Die serbische epische Dichtung ist eine Form der oral tradierten Heldendichtungen in überwiegend serbisch wie sowohl kroatisch besiedelten Regionen des Westbalkans, die aber auch stark nach Albanien und Bulgarien gewirkt haben. Stilmittel, Narration, Themen, die formularischen poetischen Elemente, wie die der slawischen Antithese dieser reinen Volksdichtung wurden von den Barden der Epen der ehemals feudalen Bugarštice übernommen. Diese höfische Dichtung war ursprünglich im aristokratischen Umfeld des serbischen Reiches verbreitet. Mit der Emigration der Aristokratie und der Barden in die nicht von den Osmanen eroberten angrenzenden Länder entwickelte sich in der patriarchalischen Milieu des im Einfluss der Osmanen verbliebenen christlichen Slawen und unter Nutzung der Sprache des Dorfes u

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  • Die serbische epische Dichtung ist eine Form der oral tradierten Heldendichtungen in überwiegend serbisch wie sowohl kroatisch besiedelten Regionen des Westbalkans, die aber auch stark nach Albanien und Bulgarien gewirkt haben. Stilmittel, Narration, Themen, die formularischen poetischen Elemente, wie die der slawischen Antithese dieser reinen Volksdichtung wurden von den Barden der Epen der ehemals feudalen Bugarštice übernommen. Diese höfische Dichtung war ursprünglich im aristokratischen Umfeld des serbischen Reiches verbreitet. Mit der Emigration der Aristokratie und der Barden in die nicht von den Osmanen eroberten angrenzenden Länder entwickelte sich in der patriarchalischen Milieu des im Einfluss der Osmanen verbliebenen christlichen Slawen und unter Nutzung der Sprache des Dorfes und Landes aus diesem alten poetischen Substrat die eigentliche Serbische Heldenepik, die über die sogenannten Frauenlieder eine lyrische Erweiterung zu Themen der sozialen gesellschaftlichen Ordnung in der patriarchalischen bäuerlichen Gesellschaft der Clans insbesondere im Herzland der Volksepik im heutigen geographischen Raum zwischen Montenegro und der Herzegowina erfuhr. Während die serbische epische Dichtung immer aus acht bis zehn Silben aufgebaut ist, war für die Bugarštice der Langvers mit 14 bis 16 Silben charakteristisch. Auch die Anfügung einer Verszeile eines Refrains ist nur für letztere gegeben. Beide poetischen Stile sind zwar inhaltlich verwandt, haben eine ähnliche Motiv- und Sprachwahl und werden aus Versen ohne Reimung gebildet, jedoch erfuhr die Volksdichtung durch ihre Verbundenheit zur Lebenswelt und der lebendigen Volkssprache eine künstlerisch höhere Reifung und nachhaltige Rezeption, deren Dauer vom 15. bis zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eigentümlich lang vordauerte. Der serbische Heldenepik kam als einem wesentlichen Träger der nationalen Identifikation, Sprache und Kultur eine gesellschaftliche Relevanz zu, in der sie auch zu historischen Bezügen ein wichtiges poetisches Medium stellte und in den von den Osmanen beherrschten ehemals christlichen Gebieten den Widerstand gegen die Fremdherrschaft über Jahrhunderte wachhielt. Dabei vermeiden die epischen Gesänge jedoch immer eine Schwarz-Weiß-Maskierung und die Heroen der Lieder sind vielfach als Antihelden skizziert (Fürst Lazar, Vuk Brankovic, Kraljevic Marko). Auch wird den osmanischen Widersachern eine hohe Wertschätzung gegeben, die beispielhaft im Heldenlied aus dem Zyklus des Kraljevic Marko Marko und Musa Kesedžija als Marko im albanischen Outlaw Mina einen nicht nur ebenbürtigen Widersacher, sondern einen stärkeren Helden als er selbst trifft. Über die kulturgeschichtlich nicht hoch genug anzuerkennende Arbeit des autodidaktischen Sprachreformers, Philologen und Volksliedforschers Vuk Karadžić und der essentiellen Förderung seiner Aufzeichnungen und Übersetzung der serbo-kroatischen Volksepik durch einen engeren Zirkel im literarisch einflussreichen Dichterkreis, sowie anerkannten slawischen Philologen im Zeitalter der deutschen Romantik durch Jernej Kopitar, Joseph Dobrovský, Jacob Grimm, Clemens Brentano, Talvj und Johann Wolfgang Goethe wurde diese Gattung zum Bestandteil der Weltliteratur gehoben und auch weitläufig beim Lesepublikum rezipiert. Aus den prominenten deutschen Übersetzungen wurden diese bald ins Französische, Russische, Englische und Polnische übertragen, die eine weite europäische Verbreitung der Epen ermöglichten. Mit Prosper Mérimée, Alexander Puschkin, Walter Scott und Adam Mickiewicz übersetzten die in ihren Ländern maßgebliche Dichter die serbischen Volksepen. (de)
  • Die serbische epische Dichtung ist eine Form der oral tradierten Heldendichtungen in überwiegend serbisch wie sowohl kroatisch besiedelten Regionen des Westbalkans, die aber auch stark nach Albanien und Bulgarien gewirkt haben. Stilmittel, Narration, Themen, die formularischen poetischen Elemente, wie die der slawischen Antithese dieser reinen Volksdichtung wurden von den Barden der Epen der ehemals feudalen Bugarštice übernommen. Diese höfische Dichtung war ursprünglich im aristokratischen Umfeld des serbischen Reiches verbreitet. Mit der Emigration der Aristokratie und der Barden in die nicht von den Osmanen eroberten angrenzenden Länder entwickelte sich in der patriarchalischen Milieu des im Einfluss der Osmanen verbliebenen christlichen Slawen und unter Nutzung der Sprache des Dorfes und Landes aus diesem alten poetischen Substrat die eigentliche Serbische Heldenepik, die über die sogenannten Frauenlieder eine lyrische Erweiterung zu Themen der sozialen gesellschaftlichen Ordnung in der patriarchalischen bäuerlichen Gesellschaft der Clans insbesondere im Herzland der Volksepik im heutigen geographischen Raum zwischen Montenegro und der Herzegowina erfuhr. Während die serbische epische Dichtung immer aus acht bis zehn Silben aufgebaut ist, war für die Bugarštice der Langvers mit 14 bis 16 Silben charakteristisch. Auch die Anfügung einer Verszeile eines Refrains ist nur für letztere gegeben. Beide poetischen Stile sind zwar inhaltlich verwandt, haben eine ähnliche Motiv- und Sprachwahl und werden aus Versen ohne Reimung gebildet, jedoch erfuhr die Volksdichtung durch ihre Verbundenheit zur Lebenswelt und der lebendigen Volkssprache eine künstlerisch höhere Reifung und nachhaltige Rezeption, deren Dauer vom 15. bis zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eigentümlich lang vordauerte. Der serbische Heldenepik kam als einem wesentlichen Träger der nationalen Identifikation, Sprache und Kultur eine gesellschaftliche Relevanz zu, in der sie auch zu historischen Bezügen ein wichtiges poetisches Medium stellte und in den von den Osmanen beherrschten ehemals christlichen Gebieten den Widerstand gegen die Fremdherrschaft über Jahrhunderte wachhielt. Dabei vermeiden die epischen Gesänge jedoch immer eine Schwarz-Weiß-Maskierung und die Heroen der Lieder sind vielfach als Antihelden skizziert (Fürst Lazar, Vuk Brankovic, Kraljevic Marko). Auch wird den osmanischen Widersachern eine hohe Wertschätzung gegeben, die beispielhaft im Heldenlied aus dem Zyklus des Kraljevic Marko Marko und Musa Kesedžija als Marko im albanischen Outlaw Mina einen nicht nur ebenbürtigen Widersacher, sondern einen stärkeren Helden als er selbst trifft. Über die kulturgeschichtlich nicht hoch genug anzuerkennende Arbeit des autodidaktischen Sprachreformers, Philologen und Volksliedforschers Vuk Karadžić und der essentiellen Förderung seiner Aufzeichnungen und Übersetzung der serbo-kroatischen Volksepik durch einen engeren Zirkel im literarisch einflussreichen Dichterkreis, sowie anerkannten slawischen Philologen im Zeitalter der deutschen Romantik durch Jernej Kopitar, Joseph Dobrovský, Jacob Grimm, Clemens Brentano, Talvj und Johann Wolfgang Goethe wurde diese Gattung zum Bestandteil der Weltliteratur gehoben und auch weitläufig beim Lesepublikum rezipiert. Aus den prominenten deutschen Übersetzungen wurden diese bald ins Französische, Russische, Englische und Polnische übertragen, die eine weite europäische Verbreitung der Epen ermöglichten. Mit Prosper Mérimée, Alexander Puschkin, Walter Scott und Adam Mickiewicz übersetzten die in ihren Ländern maßgebliche Dichter die serbischen Volksepen. (de)
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  • Die serbische epische Dichtung ist eine Form der oral tradierten Heldendichtungen in überwiegend serbisch wie sowohl kroatisch besiedelten Regionen des Westbalkans, die aber auch stark nach Albanien und Bulgarien gewirkt haben. Stilmittel, Narration, Themen, die formularischen poetischen Elemente, wie die der slawischen Antithese dieser reinen Volksdichtung wurden von den Barden der Epen der ehemals feudalen Bugarštice übernommen. Diese höfische Dichtung war ursprünglich im aristokratischen Umfeld des serbischen Reiches verbreitet. Mit der Emigration der Aristokratie und der Barden in die nicht von den Osmanen eroberten angrenzenden Länder entwickelte sich in der patriarchalischen Milieu des im Einfluss der Osmanen verbliebenen christlichen Slawen und unter Nutzung der Sprache des Dorfes u (de)
  • Die serbische epische Dichtung ist eine Form der oral tradierten Heldendichtungen in überwiegend serbisch wie sowohl kroatisch besiedelten Regionen des Westbalkans, die aber auch stark nach Albanien und Bulgarien gewirkt haben. Stilmittel, Narration, Themen, die formularischen poetischen Elemente, wie die der slawischen Antithese dieser reinen Volksdichtung wurden von den Barden der Epen der ehemals feudalen Bugarštice übernommen. Diese höfische Dichtung war ursprünglich im aristokratischen Umfeld des serbischen Reiches verbreitet. Mit der Emigration der Aristokratie und der Barden in die nicht von den Osmanen eroberten angrenzenden Länder entwickelte sich in der patriarchalischen Milieu des im Einfluss der Osmanen verbliebenen christlichen Slawen und unter Nutzung der Sprache des Dorfes u (de)
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  • Serbische epische Dichtung (de)
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