Das zunächst ab dem 3. September 1943 von der italienischen Besatzungsmacht als zentrales Gefängnis und Gefangenenlager nordwestlich der griechischen Hauptstadt Athen auf einem Militärgelände in Chaidari betriebene Lager wurde nach der Kapitulation Italiens am 8. September 1943 an die deutsche Wehrmacht übergeben. Am 20. Oktober 1943 wurde es der SS unter dem für Griechenland zuständigen Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD (BdS) Dr. Walter Blume unterstellt.

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  • Das zunächst ab dem 3. September 1943 von der italienischen Besatzungsmacht als zentrales Gefängnis und Gefangenenlager nordwestlich der griechischen Hauptstadt Athen auf einem Militärgelände in Chaidari betriebene Lager wurde nach der Kapitulation Italiens am 8. September 1943 an die deutsche Wehrmacht übergeben. Am 20. Oktober 1943 wurde es der SS unter dem für Griechenland zuständigen Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD (BdS) Dr. Walter Blume unterstellt. Lagerkommandant war der SS-Sturmbannführer Paul Radomski, ein sogar in seinen SS-Personalakten als „primitiv, […] einer der alten Schläger“ aus der Kampfzeit der NSDAP beschriebener früher Weggefährte Reinhard Heydrichs, der zuvor bereits im Konzentrationslager Syrez ein Schreckensregiment geführt hatte. 1944 wurde Radomski wegen Brutalitäten gegenüber seiner Ordonanz degradiert und zu sechsmonatiger Haft verurteilt. Sein Nachfolger wurde Untersturmführer Karl Fischer. Das Lagerinnere wurde von volksdeutschen Mitgliedern der Waffen-SS aus Ungarn und Rumänien bewacht, während die Außenwache aus Wehrmacht und italienischen Truppen bestand. Das Lager diente vor allem der Aufnahme der zahlreichen Gefangenen, die bei den häufigen Razzien in verschiedenen Teilen Athens zur Unterbindung des Widerstands verhaftet wurden. Diese Gefangenen wurden von den verschiedenen Dienststellen der Besatzungsmacht, unter anderem vom Gefängnis der Gestapo in der Merlinstraße im Zentrum Athens, nach Chaidari verbracht. Neben Widerstandskämpfern wurden willkürlich zu Geiseln Genommene inhaftiert, ferner war Chaidari Durchgangsstation für Juden, die in die Vernichtungslager in Polen deportiert wurden. Die durchschnittliche Zahl der Gefangenen belief sich auf 2.000. Insgesamt waren während des etwa ein Jahr währenden Betriebs im Lager 20.000 Gefangene untergebracht. Viele davon wurden nach Deutschland deportiert, 1.900 am Schießstand von Kesariani oder in Dafni hingerichtet. Viele Athener Juden, aber auch Juden aus anderen Teilen Griechenlands – so etwa allein aus Rhodos fast 1.700 Menschen – wurden von Chaidari aus in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Im Lager Chaidari waren Unterernährung, Zwangsarbeit und Folterungen an der Tagesordnung. Bis zur Ablösung Radomskis wurden 1.800 Menschen ermordet. Davon starben 300 an den Folgen von Folter in Chaidari oder im Gestapo-Hauptquartier in Athen. Die erste Exekution überhaupt im Lager nahm Radomski persönlich vor. Ein jüdischer Häftling wurde erschossen, weil er aus dem Arrest ausgebrochen sei. Die Erschießung erfolgte nicht nur zur Warnung der anderen Häftlinge, sondern auch um ihre Moral zu brechen und die allgegenwärtige Bedrohung ihres Lebens aufzuzeigen. Legendär waren die Bewohner des Saals 1, 260 überwiegend kommunistische politische Gefangene. 200 dieser Männer wurden am 1. Mai 1944 am Schießstand von Kesariani als Repressalie wegen eines Attentats auf den deutschen General Franz Krech bei Molai in Lakonien erschossen. (de)
  • Das zunächst ab dem 3. September 1943 von der italienischen Besatzungsmacht als zentrales Gefängnis und Gefangenenlager nordwestlich der griechischen Hauptstadt Athen auf einem Militärgelände in Chaidari betriebene Lager wurde nach der Kapitulation Italiens am 8. September 1943 an die deutsche Wehrmacht übergeben. Am 20. Oktober 1943 wurde es der SS unter dem für Griechenland zuständigen Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD (BdS) Dr. Walter Blume unterstellt. Lagerkommandant war der SS-Sturmbannführer Paul Radomski, ein sogar in seinen SS-Personalakten als „primitiv, […] einer der alten Schläger“ aus der Kampfzeit der NSDAP beschriebener früher Weggefährte Reinhard Heydrichs, der zuvor bereits im Konzentrationslager Syrez ein Schreckensregiment geführt hatte. 1944 wurde Radomski wegen Brutalitäten gegenüber seiner Ordonanz degradiert und zu sechsmonatiger Haft verurteilt. Sein Nachfolger wurde Untersturmführer Karl Fischer. Das Lagerinnere wurde von volksdeutschen Mitgliedern der Waffen-SS aus Ungarn und Rumänien bewacht, während die Außenwache aus Wehrmacht und italienischen Truppen bestand. Das Lager diente vor allem der Aufnahme der zahlreichen Gefangenen, die bei den häufigen Razzien in verschiedenen Teilen Athens zur Unterbindung des Widerstands verhaftet wurden. Diese Gefangenen wurden von den verschiedenen Dienststellen der Besatzungsmacht, unter anderem vom Gefängnis der Gestapo in der Merlinstraße im Zentrum Athens, nach Chaidari verbracht. Neben Widerstandskämpfern wurden willkürlich zu Geiseln Genommene inhaftiert, ferner war Chaidari Durchgangsstation für Juden, die in die Vernichtungslager in Polen deportiert wurden. Die durchschnittliche Zahl der Gefangenen belief sich auf 2.000. Insgesamt waren während des etwa ein Jahr währenden Betriebs im Lager 20.000 Gefangene untergebracht. Viele davon wurden nach Deutschland deportiert, 1.900 am Schießstand von Kesariani oder in Dafni hingerichtet. Viele Athener Juden, aber auch Juden aus anderen Teilen Griechenlands – so etwa allein aus Rhodos fast 1.700 Menschen – wurden von Chaidari aus in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Im Lager Chaidari waren Unterernährung, Zwangsarbeit und Folterungen an der Tagesordnung. Bis zur Ablösung Radomskis wurden 1.800 Menschen ermordet. Davon starben 300 an den Folgen von Folter in Chaidari oder im Gestapo-Hauptquartier in Athen. Die erste Exekution überhaupt im Lager nahm Radomski persönlich vor. Ein jüdischer Häftling wurde erschossen, weil er aus dem Arrest ausgebrochen sei. Die Erschießung erfolgte nicht nur zur Warnung der anderen Häftlinge, sondern auch um ihre Moral zu brechen und die allgegenwärtige Bedrohung ihres Lebens aufzuzeigen. Legendär waren die Bewohner des Saals 1, 260 überwiegend kommunistische politische Gefangene. 200 dieser Männer wurden am 1. Mai 1944 am Schießstand von Kesariani als Repressalie wegen eines Attentats auf den deutschen General Franz Krech bei Molai in Lakonien erschossen. (de)
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  • Das zunächst ab dem 3. September 1943 von der italienischen Besatzungsmacht als zentrales Gefängnis und Gefangenenlager nordwestlich der griechischen Hauptstadt Athen auf einem Militärgelände in Chaidari betriebene Lager wurde nach der Kapitulation Italiens am 8. September 1943 an die deutsche Wehrmacht übergeben. Am 20. Oktober 1943 wurde es der SS unter dem für Griechenland zuständigen Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD (BdS) Dr. Walter Blume unterstellt. (de)
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