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- Atemberaubend, wie Graf ahnungsvolle, fast mystische Verbindungen schafft zwischen Menschen und Schauplätzen und Szenen. Wie er wechselt zwischen dem introvertierten und dem extrovertierten Schmerz. Wie er die Einsamkeiten seiner Helden zusammenschließt. Graf macht ein Kino der Grenzerfahrungen, der Grenzland-Erfahrungen. Am Rande des Deliriums. Das Geschäft mit dem Sex, jenseits der Grenze, heißt es mal, hat die Liebe kaputtgemacht.
- Ein Schnittfeuerwerk aus Zooms und Detailaufnahmen: grinsende Puppenköpfe, ausgestopfte Füchse, eine Ritterrüstung. Nachgezählt! Überhitzte Geschlechterkriege, bajuwarischer Politikklüngel, fränkische Frömmelei, provinzielle Garstigkeit werden hier übereinander gehäuft, rasend schnell, hitzig, ungeschliffen, leicht anrüchig und irgendwo zwischen beißender Parodie, Melo-Porn und Psychothriller. Bei Graf braucht man nicht mehr zappen, er stopft alles in den einen, fiebrigen Jetztmoment.
- Richtig gut ist sein neuer Film immer da, wo er die psycho-ökonomischen Kraftströme der Dorfregion ausleuchtet. Da entwickelt Graf fast die Schärfe wie bei seinem Luden-Porträt ‚Hotte im Paradies‘ aus dem Jahr 2002, in dem er den unternehmerischen Überlebenskampf eines Westberliner Zuhälters schildert.
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