Antimodernismus bezeichnet eine Strömung innerhalb der katholischen Kirche in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts, die sich – ausgehend von Dekreten Pius IX. (Papst von 1846 bis 1878) – gegen die gesellschaftlichen und politischen Reformen des Modernismus wandten.

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  • Antimodernismus bezeichnet eine Strömung innerhalb der katholischen Kirche in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts, die sich – ausgehend von Dekreten Pius IX. (Papst von 1846 bis 1878) – gegen die gesellschaftlichen und politischen Reformen des Modernismus wandten. So listet der Syllabus errorum von 1864 in seiner Aufzählung beanstandeter Irrtümer neben Ideen, die auch aus heutiger Sicht als abwegige Modeerscheinungen des 19. Jahrhunderts gelten müssen, auch eine Reihe von Ideen wie die Religionsfreiheit, die seit Aufklärung und Französischer Revolution fortschreitend verwirklicht wurden, heute zum selbstverständlichen Allgemeingut (westlicher) Zivilisation gehören und in die Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen von 1948 eingegangen sind. Der Antimodernismus ging Hand in Hand mit dem Ultramontanismus. So bezeichnet man eine politische Haltung des Katholizismus in deutschsprachigen Ländern und den Niederlanden, die sich ausschließlich auf Weisungen von der päpstlichen Kurie stützte, also aus dem von dort aus gesehen „jenseits der Berge“ (lateinisch ultra montes – gemeint sind die Alpen) – liegenden Vatikan. Auch in vielen anderen Ländern hatte der jeweilige Klerus (also z. B. Bischöfe, Erzbischöfe und aus ihnen bestehende Gremien) enge Bindungen zum Vatikan. Nach einer gewissen Kursänderung unter Papst Leo XIII. (Papst von 1878 bis 1903), der sich erstmals der sozialen Frage widmete und mit seiner Enzyklika Rerum Novarum von 1891 die lehramtliche Tradition der Katholischen Soziallehre begründete, stellte das Pontifikat Pius X. (1903 bis 1914), während dessen die Bewegungen des Modernismus und Amerikanismus weithin an Bedeutung gewannen, zugleich auch den Höhepunkt antimodernistischer Tendenzen in der katholischen Kirche dar, vor allem durch die Verpflichtung aller Priester auf das Ablegen des sogenannten Antimodernisteneids vom 1. September 1910, der sie ausdrücklich verpflichtete, die im Syllabus errorum (Liste der Irrtümer) beanstandeten Irrtümer abzulehnen. Unter Papst Benedikt XV. entspannte sich angesichts der von außen drohenden Gefahren (Erster Weltkrieg, Oktoberrevolution, Mexikanische Revolution etc.) für die katholische Kirche der innerkirchliche Modernismus-Streit. Auch in den folgenden Pontifikaten deuteten äußerlich kaum Anzeichen auf ein Fortbestehen des Modernismus-Streites hin, die jedoch prinzipiell ungelöst gebliebenen Probleme beeinflussten jedoch die Entwicklung der katholischen Kirche auf (und vor allem: nach) dem II. Vatikanischen Konzil (nach welchem u. a. der „Antimodernisteneid“ abgeschafft wurde). (de)
  • Antimodernismus bezeichnet eine Strömung innerhalb der katholischen Kirche in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts, die sich – ausgehend von Dekreten Pius IX. (Papst von 1846 bis 1878) – gegen die gesellschaftlichen und politischen Reformen des Modernismus wandten. So listet der Syllabus errorum von 1864 in seiner Aufzählung beanstandeter Irrtümer neben Ideen, die auch aus heutiger Sicht als abwegige Modeerscheinungen des 19. Jahrhunderts gelten müssen, auch eine Reihe von Ideen wie die Religionsfreiheit, die seit Aufklärung und Französischer Revolution fortschreitend verwirklicht wurden, heute zum selbstverständlichen Allgemeingut (westlicher) Zivilisation gehören und in die Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen von 1948 eingegangen sind. Der Antimodernismus ging Hand in Hand mit dem Ultramontanismus. So bezeichnet man eine politische Haltung des Katholizismus in deutschsprachigen Ländern und den Niederlanden, die sich ausschließlich auf Weisungen von der päpstlichen Kurie stützte, also aus dem von dort aus gesehen „jenseits der Berge“ (lateinisch ultra montes – gemeint sind die Alpen) – liegenden Vatikan. Auch in vielen anderen Ländern hatte der jeweilige Klerus (also z. B. Bischöfe, Erzbischöfe und aus ihnen bestehende Gremien) enge Bindungen zum Vatikan. Nach einer gewissen Kursänderung unter Papst Leo XIII. (Papst von 1878 bis 1903), der sich erstmals der sozialen Frage widmete und mit seiner Enzyklika Rerum Novarum von 1891 die lehramtliche Tradition der Katholischen Soziallehre begründete, stellte das Pontifikat Pius X. (1903 bis 1914), während dessen die Bewegungen des Modernismus und Amerikanismus weithin an Bedeutung gewannen, zugleich auch den Höhepunkt antimodernistischer Tendenzen in der katholischen Kirche dar, vor allem durch die Verpflichtung aller Priester auf das Ablegen des sogenannten Antimodernisteneids vom 1. September 1910, der sie ausdrücklich verpflichtete, die im Syllabus errorum (Liste der Irrtümer) beanstandeten Irrtümer abzulehnen. Unter Papst Benedikt XV. entspannte sich angesichts der von außen drohenden Gefahren (Erster Weltkrieg, Oktoberrevolution, Mexikanische Revolution etc.) für die katholische Kirche der innerkirchliche Modernismus-Streit. Auch in den folgenden Pontifikaten deuteten äußerlich kaum Anzeichen auf ein Fortbestehen des Modernismus-Streites hin, die jedoch prinzipiell ungelöst gebliebenen Probleme beeinflussten jedoch die Entwicklung der katholischen Kirche auf (und vor allem: nach) dem II. Vatikanischen Konzil (nach welchem u. a. der „Antimodernisteneid“ abgeschafft wurde). (de)
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  • Römisch-katholische Geschichtsdeuter machten sich diese Deutung negativ zu eigen. Sie verteufelten den Reformator als den Urrevolutionär der Moderne, der in seinem sündhaften Aufstand gegen die päpstliche Autorität ein anarchisches Prinzip, die Unmittelbarkeit jedes frommen Einzelnen zu Gott, in die Welt gebracht und so alle Ordnungsstrukturen unterminiert habe. Hier wie dort war Reformationsdeutung geprägt von den politischen Zielen der jeweils Deutenden.
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  • Antimodernismus bezeichnet eine Strömung innerhalb der katholischen Kirche in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts, die sich – ausgehend von Dekreten Pius IX. (Papst von 1846 bis 1878) – gegen die gesellschaftlichen und politischen Reformen des Modernismus wandten. (de)
  • Antimodernismus bezeichnet eine Strömung innerhalb der katholischen Kirche in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts, die sich – ausgehend von Dekreten Pius IX. (Papst von 1846 bis 1878) – gegen die gesellschaftlichen und politischen Reformen des Modernismus wandten. (de)
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  • Antimodernismus (de)
  • Antimodernismus (de)
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