Die Oberneustadt bezeichnet den Bereich der ersten planmäßigen Neuanlage eines Stadtteils außerhalb der durch Stadtmauern eingefassten Altstadt von Kassel. Sie ist heute Teil des Stadtzentrums und der Innenstadt. Einen unmittelbaren baulich-historischen Vergleich bietet die Anlage der Stadt Bad Karlshafen an der Weser. Normdaten (Geografikum): GND: 7727739-9 | VIAF: 243735889

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  • Die Oberneustadt bezeichnet den Bereich der ersten planmäßigen Neuanlage eines Stadtteils außerhalb der durch Stadtmauern eingefassten Altstadt von Kassel. Sie ist heute Teil des Stadtzentrums und der Innenstadt. Sie entstand nach dem Dreißigjährigen Krieg unter den deutschen Landesfürsten zu Beginn des achtzehnten Jahrhunderts als eigenes Quartier mit symmetrisch gegliederten Straßenzügen und einem zentralen Platz mit Kirche im Mittelpunkt. Die barocke Neuanlage des Stadtteils diente hugenottischen Glaubensflüchtlingen aus der Reformationszeit, die durch die hessischen Landgrafen eine Zäsur gegenüber den evangelischen Orthodoxen bewirken konnte. Die aus dem absolutistischen-vorrevolutionären Frankreich stammenden brachten ein hohes Maß an handwerklicher und akademischer Bildung nach Nordhessen. In der Oberneustadt, deren Anlage solitär vor den Festungsmauern der noch umgebenden Residenz ihre Umsetzung fand, wuchs damit erstmals ein eigenes, bewusst geplantes wie repräsentatives Wohnquartier. Zur Zeit der Spätreformation und Aufklärung bildete die Oberneustadt neben der Altstadt, der Unterneustadt, der mittelalterlichen Stadtgründung auf dem östlichen Ufer der Fulda, und der Freiheit einen neuen Stadtteil, mit dessen Entstehung der Geschichte der Stadt ein neuer Aufbruch beschert war. Den räumlichen Abschluss bildet die natürliche Abgrenzung des nach Südosten zur Karlsaue abfallenden Hangs, von dem das landgräfliche Schloss seit Schleifung der Festungswerke entlang des Theaters und den Kolonnaden zu Fuß erreichbar waren. Nach Westen hin befanden sich noch bis zur Überformung im einsetzenden Historismus weite Wiesen und Gärten, die an die Anlage der ersten planmäßigen Erweiterung seit dem Mittelalter durch die Baumeisterfamilie Paul du Ry anzuknüpfen suchten. Bis dahin führte ein umschwungener Pfad aus dem barocken Quartier hinaus, der als Königstor zum Carlsberg, der späteren Wilhelmshöhe führen sollte.Den nördlichen Abschluss des Quartiers bildet die Achse der neuen Königsstraße, die etwa dem Verlauf der alten Festungsmauern vom Drusel- und Köllnischen Tor unterhalb des von Westen abfallenden Höhenzugs zwischen den Rothenbergen und Zwehren verlief. Im Verlauf der Stadtentwicklung seit der einsetzenden Neuzeit und der oktroyierten Eingliederung des Landgrafentums in das preußische Kurfürstentum (vgl.: "Wilhelmus conditit elector II" als Inschrift auf dem Portikus des Roten Palais von Johann Conrad Bromeis auf dem Friedrichsplatz) wurde dieser Stadtteil seit Beginn des 18. Jahrhunderts durch die Repräsentanz und Beamtenkasten des deutschen Historismus, dem Empire und Neoklassizismus zur Zeit des Spätbarocks überformt und eingeschlossen. Infolgedessen findet sich die Oberneustadt heute als der axial an der Altstadt nördlich verlaufenden und sich zentral über den Königsplatz nach Südwesten führenden Straße wieder, die an Stelle der ehemaligen Dürer’schen Festungswerke durch den weiten Friedrichsplatz verbunden sind. Im Bereich des weiteren Verlaufs bildet das Wilhelmshöher Tor am heutigen Brüder-Grimm-Platz eine pentagone Umlenkung der Achse in die Allee Richtung des Weißenstein’schen Schlosses. Der bis 1909 errichtete Neubau des Kasseler Rathauses im Bereich des nordwestlichen Straßenblocks zwischen Fünffensterstraße und Wilhelmsstraße bricht zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit der geschlossenen, traufständigen Bebauung des Quartiers zu Gunsten eines durch historistisch und früheklektizistische Elemente geprägten Baukörper barocker Ausformung. Das Gebäude gehört mit dem nur einige Jahre später errichteten, leicht durch den Jugendstil geprägten Landesmuseum am Brüder-Grimm-Platz zur Reihe der baulich in die Neuzeit des 20. Jahrhunderts überleitenden Phase solitaristischer Repräsentanzbauten. Heute ist die ursprüngliche Struktur geordneter Straßenverläufe durch die bis in die 1960er Jahre umgesetzten Straßenbauten des innerstädtischen Rings zerstört. Die durch die Friedrichstraße begrenzten Blöcke sind durch die Verbreiterung der Fünffensterstraße an dieser Stelle in ihrer Fläche verringert, die Zeile zwischen Palais Bellevue und Friedrichsplatz entlang der Schönen Aussicht durch die Bundesstraße 7 ebenfalls von der Vollkommenheit des ursprünglichen Stadtteils abgeschnitten. Zusätzlich sanktionieren heute die Gebäude der Justizbehörden die Gleichförmigkeit der ursprünglichen Bebauung. Einen unmittelbaren baulich-historischen Vergleich bietet die Anlage der Stadt Bad Karlshafen an der Weser. Normdaten (Geografikum): GND: 7727739-9 | VIAF: 243735889 (de)
  • Die Oberneustadt bezeichnet den Bereich der ersten planmäßigen Neuanlage eines Stadtteils außerhalb der durch Stadtmauern eingefassten Altstadt von Kassel. Sie ist heute Teil des Stadtzentrums und der Innenstadt. Sie entstand nach dem Dreißigjährigen Krieg unter den deutschen Landesfürsten zu Beginn des achtzehnten Jahrhunderts als eigenes Quartier mit symmetrisch gegliederten Straßenzügen und einem zentralen Platz mit Kirche im Mittelpunkt. Die barocke Neuanlage des Stadtteils diente hugenottischen Glaubensflüchtlingen aus der Reformationszeit, die durch die hessischen Landgrafen eine Zäsur gegenüber den evangelischen Orthodoxen bewirken konnte. Die aus dem absolutistischen-vorrevolutionären Frankreich stammenden brachten ein hohes Maß an handwerklicher und akademischer Bildung nach Nordhessen. In der Oberneustadt, deren Anlage solitär vor den Festungsmauern der noch umgebenden Residenz ihre Umsetzung fand, wuchs damit erstmals ein eigenes, bewusst geplantes wie repräsentatives Wohnquartier. Zur Zeit der Spätreformation und Aufklärung bildete die Oberneustadt neben der Altstadt, der Unterneustadt, der mittelalterlichen Stadtgründung auf dem östlichen Ufer der Fulda, und der Freiheit einen neuen Stadtteil, mit dessen Entstehung der Geschichte der Stadt ein neuer Aufbruch beschert war. Den räumlichen Abschluss bildet die natürliche Abgrenzung des nach Südosten zur Karlsaue abfallenden Hangs, von dem das landgräfliche Schloss seit Schleifung der Festungswerke entlang des Theaters und den Kolonnaden zu Fuß erreichbar waren. Nach Westen hin befanden sich noch bis zur Überformung im einsetzenden Historismus weite Wiesen und Gärten, die an die Anlage der ersten planmäßigen Erweiterung seit dem Mittelalter durch die Baumeisterfamilie Paul du Ry anzuknüpfen suchten. Bis dahin führte ein umschwungener Pfad aus dem barocken Quartier hinaus, der als Königstor zum Carlsberg, der späteren Wilhelmshöhe führen sollte.Den nördlichen Abschluss des Quartiers bildet die Achse der neuen Königsstraße, die etwa dem Verlauf der alten Festungsmauern vom Drusel- und Köllnischen Tor unterhalb des von Westen abfallenden Höhenzugs zwischen den Rothenbergen und Zwehren verlief. Im Verlauf der Stadtentwicklung seit der einsetzenden Neuzeit und der oktroyierten Eingliederung des Landgrafentums in das preußische Kurfürstentum (vgl.: "Wilhelmus conditit elector II" als Inschrift auf dem Portikus des Roten Palais von Johann Conrad Bromeis auf dem Friedrichsplatz) wurde dieser Stadtteil seit Beginn des 18. Jahrhunderts durch die Repräsentanz und Beamtenkasten des deutschen Historismus, dem Empire und Neoklassizismus zur Zeit des Spätbarocks überformt und eingeschlossen. Infolgedessen findet sich die Oberneustadt heute als der axial an der Altstadt nördlich verlaufenden und sich zentral über den Königsplatz nach Südwesten führenden Straße wieder, die an Stelle der ehemaligen Dürer’schen Festungswerke durch den weiten Friedrichsplatz verbunden sind. Im Bereich des weiteren Verlaufs bildet das Wilhelmshöher Tor am heutigen Brüder-Grimm-Platz eine pentagone Umlenkung der Achse in die Allee Richtung des Weißenstein’schen Schlosses. Der bis 1909 errichtete Neubau des Kasseler Rathauses im Bereich des nordwestlichen Straßenblocks zwischen Fünffensterstraße und Wilhelmsstraße bricht zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit der geschlossenen, traufständigen Bebauung des Quartiers zu Gunsten eines durch historistisch und früheklektizistische Elemente geprägten Baukörper barocker Ausformung. Das Gebäude gehört mit dem nur einige Jahre später errichteten, leicht durch den Jugendstil geprägten Landesmuseum am Brüder-Grimm-Platz zur Reihe der baulich in die Neuzeit des 20. Jahrhunderts überleitenden Phase solitaristischer Repräsentanzbauten. Heute ist die ursprüngliche Struktur geordneter Straßenverläufe durch die bis in die 1960er Jahre umgesetzten Straßenbauten des innerstädtischen Rings zerstört. Die durch die Friedrichstraße begrenzten Blöcke sind durch die Verbreiterung der Fünffensterstraße an dieser Stelle in ihrer Fläche verringert, die Zeile zwischen Palais Bellevue und Friedrichsplatz entlang der Schönen Aussicht durch die Bundesstraße 7 ebenfalls von der Vollkommenheit des ursprünglichen Stadtteils abgeschnitten. Zusätzlich sanktionieren heute die Gebäude der Justizbehörden die Gleichförmigkeit der ursprünglichen Bebauung. Einen unmittelbaren baulich-historischen Vergleich bietet die Anlage der Stadt Bad Karlshafen an der Weser. Normdaten (Geografikum): GND: 7727739-9 | VIAF: 243735889 (de)
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  • Die Oberneustadt bezeichnet den Bereich der ersten planmäßigen Neuanlage eines Stadtteils außerhalb der durch Stadtmauern eingefassten Altstadt von Kassel. Sie ist heute Teil des Stadtzentrums und der Innenstadt. Einen unmittelbaren baulich-historischen Vergleich bietet die Anlage der Stadt Bad Karlshafen an der Weser. Normdaten (Geografikum): GND: 7727739-9 | VIAF: 243735889 (de)
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