Die indigenen Religionen Südamerikas umfassen alle ethnischen Glaubensvorstellungen der Eingeborenen Südamerikas. Die Bevölkerung Südamerikas umfasst zahlreiche sehr heterogene Ethnien und Sprachfamilien mit ebenso heterogenen Gebräuchen, also auch unterschiedlichen Glaubensvorstellungen und -praktiken. In den ethnischen Religionen haben nach dem Untergang der mesoamerikanischen und andinen Staatskulte vor allem die Elemente der alten Volksfrömmigkeit überlebt und ganz unterschiedliche religiöse Systeme ausgeprägt, und zwar trotz der massiven und gewalttätigen Herrschaft der spanischen bzw. portugiesischen Kolonialmächte, die allenfalls die Variationsbreite gemindert hat, ohne dass aber die Überformung durch das Christentum dieses „Heidentum“ verhindert hätte. Insgesamt bewahrten die südam

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  • Die indigenen Religionen Südamerikas umfassen alle ethnischen Glaubensvorstellungen der Eingeborenen Südamerikas. Die Bevölkerung Südamerikas umfasst zahlreiche sehr heterogene Ethnien und Sprachfamilien mit ebenso heterogenen Gebräuchen, also auch unterschiedlichen Glaubensvorstellungen und -praktiken. In den ethnischen Religionen haben nach dem Untergang der mesoamerikanischen und andinen Staatskulte vor allem die Elemente der alten Volksfrömmigkeit überlebt und ganz unterschiedliche religiöse Systeme ausgeprägt, und zwar trotz der massiven und gewalttätigen Herrschaft der spanischen bzw. portugiesischen Kolonialmächte, die allenfalls die Variationsbreite gemindert hat, ohne dass aber die Überformung durch das Christentum dieses „Heidentum“ verhindert hätte. Insgesamt bewahrten die südamerikanischen Religionen trotz dieser Hindernisse und Zwänge ihren Charakter. Die Grundelemente aller südamerikanischer Religionen sind mehr oder weniger animistisch, das heißt, alles ist beseelt und die Welt wird von guten und bösen Geistern, Seelen, Hexen, Zauberern usw. bevölkert, die Schaden bewirken können, wenn die korrekten Rituale nicht eingehalten werden. Vorzeichen, Amulette und Träume sind sehr wichtig. Bei allen südamerikanischen Indigenen ist eine tiefe spirituelle Bindung an ihren Lebensraum vorhanden. In vielen Religionen glaubten die Menschen, sie könnten sich in Tiere verwandeln und anderen derart die Lebenskraft entziehen. Glaube und Frömmigkeit als solche sind entsprechend nicht sehr wichtig, hingegen sind es die Rituale und ihre korrekte Einhaltung. Dasselbe gilt für die Integration des Einzelnen in formelle religiöse Hierarchien von Sippe und Stamm. Was das Weiterleben ritueller Traditionen in Südamerika angeht, so ist hier sehr häufig eine auffällige Vermischung mit dem Katholizismus zu beobachten und in ganz Lateinamerika finden sich daher noch derart beeinflusste alte Kulturmuster. Das ist nicht überraschend, denn die Subsistenzstrategien der ländlichen Bevölkerung sind immer noch weitgehend dieselben wie seit jeher. Heiligenfeste werden von der Kirche mit Maskentänzen begangen, andere Riten finden in der Natur an heiligen Plätzen statt, wo wie früher geopfert wird, oft in Verbindung mit christlichen Zeremonien. Berge gelten als besonders heilig. Zur Beseelung, welche die Natur in den Augen der Menschen durch die hier besonders häufigen Katastrophen wie Erdbeben und Vulkanausbrüche zeigt (Pazifischer Feuerring), tritt das kosmische Grundprinzip, das nach wie vor die Vorstellungswelt beherrscht: Die Sonne erhebt sich im Osten über den heiligen Bergen und stirbt im Westen im Ozean und im Land der Toten. Sonne (männlich) und Mond (weiblich) sind häufig ein Paar, wobei der Sonne die meisten Kulte gewidmet sind. In unzugänglichen Gebieten im Landesinneren Südamerikas – wohin sich viele Ethnien während der Kolonialzeit zurückzogen und wo die Europäer aus mangelndem wirtschaftlichem Interesse kaum einmal hinkamen – haben sich die meisten traditionellen Glaubensvorstellungen erhalten. Später ging von diesen Außenposten auch der stärkste Widerstand aus. Andere Gruppen wurden praktisch ausgelöscht, wenn sie der wirtschaftlichen Nutzung durch die Kolonialherren und ihre Nachkommen im Wege standen, die derart im Verein mit dem Klerus auch ihre katholische Religion und Kultur oft mit Gewalt etablierten, ein Trend, der mancherorts – etwa in Amazonien – bis heute und diesmal unter dem Aspekt der Globalisierung andauert, auch wenn sich inzwischen vermehrt indigene Politiker etablieren. In der Moderne zeigten sich verschiedene Ethnien wie die Guaraní, Ticuna und Canela (ein Stamm der Ge-Sprachfamilie im Bundesstaat Maranhão) von Zeit zu Zeit für christlich-messianische Bewegungen anfällig, teils im Bestreben, derart die Unterdrückung durch die Euroamerikaner abschütteln und ein sorgenloses Leben in Wohlstand mit den althergebrachten Bräuchen verbinden zu können. (de)
  • Die indigenen Religionen Südamerikas umfassen alle ethnischen Glaubensvorstellungen der Eingeborenen Südamerikas. Die Bevölkerung Südamerikas umfasst zahlreiche sehr heterogene Ethnien und Sprachfamilien mit ebenso heterogenen Gebräuchen, also auch unterschiedlichen Glaubensvorstellungen und -praktiken. In den ethnischen Religionen haben nach dem Untergang der mesoamerikanischen und andinen Staatskulte vor allem die Elemente der alten Volksfrömmigkeit überlebt und ganz unterschiedliche religiöse Systeme ausgeprägt, und zwar trotz der massiven und gewalttätigen Herrschaft der spanischen bzw. portugiesischen Kolonialmächte, die allenfalls die Variationsbreite gemindert hat, ohne dass aber die Überformung durch das Christentum dieses „Heidentum“ verhindert hätte. Insgesamt bewahrten die südamerikanischen Religionen trotz dieser Hindernisse und Zwänge ihren Charakter. Die Grundelemente aller südamerikanischer Religionen sind mehr oder weniger animistisch, das heißt, alles ist beseelt und die Welt wird von guten und bösen Geistern, Seelen, Hexen, Zauberern usw. bevölkert, die Schaden bewirken können, wenn die korrekten Rituale nicht eingehalten werden. Vorzeichen, Amulette und Träume sind sehr wichtig. Bei allen südamerikanischen Indigenen ist eine tiefe spirituelle Bindung an ihren Lebensraum vorhanden. In vielen Religionen glaubten die Menschen, sie könnten sich in Tiere verwandeln und anderen derart die Lebenskraft entziehen. Glaube und Frömmigkeit als solche sind entsprechend nicht sehr wichtig, hingegen sind es die Rituale und ihre korrekte Einhaltung. Dasselbe gilt für die Integration des Einzelnen in formelle religiöse Hierarchien von Sippe und Stamm. Was das Weiterleben ritueller Traditionen in Südamerika angeht, so ist hier sehr häufig eine auffällige Vermischung mit dem Katholizismus zu beobachten und in ganz Lateinamerika finden sich daher noch derart beeinflusste alte Kulturmuster. Das ist nicht überraschend, denn die Subsistenzstrategien der ländlichen Bevölkerung sind immer noch weitgehend dieselben wie seit jeher. Heiligenfeste werden von der Kirche mit Maskentänzen begangen, andere Riten finden in der Natur an heiligen Plätzen statt, wo wie früher geopfert wird, oft in Verbindung mit christlichen Zeremonien. Berge gelten als besonders heilig. Zur Beseelung, welche die Natur in den Augen der Menschen durch die hier besonders häufigen Katastrophen wie Erdbeben und Vulkanausbrüche zeigt (Pazifischer Feuerring), tritt das kosmische Grundprinzip, das nach wie vor die Vorstellungswelt beherrscht: Die Sonne erhebt sich im Osten über den heiligen Bergen und stirbt im Westen im Ozean und im Land der Toten. Sonne (männlich) und Mond (weiblich) sind häufig ein Paar, wobei der Sonne die meisten Kulte gewidmet sind. In unzugänglichen Gebieten im Landesinneren Südamerikas – wohin sich viele Ethnien während der Kolonialzeit zurückzogen und wo die Europäer aus mangelndem wirtschaftlichem Interesse kaum einmal hinkamen – haben sich die meisten traditionellen Glaubensvorstellungen erhalten. Später ging von diesen Außenposten auch der stärkste Widerstand aus. Andere Gruppen wurden praktisch ausgelöscht, wenn sie der wirtschaftlichen Nutzung durch die Kolonialherren und ihre Nachkommen im Wege standen, die derart im Verein mit dem Klerus auch ihre katholische Religion und Kultur oft mit Gewalt etablierten, ein Trend, der mancherorts – etwa in Amazonien – bis heute und diesmal unter dem Aspekt der Globalisierung andauert, auch wenn sich inzwischen vermehrt indigene Politiker etablieren. In der Moderne zeigten sich verschiedene Ethnien wie die Guaraní, Ticuna und Canela (ein Stamm der Ge-Sprachfamilie im Bundesstaat Maranhão) von Zeit zu Zeit für christlich-messianische Bewegungen anfällig, teils im Bestreben, derart die Unterdrückung durch die Euroamerikaner abschütteln und ein sorgenloses Leben in Wohlstand mit den althergebrachten Bräuchen verbinden zu können. (de)
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  • Die indigenen Religionen Südamerikas umfassen alle ethnischen Glaubensvorstellungen der Eingeborenen Südamerikas. Die Bevölkerung Südamerikas umfasst zahlreiche sehr heterogene Ethnien und Sprachfamilien mit ebenso heterogenen Gebräuchen, also auch unterschiedlichen Glaubensvorstellungen und -praktiken. In den ethnischen Religionen haben nach dem Untergang der mesoamerikanischen und andinen Staatskulte vor allem die Elemente der alten Volksfrömmigkeit überlebt und ganz unterschiedliche religiöse Systeme ausgeprägt, und zwar trotz der massiven und gewalttätigen Herrschaft der spanischen bzw. portugiesischen Kolonialmächte, die allenfalls die Variationsbreite gemindert hat, ohne dass aber die Überformung durch das Christentum dieses „Heidentum“ verhindert hätte. Insgesamt bewahrten die südam (de)
  • Die indigenen Religionen Südamerikas umfassen alle ethnischen Glaubensvorstellungen der Eingeborenen Südamerikas. Die Bevölkerung Südamerikas umfasst zahlreiche sehr heterogene Ethnien und Sprachfamilien mit ebenso heterogenen Gebräuchen, also auch unterschiedlichen Glaubensvorstellungen und -praktiken. In den ethnischen Religionen haben nach dem Untergang der mesoamerikanischen und andinen Staatskulte vor allem die Elemente der alten Volksfrömmigkeit überlebt und ganz unterschiedliche religiöse Systeme ausgeprägt, und zwar trotz der massiven und gewalttätigen Herrschaft der spanischen bzw. portugiesischen Kolonialmächte, die allenfalls die Variationsbreite gemindert hat, ohne dass aber die Überformung durch das Christentum dieses „Heidentum“ verhindert hätte. Insgesamt bewahrten die südam (de)
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  • Indigene Religionen Südamerikas (de)
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