Als Stichomythie (griech.: stichomythía) wird bei Theaterstücken ein dialogischer Rednerwechsel von Vers zu Vers bezeichnet, bei dem also besonders kurze Sätze rasch aufeinander folgen. Mit Hilfe dieses Stilmittels wird den Zuschauern die Heftigkeit oder Dringlichkeit der Unterredung signalisiert. Eine Steigerung dieses Effekts, bei der sich die einzelne Verszeile auf mehrere Personen verteilt, ist die Antilabe. Ein Dialog in Doppelversen wird Distichomythie, in Halbversen (Hemistichien) Hemistichomythie, genannt. (Sie rupft und murmelt) (Das letzte Blatt ausrupfend, mit holder Freude:)

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  • Als Stichomythie (griech.: stichomythía) wird bei Theaterstücken ein dialogischer Rednerwechsel von Vers zu Vers bezeichnet, bei dem also besonders kurze Sätze rasch aufeinander folgen. Mit Hilfe dieses Stilmittels wird den Zuschauern die Heftigkeit oder Dringlichkeit der Unterredung signalisiert. Eine Steigerung dieses Effekts, bei der sich die einzelne Verszeile auf mehrere Personen verteilt, ist die Antilabe. Ein Dialog in Doppelversen wird Distichomythie, in Halbversen (Hemistichien) Hemistichomythie, genannt. Die Stichomythie wird vereinfacht auch Zeilenrede genannt. Sie findet vor allem in der griechischen Tragödie Gebrauch, z. B. im König Ödipus von Sophokles. Oft dient sie dem Prozess der Anagnorisis, also der Wahrheitsfindung, und wird in verhörähnlichen Situationen oder in Streitgesprächen verwendet. Auch in Goethes Faust-Tragödie erster Teil gibt es Beispiele für Stichomythie, wie im folgenden Auszug aus der Szene Garten: Faust:Was soll das? Einen Strauß?Margarete:Nein, es soll nur ein Spiel.Faust: Wie?Margarete: Geht! Ihr lacht mich aus. (Sie rupft und murmelt) Faust:Was murmelst du?Margarete:Er liebt mich-liebt mich nicht.Faust: Du holdes Himmelsangesicht!Margarete: (fährt fort)Liebt mich – Nicht – Liebt mich – Nicht (Das letzte Blatt ausrupfend, mit holder Freude:) Er liebt mich! An diesem Beispiel lässt sich zeigen, dass der stichomythische Aufbau dieses Ausschnitts die lebhafte Entwicklung des Gesprächs bewirken soll. Das Blumenorakel, das noch zwischen „Er liebt mich“ und „Er liebt mich nicht“ hin und herlaviert, endet dann mit dem Höhepunkt des stichomythischen Aufbaus: „Er liebt mich!“ (de)
  • Als Stichomythie (griech.: stichomythía) wird bei Theaterstücken ein dialogischer Rednerwechsel von Vers zu Vers bezeichnet, bei dem also besonders kurze Sätze rasch aufeinander folgen. Mit Hilfe dieses Stilmittels wird den Zuschauern die Heftigkeit oder Dringlichkeit der Unterredung signalisiert. Eine Steigerung dieses Effekts, bei der sich die einzelne Verszeile auf mehrere Personen verteilt, ist die Antilabe. Ein Dialog in Doppelversen wird Distichomythie, in Halbversen (Hemistichien) Hemistichomythie, genannt. Die Stichomythie wird vereinfacht auch Zeilenrede genannt. Sie findet vor allem in der griechischen Tragödie Gebrauch, z. B. im König Ödipus von Sophokles. Oft dient sie dem Prozess der Anagnorisis, also der Wahrheitsfindung, und wird in verhörähnlichen Situationen oder in Streitgesprächen verwendet. Auch in Goethes Faust-Tragödie erster Teil gibt es Beispiele für Stichomythie, wie im folgenden Auszug aus der Szene Garten: Faust:Was soll das? Einen Strauß?Margarete:Nein, es soll nur ein Spiel.Faust: Wie?Margarete: Geht! Ihr lacht mich aus. (Sie rupft und murmelt) Faust:Was murmelst du?Margarete:Er liebt mich-liebt mich nicht.Faust: Du holdes Himmelsangesicht!Margarete: (fährt fort)Liebt mich – Nicht – Liebt mich – Nicht (Das letzte Blatt ausrupfend, mit holder Freude:) Er liebt mich! An diesem Beispiel lässt sich zeigen, dass der stichomythische Aufbau dieses Ausschnitts die lebhafte Entwicklung des Gesprächs bewirken soll. Das Blumenorakel, das noch zwischen „Er liebt mich“ und „Er liebt mich nicht“ hin und herlaviert, endet dann mit dem Höhepunkt des stichomythischen Aufbaus: „Er liebt mich!“ (de)
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  • Als Stichomythie (griech.: stichomythía) wird bei Theaterstücken ein dialogischer Rednerwechsel von Vers zu Vers bezeichnet, bei dem also besonders kurze Sätze rasch aufeinander folgen. Mit Hilfe dieses Stilmittels wird den Zuschauern die Heftigkeit oder Dringlichkeit der Unterredung signalisiert. Eine Steigerung dieses Effekts, bei der sich die einzelne Verszeile auf mehrere Personen verteilt, ist die Antilabe. Ein Dialog in Doppelversen wird Distichomythie, in Halbversen (Hemistichien) Hemistichomythie, genannt. (Sie rupft und murmelt) (Das letzte Blatt ausrupfend, mit holder Freude:) (de)
  • Als Stichomythie (griech.: stichomythía) wird bei Theaterstücken ein dialogischer Rednerwechsel von Vers zu Vers bezeichnet, bei dem also besonders kurze Sätze rasch aufeinander folgen. Mit Hilfe dieses Stilmittels wird den Zuschauern die Heftigkeit oder Dringlichkeit der Unterredung signalisiert. Eine Steigerung dieses Effekts, bei der sich die einzelne Verszeile auf mehrere Personen verteilt, ist die Antilabe. Ein Dialog in Doppelversen wird Distichomythie, in Halbversen (Hemistichien) Hemistichomythie, genannt. (Sie rupft und murmelt) (Das letzte Blatt ausrupfend, mit holder Freude:) (de)
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  • Stichomythie (de)
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