„Natura non facit saltus“ (lateinisch für „Die Natur macht keine Sprünge“) ist eine Grundannahme der antiken Philosophie und Naturwissenschaft seit Aristoteles (bzw. schon seit den Eleaten: altgr. Ἡ φύσις οὐδὲν ποιεῖ ἅλματα.). In dieser Form stammt das Axiom von Carl von Linné (1707–1778). Der Gedanke wurde später im biologischen und geologischen Gradualismus aufgegriffen. Mit dem Satz wird ausgedrückt, dass sich Prozesse bzw. Veränderungen in der Natur nicht sprunghaft und plötzlich – diskontinuierlich – vollziehen, sondern prinzipiell kontinuierlich bzw. stetig.

Property Value
dbo:abstract
  • „Natura non facit saltus“ (lateinisch für „Die Natur macht keine Sprünge“) ist eine Grundannahme der antiken Philosophie und Naturwissenschaft seit Aristoteles (bzw. schon seit den Eleaten: altgr. Ἡ φύσις οὐδὲν ποιεῖ ἅλματα.). In dieser Form stammt das Axiom von Carl von Linné (1707–1778). Der Gedanke wurde später im biologischen und geologischen Gradualismus aufgegriffen. Mit dem Satz wird ausgedrückt, dass sich Prozesse bzw. Veränderungen in der Natur nicht sprunghaft und plötzlich – diskontinuierlich – vollziehen, sondern prinzipiell kontinuierlich bzw. stetig. Das Axiom wirkt auch in der abendländischen Naturwissenschaft weiterhin fort. Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716) und Sir Isaac Newton (1643–1727; Mechanik), beide Entdecker und Entwickler der Infinitesimalrechnung, haben diesen Satz in ihre Betrachtungen eingeschlossen, ebenso Immanuel Kant (1724–1804; Philosophie). Im Discours véritable de la vie, mort et des os du géant Theutobocus des Jacques Tissot (Lyon 1613) ist ein ähnlicher Gedanke zu finden: „Natura in operationibus suis non facit saltum“ „Die Natur macht in ihren Abläufen keinen Sprung.“ Johann Amos Comenius (1592–1671) formulierte in seinem Werk De sermonis Latini studio (1638): „Natura et Ars nusquam saltum faciunt, nusquam fecerunt“ „Natur und Kunst machen nirgendwo einen Sprung, haben ihn nirgends gemacht.“ Auch für die neoklassische Ökonomie spielt dieses Axiom eine Rolle. So hat Alfred Marshall das Zitat seinen Principles of Economics (1890) als Motto vorangestellt. Biologisch diskontinuierliche Veränderungen (Mutationen), insbesondere nach der Theorie des Punktualismus, und das Phänomen des Quantensprungs in der modernen Quantenphysik stellen dieses Prinzip in Frage. Da bei beiden Phänomenen die „Sprünge“ im subatomaren und submolekularen Bereich stattfinden, ließe sich unter Ausschluss solcher kleinster Veränderungen der Satz durchaus aufrechterhalten. Allerdings gibt es auch die Gegenmeinung eines Nobelpreisträgers: „Der Zufall hat seinen Ursprung in der Unbestimmtheit dieser Elementarereignisse. [...] Unter speziellen Bedingungen kann es aber auch zu einem Aufschaukeln der elementaren Vorgänge und damit zu einer makroskopischen Abbildung der Unbestimmtheit des mikroskopischen Würfelspiels kommen.“ (de)
  • „Natura non facit saltus“ (lateinisch für „Die Natur macht keine Sprünge“) ist eine Grundannahme der antiken Philosophie und Naturwissenschaft seit Aristoteles (bzw. schon seit den Eleaten: altgr. Ἡ φύσις οὐδὲν ποιεῖ ἅλματα.). In dieser Form stammt das Axiom von Carl von Linné (1707–1778). Der Gedanke wurde später im biologischen und geologischen Gradualismus aufgegriffen. Mit dem Satz wird ausgedrückt, dass sich Prozesse bzw. Veränderungen in der Natur nicht sprunghaft und plötzlich – diskontinuierlich – vollziehen, sondern prinzipiell kontinuierlich bzw. stetig. Das Axiom wirkt auch in der abendländischen Naturwissenschaft weiterhin fort. Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716) und Sir Isaac Newton (1643–1727; Mechanik), beide Entdecker und Entwickler der Infinitesimalrechnung, haben diesen Satz in ihre Betrachtungen eingeschlossen, ebenso Immanuel Kant (1724–1804; Philosophie). Im Discours véritable de la vie, mort et des os du géant Theutobocus des Jacques Tissot (Lyon 1613) ist ein ähnlicher Gedanke zu finden: „Natura in operationibus suis non facit saltum“ „Die Natur macht in ihren Abläufen keinen Sprung.“ Johann Amos Comenius (1592–1671) formulierte in seinem Werk De sermonis Latini studio (1638): „Natura et Ars nusquam saltum faciunt, nusquam fecerunt“ „Natur und Kunst machen nirgendwo einen Sprung, haben ihn nirgends gemacht.“ Auch für die neoklassische Ökonomie spielt dieses Axiom eine Rolle. So hat Alfred Marshall das Zitat seinen Principles of Economics (1890) als Motto vorangestellt. Biologisch diskontinuierliche Veränderungen (Mutationen), insbesondere nach der Theorie des Punktualismus, und das Phänomen des Quantensprungs in der modernen Quantenphysik stellen dieses Prinzip in Frage. Da bei beiden Phänomenen die „Sprünge“ im subatomaren und submolekularen Bereich stattfinden, ließe sich unter Ausschluss solcher kleinster Veränderungen der Satz durchaus aufrechterhalten. Allerdings gibt es auch die Gegenmeinung eines Nobelpreisträgers: „Der Zufall hat seinen Ursprung in der Unbestimmtheit dieser Elementarereignisse. [...] Unter speziellen Bedingungen kann es aber auch zu einem Aufschaukeln der elementaren Vorgänge und damit zu einer makroskopischen Abbildung der Unbestimmtheit des mikroskopischen Würfelspiels kommen.“ (de)
dbo:wikiPageID
  • 1534898 (xsd:integer)
dbo:wikiPageRevisionID
  • 142851863 (xsd:integer)
dct:subject
rdfs:comment
  • „Natura non facit saltus“ (lateinisch für „Die Natur macht keine Sprünge“) ist eine Grundannahme der antiken Philosophie und Naturwissenschaft seit Aristoteles (bzw. schon seit den Eleaten: altgr. Ἡ φύσις οὐδὲν ποιεῖ ἅλματα.). In dieser Form stammt das Axiom von Carl von Linné (1707–1778). Der Gedanke wurde später im biologischen und geologischen Gradualismus aufgegriffen. Mit dem Satz wird ausgedrückt, dass sich Prozesse bzw. Veränderungen in der Natur nicht sprunghaft und plötzlich – diskontinuierlich – vollziehen, sondern prinzipiell kontinuierlich bzw. stetig. (de)
  • „Natura non facit saltus“ (lateinisch für „Die Natur macht keine Sprünge“) ist eine Grundannahme der antiken Philosophie und Naturwissenschaft seit Aristoteles (bzw. schon seit den Eleaten: altgr. Ἡ φύσις οὐδὲν ποιεῖ ἅλματα.). In dieser Form stammt das Axiom von Carl von Linné (1707–1778). Der Gedanke wurde später im biologischen und geologischen Gradualismus aufgegriffen. Mit dem Satz wird ausgedrückt, dass sich Prozesse bzw. Veränderungen in der Natur nicht sprunghaft und plötzlich – diskontinuierlich – vollziehen, sondern prinzipiell kontinuierlich bzw. stetig. (de)
rdfs:label
  • Natura non facit saltus (de)
  • Natura non facit saltus (de)
owl:sameAs
prov:wasDerivedFrom
foaf:isPrimaryTopicOf
is foaf:primaryTopic of