Die Bäckerjungensage ist eine auf drei historischen Ereignissen beruhende Rheinsage aus Andernach, seit der Mitte des 19. Jahrhunderts in Form mehrerer Gedichte, später auch in Prosa und als Aufführung. Der Stoff stammt ausnahmsweise nicht aus dem Volksmund, sondern hat vielmehr einen literarischen Hintergrund. Karl Simrock, Germanistikprofessor aus Bonn, veröffentlichte die Erzählung in der 1869er Ausgabe seiner „Rheinsagen“. Bereits 1855 hatte der Andernacher Wilhelm Reuter ein Gedicht mit dem gleichen Sujet veröffentlicht. Danach wollten sich die Linzer an den Andernachern wegen der Rückverlegung des Rheinzolls nach Andernach durch einen nächtlichen Überfall rächen, der durch zwei wache Bäckerjungen – der Rest der Stadt schlief – vereitelt wurde, indem sie die bereits mit dem Rammbock i

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  • Die Bäckerjungensage ist eine auf drei historischen Ereignissen beruhende Rheinsage aus Andernach, seit der Mitte des 19. Jahrhunderts in Form mehrerer Gedichte, später auch in Prosa und als Aufführung. Der Stoff stammt ausnahmsweise nicht aus dem Volksmund, sondern hat vielmehr einen literarischen Hintergrund. Karl Simrock, Germanistikprofessor aus Bonn, veröffentlichte die Erzählung in der 1869er Ausgabe seiner „Rheinsagen“. Bereits 1855 hatte der Andernacher Wilhelm Reuter ein Gedicht mit dem gleichen Sujet veröffentlicht. Danach wollten sich die Linzer an den Andernachern wegen der Rückverlegung des Rheinzolls nach Andernach durch einen nächtlichen Überfall rächen, der durch zwei wache Bäckerjungen – der Rest der Stadt schlief – vereitelt wurde, indem sie die bereits mit dem Rammbock in Position stehenden Angreifer mit Bienenkörben bewarfen und außer Gefecht setzten. Die Stadtwache wurde per Sturmglocke auf die Mauern alarmiert, sodass die Linzer nun keine Möglichkeit mehr hatten, als ziemlich zerstochen mit blutigen Nasen abzuziehen. Historisch gab es keinerlei Zwist zwischen den beiden Städten, in denen der Erzbischof eine eigene Stadtburg hatte. Noch interessanter wird die Geschichte, wenn man die Vorläuferversion der Sage liest, die der Koblenzer Friedrich Wilhelm Carové 1816 mit anderen Geschichten den Brüdern Grimm schickte. Seiner Ansicht nach sind die Gestalten im Rheintor Bierbrauer, die im Schwedenkrieg die Stadt dadurch gerettet haben sollen, dass sie heißes Wasser auf die angreifenden Schweden schütteten, die 1633 zum zweiten Male Andernach – dieses Mal vergeblich – einnehmen wollten. Diese „Bierbrauer-Version“ einer Andernacher Rettungssage bezieht sich im Gegensatz zur später etablierten „Bäckerjungensage“ auf das erwähnte tatsächliche Ereignis, das rein theoretisch so oder ähnlich abgelaufen sein konnte, abgesehen von der Tatsache, dass die Steinfiguren im Rheintor ersichtlich weder Bäckerjungen noch Bierbrauer waren oder sind und nie mit irgendeinem Angriff zu tun hatten. Niemand weiß allerdings, von wo Carové, der 1816 in Andernach Einnehmer der Rheinschifffahrtsgebühren war, die Geschichte bezog. Zu seiner Zeit war die Bäckerjungensage noch nicht entstanden. Bei den Tuffsteinfiguren im Rheintor handelt es sich, für jedermann deutlich sichtbar, um zwei Kriegerfiguren aus spätromanischer Zeit (13. Jahrhundert). Sie fungieren als symbolische Wächter der Stadt und wurden möglicherweise schon bei oder kurz nach Errichtung des Tores dort aufgestellt. (de)
  • Die Bäckerjungensage ist eine auf drei historischen Ereignissen beruhende Rheinsage aus Andernach, seit der Mitte des 19. Jahrhunderts in Form mehrerer Gedichte, später auch in Prosa und als Aufführung. Der Stoff stammt ausnahmsweise nicht aus dem Volksmund, sondern hat vielmehr einen literarischen Hintergrund. Karl Simrock, Germanistikprofessor aus Bonn, veröffentlichte die Erzählung in der 1869er Ausgabe seiner „Rheinsagen“. Bereits 1855 hatte der Andernacher Wilhelm Reuter ein Gedicht mit dem gleichen Sujet veröffentlicht. Danach wollten sich die Linzer an den Andernachern wegen der Rückverlegung des Rheinzolls nach Andernach durch einen nächtlichen Überfall rächen, der durch zwei wache Bäckerjungen – der Rest der Stadt schlief – vereitelt wurde, indem sie die bereits mit dem Rammbock in Position stehenden Angreifer mit Bienenkörben bewarfen und außer Gefecht setzten. Die Stadtwache wurde per Sturmglocke auf die Mauern alarmiert, sodass die Linzer nun keine Möglichkeit mehr hatten, als ziemlich zerstochen mit blutigen Nasen abzuziehen. Historisch gab es keinerlei Zwist zwischen den beiden Städten, in denen der Erzbischof eine eigene Stadtburg hatte. Noch interessanter wird die Geschichte, wenn man die Vorläuferversion der Sage liest, die der Koblenzer Friedrich Wilhelm Carové 1816 mit anderen Geschichten den Brüdern Grimm schickte. Seiner Ansicht nach sind die Gestalten im Rheintor Bierbrauer, die im Schwedenkrieg die Stadt dadurch gerettet haben sollen, dass sie heißes Wasser auf die angreifenden Schweden schütteten, die 1633 zum zweiten Male Andernach – dieses Mal vergeblich – einnehmen wollten. Diese „Bierbrauer-Version“ einer Andernacher Rettungssage bezieht sich im Gegensatz zur später etablierten „Bäckerjungensage“ auf das erwähnte tatsächliche Ereignis, das rein theoretisch so oder ähnlich abgelaufen sein konnte, abgesehen von der Tatsache, dass die Steinfiguren im Rheintor ersichtlich weder Bäckerjungen noch Bierbrauer waren oder sind und nie mit irgendeinem Angriff zu tun hatten. Niemand weiß allerdings, von wo Carové, der 1816 in Andernach Einnehmer der Rheinschifffahrtsgebühren war, die Geschichte bezog. Zu seiner Zeit war die Bäckerjungensage noch nicht entstanden. Bei den Tuffsteinfiguren im Rheintor handelt es sich, für jedermann deutlich sichtbar, um zwei Kriegerfiguren aus spätromanischer Zeit (13. Jahrhundert). Sie fungieren als symbolische Wächter der Stadt und wurden möglicherweise schon bei oder kurz nach Errichtung des Tores dort aufgestellt. (de)
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  • Die Bäckerjungensage ist eine auf drei historischen Ereignissen beruhende Rheinsage aus Andernach, seit der Mitte des 19. Jahrhunderts in Form mehrerer Gedichte, später auch in Prosa und als Aufführung. Der Stoff stammt ausnahmsweise nicht aus dem Volksmund, sondern hat vielmehr einen literarischen Hintergrund. Karl Simrock, Germanistikprofessor aus Bonn, veröffentlichte die Erzählung in der 1869er Ausgabe seiner „Rheinsagen“. Bereits 1855 hatte der Andernacher Wilhelm Reuter ein Gedicht mit dem gleichen Sujet veröffentlicht. Danach wollten sich die Linzer an den Andernachern wegen der Rückverlegung des Rheinzolls nach Andernach durch einen nächtlichen Überfall rächen, der durch zwei wache Bäckerjungen – der Rest der Stadt schlief – vereitelt wurde, indem sie die bereits mit dem Rammbock i (de)
  • Die Bäckerjungensage ist eine auf drei historischen Ereignissen beruhende Rheinsage aus Andernach, seit der Mitte des 19. Jahrhunderts in Form mehrerer Gedichte, später auch in Prosa und als Aufführung. Der Stoff stammt ausnahmsweise nicht aus dem Volksmund, sondern hat vielmehr einen literarischen Hintergrund. Karl Simrock, Germanistikprofessor aus Bonn, veröffentlichte die Erzählung in der 1869er Ausgabe seiner „Rheinsagen“. Bereits 1855 hatte der Andernacher Wilhelm Reuter ein Gedicht mit dem gleichen Sujet veröffentlicht. Danach wollten sich die Linzer an den Andernachern wegen der Rückverlegung des Rheinzolls nach Andernach durch einen nächtlichen Überfall rächen, der durch zwei wache Bäckerjungen – der Rest der Stadt schlief – vereitelt wurde, indem sie die bereits mit dem Rammbock i (de)
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  • Bäckerjungensage (de)
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