Die italienischen Stadtstaaten, vor allem Genua, Pisa und Venedig, hatten schon lange vor dem Vierten Kreuzzug Interessen in der Ägäis. Es gab italienische Handelskolonien in Konstantinopel mit erheblichem Einfluss auf die byzantinische Innenpolitik, italienische Piraten überfielen häufig Niederlassungen an den Küsten. Nach dem Zusammenbruch Konstantinopels im Jahr 1204, bei dem Venedig eine herausragende Rolle spielte, konnte die Lagunenstadt ihre Politik in der Ägäis rücksichtslos durchsetzen.

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  • Die italienischen Stadtstaaten, vor allem Genua, Pisa und Venedig, hatten schon lange vor dem Vierten Kreuzzug Interessen in der Ägäis. Es gab italienische Handelskolonien in Konstantinopel mit erheblichem Einfluss auf die byzantinische Innenpolitik, italienische Piraten überfielen häufig Niederlassungen an den Küsten. Nach dem Zusammenbruch Konstantinopels im Jahr 1204, bei dem Venedig eine herausragende Rolle spielte, konnte die Lagunenstadt ihre Politik in der Ägäis rücksichtslos durchsetzen. Das Herzogtum Archipelagos wurde 1207 von Marco Sanudo geschaffen, einem Teilnehmer des Kreuzzugs und Neffen des früheren Dogen Enrico Dandolo, der eine venezianische Flotte nach Konstantinopel geführt hatte. Der zugehörige Feldzug war ein Unternehmen, das nicht mit Heinrich von Flandern, dem Herrscher des Lateinischen Kaiserreichs, abgestimmt war. Sanudo wurde von Marino Dandolo sowie von Andrea und Geremia Ghisi begleitet, aber auch von Ravano dalle Carceri, dem Herrn von Euböa, und Philocalo Navigaioso, dem Herrn von Lemnos. Mit acht von der venezianischen Flotte ausgeliehenen Galeeren fuhr er in den Hafen von Potamidides im Südwesten von Naxos ein und begann mit der Eroberung der Insel. Die orthodoxen Naxioten ergaben sich nicht ohne Gegenwehr: im Landesinneren hielten sie die Festung Apalyros, die sich erst nach fünf- oder sechswöchiger Belagerung Sanudo ergab, trotz der Unterstützung durch Genua, das sich durch die Piratenaktionen der Venezianer vom Ägäishandel ausgeschlossen sah. Mit Naxos in seiner Hand, wo er sich zum Herzog ernannte, eroberte Sanudo 1210 Milos und den Rest der Kykladen. Er ließ eine starke Festung errichten und teilte die Inseln in 56 Provinzen auf, die er als feudale Lehen unter den Anführern seiner Männer verteilte. Diese nämlich hatten sich ihm zumeist in Erwartung auf derartige Belohnungen angeschlossen und bislang ihre Kosten selbst getragen. Seine Begleiter Carceri und Navigaioso hatten ihre Inseln von Heinrich von Flandern erhalten, waren rechtlich gesehen Vasallen des Lateinischen Kaiserreichs; und auch Sanudo bevorzugte Heinrichs Oberhoheit eher als ein Untertan seiner Heimat Venedig zu bleiben. Der Eroberer selbst regierte 20 Jahre lang (1207–1227) als Herzog Marcos I., umgeben von lateinischen seigneurs auf mehr als zwei Dutzend Inseln, von denen einige dem Herzog den Treueid leisteten, andere direkt dem Kaiser in Konstantinopel. Sanudos persönlicher Besitz waren die Inseln Paros, Antiparos, Milos, Sifnos, Kythnos, Ios, Amorgos, Kimolos, Sikinos, Syros und Folegandros. Andere Inseln waren im Besitz von Dandolo (Andros), Ghisi (Tinos, Mykonos, Skyros, Skopelos, Serifos, Chios), Jacopo Barozzi (Thira), Leonardo Foscolo (Anafi), Marco Venier (Kythira) oder Jacopo Viaro (Andikythira). (de)
  • Die italienischen Stadtstaaten, vor allem Genua, Pisa und Venedig, hatten schon lange vor dem Vierten Kreuzzug Interessen in der Ägäis. Es gab italienische Handelskolonien in Konstantinopel mit erheblichem Einfluss auf die byzantinische Innenpolitik, italienische Piraten überfielen häufig Niederlassungen an den Küsten. Nach dem Zusammenbruch Konstantinopels im Jahr 1204, bei dem Venedig eine herausragende Rolle spielte, konnte die Lagunenstadt ihre Politik in der Ägäis rücksichtslos durchsetzen. Das Herzogtum Archipelagos wurde 1207 von Marco Sanudo geschaffen, einem Teilnehmer des Kreuzzugs und Neffen des früheren Dogen Enrico Dandolo, der eine venezianische Flotte nach Konstantinopel geführt hatte. Der zugehörige Feldzug war ein Unternehmen, das nicht mit Heinrich von Flandern, dem Herrscher des Lateinischen Kaiserreichs, abgestimmt war. Sanudo wurde von Marino Dandolo sowie von Andrea und Geremia Ghisi begleitet, aber auch von Ravano dalle Carceri, dem Herrn von Euböa, und Philocalo Navigaioso, dem Herrn von Lemnos. Mit acht von der venezianischen Flotte ausgeliehenen Galeeren fuhr er in den Hafen von Potamidides im Südwesten von Naxos ein und begann mit der Eroberung der Insel. Die orthodoxen Naxioten ergaben sich nicht ohne Gegenwehr: im Landesinneren hielten sie die Festung Apalyros, die sich erst nach fünf- oder sechswöchiger Belagerung Sanudo ergab, trotz der Unterstützung durch Genua, das sich durch die Piratenaktionen der Venezianer vom Ägäishandel ausgeschlossen sah. Mit Naxos in seiner Hand, wo er sich zum Herzog ernannte, eroberte Sanudo 1210 Milos und den Rest der Kykladen. Er ließ eine starke Festung errichten und teilte die Inseln in 56 Provinzen auf, die er als feudale Lehen unter den Anführern seiner Männer verteilte. Diese nämlich hatten sich ihm zumeist in Erwartung auf derartige Belohnungen angeschlossen und bislang ihre Kosten selbst getragen. Seine Begleiter Carceri und Navigaioso hatten ihre Inseln von Heinrich von Flandern erhalten, waren rechtlich gesehen Vasallen des Lateinischen Kaiserreichs; und auch Sanudo bevorzugte Heinrichs Oberhoheit eher als ein Untertan seiner Heimat Venedig zu bleiben. Der Eroberer selbst regierte 20 Jahre lang (1207–1227) als Herzog Marcos I., umgeben von lateinischen seigneurs auf mehr als zwei Dutzend Inseln, von denen einige dem Herzog den Treueid leisteten, andere direkt dem Kaiser in Konstantinopel. Sanudos persönlicher Besitz waren die Inseln Paros, Antiparos, Milos, Sifnos, Kythnos, Ios, Amorgos, Kimolos, Sikinos, Syros und Folegandros. Andere Inseln waren im Besitz von Dandolo (Andros), Ghisi (Tinos, Mykonos, Skyros, Skopelos, Serifos, Chios), Jacopo Barozzi (Thira), Leonardo Foscolo (Anafi), Marco Venier (Kythira) oder Jacopo Viaro (Andikythira). (de)
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  • Die italienischen Stadtstaaten, vor allem Genua, Pisa und Venedig, hatten schon lange vor dem Vierten Kreuzzug Interessen in der Ägäis. Es gab italienische Handelskolonien in Konstantinopel mit erheblichem Einfluss auf die byzantinische Innenpolitik, italienische Piraten überfielen häufig Niederlassungen an den Küsten. Nach dem Zusammenbruch Konstantinopels im Jahr 1204, bei dem Venedig eine herausragende Rolle spielte, konnte die Lagunenstadt ihre Politik in der Ägäis rücksichtslos durchsetzen. (de)
  • Die italienischen Stadtstaaten, vor allem Genua, Pisa und Venedig, hatten schon lange vor dem Vierten Kreuzzug Interessen in der Ägäis. Es gab italienische Handelskolonien in Konstantinopel mit erheblichem Einfluss auf die byzantinische Innenpolitik, italienische Piraten überfielen häufig Niederlassungen an den Küsten. Nach dem Zusammenbruch Konstantinopels im Jahr 1204, bei dem Venedig eine herausragende Rolle spielte, konnte die Lagunenstadt ihre Politik in der Ägäis rücksichtslos durchsetzen. (de)
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  • Herzogtum Archipelagos (de)
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