Menschenfett ist ein in historischen Arzneibüchern seit dem 16. Jahrhundert erwähnter, wichtiger Bestandteil als hochwertig erachteter Salben und anderer fetthaltiger Arzneiformen. In den alten Rezepturen wird das menschliche Fett lateinisch als Pinguedo hominis oder Axungia hominis bezeichnet, wo es neben anderen tierischen Fetten von Bären (Axung. ursi), Vipern (Axung. viperarum), Bibern (Axung. castoris), Katzen (Axung. Cati sylvestris) und vielen anderen aufgeführt wird. Johann Agricola (1496–1570) beschreibt die Gewinnung von Menschenfett und seine Anwendungsgebiete.

Property Value
dbo:abstract
  • Menschenfett ist ein in historischen Arzneibüchern seit dem 16. Jahrhundert erwähnter, wichtiger Bestandteil als hochwertig erachteter Salben und anderer fetthaltiger Arzneiformen. In den alten Rezepturen wird das menschliche Fett lateinisch als Pinguedo hominis oder Axungia hominis bezeichnet, wo es neben anderen tierischen Fetten von Bären (Axung. ursi), Vipern (Axung. viperarum), Bibern (Axung. castoris), Katzen (Axung. Cati sylvestris) und vielen anderen aufgeführt wird. Johann Agricola (1496–1570) beschreibt die Gewinnung von Menschenfett und seine Anwendungsgebiete. Mit heilmagischer Bedeutung wurde es als sogenanntes „Armsünderfett“ oder „Armsünderschmalz“ in der Volksmedizin bis in das 19. Jahrhundert von Scharfrichtern aus den Körpern von Hingerichteten hergestellt und verkauft. Wie vielen anderen Teilen von Hingerichteten wurde auch ihrem Fett eine besondere Wirkkraft zugesprochen, was sich aus einem heidnischen Opferglauben heraus entwickelte. Für die Henker war der Verkauf von Menschenfett eine wichtige Einnahmequelle. Armsünderfett wurde zur Herstellung von verschiedenen Salben gegen Knochenschmerzen, Zahnschmerzen und Gicht verwendet. Es galt auch als Allheilmittel insbesondere bei Erkrankungen, die mit einer Kachexie verbunden waren (beispielsweise Tuberkulose). Auch eine schmerzlindernde Wirkung bei Rheuma und Arthritis wurde dem Menschenfett zugesprochen. Seit dem späten 19. Jahrhundert wurde Menschenfett unter dem Handelsnamen Humanol („ausgelassenes Menschenfett“) in steriler, verflüssigter Zubereitung für Injektionszwecke angeboten und 1909 in die chirurgische Therapie bei Narbenbehandlung, Wundrevisionen und Wunddesinfektionen eingeführt. Geringe Heilungserfolge und das Auftreten von Fettembolien ließ die Anwendung in den 1920er Jahren wieder aus der Mode kommen. Zur äußeren Anwendung enthielten vorgebliche Faltencremes verschiedener Hersteller (Placentubex C und Placenta-Serol von Merz Pharma) noch bis in die 1980er Jahre menschliches Fett aus Plazenten, das neben dem vorgeblich gut in die menschliche Haut eindringenden Fettbestandteil des Mutterkuchens auch Hormone und Vitamine enthalten solle. Die embryonale Herkunft sollte einen verjüngenden Effekt evozieren. Mit der Verwendung dieser „natürlichen“ Substanzen wurde offen geworben was sich auch am Namen der Produkte nachvollziehen ließ. Die Placenten wurden von Hebammen und geburtshilflichen Abteilungen für industrielle Zwecke gesammelt. Die Verwendung menschlicher Placenten wurde nach der Entdeckung des HI-Virus in den 1980er-Jahren zugunsten tierischer Produkte beendet, obwohl aufgrund des Verarbeitungsprozesses zu keiner Zeit eine Infektionsgefährdung bestand, jedoch generell Produkte mit Inhaltsstoffen menschlichen Ursprungs nicht mehr positiv besetzt waren. In Peru wurde 2009 eine als Pishtacos bezeichnete Bande bezichtigt, Menschenfett hergestellt und vertrieben zu haben; der Fall stellte sich als freie Erfindung der Ermittler heraus. Grundlage hierfür war die Quechua-Legende vom Pishtaku oder Nak'aq („Schlächter“), einem weißen Mörder, der den ermordeten Indigenen das Fett aussaugt. (de)
  • Menschenfett ist ein in historischen Arzneibüchern seit dem 16. Jahrhundert erwähnter, wichtiger Bestandteil als hochwertig erachteter Salben und anderer fetthaltiger Arzneiformen. In den alten Rezepturen wird das menschliche Fett lateinisch als Pinguedo hominis oder Axungia hominis bezeichnet, wo es neben anderen tierischen Fetten von Bären (Axung. ursi), Vipern (Axung. viperarum), Bibern (Axung. castoris), Katzen (Axung. Cati sylvestris) und vielen anderen aufgeführt wird. Johann Agricola (1496–1570) beschreibt die Gewinnung von Menschenfett und seine Anwendungsgebiete. Mit heilmagischer Bedeutung wurde es als sogenanntes „Armsünderfett“ oder „Armsünderschmalz“ in der Volksmedizin bis in das 19. Jahrhundert von Scharfrichtern aus den Körpern von Hingerichteten hergestellt und verkauft. Wie vielen anderen Teilen von Hingerichteten wurde auch ihrem Fett eine besondere Wirkkraft zugesprochen, was sich aus einem heidnischen Opferglauben heraus entwickelte. Für die Henker war der Verkauf von Menschenfett eine wichtige Einnahmequelle. Armsünderfett wurde zur Herstellung von verschiedenen Salben gegen Knochenschmerzen, Zahnschmerzen und Gicht verwendet. Es galt auch als Allheilmittel insbesondere bei Erkrankungen, die mit einer Kachexie verbunden waren (beispielsweise Tuberkulose). Auch eine schmerzlindernde Wirkung bei Rheuma und Arthritis wurde dem Menschenfett zugesprochen. Seit dem späten 19. Jahrhundert wurde Menschenfett unter dem Handelsnamen Humanol („ausgelassenes Menschenfett“) in steriler, verflüssigter Zubereitung für Injektionszwecke angeboten und 1909 in die chirurgische Therapie bei Narbenbehandlung, Wundrevisionen und Wunddesinfektionen eingeführt. Geringe Heilungserfolge und das Auftreten von Fettembolien ließ die Anwendung in den 1920er Jahren wieder aus der Mode kommen. Zur äußeren Anwendung enthielten vorgebliche Faltencremes verschiedener Hersteller (Placentubex C und Placenta-Serol von Merz Pharma) noch bis in die 1980er Jahre menschliches Fett aus Plazenten, das neben dem vorgeblich gut in die menschliche Haut eindringenden Fettbestandteil des Mutterkuchens auch Hormone und Vitamine enthalten solle. Die embryonale Herkunft sollte einen verjüngenden Effekt evozieren. Mit der Verwendung dieser „natürlichen“ Substanzen wurde offen geworben was sich auch am Namen der Produkte nachvollziehen ließ. Die Placenten wurden von Hebammen und geburtshilflichen Abteilungen für industrielle Zwecke gesammelt. Die Verwendung menschlicher Placenten wurde nach der Entdeckung des HI-Virus in den 1980er-Jahren zugunsten tierischer Produkte beendet, obwohl aufgrund des Verarbeitungsprozesses zu keiner Zeit eine Infektionsgefährdung bestand, jedoch generell Produkte mit Inhaltsstoffen menschlichen Ursprungs nicht mehr positiv besetzt waren. In Peru wurde 2009 eine als Pishtacos bezeichnete Bande bezichtigt, Menschenfett hergestellt und vertrieben zu haben; der Fall stellte sich als freie Erfindung der Ermittler heraus. Grundlage hierfür war die Quechua-Legende vom Pishtaku oder Nak'aq („Schlächter“), einem weißen Mörder, der den ermordeten Indigenen das Fett aussaugt. (de)
dbo:thumbnail
dbo:wikiPageExternalLink
dbo:wikiPageID
  • 4961569 (xsd:integer)
dbo:wikiPageRevisionID
  • 153115579 (xsd:integer)
dct:subject
rdfs:comment
  • Menschenfett ist ein in historischen Arzneibüchern seit dem 16. Jahrhundert erwähnter, wichtiger Bestandteil als hochwertig erachteter Salben und anderer fetthaltiger Arzneiformen. In den alten Rezepturen wird das menschliche Fett lateinisch als Pinguedo hominis oder Axungia hominis bezeichnet, wo es neben anderen tierischen Fetten von Bären (Axung. ursi), Vipern (Axung. viperarum), Bibern (Axung. castoris), Katzen (Axung. Cati sylvestris) und vielen anderen aufgeführt wird. Johann Agricola (1496–1570) beschreibt die Gewinnung von Menschenfett und seine Anwendungsgebiete. (de)
  • Menschenfett ist ein in historischen Arzneibüchern seit dem 16. Jahrhundert erwähnter, wichtiger Bestandteil als hochwertig erachteter Salben und anderer fetthaltiger Arzneiformen. In den alten Rezepturen wird das menschliche Fett lateinisch als Pinguedo hominis oder Axungia hominis bezeichnet, wo es neben anderen tierischen Fetten von Bären (Axung. ursi), Vipern (Axung. viperarum), Bibern (Axung. castoris), Katzen (Axung. Cati sylvestris) und vielen anderen aufgeführt wird. Johann Agricola (1496–1570) beschreibt die Gewinnung von Menschenfett und seine Anwendungsgebiete. (de)
rdfs:label
  • Menschenfett (de)
  • Menschenfett (de)
owl:sameAs
prov:wasDerivedFrom
foaf:depiction
foaf:isPrimaryTopicOf
is dbo:wikiPageRedirects of
is foaf:primaryTopic of