Lietzow (seit dem 18. Jahrhundert auch: Lützow) war ein Ort auf dem Gebiet des heutigen Berliner Ortsteils Charlottenburg am Südufer der Spree zwischen dem heutigen Ernst-Reuter-Platz und dem Schloss Charlottenburg, nördlich der Otto-Suhr-Allee. Unmittelbar neben dem ehemaligen Klostergelände befindet sich die katholische Herz-Jesu-Kirche, die Ende des 19. Jahrhunderts errichtet wurde. An das historische Lietzow erinnert heute außerdem der Name des Lietzensees, der sich allerdings rund zwei Kilometer südwestlich des alten Ortes befindet.

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  • Lietzow (seit dem 18. Jahrhundert auch: Lützow) war ein Ort auf dem Gebiet des heutigen Berliner Ortsteils Charlottenburg am Südufer der Spree zwischen dem heutigen Ernst-Reuter-Platz und dem Schloss Charlottenburg, nördlich der Otto-Suhr-Allee. Diese Gegend war bereits in der Jungsteinzeit bewohnt. Im Bereich des heutigen Alt-Lietzow fand man 1881 über 100 Bestattungsurnen aus der Bronzezeit, die auf eine größere Besiedlung hinweisen. 1239 wurde der Ort erstmals erwähnt. Es handelte sich, ebenso wie bei dem am anderen Spreeufer gelegenen Hof Casow, vermutlich um germanisch-slawische Mischsiedlungen, die den Flusslauf zwischen Berlin und Spandau kontrollierten. Der Ort Lietzow war ein Angerdorf, was bis heute im Straßenbild deutlich erkennbar ist. 1315 erwarb das Nonnenkloster St. Marien in Spandau Lietzow und Casow. Das Kloster wurde mit Beginn der Reformation aufgegeben. In Lietzow befand sich das Dorfschulzenamt 400 Jahre im Besitz der Familie Berend. Kirchlich gehörte der Ort zur Pfarrgemeinde Wilmersdorf. Im Jahr 1695 schenkte Kurfürst Friedrich III. von Preußen seiner Frau Sophie Charlotte den Ort Lietzow im Austausch für ihren Landsitz Caputh. Sie beauftragte den Baumeister Johann Arnold Nehring westlich des Ortes ein barockes Sommerschloss zu errichten. Der 1699 fertiggestellte Bau trug den Namen „Lützenburg“. Später, als das Paar die Königswürde erlangt hatte, entschloss man sich zu einem repräsentativen Ausbau. Das Schloss und die unmittelbar daneben entstandene Siedlung erhielten 1705, nach dem Tod der Königin, den Namen Charlottenburg. Lietzow wurde schließlich 1719 eingemeindet und wuchs in der Folge mit Charlottenburg auch baulich zusammen. Von der historischen Bausubstanz des Ortes ist heute praktisch nichts mehr erhalten. Die alten Straßenzüge rund um den Anger liegen heute abseits der Hauptdurchgangsstraße Otto-Suhr-Allee im Schatten des Rathauses Charlottenburg. Die ursprünglich auf dem Anger stehende mittelalterliche Dorfkirche wurde 1740 durch einen Neubau ersetzt, der 1846–1856 von Friedrich August Stüler umgebaut wurde. Diese evangelische Kirche musste 1910 erneut einem Neubau weichen, der im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Seit 1961 steht hier als Nachfolgegebäude die Evangelische Kirche Alt-Lietzow. Nur wenig westlich des Angers befand sich das Kloster zum Guten Hirten, das 1858 erbaut wurde und der Versorgung „gefallener Mädchen“ diente; zeitweise lebten hier 325 Frauen. Im Rahmen des Kulturkampfes war das Kloster Ende des 19. Jahrhunderts zeitweise geschlossen. Heute befindet sich dort das Sankt Josefsheim, ein Kinder- und Jugendheim mit Kindertagesstätte der Caritas. Unmittelbar neben dem ehemaligen Klostergelände befindet sich die katholische Herz-Jesu-Kirche, die Ende des 19. Jahrhunderts errichtet wurde. Auf dem Gebiet des Alt-Lietzower Dorfkerns befinden sich heute außerdem ein Standesamt in der Villa Kogge und ein Seniorenheim. Das Haus Alt-Lietzow 33 wurde 1888/1889 als Feuerwache Lietzow gebaut, heute nutzt es der Malteser Hilfsdienst. An das historische Lietzow erinnert heute außerdem der Name des Lietzensees, der sich allerdings rund zwei Kilometer südwestlich des alten Ortes befindet. (de)
  • Lietzow (seit dem 18. Jahrhundert auch: Lützow) war ein Ort auf dem Gebiet des heutigen Berliner Ortsteils Charlottenburg am Südufer der Spree zwischen dem heutigen Ernst-Reuter-Platz und dem Schloss Charlottenburg, nördlich der Otto-Suhr-Allee. Diese Gegend war bereits in der Jungsteinzeit bewohnt. Im Bereich des heutigen Alt-Lietzow fand man 1881 über 100 Bestattungsurnen aus der Bronzezeit, die auf eine größere Besiedlung hinweisen. 1239 wurde der Ort erstmals erwähnt. Es handelte sich, ebenso wie bei dem am anderen Spreeufer gelegenen Hof Casow, vermutlich um germanisch-slawische Mischsiedlungen, die den Flusslauf zwischen Berlin und Spandau kontrollierten. Der Ort Lietzow war ein Angerdorf, was bis heute im Straßenbild deutlich erkennbar ist. 1315 erwarb das Nonnenkloster St. Marien in Spandau Lietzow und Casow. Das Kloster wurde mit Beginn der Reformation aufgegeben. In Lietzow befand sich das Dorfschulzenamt 400 Jahre im Besitz der Familie Berend. Kirchlich gehörte der Ort zur Pfarrgemeinde Wilmersdorf. Im Jahr 1695 schenkte Kurfürst Friedrich III. von Preußen seiner Frau Sophie Charlotte den Ort Lietzow im Austausch für ihren Landsitz Caputh. Sie beauftragte den Baumeister Johann Arnold Nehring westlich des Ortes ein barockes Sommerschloss zu errichten. Der 1699 fertiggestellte Bau trug den Namen „Lützenburg“. Später, als das Paar die Königswürde erlangt hatte, entschloss man sich zu einem repräsentativen Ausbau. Das Schloss und die unmittelbar daneben entstandene Siedlung erhielten 1705, nach dem Tod der Königin, den Namen Charlottenburg. Lietzow wurde schließlich 1719 eingemeindet und wuchs in der Folge mit Charlottenburg auch baulich zusammen. Von der historischen Bausubstanz des Ortes ist heute praktisch nichts mehr erhalten. Die alten Straßenzüge rund um den Anger liegen heute abseits der Hauptdurchgangsstraße Otto-Suhr-Allee im Schatten des Rathauses Charlottenburg. Die ursprünglich auf dem Anger stehende mittelalterliche Dorfkirche wurde 1740 durch einen Neubau ersetzt, der 1846–1856 von Friedrich August Stüler umgebaut wurde. Diese evangelische Kirche musste 1910 erneut einem Neubau weichen, der im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Seit 1961 steht hier als Nachfolgegebäude die Evangelische Kirche Alt-Lietzow. Nur wenig westlich des Angers befand sich das Kloster zum Guten Hirten, das 1858 erbaut wurde und der Versorgung „gefallener Mädchen“ diente; zeitweise lebten hier 325 Frauen. Im Rahmen des Kulturkampfes war das Kloster Ende des 19. Jahrhunderts zeitweise geschlossen. Heute befindet sich dort das Sankt Josefsheim, ein Kinder- und Jugendheim mit Kindertagesstätte der Caritas. Unmittelbar neben dem ehemaligen Klostergelände befindet sich die katholische Herz-Jesu-Kirche, die Ende des 19. Jahrhunderts errichtet wurde. Auf dem Gebiet des Alt-Lietzower Dorfkerns befinden sich heute außerdem ein Standesamt in der Villa Kogge und ein Seniorenheim. Das Haus Alt-Lietzow 33 wurde 1888/1889 als Feuerwache Lietzow gebaut, heute nutzt es der Malteser Hilfsdienst. An das historische Lietzow erinnert heute außerdem der Name des Lietzensees, der sich allerdings rund zwei Kilometer südwestlich des alten Ortes befindet. (de)
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  • Lietzow (seit dem 18. Jahrhundert auch: Lützow) war ein Ort auf dem Gebiet des heutigen Berliner Ortsteils Charlottenburg am Südufer der Spree zwischen dem heutigen Ernst-Reuter-Platz und dem Schloss Charlottenburg, nördlich der Otto-Suhr-Allee. Unmittelbar neben dem ehemaligen Klostergelände befindet sich die katholische Herz-Jesu-Kirche, die Ende des 19. Jahrhunderts errichtet wurde. An das historische Lietzow erinnert heute außerdem der Name des Lietzensees, der sich allerdings rund zwei Kilometer südwestlich des alten Ortes befindet. (de)
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