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- Immer wieder gelingen Roehler, dem Meister des eruptiven Erzählens, Szenen von ganz wunderbarer poetischer Kraft: Wie in einem Traum fließt die Kindheit in der fränkischen Provinz dahin: spritzende Gartenschläuche tanzen, Garagenwände werden gemauert, Maulwurfshügel gesprengt.
[…] Und dann stockt der Motor der Erzählung doch wieder gewaltig, die drei Stunden werden lang. Aufs Ganze zu gehen, das kann eben doch nicht heißen, auch das Ganze zu erzählen.
- Es wäre absurd anzunehmen, in diesen fast drei Stunden, die ‚Quellen des Lebens‘ dauert, sei alles makellos. Aber ebenso wenig ist da der leiseste Zweifel, dass Oskar Roehler etwas Besonderes gelungen ist, was man unbedingt gesehen haben muss – sofern man sich dafür interessiert, wie aus diesem Land wurde, was es ist; wie die 68er sich mit allem Recht gegen ihre Eltern auflehnten, um als Eltern oft eine klägliche Rolle zu spielen; und wie einer daraus entkommen ist, um davon zu erzählen.
- Irritierend wirkt – und auch das gehört zu den Vorzügen dieses Films –, dass Roehler bei all dem kein Mitleid für sich einfordert, er aber auch keine Nachsicht mit seinen Figuren hat. Es ist ein großer Bogen, den Roehler schlagen will, von den späten Vierzigern bis in die Achtziger, und vieles daran wirkt rau und ungelenk, zu kurz gegriffen und oberflächlich.
- Der autobiografisch gefärbte Retroblick auf Nachkriegsdeutschland, Wirtschaftswunder und Gartenzwerge, auf Rebellion, Punk und West-Berlin, all das böte Stoff genug für viele spannende Filme, ausreichend jedenfalls für die knapp drei Stunden von Quellen des Lebens. Nur ist es ein Nullsummenspiel: Auf bizarrste Weise heben die Storys sich gegenseitig auf: Emphatische Kindheitstraumata versus Punk-Phase, melodramatische Liebesgeschichte versus bitterer Milieu-Schilderung. Da passt es immerhin ganz gut, dass Roehler im Kern einen Film über die Kinder des gescheiterten Exzesses gedreht hat.
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