Der Begriff Titanic-Effekt, benannt nach der RMS Titanic, wird für eine Vielzahl subjektiver und objektiver, in irgendeiner Weise mit dem Schiffsunglück assoziierter Phänomene verwendet, woraus seine spezifische Unschärfe resultiert: Der Begriff Titanic-Effekt wird gelegentlich auch statt des Begriffs des Eisbergmodells verwendet (80 bis 90 % eines Phänomens sind unsichtbar). Vom Titanic-Effekt sind Kaskadenrisiken zu unterscheiden, die auf sich verstärkenden und beschleunigenden Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Systemen beruhen.

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  • Der Begriff Titanic-Effekt, benannt nach der RMS Titanic, wird für eine Vielzahl subjektiver und objektiver, in irgendeiner Weise mit dem Schiffsunglück assoziierter Phänomene verwendet, woraus seine spezifische Unschärfe resultiert: * die Fähigkeit zur Selbsttäuschung von Menschen, die ihre fast aussichtslose Lage nicht erkennen oder verdrängen (während die Titanic sank, spielte das Bordorchester lustige Melodien) – vielleicht auch weil sich der Untergang zunächst langsam vollzieht, d. h., die instinktgesteuerte Fight-or-flight-Reaktion erst spät oder gar nicht einsetzt und allgemein akzeptierte gesellschaftliche Normen (Vorrang für Passagiere der 1. Klasse, Frauen und Kinder) eine Zeitlang aufrechterhalten werden. * die genau entgegengesetzte, von dem US-amerikanischen Literaturprofessor Stephen D. Cox am Beispiel der Havarie der Costa Concordia beschriebene Tendenz zu Panik und Desorganisation bei Evakuierung großer Menschenmassen, welche das aufgrund der Landnähe und zahlreicher in der Umgebung befindlicher Schiffe unangemessene Bild (Vignette) des Titanic-Untergangs und fehlender Rettungsmittel vor Augen hatten und die Besatzung daher bedrängten, die Rettungsboote trotz extremer Schräglage und der nur geringen Entfernung vom Land herab zu lassen. * nach Gerald M. Weinberg eine verstärkte subjektive Risikoneigung aufgrund vermeintlicher Sicherheit, die auch in der Wirtschaftsberatung anzutreffen ist: „The thought that disaster is impossible often leads to an unthinkable disaster.“ * nach Nancy G. Leveson 1986 (damals an der University of California, Irvine, heute Professorin für Aeronautik und Astronautik am M.I.T., wo sie Kollisionsvermeidungssysteme entwickelt) die Tendenz, dass sich die objektiv schlimmsten Unfälle oft in den Systemen ereignen, die man nach gründlicher Analyse für völlig sicher gehalten hat. * ein sich selbst verstärkender, unaufhaltsam beschleunigender Prozess des (politischen, wirtschaftlichen, ökologischen usw.) Verfalls, Abstiegs oder Untergangs (der Wasserstand steigt zunächst in wenigen lecken Abteilungen der Titanic, dann läuft das Wasser bedingt durch die zunehmende Neigung des Schiffs über die Oberkante der wasserdichten Schotts hinweg immer weiter in die hinteren Abteilungen, zugleich verschiebt sich der Schwerpunkt nach vorn, wodurch sich der Sinkprozess beschleunigt). * im weitesten Sinn jeder sich selbst verstärkende Hebeleffekt. * ferner die sich beschleunigenden Verläufe von Störungen bestimmter Hirnfunktionen, z. B. des geordneten Denkens oder der Wortflüssigkeit. Der Begriff Titanic-Effekt wird gelegentlich auch statt des Begriffs des Eisbergmodells verwendet (80 bis 90 % eines Phänomens sind unsichtbar). Vom Titanic-Effekt sind Kaskadenrisiken zu unterscheiden, die auf sich verstärkenden und beschleunigenden Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Systemen beruhen. (de)
  • Der Begriff Titanic-Effekt, benannt nach der RMS Titanic, wird für eine Vielzahl subjektiver und objektiver, in irgendeiner Weise mit dem Schiffsunglück assoziierter Phänomene verwendet, woraus seine spezifische Unschärfe resultiert: * die Fähigkeit zur Selbsttäuschung von Menschen, die ihre fast aussichtslose Lage nicht erkennen oder verdrängen (während die Titanic sank, spielte das Bordorchester lustige Melodien) – vielleicht auch weil sich der Untergang zunächst langsam vollzieht, d. h., die instinktgesteuerte Fight-or-flight-Reaktion erst spät oder gar nicht einsetzt und allgemein akzeptierte gesellschaftliche Normen (Vorrang für Passagiere der 1. Klasse, Frauen und Kinder) eine Zeitlang aufrechterhalten werden. * die genau entgegengesetzte, von dem US-amerikanischen Literaturprofessor Stephen D. Cox am Beispiel der Havarie der Costa Concordia beschriebene Tendenz zu Panik und Desorganisation bei Evakuierung großer Menschenmassen, welche das aufgrund der Landnähe und zahlreicher in der Umgebung befindlicher Schiffe unangemessene Bild (Vignette) des Titanic-Untergangs und fehlender Rettungsmittel vor Augen hatten und die Besatzung daher bedrängten, die Rettungsboote trotz extremer Schräglage und der nur geringen Entfernung vom Land herab zu lassen. * nach Gerald M. Weinberg eine verstärkte subjektive Risikoneigung aufgrund vermeintlicher Sicherheit, die auch in der Wirtschaftsberatung anzutreffen ist: „The thought that disaster is impossible often leads to an unthinkable disaster.“ * nach Nancy G. Leveson 1986 (damals an der University of California, Irvine, heute Professorin für Aeronautik und Astronautik am M.I.T., wo sie Kollisionsvermeidungssysteme entwickelt) die Tendenz, dass sich die objektiv schlimmsten Unfälle oft in den Systemen ereignen, die man nach gründlicher Analyse für völlig sicher gehalten hat. * ein sich selbst verstärkender, unaufhaltsam beschleunigender Prozess des (politischen, wirtschaftlichen, ökologischen usw.) Verfalls, Abstiegs oder Untergangs (der Wasserstand steigt zunächst in wenigen lecken Abteilungen der Titanic, dann läuft das Wasser bedingt durch die zunehmende Neigung des Schiffs über die Oberkante der wasserdichten Schotts hinweg immer weiter in die hinteren Abteilungen, zugleich verschiebt sich der Schwerpunkt nach vorn, wodurch sich der Sinkprozess beschleunigt). * im weitesten Sinn jeder sich selbst verstärkende Hebeleffekt. * ferner die sich beschleunigenden Verläufe von Störungen bestimmter Hirnfunktionen, z. B. des geordneten Denkens oder der Wortflüssigkeit. Der Begriff Titanic-Effekt wird gelegentlich auch statt des Begriffs des Eisbergmodells verwendet (80 bis 90 % eines Phänomens sind unsichtbar). Vom Titanic-Effekt sind Kaskadenrisiken zu unterscheiden, die auf sich verstärkenden und beschleunigenden Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Systemen beruhen. (de)
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  • Der Begriff Titanic-Effekt, benannt nach der RMS Titanic, wird für eine Vielzahl subjektiver und objektiver, in irgendeiner Weise mit dem Schiffsunglück assoziierter Phänomene verwendet, woraus seine spezifische Unschärfe resultiert: Der Begriff Titanic-Effekt wird gelegentlich auch statt des Begriffs des Eisbergmodells verwendet (80 bis 90 % eines Phänomens sind unsichtbar). Vom Titanic-Effekt sind Kaskadenrisiken zu unterscheiden, die auf sich verstärkenden und beschleunigenden Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Systemen beruhen. (de)
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  • Titanic-Effekt (de)
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