Soziographie (seltener: Soziografie) ist in der Soziologie des beginnenden 20. Jahrhunderts die empirische Teildisziplin, welche soziale Tatbestände quantitativ und statistisch beschreibt und untersucht. Die Aufgabe der Soziographie, Sozialdaten zu sammeln, ist heute in Deutschland (2009) teilweise auf die Statistischen Landesämter, teilweise auf kommerziell betriebene Umfrageinstitute, übergegangen.

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  • Soziographie (seltener: Soziografie) ist in der Soziologie des beginnenden 20. Jahrhunderts die empirische Teildisziplin, welche soziale Tatbestände quantitativ und statistisch beschreibt und untersucht. Der Begriff wurde 1913 von Rudolf Steinmetz geprägt, dem Begründer der niederländischen Soziologie und 1925 der Zeitschrift Mens en Maatschappij. So wie die Ethnographie, die fremde Völker und Kulturen beschreiben und verstehen will, soll Soziographie dasselbe im Hinblick auf die modernen Gesellschaften leisten. Steinmetz verband damit eine Abkehr von deduktiver Theorie hin zur Sammlung empirischer Fakten, die unter geeigneten Umständen das Material zu induktiven Verallgemeinerungen liefern könnten. Diese methodologische Position hat nicht nur Vorteile, sondern auch Nachteile, was spätere Kritiker nicht versäumt haben hervorzuheben. Das so gekennzeichnete Erkenntnisprogramm wurde dann vom deutschen Soziologen Ferdinand Tönnies aufgegriffen, der neben einer rein axiomatischen („Reinen“) und einer daraus ableitenden („Angewandten“) Soziologie eine sammelnde, statistisch aufbereitende und künftiger Theoriebildung dienende Soziologie postulierte, für welche er den Begriff „Soziographie“ übernahm. Er betrieb dieses Fach als Statistiker auch selber; zu diesem Zweck befürwortete er die Einrichtung wissenschaftlich-soziographischer „Sternwarten“. Theodor Geiger nannte seine bahnbrechende 1932er Studie Die soziale Schichtung des deutschen Volkes im Untertitel Soziographischer Versuch auf statistischer Grundlage. Noch heute berühmt ist die soziographische (aber auch qualitative Methoden verwendende) Marienthalstudie (1933), die empirische Untersuchung eines Industriedorfes mit hoher Arbeitslosigkeit. Zeisel, einer der Autoren der Studie, charakterisiert die angewandte Methode . Soziographie und empirische Sozialforschung werden dabei als identisch angesehen: im Anhang der Marienthal-Studie stellt Zeisel die „soziographische Methode“ als „empirische Sozialforschung“ dar. Die Aufgabe der Soziographie, Sozialdaten zu sammeln, ist heute in Deutschland (2009) teilweise auf die Statistischen Landesämter, teilweise auf kommerziell betriebene Umfrageinstitute, übergegangen. (de)
  • Soziographie (seltener: Soziografie) ist in der Soziologie des beginnenden 20. Jahrhunderts die empirische Teildisziplin, welche soziale Tatbestände quantitativ und statistisch beschreibt und untersucht. Der Begriff wurde 1913 von Rudolf Steinmetz geprägt, dem Begründer der niederländischen Soziologie und 1925 der Zeitschrift Mens en Maatschappij. So wie die Ethnographie, die fremde Völker und Kulturen beschreiben und verstehen will, soll Soziographie dasselbe im Hinblick auf die modernen Gesellschaften leisten. Steinmetz verband damit eine Abkehr von deduktiver Theorie hin zur Sammlung empirischer Fakten, die unter geeigneten Umständen das Material zu induktiven Verallgemeinerungen liefern könnten. Diese methodologische Position hat nicht nur Vorteile, sondern auch Nachteile, was spätere Kritiker nicht versäumt haben hervorzuheben. Das so gekennzeichnete Erkenntnisprogramm wurde dann vom deutschen Soziologen Ferdinand Tönnies aufgegriffen, der neben einer rein axiomatischen („Reinen“) und einer daraus ableitenden („Angewandten“) Soziologie eine sammelnde, statistisch aufbereitende und künftiger Theoriebildung dienende Soziologie postulierte, für welche er den Begriff „Soziographie“ übernahm. Er betrieb dieses Fach als Statistiker auch selber; zu diesem Zweck befürwortete er die Einrichtung wissenschaftlich-soziographischer „Sternwarten“. Theodor Geiger nannte seine bahnbrechende 1932er Studie Die soziale Schichtung des deutschen Volkes im Untertitel Soziographischer Versuch auf statistischer Grundlage. Noch heute berühmt ist die soziographische (aber auch qualitative Methoden verwendende) Marienthalstudie (1933), die empirische Untersuchung eines Industriedorfes mit hoher Arbeitslosigkeit. Zeisel, einer der Autoren der Studie, charakterisiert die angewandte Methode . Soziographie und empirische Sozialforschung werden dabei als identisch angesehen: im Anhang der Marienthal-Studie stellt Zeisel die „soziographische Methode“ als „empirische Sozialforschung“ dar. Die Aufgabe der Soziographie, Sozialdaten zu sammeln, ist heute in Deutschland (2009) teilweise auf die Statistischen Landesämter, teilweise auf kommerziell betriebene Umfrageinstitute, übergegangen. (de)
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  • Soziographie (seltener: Soziografie) ist in der Soziologie des beginnenden 20. Jahrhunderts die empirische Teildisziplin, welche soziale Tatbestände quantitativ und statistisch beschreibt und untersucht. Die Aufgabe der Soziographie, Sozialdaten zu sammeln, ist heute in Deutschland (2009) teilweise auf die Statistischen Landesämter, teilweise auf kommerziell betriebene Umfrageinstitute, übergegangen. (de)
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  • Soziographie (de)
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