Neoliberalismus ist die Bezeichnung einer breiten und heterogenen theoretischen Strömung, zu der die Freiburger Schule (Ordoliberalismus) und die Chicagoer Schule, aber auch Vertreter der Österreichischen Schule wie Friedrich von Hayek gerechnet werden, obwohl die Abgrenzung der einzelnen Schulen und die Zuordnung einzelner Personen strittig ist. Neben der wirtschaftsgeschichtlichen Bedeutung gibt es neuere Begriffsverwendungen von Neoliberalismus als Politisches Konzept, Entwicklungsmodell, Ideologie und Akademisches Paradigma sowie als „Kampfbegriff“ oder als „politisches Schimpfwort“. Neoliberalismus erscheint heute als wesensmäßig umstrittener Begriff (Essentially Contested Concept).

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  • Neoliberalismus ist die Bezeichnung einer breiten und heterogenen theoretischen Strömung, zu der die Freiburger Schule (Ordoliberalismus) und die Chicagoer Schule, aber auch Vertreter der Österreichischen Schule wie Friedrich von Hayek gerechnet werden, obwohl die Abgrenzung der einzelnen Schulen und die Zuordnung einzelner Personen strittig ist. Neben der wirtschaftsgeschichtlichen Bedeutung gibt es neuere Begriffsverwendungen von Neoliberalismus als Politisches Konzept, Entwicklungsmodell, Ideologie und Akademisches Paradigma sowie als „Kampfbegriff“ oder als „politisches Schimpfwort“. Neoliberalismus erscheint heute als wesensmäßig umstrittener Begriff (Essentially Contested Concept). Neoliberalismus ist eine begriffliche Neuschöpfung (aus altgriechisch νέος neos „neu“, und lat. liberalis „die Freiheit betreffend“), die zuerst 1938 vom französischen Ökonomen Bernard Lavergne als néo-liberalisme geprägt und noch im selben Jahr auf Vorschlag von Alexander Rüstow als Fachausdruck in deutscher Sprache auf dem Colloque Walter Lippmann in Paris definiert wurde. Der Neoliberalismus, wie er ursprünglich im Colloque Walter Lippmann vorgeschlagen worden war, sollte einen neuen Liberalismus konzipieren, jedoch nicht im Sinne eines Marktradikalismus, sondern vielmehr als antikommunistischer und antikapitalistischer Dritter Weg. Vornehmlich in seiner ordoliberalen Ausprägung gilt der deutsche Neoliberalismus der 1930er und 1940er Jahre als eine wesentliche theoretische Grundlage der Sozialen Marktwirtschaft, die allerdings mit größerem Pragmatismus insbesondere hinsichtlich der Konjunktur- und Sozialpolitik eigene Akzente setzte. In Deutschland wurden im Laufe der Zeit mit Ordoliberalismus und Soziale Marktwirtschaft andere Bezeichnungen für die Philosophie des Dritten Weges zwischen Laissez-faire-Liberalismus und Kommunismus populärer und allgemein gebräuchlich. Außerhalb Deutschlands wandten sich die Wirtschaftsliberalen wieder stärker dem Klassischen Liberalismus zu und sahen sich daher nicht (mehr) als Neoliberale. In den 1960er Jahren geriet der Begriff Neoliberalismus daher allgemein in Vergessenheit, seitdem gibt es keinen Kreis von Wissenschaftlern mehr, der sich selbst als neoliberal bezeichnet. In den 1970er Jahren wurde der Ausdruck Neoliberalismus wieder aufgegriffen und erfuhr einen Bedeutungswandel. Oppositionelle Wissenschaftler in Chile benutzten ihn mit negativer Konnotation und kritisierten damit die von Ideen der Chicagoer Schule sowie Friedrich August von Hayek beeinflussten radikalen Reformen durch die Chicago Boys. Von hier aus verbreitete sich die neue Wortbedeutung in die angelsächsische Welt. Heute wird der Begriff vorwiegend als pejorative Fremdbezeichnung von „Marktfundamentalismus“ verwendet, nicht selten im Zusammenhang mit der New Right und der damit verbundenen Wirtschaftspolitik Ronald Reagans und Margaret Thatchers. (de)
  • Neoliberalismus ist die Bezeichnung einer breiten und heterogenen theoretischen Strömung, zu der die Freiburger Schule (Ordoliberalismus) und die Chicagoer Schule, aber auch Vertreter der Österreichischen Schule wie Friedrich von Hayek gerechnet werden, obwohl die Abgrenzung der einzelnen Schulen und die Zuordnung einzelner Personen strittig ist. Neben der wirtschaftsgeschichtlichen Bedeutung gibt es neuere Begriffsverwendungen von Neoliberalismus als Politisches Konzept, Entwicklungsmodell, Ideologie und Akademisches Paradigma sowie als „Kampfbegriff“ oder als „politisches Schimpfwort“. Neoliberalismus erscheint heute als wesensmäßig umstrittener Begriff (Essentially Contested Concept). Neoliberalismus ist eine begriffliche Neuschöpfung (aus altgriechisch νέος neos „neu“, und lat. liberalis „die Freiheit betreffend“), die zuerst 1938 vom französischen Ökonomen Bernard Lavergne als néo-liberalisme geprägt und noch im selben Jahr auf Vorschlag von Alexander Rüstow als Fachausdruck in deutscher Sprache auf dem Colloque Walter Lippmann in Paris definiert wurde. Der Neoliberalismus, wie er ursprünglich im Colloque Walter Lippmann vorgeschlagen worden war, sollte einen neuen Liberalismus konzipieren, jedoch nicht im Sinne eines Marktradikalismus, sondern vielmehr als antikommunistischer und antikapitalistischer Dritter Weg. Vornehmlich in seiner ordoliberalen Ausprägung gilt der deutsche Neoliberalismus der 1930er und 1940er Jahre als eine wesentliche theoretische Grundlage der Sozialen Marktwirtschaft, die allerdings mit größerem Pragmatismus insbesondere hinsichtlich der Konjunktur- und Sozialpolitik eigene Akzente setzte. In Deutschland wurden im Laufe der Zeit mit Ordoliberalismus und Soziale Marktwirtschaft andere Bezeichnungen für die Philosophie des Dritten Weges zwischen Laissez-faire-Liberalismus und Kommunismus populärer und allgemein gebräuchlich. Außerhalb Deutschlands wandten sich die Wirtschaftsliberalen wieder stärker dem Klassischen Liberalismus zu und sahen sich daher nicht (mehr) als Neoliberale. In den 1960er Jahren geriet der Begriff Neoliberalismus daher allgemein in Vergessenheit, seitdem gibt es keinen Kreis von Wissenschaftlern mehr, der sich selbst als neoliberal bezeichnet. In den 1970er Jahren wurde der Ausdruck Neoliberalismus wieder aufgegriffen und erfuhr einen Bedeutungswandel. Oppositionelle Wissenschaftler in Chile benutzten ihn mit negativer Konnotation und kritisierten damit die von Ideen der Chicagoer Schule sowie Friedrich August von Hayek beeinflussten radikalen Reformen durch die Chicago Boys. Von hier aus verbreitete sich die neue Wortbedeutung in die angelsächsische Welt. Heute wird der Begriff vorwiegend als pejorative Fremdbezeichnung von „Marktfundamentalismus“ verwendet, nicht selten im Zusammenhang mit der New Right und der damit verbundenen Wirtschaftspolitik Ronald Reagans und Margaret Thatchers. (de)
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  • 978-3-8282-0441-6
  • 978-3-89965-145-4
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  • Neoliberalismus (de)
  • The History of Neoliberalism: A General View and Developments in Several Countries (de)
  • Die zwei „Neoliberalismen“ (de)
  • German Neoliberalism (de)
  • German Neoliberals and the Social Market Economy (de)
  • Kleine Geschichte des Neoliberalismus (de)
  • Liberalismus: 3b) Neoliberalismus (de)
  • L’essence du néolibéralisme (de)
  • Neoliberalismus – Versuch einer Begriffsklärung (de)
  • Wandlungen des Neoliberalismus. Eine Studie zu Entwicklung und Ausstrahlung der „Mont Pèlerin Society“ (de)
  • Constitutionalizing the Economy: German Neoliberalism, Competition Law and the ‚New Europe‘ (de)
  • Die Entstehung ordnungsökonomischer Paradigmen – theoriegeschichtliche Betrachtungen (de)
  • Noam Chomsky and the Struggle Against Neoliberalism (de)
  • Der lange Marsch zum Neoliberalismus. Vom Roten Wien zum freien Markt – Popper und Hayek im Diskurs. (de)
  • Vom Ordoliberalismus zur Sozialen Marktwirtschaft. Stationen des Neoliberalismus in Deutschland (de)
  • The History of Neoliberalism: Affinity to Some Developments in Economics in Germany (de)
  • Neoliberalismus und Freiheit – Zum sozialethischen Anliegen der Ordo-Schule (de)
  • Der Neoliberalismus – Ein fragwürdiges Ideensystem? (de)
  • From Chicago to Santiago: Neoliberalism and Social Security Privatization in Chile (de)
  • The Philosophy of Social Market Economy: Michel Foucault’s Analysis of Ordoliberalism (de)
  • Der Neoliberalismus – Entstehung, Kampfbegriff und Meinungsstreit (de)
  • Neoliberal Governmentality: Foucault on the Birth of Biopolitics (de)
  • Die Sozial- und Wirtschaftsphilosophie des Neoliberalismus (de)
  • Bourdieu’s Criticism of the Neoliberal Philosophy of Development, the Myth of Mondialization and the New Europe (de)
  • Die schleichende Revolution - Wie der Neoliberalismus die Demokratie zerstört (de)
  • Neoliberalismus (de)
  • The History of Neoliberalism: A General View and Developments in Several Countries (de)
  • Die zwei „Neoliberalismen“ (de)
  • German Neoliberalism (de)
  • German Neoliberals and the Social Market Economy (de)
  • Kleine Geschichte des Neoliberalismus (de)
  • Liberalismus: 3b) Neoliberalismus (de)
  • L’essence du néolibéralisme (de)
  • Neoliberalismus – Versuch einer Begriffsklärung (de)
  • Wandlungen des Neoliberalismus. Eine Studie zu Entwicklung und Ausstrahlung der „Mont Pèlerin Society“ (de)
  • Constitutionalizing the Economy: German Neoliberalism, Competition Law and the ‚New Europe‘ (de)
  • Die Entstehung ordnungsökonomischer Paradigmen – theoriegeschichtliche Betrachtungen (de)
  • Noam Chomsky and the Struggle Against Neoliberalism (de)
  • Der lange Marsch zum Neoliberalismus. Vom Roten Wien zum freien Markt – Popper und Hayek im Diskurs. (de)
  • Vom Ordoliberalismus zur Sozialen Marktwirtschaft. Stationen des Neoliberalismus in Deutschland (de)
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  • Neoliberalismus und Freiheit – Zum sozialethischen Anliegen der Ordo-Schule (de)
  • Der Neoliberalismus – Ein fragwürdiges Ideensystem? (de)
  • From Chicago to Santiago: Neoliberalism and Social Security Privatization in Chile (de)
  • The Philosophy of Social Market Economy: Michel Foucault’s Analysis of Ordoliberalism (de)
  • Der Neoliberalismus – Entstehung, Kampfbegriff und Meinungsstreit (de)
  • Neoliberal Governmentality: Foucault on the Birth of Biopolitics (de)
  • Die Sozial- und Wirtschaftsphilosophie des Neoliberalismus (de)
  • Bourdieu’s Criticism of the Neoliberal Philosophy of Development, the Myth of Mondialization and the New Europe (de)
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  • A. Peacock und H. Willgerodt
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  • David J. Gerber
  • Egon Edgar Nawroth
  • Gerrit Meijer
  • H.M. Oliver Jr
  • Hans Besters
  • Joachim Zweynert
  • Jürgen Nordmann
  • Ljubiša Mitrović
  • Manfred E. Streit
  • Michael A. Peters
  • Nils Goldschmidt und Hermann Rauchenschwandtner
  • Philip Plickert
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  • Roland Vaubel und Hans D. Barbier
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  • Berlin
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  • dbpedia-de:Monthly_Review
  • Quarterly Journal of Economics
  • ORDO
  • Freiburger Diskussionspapiere zur Ordnungsökonomik
  • Die Schweiz unter Globalisierungsdruck
  • Fragen der Freiheit
  • Governance
  • Handbuch Marktwirtschaft
  • Handwörterbuch der Wirtschaftswissenschaft
  • International Journal of Social Economics
  • Rivista Internazionale di Scienze Economiche e Commerciali
  • Le Monde Diplomatique
  • Gouvernementalität und Erziehungswissenschaft. Wissen – Macht – Transformation
  • The American Journal of Comparative Law
  • Facta Universitatis. Philosophy, Sociology and Psychology
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  • Leske und Budrich
  • MacMillan
  • Neske
  • Sauerländer
  • Suhrkamp
  • VS Verlag für Sozialwissenschaften
  • VSA Verlag
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  • Kerle
  • Lucius & Lucius Verlag
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  • *Byung-Chul Han: Psychopolitik: Neoliberalismus und die neuen Machttechniken. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2014. ISBN 978-3-10-002203-5 (Hardcover); ISBN 978-3-10-403060-9 (eBook)
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  • Neoliberalismus ist die Bezeichnung einer breiten und heterogenen theoretischen Strömung, zu der die Freiburger Schule (Ordoliberalismus) und die Chicagoer Schule, aber auch Vertreter der Österreichischen Schule wie Friedrich von Hayek gerechnet werden, obwohl die Abgrenzung der einzelnen Schulen und die Zuordnung einzelner Personen strittig ist. Neben der wirtschaftsgeschichtlichen Bedeutung gibt es neuere Begriffsverwendungen von Neoliberalismus als Politisches Konzept, Entwicklungsmodell, Ideologie und Akademisches Paradigma sowie als „Kampfbegriff“ oder als „politisches Schimpfwort“. Neoliberalismus erscheint heute als wesensmäßig umstrittener Begriff (Essentially Contested Concept). (de)
  • Neoliberalismus ist die Bezeichnung einer breiten und heterogenen theoretischen Strömung, zu der die Freiburger Schule (Ordoliberalismus) und die Chicagoer Schule, aber auch Vertreter der Österreichischen Schule wie Friedrich von Hayek gerechnet werden, obwohl die Abgrenzung der einzelnen Schulen und die Zuordnung einzelner Personen strittig ist. Neben der wirtschaftsgeschichtlichen Bedeutung gibt es neuere Begriffsverwendungen von Neoliberalismus als Politisches Konzept, Entwicklungsmodell, Ideologie und Akademisches Paradigma sowie als „Kampfbegriff“ oder als „politisches Schimpfwort“. Neoliberalismus erscheint heute als wesensmäßig umstrittener Begriff (Essentially Contested Concept). (de)
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