Wilhelm Heinrich Solf (* 5. Oktober 1862 in Berlin; † 6. Februar 1936 ebenda) war ein deutscher Politiker und Diplomat. Nach dem Studium der Indologie in Berlin und einem Aufenthalt in London wurde er 1888 in den diplomatischen Dienst aufgenommen und war am deutschen Generalkonsulat in Kalkutta (Britisch-Indien) tätig. Im Anschluss daran erwarb er in Göttingen die juristischen Staatsexamina. 1898 ging er als Bezirksrichter nach Daressalam in Deutsch-Ostafrika. Ab 1899 war er Präsident des Munizipalrates in Apia auf Samoa; 1900 wurde er Gouverneur der neuen deutschen Kolonie Deutsch-Samoa. Seinen Vorstellungen von einem „humanen Kolonialismus“ folgend, gelang es ihm 1909, den Lauati-Aufstand (Mau a Pule) ohne Waffengewalt zu beenden. Der Preis dafür war freilich die Deportation von 70 Polit

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  • Wilhelm Heinrich Solf (* 5. Oktober 1862 in Berlin; † 6. Februar 1936 ebenda) war ein deutscher Politiker und Diplomat. Nach dem Studium der Indologie in Berlin und einem Aufenthalt in London wurde er 1888 in den diplomatischen Dienst aufgenommen und war am deutschen Generalkonsulat in Kalkutta (Britisch-Indien) tätig. Im Anschluss daran erwarb er in Göttingen die juristischen Staatsexamina. 1898 ging er als Bezirksrichter nach Daressalam in Deutsch-Ostafrika. Ab 1899 war er Präsident des Munizipalrates in Apia auf Samoa; 1900 wurde er Gouverneur der neuen deutschen Kolonie Deutsch-Samoa. Seinen Vorstellungen von einem „humanen Kolonialismus“ folgend, gelang es ihm 1909, den Lauati-Aufstand (Mau a Pule) ohne Waffengewalt zu beenden. Der Preis dafür war freilich die Deportation von 70 Politikern und Aktiven der Samoanischen Unabhängigkeitsbewegung auf ein 2000 Kilometer entferntes Territorium. Im Dezember 1911 trat Solf als Staatssekretär an die Spitze des Reichskolonialamtes. Während des Ersten Weltkrieges war er ein entschiedener Unterstützer der Politik des Reichskanzlers Theobald von Bethmann Hollweg. Er setzte sich für einen frühen Verständigungsfrieden ein, mit dem er einen kolonialen Ausgleich verbinden wollte. Unter der Kanzlerschaft Max von Badens wurde Solf 1918 Staatssekretär des Auswärtigen und damit letzter kaiserlicher Außenminister. Die Novemberrevolution lehnte er ab, da er einen Wandel zu einer parlamentarischen Monarchie befürwortete. Sein Amt behielt er jedoch, bis er im Dezember 1918 zurücktrat. Solf war Anhänger eines eher konservativen Liberalismus. Parteipolitisch stand er der Fortschrittlichen Volkspartei nahe; später wurde er Mitglied der republikanisch orientierten DDP. 1920 bis 1928 war Solf deutscher Botschafter in Tokio; er verstand es, die kulturelle und politische Wiederannäherung an Japan entschieden zu fördern. Nach dem Tod Solfs bildete sich um seine Witwe, Hanna Solf, der Solf-Kreis, der dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus angehörte. (de)
  • Wilhelm Heinrich Solf (* 5. Oktober 1862 in Berlin; † 6. Februar 1936 ebenda) war ein deutscher Politiker und Diplomat. Nach dem Studium der Indologie in Berlin und einem Aufenthalt in London wurde er 1888 in den diplomatischen Dienst aufgenommen und war am deutschen Generalkonsulat in Kalkutta (Britisch-Indien) tätig. Im Anschluss daran erwarb er in Göttingen die juristischen Staatsexamina. 1898 ging er als Bezirksrichter nach Daressalam in Deutsch-Ostafrika. Ab 1899 war er Präsident des Munizipalrates in Apia auf Samoa; 1900 wurde er Gouverneur der neuen deutschen Kolonie Deutsch-Samoa. Seinen Vorstellungen von einem „humanen Kolonialismus“ folgend, gelang es ihm 1909, den Lauati-Aufstand (Mau a Pule) ohne Waffengewalt zu beenden. Der Preis dafür war freilich die Deportation von 70 Politikern und Aktiven der Samoanischen Unabhängigkeitsbewegung auf ein 2000 Kilometer entferntes Territorium. Im Dezember 1911 trat Solf als Staatssekretär an die Spitze des Reichskolonialamtes. Während des Ersten Weltkrieges war er ein entschiedener Unterstützer der Politik des Reichskanzlers Theobald von Bethmann Hollweg. Er setzte sich für einen frühen Verständigungsfrieden ein, mit dem er einen kolonialen Ausgleich verbinden wollte. Unter der Kanzlerschaft Max von Badens wurde Solf 1918 Staatssekretär des Auswärtigen und damit letzter kaiserlicher Außenminister. Die Novemberrevolution lehnte er ab, da er einen Wandel zu einer parlamentarischen Monarchie befürwortete. Sein Amt behielt er jedoch, bis er im Dezember 1918 zurücktrat. Solf war Anhänger eines eher konservativen Liberalismus. Parteipolitisch stand er der Fortschrittlichen Volkspartei nahe; später wurde er Mitglied der republikanisch orientierten DDP. 1920 bis 1928 war Solf deutscher Botschafter in Tokio; er verstand es, die kulturelle und politische Wiederannäherung an Japan entschieden zu fördern. Nach dem Tod Solfs bildete sich um seine Witwe, Hanna Solf, der Solf-Kreis, der dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus angehörte. (de)
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  • Wilhelm Heinrich Solf (* 5. Oktober 1862 in Berlin; † 6. Februar 1936 ebenda) war ein deutscher Politiker und Diplomat. Nach dem Studium der Indologie in Berlin und einem Aufenthalt in London wurde er 1888 in den diplomatischen Dienst aufgenommen und war am deutschen Generalkonsulat in Kalkutta (Britisch-Indien) tätig. Im Anschluss daran erwarb er in Göttingen die juristischen Staatsexamina. 1898 ging er als Bezirksrichter nach Daressalam in Deutsch-Ostafrika. Ab 1899 war er Präsident des Munizipalrates in Apia auf Samoa; 1900 wurde er Gouverneur der neuen deutschen Kolonie Deutsch-Samoa. Seinen Vorstellungen von einem „humanen Kolonialismus“ folgend, gelang es ihm 1909, den Lauati-Aufstand (Mau a Pule) ohne Waffengewalt zu beenden. Der Preis dafür war freilich die Deportation von 70 Polit (de)
  • Wilhelm Heinrich Solf (* 5. Oktober 1862 in Berlin; † 6. Februar 1936 ebenda) war ein deutscher Politiker und Diplomat. Nach dem Studium der Indologie in Berlin und einem Aufenthalt in London wurde er 1888 in den diplomatischen Dienst aufgenommen und war am deutschen Generalkonsulat in Kalkutta (Britisch-Indien) tätig. Im Anschluss daran erwarb er in Göttingen die juristischen Staatsexamina. 1898 ging er als Bezirksrichter nach Daressalam in Deutsch-Ostafrika. Ab 1899 war er Präsident des Munizipalrates in Apia auf Samoa; 1900 wurde er Gouverneur der neuen deutschen Kolonie Deutsch-Samoa. Seinen Vorstellungen von einem „humanen Kolonialismus“ folgend, gelang es ihm 1909, den Lauati-Aufstand (Mau a Pule) ohne Waffengewalt zu beenden. Der Preis dafür war freilich die Deportation von 70 Polit (de)
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