Wahdat al-wudschūd (arabisch وحدة الوجود, DMG waḥdat al-wuǧūd ‚Einheit des Seins‘) ist ein Begriff aus der islamischen Mystik (Sufismus), worin von der Einheit zwischen Schöpfer und Schöpfung ausgegangen wird. Diese Art der Gottesbetrachtung existiert nur unter einigen Muslimen, hauptsächlich Sufis (siehe auch den Artikel Tauhīd). Die mystische Lehrrichtung bzw. Schule wird als Wudschūdiyya (Wujūdiyya) bezeichnet. Die Lehre wurde jedoch von dem persischen Sufi-Philosophen Sadr al-Din al-Qunawi (1207–1274) nach der Lehre seines Lehrers und Stiefvaters Ibn Arabi systematisiert.

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  • Wahdat al-wudschūd (arabisch وحدة الوجود, DMG waḥdat al-wuǧūd ‚Einheit des Seins‘) ist ein Begriff aus der islamischen Mystik (Sufismus), worin von der Einheit zwischen Schöpfer und Schöpfung ausgegangen wird. Diese Art der Gottesbetrachtung existiert nur unter einigen Muslimen, hauptsächlich Sufis (siehe auch den Artikel Tauhīd). Die mystische Lehrrichtung bzw. Schule wird als Wudschūdiyya (Wujūdiyya) bezeichnet. Nach dieser Auffassung ist das Universum ein Teil Gottes. Mit anderen Worten, Gott wird als die einzige Wahrheit betrachtet, und dass alle Existenz als Teil von Gott existiere. Nach dem Glauben ist die ganze Schöpfung von Gott aus dem Nichts (ʿadim / عدم / ‚Nichtexistenz‘) zum Existieren (wudschūd / وجود / ‚Existenz‘) gebracht worden. Die Lehre orientierte sich an der mystischen Lehre des andalusischen Sufi-Mystikers und Philosophen Ibn Arabi (1165–1240) und wurde ihm zugeschrieben, von ihm selbst wurde der Begriff jedoch nicht verwendet. Tatsächlich wurde sie bereits ein halbes Jahrhundert zuvor von al-Ghazālī (1058–1111) in dessen Werk "Mischkāt al-anwār" (مشكاة الأنوار / ‚Nische des Lichts‘) angesprochen. Die Lehre wurde jedoch von dem persischen Sufi-Philosophen Sadr al-Din al-Qunawi (1207–1274) nach der Lehre seines Lehrers und Stiefvaters Ibn Arabi systematisiert. Einer ihrer ersten Gegner war der hanbalitische Theologe und Rechtsgelehrte Ibn Taimīya (1263–1328). Bei seiner Widerlegung dieser mystischen Lehre brachte der indische hanafitische Rechtsgelehrte und Naqschbandi-Sufi Mudschaddid Sirhindi (1564–1624) stattdessen den Begriff des wahdat asch-schuhūd (Einheit der Erscheinung) vor. Die Zwei Abhandlungen über die Einheit der Existenz (Taqyīdāni fī waḥdat al-wuǧūd) des marokkanischen Sufi-Dichters und Gelehrten Scheich Ahmad ibn 'Adschiba (1747–1809) wurden von Jean-Louis Michon ins Französische übersetzt (Deux Traités sur l'Unite de l'Existence). Viele Gelehrte und Kritiker sehen in der Lehre eine Art von Pantheismus. In neuerer Zeit haben sich William C. Chittick und Abdul Haq Ansari um die Erforschung der beiden Lehren und ihres Umfeldes verdient gemacht. (de)
  • Wahdat al-wudschūd (arabisch وحدة الوجود, DMG waḥdat al-wuǧūd ‚Einheit des Seins‘) ist ein Begriff aus der islamischen Mystik (Sufismus), worin von der Einheit zwischen Schöpfer und Schöpfung ausgegangen wird. Diese Art der Gottesbetrachtung existiert nur unter einigen Muslimen, hauptsächlich Sufis (siehe auch den Artikel Tauhīd). Die mystische Lehrrichtung bzw. Schule wird als Wudschūdiyya (Wujūdiyya) bezeichnet. Nach dieser Auffassung ist das Universum ein Teil Gottes. Mit anderen Worten, Gott wird als die einzige Wahrheit betrachtet, und dass alle Existenz als Teil von Gott existiere. Nach dem Glauben ist die ganze Schöpfung von Gott aus dem Nichts (ʿadim / عدم / ‚Nichtexistenz‘) zum Existieren (wudschūd / وجود / ‚Existenz‘) gebracht worden. Die Lehre orientierte sich an der mystischen Lehre des andalusischen Sufi-Mystikers und Philosophen Ibn Arabi (1165–1240) und wurde ihm zugeschrieben, von ihm selbst wurde der Begriff jedoch nicht verwendet. Tatsächlich wurde sie bereits ein halbes Jahrhundert zuvor von al-Ghazālī (1058–1111) in dessen Werk "Mischkāt al-anwār" (مشكاة الأنوار / ‚Nische des Lichts‘) angesprochen. Die Lehre wurde jedoch von dem persischen Sufi-Philosophen Sadr al-Din al-Qunawi (1207–1274) nach der Lehre seines Lehrers und Stiefvaters Ibn Arabi systematisiert. Einer ihrer ersten Gegner war der hanbalitische Theologe und Rechtsgelehrte Ibn Taimīya (1263–1328). Bei seiner Widerlegung dieser mystischen Lehre brachte der indische hanafitische Rechtsgelehrte und Naqschbandi-Sufi Mudschaddid Sirhindi (1564–1624) stattdessen den Begriff des wahdat asch-schuhūd (Einheit der Erscheinung) vor. Die Zwei Abhandlungen über die Einheit der Existenz (Taqyīdāni fī waḥdat al-wuǧūd) des marokkanischen Sufi-Dichters und Gelehrten Scheich Ahmad ibn 'Adschiba (1747–1809) wurden von Jean-Louis Michon ins Französische übersetzt (Deux Traités sur l'Unite de l'Existence). Viele Gelehrte und Kritiker sehen in der Lehre eine Art von Pantheismus. In neuerer Zeit haben sich William C. Chittick und Abdul Haq Ansari um die Erforschung der beiden Lehren und ihres Umfeldes verdient gemacht. (de)
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  • Wahdat al-wudschūd (arabisch وحدة الوجود, DMG waḥdat al-wuǧūd ‚Einheit des Seins‘) ist ein Begriff aus der islamischen Mystik (Sufismus), worin von der Einheit zwischen Schöpfer und Schöpfung ausgegangen wird. Diese Art der Gottesbetrachtung existiert nur unter einigen Muslimen, hauptsächlich Sufis (siehe auch den Artikel Tauhīd). Die mystische Lehrrichtung bzw. Schule wird als Wudschūdiyya (Wujūdiyya) bezeichnet. Die Lehre wurde jedoch von dem persischen Sufi-Philosophen Sadr al-Din al-Qunawi (1207–1274) nach der Lehre seines Lehrers und Stiefvaters Ibn Arabi systematisiert. (de)
  • Wahdat al-wudschūd (arabisch وحدة الوجود, DMG waḥdat al-wuǧūd ‚Einheit des Seins‘) ist ein Begriff aus der islamischen Mystik (Sufismus), worin von der Einheit zwischen Schöpfer und Schöpfung ausgegangen wird. Diese Art der Gottesbetrachtung existiert nur unter einigen Muslimen, hauptsächlich Sufis (siehe auch den Artikel Tauhīd). Die mystische Lehrrichtung bzw. Schule wird als Wudschūdiyya (Wujūdiyya) bezeichnet. Die Lehre wurde jedoch von dem persischen Sufi-Philosophen Sadr al-Din al-Qunawi (1207–1274) nach der Lehre seines Lehrers und Stiefvaters Ibn Arabi systematisiert. (de)
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