Tell Ramad (arabisch تل رماد) ist ein neolithischer Siedlungshügel am Fuße des Hermon 20 km südwestlich von der syrischen Hauptstadt Damaskus. Die kleine Siedlung bestand etwa zwischen 7230 und 6400/6300 v. Chr. und umfasste eine Fläche von zwei Hektar. Sie erlangte erhebliche Bedeutung für die Frage nach der Neolithisierung der Region und damit für die nach der Entstehung der Landwirtschaft. Auch wurde dort der älteste Anhänger aus Kupfer entdeckt, ein Metall, das ab dem 7. Jahrtausend v. Chr. in Syrien verarbeitet wurde.

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  • Tell Ramad (arabisch تل رماد) ist ein neolithischer Siedlungshügel am Fuße des Hermon 20 km südwestlich von der syrischen Hauptstadt Damaskus. Die kleine Siedlung bestand etwa zwischen 7230 und 6400/6300 v. Chr. und umfasste eine Fläche von zwei Hektar. Sie erlangte erhebliche Bedeutung für die Frage nach der Neolithisierung der Region und damit für die nach der Entstehung der Landwirtschaft. Auch wurde dort der älteste Anhänger aus Kupfer entdeckt, ein Metall, das ab dem 7. Jahrtausend v. Chr. in Syrien verarbeitet wurde. Der Tell wurde von dem französischen Zolloffizier Company und dem Lieutenant Potut entdeckt. Laurisson Ward besuchte den Hügel 1939 und sammelte Oberflächenfunde, die sich heute im Peabody Museum of Archaeology and Ethnology in Cambridge (Massachusetts) befinden. Doch erst nachdem W. J. van Liere und Henri de Contenson sich mit der abgelegenen Siedlung auseinandergesetzt hatten und letzterer in acht Grabungskampagnen zwischen 1968 und 1973 den Hügel erforschte, wurde seine Bedeutung in der Fachöffentlichkeit deutlicher. Insgesamt umfasst Tell Ramad drei Siedlungsschichten. Aus der frühesten Schicht (Stratum I) stammen Gruben von 3 bis 4 Metern Durchmesser, die offenbar Wohnungen darstellten. Im Unterschied zu dieser ersten Schicht fanden sich in Schicht II zwar andere Flintwerkzeuge, doch Begräbnissitten und -beigaben weisen auf eine Kontinuität hin. Allerdings wurden die bisher runden, oftmals vieleckigen und unregelmäßigen Häuser nun rechteckig. Die Häuser waren durch Pfade, aber auch Öfen und Silos voneinander getrennt. Weiße Ware, eine typische Keramik, wurde nun in größeren Mengen hergestellt. In Schicht III, die auf das frühe 7. Jahrtausend datiert wurde, fand man Gebrannte Ware in großen Mengen. Doch nun wurden keine Grubenhäuser mehr gebaut, sondern Vorratskammern in die älteren, tiefergelegenen Schichten gegraben, was auf den Aufenthalt von nomadischen Gruppen hinweist. Die meisten Siedlungen der Region wurden um 6800 v. Chr. aufgegeben, während Tell Ramad noch drei bis vier Jahrhunderte weitergenutzt wurde. Die größere Bedeutung des Tells liegt jedoch darin, dass dort Überreste von domestiziertem Weizen, Roggen und Flachs entdeckt wurden. Hinzu kamen Wildpflanzen, wie Pistazien, Feigen, Mandeln und Birnen. Die Bewohner lebten in einem zu dieser Zeit noch dicht bewaldeten Gebiet, in dem sich bisher wenig erforschte, kleinere Dörfer finden. Die Bewohner betrieben Ackerbau in kleinen Lichtungen, die sie in den Wald geschlagen hatten. Schafe und Ziegen wurden bereits in der frühesten Zeit domestiziert, dabei stellten Schafe drei Viertel der Tiere, Ziegen nur ein Viertel. Ansonsten wurden auch Rinder und Schweine gehalten. Die Jagd war inzwischen recht unbedeutend geworden und beschränkte sich weitgehend auf Gazellen. Drei Tonfigurinen, deren Fragmente man fand, dienten möglicherweise für die dort ebenfalls entdeckten Schädel als eine Art Sockel, möglicherweise wurden Schädel und Figurinen rituell gemeinsam beigesetzt. In Schicht I enthielt eine Grube sechs Schädel, in Schicht II fanden sich zwei Gruben mit 3 bzw. 12 Schädeln. Die sorgsam abgetrennten Schädel waren konserviert worden, womöglich um den Eindruck des Lebendigen zu vermitteln. Rote Farbreste konnten nachgewiesen werden. Diese Art der Konservierung erscheint in weiten Teilen der südlichen Levante. (de)
  • Tell Ramad (arabisch تل رماد) ist ein neolithischer Siedlungshügel am Fuße des Hermon 20 km südwestlich von der syrischen Hauptstadt Damaskus. Die kleine Siedlung bestand etwa zwischen 7230 und 6400/6300 v. Chr. und umfasste eine Fläche von zwei Hektar. Sie erlangte erhebliche Bedeutung für die Frage nach der Neolithisierung der Region und damit für die nach der Entstehung der Landwirtschaft. Auch wurde dort der älteste Anhänger aus Kupfer entdeckt, ein Metall, das ab dem 7. Jahrtausend v. Chr. in Syrien verarbeitet wurde. Der Tell wurde von dem französischen Zolloffizier Company und dem Lieutenant Potut entdeckt. Laurisson Ward besuchte den Hügel 1939 und sammelte Oberflächenfunde, die sich heute im Peabody Museum of Archaeology and Ethnology in Cambridge (Massachusetts) befinden. Doch erst nachdem W. J. van Liere und Henri de Contenson sich mit der abgelegenen Siedlung auseinandergesetzt hatten und letzterer in acht Grabungskampagnen zwischen 1968 und 1973 den Hügel erforschte, wurde seine Bedeutung in der Fachöffentlichkeit deutlicher. Insgesamt umfasst Tell Ramad drei Siedlungsschichten. Aus der frühesten Schicht (Stratum I) stammen Gruben von 3 bis 4 Metern Durchmesser, die offenbar Wohnungen darstellten. Im Unterschied zu dieser ersten Schicht fanden sich in Schicht II zwar andere Flintwerkzeuge, doch Begräbnissitten und -beigaben weisen auf eine Kontinuität hin. Allerdings wurden die bisher runden, oftmals vieleckigen und unregelmäßigen Häuser nun rechteckig. Die Häuser waren durch Pfade, aber auch Öfen und Silos voneinander getrennt. Weiße Ware, eine typische Keramik, wurde nun in größeren Mengen hergestellt. In Schicht III, die auf das frühe 7. Jahrtausend datiert wurde, fand man Gebrannte Ware in großen Mengen. Doch nun wurden keine Grubenhäuser mehr gebaut, sondern Vorratskammern in die älteren, tiefergelegenen Schichten gegraben, was auf den Aufenthalt von nomadischen Gruppen hinweist. Die meisten Siedlungen der Region wurden um 6800 v. Chr. aufgegeben, während Tell Ramad noch drei bis vier Jahrhunderte weitergenutzt wurde. Die größere Bedeutung des Tells liegt jedoch darin, dass dort Überreste von domestiziertem Weizen, Roggen und Flachs entdeckt wurden. Hinzu kamen Wildpflanzen, wie Pistazien, Feigen, Mandeln und Birnen. Die Bewohner lebten in einem zu dieser Zeit noch dicht bewaldeten Gebiet, in dem sich bisher wenig erforschte, kleinere Dörfer finden. Die Bewohner betrieben Ackerbau in kleinen Lichtungen, die sie in den Wald geschlagen hatten. Schafe und Ziegen wurden bereits in der frühesten Zeit domestiziert, dabei stellten Schafe drei Viertel der Tiere, Ziegen nur ein Viertel. Ansonsten wurden auch Rinder und Schweine gehalten. Die Jagd war inzwischen recht unbedeutend geworden und beschränkte sich weitgehend auf Gazellen. Drei Tonfigurinen, deren Fragmente man fand, dienten möglicherweise für die dort ebenfalls entdeckten Schädel als eine Art Sockel, möglicherweise wurden Schädel und Figurinen rituell gemeinsam beigesetzt. In Schicht I enthielt eine Grube sechs Schädel, in Schicht II fanden sich zwei Gruben mit 3 bzw. 12 Schädeln. Die sorgsam abgetrennten Schädel waren konserviert worden, womöglich um den Eindruck des Lebendigen zu vermitteln. Rote Farbreste konnten nachgewiesen werden. Diese Art der Konservierung erscheint in weiten Teilen der südlichen Levante. (de)
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  • Tell Ramad (arabisch تل رماد) ist ein neolithischer Siedlungshügel am Fuße des Hermon 20 km südwestlich von der syrischen Hauptstadt Damaskus. Die kleine Siedlung bestand etwa zwischen 7230 und 6400/6300 v. Chr. und umfasste eine Fläche von zwei Hektar. Sie erlangte erhebliche Bedeutung für die Frage nach der Neolithisierung der Region und damit für die nach der Entstehung der Landwirtschaft. Auch wurde dort der älteste Anhänger aus Kupfer entdeckt, ein Metall, das ab dem 7. Jahrtausend v. Chr. in Syrien verarbeitet wurde. (de)
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