohl sind religionswissenschaftliche Interpretationen mit einem interdisziplinären Ansatz kaum vorhanden. Steinzeitliche Kunst und Symbolik wird häufig durch Rückschlüsse mit ähnlichen Zeichen und Symbolen aus späteren Kulturen interpretiert, diese Methode ist jedoch spekulativ und wissenschaftlich umstritten (beispielsweise Ariel Golan, Marie E. P. König). Ethnographische Vergleiche von Kult und Mythologie heutiger Jäger- und Sammlerkulturen mit der Geschichte der Religion sind heute ebenso umstritten, da sich alle kulturellen Phänomene im Laufe solch langer Zeiträume verändert haben. Aufgrund ihrer großen Anpassungsfähigkeit an veränderte Bedingungen sind ethnische Religionen ganz im Gegenteil sämtlich jünger als die bekannten Hochreligionen. Funde, die religiös-kultisch gedeutet werden können, sind beispielsweise Höhlenmalereien, jungpaläolithische Kleinkunst, Frauenfigurinen und andere Skulpturen wie der Löwenmensch sowie Gräber und ihre Ausstattung. Deutlich abzulesen ist an solchen Funden, dass es sich wohl bei den religiösen Vorstellungen der Steinzeit um eine Lebenskraft-Mythologie, jedoch auch um eine Leben-Tod-Problematik handeln könnte, auch Lunarsymboliken sind erkennenbar. Die Jagdmagie-Hypothese wird hingegen wissenschaftlich nicht mehr anerkannt. Als wahrscheinlich gilt die Existenz archaisch-animistischer Religionen mit Jenseitsvorstellungen, ersten Mythen und einem „Herrn der Tiere“ als erster gottähnlicher Vorstellung in der frühen und mittleren Altsteinzeit sowie magisch-spiritueller Religionen, die erstmals in der späteren Altsteinzeit oder Mittelsteinzeit auftraten und durch kultische Rituale und vermutlich schon durch spirituelle Spezialisten gekennzeichnet waren. (de)
  • Religion im Paläolithikum bezeichnet das (rekonstruierte) religiös-kultische Weltbild des paläolithischen Homo sapiens, teilweise auch des Neandertalers. Es wird von den meisten Wissenschaftlern angenommen, dass sowohl der Neandertaler als auch der frühe Homo sapiens im Paläolithikum bereits eine religiös-kultische Prägung aufgewiesen haben. Problematisch ist dabei der Begriff der Religion, da es als fraglich gilt, was in der Alt- und Jungsteinzeit überhaupt als religiös und kultisch gedeutet werden kann. In der Urgeschichtsforschung, die in den Wissenschaften hauptsächlich zur Religion der Steinzeit Deutungen liefert, wird ein Religionsbegriff kaum hinterfragt, und so reichen die Interpretationen von der empiristisch-minimalistischen Annahme, bei religiösen Vorstellungen der Steinzeit handele es sich lediglich um Manifestationen von Tätigkeiten, die über das Alltägliche und die materielle Alltagsbewältigung hinausgehen, so dass nur ein Bild von der Ordnung des Universums angenommen werden kann (Leroi-Gourhan), bis zu christlich geprägten Interpretationen, die jungsteinzeitliche Höhlenkunst als Ausdruck von Dankbarkeit einer Gottheit gegenüber sehen und an den Anfang der menschlichen Kultur eine Gotteserkenntnis als zentrales Moment stellen (Hermann Müller-Karpe). Solche Positionen entsprechen zumeist nicht der archäologischen Forschungssituation, gleichwohl sind religionswissenschaftliche Interpretationen mit einem interdisziplinären Ansatz kaum vorhanden. Steinzeitliche Kunst und Symbolik wird häufig durch Rückschlüsse mit ähnlichen Zeichen und Symbolen aus späteren Kulturen interpretiert, diese Methode ist jedoch spekulativ und wissenschaftlich umstritten (beispielsweise Ariel Golan, Marie E. P. König). Ethnographische Vergleiche von Kult und Mythologie heutiger Jäger- und Sammlerkulturen mit der Geschichte der Religion sind heute ebenso umstritten, da sich alle kulturellen Phänomene im Laufe solch langer Zeiträume verändert haben. Aufgrund ihrer großen Anpassungsfähigkeit an veränderte Bedingungen sind ethnische Religionen ganz im Gegenteil sämtlich jünger als die bekannten Hochreligionen. Funde, die religiös-kultisch gedeutet werden können, sind beispielsweise Höhlenmalereien, jungpaläolithische Kleinkunst, Frauenfigurinen und andere Skulpturen wie der Löwenmensch sowie Gräber und ihre Ausstattung. Deutlich abzulesen ist an solchen Funden, dass es sich wohl bei den religiösen Vorstellungen der Steinzeit um eine Lebenskraft-Mythologie, jedoch auch um eine Leben-Tod-Problematik handeln könnte, auch Lunarsymboliken sind erkennenbar. Die Jagdmagie-Hypothese wird hingegen wissenschaftlich nicht mehr anerkannt. Als wahrscheinlich gilt die Existenz archaisch-animistischer Religionen mit Jenseitsvorstellungen, ersten Mythen und einem „Herrn der Tiere“ als erster gottähnlicher Vorstellung in der frühen und mittleren Altsteinzeit sowie magisch-spiritueller Religionen, die erstmals in der späteren Altsteinzeit oder Mittelsteinzeit auftraten und durch kultische Rituale und vermutlich schon durch spirituelle Spezialisten gekennzeichnet waren. (de)
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  • Religion im Paläolithikum bezeichnet das (rekonstruierte) religiös-kultische Weltbild des paläolithischen Homo sapiens, teilweise auch des Neandertalers. Es wird von den meisten Wissenschaftlern angenommen, dass sowohl der Neandertaler als auch der frühe Homo sapiens im Paläolithikum bereits eine religiös-kultische Prägung aufgewiesen haben. Steinzeitliche Kunst und Symbolik wird häufig durch Rückschlüsse mit ähnlichen Zeichen und Symbolen aus späteren Kulturen interpretiert, diese Methode ist jedoch spekulativ und wissenschaftlich umstritten (beispielsweise Ariel Golan, Marie E. P. König). (de)
  • Religion im Paläolithikum bezeichnet das (rekonstruierte) religiös-kultische Weltbild des paläolithischen Homo sapiens, teilweise auch des Neandertalers. Es wird von den meisten Wissenschaftlern angenommen, dass sowohl der Neandertaler als auch der frühe Homo sapiens im Paläolithikum bereits eine religiös-kultische Prägung aufgewiesen haben. Steinzeitliche Kunst und Symbolik wird häufig durch Rückschlüsse mit ähnlichen Zeichen und Symbolen aus späteren Kulturen interpretiert, diese Methode ist jedoch spekulativ und wissenschaftlich umstritten (beispielsweise Ariel Golan, Marie E. P. König). (de)
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