Ernst Kapp wurde als letztes von 12 Kindern in Ludwigsstadt in Oberfranken geboren. Sein Vater, ein Justizamtmann, starb, als der Sohn sechs Jahre alt war. Er wuchs danach bei Verwandten und teils bei Fremden auf, da auch seine Mutter früh starb. Von 1824 bis 1828 studierte Ernst Kapp an der königlichen preußischen Universität Bonn Altphilologie und wurde zunächst Gymnasiallehrer in Hamm. 1830 promovierte er im Fach Geschichte mit der Dissertation: De re navali Atheniensium. Von 1830 bis 1849 ist Kapp Lehrer für Geschichte und Erdkunde am Gymnasium in Minden. Hier tut er sich mit verschiedenen fachdidaktischen Werken hervor, die eine Betrachtung der Geographie unter historischen und der Geschichte unter geographischen Aspekten fordern. "Als reifes Ergebnis langjährigen Nachdenkens" (so Vik

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  • Ernst Kapp wurde als letztes von 12 Kindern in Ludwigsstadt in Oberfranken geboren. Sein Vater, ein Justizamtmann, starb, als der Sohn sechs Jahre alt war. Er wuchs danach bei Verwandten und teils bei Fremden auf, da auch seine Mutter früh starb. Von 1824 bis 1828 studierte Ernst Kapp an der königlichen preußischen Universität Bonn Altphilologie und wurde zunächst Gymnasiallehrer in Hamm. 1830 promovierte er im Fach Geschichte mit der Dissertation: De re navali Atheniensium. Von 1830 bis 1849 ist Kapp Lehrer für Geschichte und Erdkunde am Gymnasium in Minden. Hier tut er sich mit verschiedenen fachdidaktischen Werken hervor, die eine Betrachtung der Geographie unter historischen und der Geschichte unter geographischen Aspekten fordern. "Als reifes Ergebnis langjährigen Nachdenkens" (so Viktor Hantzsch in der Allgemeinen deutschen Biographie) münden diese Vorüberlegungen schließlich in die Vergleichende allgemeine Erdkunde von 1845. Mit diesem Werk erweist sich Ernst Kapp als Schüler Carl Ritters, dem Begründer der modernen wissenschaftlichen Geographie, sowie Hegels kulturanthropologischen und universalhistorischen Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte (1832–1845). Bereits hier zeichnet sich Kapps spezifisches Entwicklungsdenken ab, das die gegenseitige Bedingtheit der materiellen Voraussetzungen der menschlichen Umwelt und des Geistes betont. Dabei bleibt Kapp dem Hegelschen Apriori des Geistes verpflichtet. Das Buch enthält weiter Überlegungen zur Biogeographie, Anthropogeographie oder Kulturgeographie, die später von Friedrich Ratzel ausgearbeitet wurden, ferner zum Verhältnis von Land, Meer, Kultur und Geschichte, wie sie später ähnlich in Oswald Spenglers Der Untergang des Abendlandes (1923) und in Carl Schmitts geopolitischen Überlegungen in Land und Meer (1942) zu finden sind. Kapp unterscheidet dabei drei politisch-geographische Kulturkreise: * den "potamisch-orientalischen" * den "thalassisch-klassischen" * sowie den "oceanisch-germanischen". Als deren bestimmendes und strukturierendes Moment sieht er dabei stets das Wasser an. Als bekennender Liberaler (Der constituirte Despotismus und die constitutionelle Freiheit (1849)) sah sich Kapp, als er seine Stellung zu verlieren drohte, gezwungen, 1849 nach Amerika zu emigrieren. Seine Frau und seine fünf Kinder folgten ihm 1850 nach, ebenso sein Bruder Alexander Kapp, Gymnasiallehrer in Soest und sein Neffe Friedrich Kapp, der später als Geschichtsschreiber und Parlamentarier hervortrat. Ernst Kapp „vertauscht die Feder mit dem Spaten“ (Victor Hantsch), er und seine Familie gründeten Sisterdale im texanischen Kendall County, das man auch als ein „Latin Settlement“ bezeichnet, und ließen sich dort als Baumwollfarmer nieder. Kapp entfaltete daneben eine Reihe von Aktivitäten: Er wurde zum Präsidenten des „Vereins freier Männer“, einer Freidenkervereinigung, gewählt und beteiligte sich an der Herausgabe der deutschsprachigen San Antonio Zeitung. Seine Stellungnahme für die Sklavenbefreiung im Sezessionskrieg erregte in Texas Ärgernis und zwang ihn zum Verkauf der Zeitung. 1865 kehrte Kapp mit seiner Familie gesundheitlich angeschlagen nach Deutschland zurück und ließ sich in Düsseldorf als Privatdozent nieder. Hier besorgte er die zweite verbesserte Auflage seiner Vergleichenden allgemeinen Erdkunde (1868) und verfasste die Grundlinien einer Philosophie der Technik. Zur Entstehungsgeschichte der Cultur aus neuen Gesichtspunkten. (1877). Am 30. Januar 1896 starb Ernst Kapp in Düsseldorf im Alter von 87 Jahren. (de)
  • Ernst Kapp wurde als letztes von 12 Kindern in Ludwigsstadt in Oberfranken geboren. Sein Vater, ein Justizamtmann, starb, als der Sohn sechs Jahre alt war. Er wuchs danach bei Verwandten und teils bei Fremden auf, da auch seine Mutter früh starb. Von 1824 bis 1828 studierte Ernst Kapp an der königlichen preußischen Universität Bonn Altphilologie und wurde zunächst Gymnasiallehrer in Hamm. 1830 promovierte er im Fach Geschichte mit der Dissertation: De re navali Atheniensium. Von 1830 bis 1849 ist Kapp Lehrer für Geschichte und Erdkunde am Gymnasium in Minden. Hier tut er sich mit verschiedenen fachdidaktischen Werken hervor, die eine Betrachtung der Geographie unter historischen und der Geschichte unter geographischen Aspekten fordern. "Als reifes Ergebnis langjährigen Nachdenkens" (so Viktor Hantzsch in der Allgemeinen deutschen Biographie) münden diese Vorüberlegungen schließlich in die Vergleichende allgemeine Erdkunde von 1845. Mit diesem Werk erweist sich Ernst Kapp als Schüler Carl Ritters, dem Begründer der modernen wissenschaftlichen Geographie, sowie Hegels kulturanthropologischen und universalhistorischen Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte (1832–1845). Bereits hier zeichnet sich Kapps spezifisches Entwicklungsdenken ab, das die gegenseitige Bedingtheit der materiellen Voraussetzungen der menschlichen Umwelt und des Geistes betont. Dabei bleibt Kapp dem Hegelschen Apriori des Geistes verpflichtet. Das Buch enthält weiter Überlegungen zur Biogeographie, Anthropogeographie oder Kulturgeographie, die später von Friedrich Ratzel ausgearbeitet wurden, ferner zum Verhältnis von Land, Meer, Kultur und Geschichte, wie sie später ähnlich in Oswald Spenglers Der Untergang des Abendlandes (1923) und in Carl Schmitts geopolitischen Überlegungen in Land und Meer (1942) zu finden sind. Kapp unterscheidet dabei drei politisch-geographische Kulturkreise: * den "potamisch-orientalischen" * den "thalassisch-klassischen" * sowie den "oceanisch-germanischen". Als deren bestimmendes und strukturierendes Moment sieht er dabei stets das Wasser an. Als bekennender Liberaler (Der constituirte Despotismus und die constitutionelle Freiheit (1849)) sah sich Kapp, als er seine Stellung zu verlieren drohte, gezwungen, 1849 nach Amerika zu emigrieren. Seine Frau und seine fünf Kinder folgten ihm 1850 nach, ebenso sein Bruder Alexander Kapp, Gymnasiallehrer in Soest und sein Neffe Friedrich Kapp, der später als Geschichtsschreiber und Parlamentarier hervortrat. Ernst Kapp „vertauscht die Feder mit dem Spaten“ (Victor Hantsch), er und seine Familie gründeten Sisterdale im texanischen Kendall County, das man auch als ein „Latin Settlement“ bezeichnet, und ließen sich dort als Baumwollfarmer nieder. Kapp entfaltete daneben eine Reihe von Aktivitäten: Er wurde zum Präsidenten des „Vereins freier Männer“, einer Freidenkervereinigung, gewählt und beteiligte sich an der Herausgabe der deutschsprachigen San Antonio Zeitung. Seine Stellungnahme für die Sklavenbefreiung im Sezessionskrieg erregte in Texas Ärgernis und zwang ihn zum Verkauf der Zeitung. 1865 kehrte Kapp mit seiner Familie gesundheitlich angeschlagen nach Deutschland zurück und ließ sich in Düsseldorf als Privatdozent nieder. Hier besorgte er die zweite verbesserte Auflage seiner Vergleichenden allgemeinen Erdkunde (1868) und verfasste die Grundlinien einer Philosophie der Technik. Zur Entstehungsgeschichte der Cultur aus neuen Gesichtspunkten. (1877). Am 30. Januar 1896 starb Ernst Kapp in Düsseldorf im Alter von 87 Jahren. (de)
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  • Ernst Kapp wurde als letztes von 12 Kindern in Ludwigsstadt in Oberfranken geboren. Sein Vater, ein Justizamtmann, starb, als der Sohn sechs Jahre alt war. Er wuchs danach bei Verwandten und teils bei Fremden auf, da auch seine Mutter früh starb. Von 1824 bis 1828 studierte Ernst Kapp an der königlichen preußischen Universität Bonn Altphilologie und wurde zunächst Gymnasiallehrer in Hamm. 1830 promovierte er im Fach Geschichte mit der Dissertation: De re navali Atheniensium. Von 1830 bis 1849 ist Kapp Lehrer für Geschichte und Erdkunde am Gymnasium in Minden. Hier tut er sich mit verschiedenen fachdidaktischen Werken hervor, die eine Betrachtung der Geographie unter historischen und der Geschichte unter geographischen Aspekten fordern. "Als reifes Ergebnis langjährigen Nachdenkens" (so Vik (de)
  • Ernst Kapp wurde als letztes von 12 Kindern in Ludwigsstadt in Oberfranken geboren. Sein Vater, ein Justizamtmann, starb, als der Sohn sechs Jahre alt war. Er wuchs danach bei Verwandten und teils bei Fremden auf, da auch seine Mutter früh starb. Von 1824 bis 1828 studierte Ernst Kapp an der königlichen preußischen Universität Bonn Altphilologie und wurde zunächst Gymnasiallehrer in Hamm. 1830 promovierte er im Fach Geschichte mit der Dissertation: De re navali Atheniensium. Von 1830 bis 1849 ist Kapp Lehrer für Geschichte und Erdkunde am Gymnasium in Minden. Hier tut er sich mit verschiedenen fachdidaktischen Werken hervor, die eine Betrachtung der Geographie unter historischen und der Geschichte unter geographischen Aspekten fordern. "Als reifes Ergebnis langjährigen Nachdenkens" (so Vik (de)
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