Quell der Einsamkeit (Titel der Originalausgabe: The Well of Loneliness) ist ein im Jahre 1928 erschienener Roman der englischen Autorin Radclyffe Hall. Er erzählt das Leben der lesbischen Stephen Gordon, einer englischen Frau aus einer Oberschichtfamilie, deren sexuelle Orientierung schon früh zu Tage tritt. Als Krankenwagenfahrerin im Ersten Weltkrieg lernt sie Mary Llewellyn kennen und verliebt sich in sie, doch ihr gemeinsames Glück wird durch soziale Isolation und Zurückweisung getrübt, die nach Halls Schilderung einen zerstörerischen Einfluss auf Homosexuelle hat. Der Roman charakterisiert Homosexualität als einen natürlichen, gottgegebenen Zustand und mahnt ausdrücklich das Recht zu einer homosexuellen Existenz an.

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  • Quell der Einsamkeit (Titel der Originalausgabe: The Well of Loneliness) ist ein im Jahre 1928 erschienener Roman der englischen Autorin Radclyffe Hall. Er erzählt das Leben der lesbischen Stephen Gordon, einer englischen Frau aus einer Oberschichtfamilie, deren sexuelle Orientierung schon früh zu Tage tritt. Als Krankenwagenfahrerin im Ersten Weltkrieg lernt sie Mary Llewellyn kennen und verliebt sich in sie, doch ihr gemeinsames Glück wird durch soziale Isolation und Zurückweisung getrübt, die nach Halls Schilderung einen zerstörerischen Einfluss auf Homosexuelle hat. Der Roman charakterisiert Homosexualität als einen natürlichen, gottgegebenen Zustand und mahnt ausdrücklich das Recht zu einer homosexuellen Existenz an. Der Roman wurde Ziel einer Kampagne des damaligen Herausgebers der Zeitung Sunday Express, in deren Verlauf unter anderem folgender Satz zu lesen war: „Ich würde einem gesunden Jungen oder einem gesunden Mädchen eher eine Phiole Blausäure geben, als diesen Roman.“ Obwohl die einzige als Sexszene interpretierbare Stelle des Buches aus den Worten „und diese Nacht waren sie nicht getrennt“ besteht, wurde der Roman von einem britischen Gericht als obszön eingestuft, weil es „unnatürliche Praktiken zwischen Frauen“ verteidige. In den Vereinigten Staaten überstand der Roman sowohl Anklagen im Staat New York als auch Verhandlungen vor dem United States Court of International Trade. Die Berichterstattung über den juristischen Schlagabtausch brachte die englischen und amerikanischen Lesben stärker in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung. Über Jahrzehnte hinweg war der „Brunnen“ der bekannteste lesbische Roman in englischer Sprache und oft die erste Informationsquelle für weibliche Homosexualität, die junge Lesben finden konnten. Der Roman wurde von den homosexuellen Leserinnen unterschiedlich aufgefasst. Während einige ihn sehr schätzten, kritisierten andere den von der Autorin dargestellten Selbsthass der Hauptfigur und glaubten, dies erzeuge Schamgefühle bei entsprechend veranlagten Frauen. Ebenso wurde diskutiert, inwiefern das Werk mitverantwortlich für die Verbreitung der Annahme war, Lesben verhielten und kleideten sich „männlicher“ als heterosexuelle Frauen. Einige Kritiker gehen inzwischen davon aus, dass Stephen Gordon als Transsexueller verstanden werden sollte. Obwohl die Mehrzahl der Kritiker den Roman nicht als überragende literarische Leistung wertet, löste der „Brunnen“ durch die Thematisierung der Sexualität und der Geschlechterrollen öffentliche Debatten und wissenschaftliche Auseinandersetzungen mit dem Thema aus, die bis heute andauern. (de)
  • Quell der Einsamkeit (Titel der Originalausgabe: The Well of Loneliness) ist ein im Jahre 1928 erschienener Roman der englischen Autorin Radclyffe Hall. Er erzählt das Leben der lesbischen Stephen Gordon, einer englischen Frau aus einer Oberschichtfamilie, deren sexuelle Orientierung schon früh zu Tage tritt. Als Krankenwagenfahrerin im Ersten Weltkrieg lernt sie Mary Llewellyn kennen und verliebt sich in sie, doch ihr gemeinsames Glück wird durch soziale Isolation und Zurückweisung getrübt, die nach Halls Schilderung einen zerstörerischen Einfluss auf Homosexuelle hat. Der Roman charakterisiert Homosexualität als einen natürlichen, gottgegebenen Zustand und mahnt ausdrücklich das Recht zu einer homosexuellen Existenz an. Der Roman wurde Ziel einer Kampagne des damaligen Herausgebers der Zeitung Sunday Express, in deren Verlauf unter anderem folgender Satz zu lesen war: „Ich würde einem gesunden Jungen oder einem gesunden Mädchen eher eine Phiole Blausäure geben, als diesen Roman.“ Obwohl die einzige als Sexszene interpretierbare Stelle des Buches aus den Worten „und diese Nacht waren sie nicht getrennt“ besteht, wurde der Roman von einem britischen Gericht als obszön eingestuft, weil es „unnatürliche Praktiken zwischen Frauen“ verteidige. In den Vereinigten Staaten überstand der Roman sowohl Anklagen im Staat New York als auch Verhandlungen vor dem United States Court of International Trade. Die Berichterstattung über den juristischen Schlagabtausch brachte die englischen und amerikanischen Lesben stärker in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung. Über Jahrzehnte hinweg war der „Brunnen“ der bekannteste lesbische Roman in englischer Sprache und oft die erste Informationsquelle für weibliche Homosexualität, die junge Lesben finden konnten. Der Roman wurde von den homosexuellen Leserinnen unterschiedlich aufgefasst. Während einige ihn sehr schätzten, kritisierten andere den von der Autorin dargestellten Selbsthass der Hauptfigur und glaubten, dies erzeuge Schamgefühle bei entsprechend veranlagten Frauen. Ebenso wurde diskutiert, inwiefern das Werk mitverantwortlich für die Verbreitung der Annahme war, Lesben verhielten und kleideten sich „männlicher“ als heterosexuelle Frauen. Einige Kritiker gehen inzwischen davon aus, dass Stephen Gordon als Transsexueller verstanden werden sollte. Obwohl die Mehrzahl der Kritiker den Roman nicht als überragende literarische Leistung wertet, löste der „Brunnen“ durch die Thematisierung der Sexualität und der Geschlechterrollen öffentliche Debatten und wissenschaftliche Auseinandersetzungen mit dem Thema aus, die bis heute andauern. (de)
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  • Quell der Einsamkeit (Titel der Originalausgabe: The Well of Loneliness) ist ein im Jahre 1928 erschienener Roman der englischen Autorin Radclyffe Hall. Er erzählt das Leben der lesbischen Stephen Gordon, einer englischen Frau aus einer Oberschichtfamilie, deren sexuelle Orientierung schon früh zu Tage tritt. Als Krankenwagenfahrerin im Ersten Weltkrieg lernt sie Mary Llewellyn kennen und verliebt sich in sie, doch ihr gemeinsames Glück wird durch soziale Isolation und Zurückweisung getrübt, die nach Halls Schilderung einen zerstörerischen Einfluss auf Homosexuelle hat. Der Roman charakterisiert Homosexualität als einen natürlichen, gottgegebenen Zustand und mahnt ausdrücklich das Recht zu einer homosexuellen Existenz an. (de)
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