Die Sententiae Receptae (ad filium) oder Pauli Sententiae, unter Rechtshistorikern ist auch die Bezeichnung pseudopaulinische Sentenzen (sententiae = kommentierte Entscheidungen) beziehungsweise Paulussentenzen geläufig, sind ein um die Wende vom 3. zum 4. Jahrhundert im römischen Westen entstandenes, in Latein verfasstes, frühnachklassisches Werk der Rechtsliteratur. Die anonym nachbearbeitete Zusammenstellung beinhaltet lehr- und regelhafte Florilegien des spätestens durch das reichsübergreifende Zitiergesetz der Kaiser Valentinian und Theodosius nachhaltig bedeutend gewordenen, spätklassischen Juristen Iulius Paulus (aus severischer Zeit) und ist in fünf Büchern (libri) publiziert worden. Der Zusatz „ad filium“ verweist darauf, dass die Sammlung ursprünglich zur Belehrung für den Sohn d

Property Value
dbo:abstract
  • Die Sententiae Receptae (ad filium) oder Pauli Sententiae, unter Rechtshistorikern ist auch die Bezeichnung pseudopaulinische Sentenzen (sententiae = kommentierte Entscheidungen) beziehungsweise Paulussentenzen geläufig, sind ein um die Wende vom 3. zum 4. Jahrhundert im römischen Westen entstandenes, in Latein verfasstes, frühnachklassisches Werk der Rechtsliteratur. Die anonym nachbearbeitete Zusammenstellung beinhaltet lehr- und regelhafte Florilegien des spätestens durch das reichsübergreifende Zitiergesetz der Kaiser Valentinian und Theodosius nachhaltig bedeutend gewordenen, spätklassischen Juristen Iulius Paulus (aus severischer Zeit) und ist in fünf Büchern (libri) publiziert worden. Der Zusatz „ad filium“ verweist darauf, dass die Sammlung ursprünglich zur Belehrung für den Sohn des Paulus gefertigt war. Die Sentenzen behandeln straf- und privatrechtliche Themen, so den Wegfall des noch zu Zeiten der römischen Republik sehr bedeutsamen Formularprozesses (agere per formulam). Nachfolger wurde das Erkenntnisverfahren des Kognitionsprozesstyps. Die epiklassischen Sententiae Receptae folgten historisch den diokletianischen Sammlungen von Kaiserkonstitutionen, den Codizes Gregorianus und Hermogenianus. Nach Entstehung dieser beiden Kompilationen war die Rechtsliteratur dazu übergegangen, klassische Juristenwerke in wesentlich simplifizierter Form wiederzugeben, um sie dem deutlich abschwellenden Anspruch der juristischen Ausbildungsstätten und der daran angelehnten Rechtspraxis zuzuführen. Mit vergleichbarem Ansinnen entstanden die regulae Ulpiani und die tituli ex corpore Ulpiani, Transformationen von Juristenschriften des nicht minder bedeutsamen Rechtsgelehrten Ulpian. Kaiser Konstantin kassierte 321 alle notae (schriftsatzliche Rechtskritiken) von Paulus und Ulpian, die im Zusammenhang mit den Gutachtensammlungen (responsae) des Juristen Papinians standen, um sieben Jahre später umgekehrt Echtheit einer Paulus untergeschobenen Schrift zu dekretieren. Aus diesem Grund ist nicht mit Gewissheit zu sagen, ob Recht, das beispielsweise in den Codex Theodosianus eingeflossen ist, klassisches Recht oder eigenes Recht der Zeit der deshalb so genannten pseudopaulinischen Sentenzen spiegelt. Ausdrücklichen Bezug auf die pseudopaulinischen Sentenzen nimmt andererseits die Sammlung der Collatio, die auf eines der fünf Bücher, das liber singularis De poenis paganorum, rekurriert. Weitere Fundstellen des Werkes befinden sich in den Codizes: lex Romana Visigothorum (Brevier des Alarich), fragmenta Vaticana, lex Romana Burgundionum und in den Pandekten. (de)
  • Die Sententiae Receptae (ad filium) oder Pauli Sententiae, unter Rechtshistorikern ist auch die Bezeichnung pseudopaulinische Sentenzen (sententiae = kommentierte Entscheidungen) beziehungsweise Paulussentenzen geläufig, sind ein um die Wende vom 3. zum 4. Jahrhundert im römischen Westen entstandenes, in Latein verfasstes, frühnachklassisches Werk der Rechtsliteratur. Die anonym nachbearbeitete Zusammenstellung beinhaltet lehr- und regelhafte Florilegien des spätestens durch das reichsübergreifende Zitiergesetz der Kaiser Valentinian und Theodosius nachhaltig bedeutend gewordenen, spätklassischen Juristen Iulius Paulus (aus severischer Zeit) und ist in fünf Büchern (libri) publiziert worden. Der Zusatz „ad filium“ verweist darauf, dass die Sammlung ursprünglich zur Belehrung für den Sohn des Paulus gefertigt war. Die Sentenzen behandeln straf- und privatrechtliche Themen, so den Wegfall des noch zu Zeiten der römischen Republik sehr bedeutsamen Formularprozesses (agere per formulam). Nachfolger wurde das Erkenntnisverfahren des Kognitionsprozesstyps. Die epiklassischen Sententiae Receptae folgten historisch den diokletianischen Sammlungen von Kaiserkonstitutionen, den Codizes Gregorianus und Hermogenianus. Nach Entstehung dieser beiden Kompilationen war die Rechtsliteratur dazu übergegangen, klassische Juristenwerke in wesentlich simplifizierter Form wiederzugeben, um sie dem deutlich abschwellenden Anspruch der juristischen Ausbildungsstätten und der daran angelehnten Rechtspraxis zuzuführen. Mit vergleichbarem Ansinnen entstanden die regulae Ulpiani und die tituli ex corpore Ulpiani, Transformationen von Juristenschriften des nicht minder bedeutsamen Rechtsgelehrten Ulpian. Kaiser Konstantin kassierte 321 alle notae (schriftsatzliche Rechtskritiken) von Paulus und Ulpian, die im Zusammenhang mit den Gutachtensammlungen (responsae) des Juristen Papinians standen, um sieben Jahre später umgekehrt Echtheit einer Paulus untergeschobenen Schrift zu dekretieren. Aus diesem Grund ist nicht mit Gewissheit zu sagen, ob Recht, das beispielsweise in den Codex Theodosianus eingeflossen ist, klassisches Recht oder eigenes Recht der Zeit der deshalb so genannten pseudopaulinischen Sentenzen spiegelt. Ausdrücklichen Bezug auf die pseudopaulinischen Sentenzen nimmt andererseits die Sammlung der Collatio, die auf eines der fünf Bücher, das liber singularis De poenis paganorum, rekurriert. Weitere Fundstellen des Werkes befinden sich in den Codizes: lex Romana Visigothorum (Brevier des Alarich), fragmenta Vaticana, lex Romana Burgundionum und in den Pandekten. (de)
dbo:wikiPageExternalLink
dbo:wikiPageID
  • 9613687 (xsd:integer)
dbo:wikiPageRevisionID
  • 158621361 (xsd:integer)
dct:subject
rdfs:comment
  • Die Sententiae Receptae (ad filium) oder Pauli Sententiae, unter Rechtshistorikern ist auch die Bezeichnung pseudopaulinische Sentenzen (sententiae = kommentierte Entscheidungen) beziehungsweise Paulussentenzen geläufig, sind ein um die Wende vom 3. zum 4. Jahrhundert im römischen Westen entstandenes, in Latein verfasstes, frühnachklassisches Werk der Rechtsliteratur. Die anonym nachbearbeitete Zusammenstellung beinhaltet lehr- und regelhafte Florilegien des spätestens durch das reichsübergreifende Zitiergesetz der Kaiser Valentinian und Theodosius nachhaltig bedeutend gewordenen, spätklassischen Juristen Iulius Paulus (aus severischer Zeit) und ist in fünf Büchern (libri) publiziert worden. Der Zusatz „ad filium“ verweist darauf, dass die Sammlung ursprünglich zur Belehrung für den Sohn d (de)
  • Die Sententiae Receptae (ad filium) oder Pauli Sententiae, unter Rechtshistorikern ist auch die Bezeichnung pseudopaulinische Sentenzen (sententiae = kommentierte Entscheidungen) beziehungsweise Paulussentenzen geläufig, sind ein um die Wende vom 3. zum 4. Jahrhundert im römischen Westen entstandenes, in Latein verfasstes, frühnachklassisches Werk der Rechtsliteratur. Die anonym nachbearbeitete Zusammenstellung beinhaltet lehr- und regelhafte Florilegien des spätestens durch das reichsübergreifende Zitiergesetz der Kaiser Valentinian und Theodosius nachhaltig bedeutend gewordenen, spätklassischen Juristen Iulius Paulus (aus severischer Zeit) und ist in fünf Büchern (libri) publiziert worden. Der Zusatz „ad filium“ verweist darauf, dass die Sammlung ursprünglich zur Belehrung für den Sohn d (de)
rdfs:label
  • Sententiae Receptae (de)
  • Sententiae Receptae (de)
owl:sameAs
prov:wasDerivedFrom
foaf:isPrimaryTopicOf
is dbo:wikiPageRedirects of
is foaf:primaryTopic of