Feministische Theorien der Internationalen Beziehungen bezeichnen eine Strömung innerhalb der Internationalen Beziehungen (IB), die spezifisch feministische Perspektiven auf Phänomene der Internationalen Politik richtet. In feministischer IB-Theorie werden zum einen die realen Auswirkungen internationaler Politik auf Frauen, zum anderen die Relevanz von bestehenden Geschlechterverhältnissen und Ungleichheitsstrukturen in den Blick genommen, mit dem Anspruch, Theorie und Praxis der IB feministisch zu reformulieren.

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  • Feministische Theorien der Internationalen Beziehungen bezeichnen eine Strömung innerhalb der Internationalen Beziehungen (IB), die spezifisch feministische Perspektiven auf Phänomene der Internationalen Politik richtet. In feministischer IB-Theorie werden zum einen die realen Auswirkungen internationaler Politik auf Frauen, zum anderen die Relevanz von bestehenden Geschlechterverhältnissen und Ungleichheitsstrukturen in den Blick genommen, mit dem Anspruch, Theorie und Praxis der IB feministisch zu reformulieren. Feministische IB-Theorie hat sich vor diesem Hintergrund mit verschiedenen theoretischen Paradigmen der Internationalen Beziehungen, wie etwa mit dem Realismus und Neorealismus, der Internationalen Politischen Ökonomie, dem Konstruktivismus und Poststrukturalismus auseinandergesetzt. Zudem bezieht sich feministische IB-Theorie auf die Konzeptualisierung typischer Begrifflichkeiten der Internationalen Beziehungen und befasst sich beispielsweise mit gängigen Vorstellungen von Akteur und Akteurshandeln oder dem Sicherheitsbegriff. Auf empirischer Ebene fragt feministische IB-Theorie danach, inwieweit in anderen IB-Theorien bestimmte empirische Gegenstände aufgrund einer implizit oder explizit heteronormativen, maskulinistischen Sichtweise systematisch vernachlässigt werden. Epistemologisch fließen Erkenntnisse aus der feministischen Wissenschaftskritik – etwa aus Arbeiten von Sandra Harding oder Donna Haraway – ein. Methodologisch fragt feministische IB-Theorie, inwieweit Methoden der Internationalen Beziehungen zum Ausschluss feministischer Sichtweisen geführt haben, etwa hinsichtlich der Erstellung von Interview-Samples, in der Fragetechnik oder durch Auswertungspraxen. Disziplinspezifisch schließlich beschäftigen sich feministische Autorinnen mit Phänomenen der Diskriminierung von Frauen im Wissenschaftsbetrieb, zumal die IB eine durch männliche Dominanz besonders stark geprägte Subdisziplin der Politikwissenschaft darstellt. Im historischen Verlauf zeigen sich, ähnlich wie in anderen IB-Theorien, bestimmte 'Konjunkturen', die in diesem Fall eng mit der Theoriebildung in den feministischen Studien verknüpft sind. Arbeiten, die v. a. auf die empirische Ausblendung einer Frauenperspektive hinwiesen, bildeten in den 1980er Jahren den Auftakt für feministische Theoriebildung in den IB. Die epistemologische Auseinandersetzung mit den Grundannahmen des Realismus und Neorealismus – sichtbar insbesondere in der Kontroverse Morgenthau-Tickner – stellt einen weiteren zentralen Baustein dar. Seitdem – speziell im Verlauf der Dritten Debatte' – hat sich das Feld stark ausdifferenziert und wurde insbesondere durch konstruktivistische, poststrukturalistische und z.T. postkoloniale Arbeiten bereichert. Wichtige Vertreterinnen sind Cynthia Enloe, J. Ann Tickner, Christine Sylvester; innerhalb der deutschsprachigen Internationalen Beziehungen Uta Ruppert. (de)
  • Feministische Theorien der Internationalen Beziehungen bezeichnen eine Strömung innerhalb der Internationalen Beziehungen (IB), die spezifisch feministische Perspektiven auf Phänomene der Internationalen Politik richtet. In feministischer IB-Theorie werden zum einen die realen Auswirkungen internationaler Politik auf Frauen, zum anderen die Relevanz von bestehenden Geschlechterverhältnissen und Ungleichheitsstrukturen in den Blick genommen, mit dem Anspruch, Theorie und Praxis der IB feministisch zu reformulieren. Feministische IB-Theorie hat sich vor diesem Hintergrund mit verschiedenen theoretischen Paradigmen der Internationalen Beziehungen, wie etwa mit dem Realismus und Neorealismus, der Internationalen Politischen Ökonomie, dem Konstruktivismus und Poststrukturalismus auseinandergesetzt. Zudem bezieht sich feministische IB-Theorie auf die Konzeptualisierung typischer Begrifflichkeiten der Internationalen Beziehungen und befasst sich beispielsweise mit gängigen Vorstellungen von Akteur und Akteurshandeln oder dem Sicherheitsbegriff. Auf empirischer Ebene fragt feministische IB-Theorie danach, inwieweit in anderen IB-Theorien bestimmte empirische Gegenstände aufgrund einer implizit oder explizit heteronormativen, maskulinistischen Sichtweise systematisch vernachlässigt werden. Epistemologisch fließen Erkenntnisse aus der feministischen Wissenschaftskritik – etwa aus Arbeiten von Sandra Harding oder Donna Haraway – ein. Methodologisch fragt feministische IB-Theorie, inwieweit Methoden der Internationalen Beziehungen zum Ausschluss feministischer Sichtweisen geführt haben, etwa hinsichtlich der Erstellung von Interview-Samples, in der Fragetechnik oder durch Auswertungspraxen. Disziplinspezifisch schließlich beschäftigen sich feministische Autorinnen mit Phänomenen der Diskriminierung von Frauen im Wissenschaftsbetrieb, zumal die IB eine durch männliche Dominanz besonders stark geprägte Subdisziplin der Politikwissenschaft darstellt. Im historischen Verlauf zeigen sich, ähnlich wie in anderen IB-Theorien, bestimmte 'Konjunkturen', die in diesem Fall eng mit der Theoriebildung in den feministischen Studien verknüpft sind. Arbeiten, die v. a. auf die empirische Ausblendung einer Frauenperspektive hinwiesen, bildeten in den 1980er Jahren den Auftakt für feministische Theoriebildung in den IB. Die epistemologische Auseinandersetzung mit den Grundannahmen des Realismus und Neorealismus – sichtbar insbesondere in der Kontroverse Morgenthau-Tickner – stellt einen weiteren zentralen Baustein dar. Seitdem – speziell im Verlauf der Dritten Debatte' – hat sich das Feld stark ausdifferenziert und wurde insbesondere durch konstruktivistische, poststrukturalistische und z.T. postkoloniale Arbeiten bereichert. Wichtige Vertreterinnen sind Cynthia Enloe, J. Ann Tickner, Christine Sylvester; innerhalb der deutschsprachigen Internationalen Beziehungen Uta Ruppert. (de)
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  • Feministische Theorien der Internationalen Beziehungen bezeichnen eine Strömung innerhalb der Internationalen Beziehungen (IB), die spezifisch feministische Perspektiven auf Phänomene der Internationalen Politik richtet. In feministischer IB-Theorie werden zum einen die realen Auswirkungen internationaler Politik auf Frauen, zum anderen die Relevanz von bestehenden Geschlechterverhältnissen und Ungleichheitsstrukturen in den Blick genommen, mit dem Anspruch, Theorie und Praxis der IB feministisch zu reformulieren. (de)
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