Das Polygonalsystem ist ein Fachbegriff aus dem Festungsbau. Die Bezeichnung leitet sich ab von griech.: poly = viel + gonos = Winkel und beschreibt also ein Vieleck. Der Begriff „Polygonalsystem“ wurde im Zusammenhang mit den Befestigungsmanieren des Marquis de Montalembert und Lazare Carnot (1753–1823) allgemein eingeführt. Allerdings kann die zur Zeit von König Friedrich II. in Preußen vor allem von dem Festungsbaumeister Gerhard Cornelius (von) Walrawe (1692–1773) eingeführte „altpreußische Befestigungsmanier“ bereits als „Polygonalsystem“ betrachtet werden (Errichtung der Festungen Brieg und Neiße ab 1742), auch wenn sich dieses zunächst noch stark am tenaillierten Befestigungssystem von Hermann Landsberg d.J. (1670–1746) orientierte. Nach der Gründung des Deutschen Bundes 1815 wurde

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  • Das Polygonalsystem ist ein Fachbegriff aus dem Festungsbau. Die Bezeichnung leitet sich ab von griech.: poly = viel + gonos = Winkel und beschreibt also ein Vieleck. Der Begriff „Polygonalsystem“ wurde im Zusammenhang mit den Befestigungsmanieren des Marquis de Montalembert und Lazare Carnot (1753–1823) allgemein eingeführt. Allerdings kann die zur Zeit von König Friedrich II. in Preußen vor allem von dem Festungsbaumeister Gerhard Cornelius (von) Walrawe (1692–1773) eingeführte „altpreußische Befestigungsmanier“ bereits als „Polygonalsystem“ betrachtet werden (Errichtung der Festungen Brieg und Neiße ab 1742), auch wenn sich dieses zunächst noch stark am tenaillierten Befestigungssystem von Hermann Landsberg d.J. (1670–1746) orientierte. Nach der Gründung des Deutschen Bundes 1815 wurde das (fortentwickelte) „Polygonalsystem“ zunächst in Deutschland das bevorzugte Befestigungssystem (daher auch die Bezeichnung „neudeutsche Befestigungsmanier“), während Frankreich noch bis 1870 am Bastionärsystem festhielt. Charakteristisch für das Polygonalsystem ist das Prinzip, bei den Außenlinien von Befestigungsanlagen möglichst alle einspringende Winkel zu vermeiden (wodurch allerdings zur äußeren Flankierung des Walls die Errichtung von Kaponnieren notwendig wurden). Der Vorteil des Systems liegt darin, dass die Fernverteidigung von langgezogenen Walllinien sich nun überwiegend auf stumpfe Winkel stützt und durch das Aufgeben zahlreicher kleiner Außenwerke besser auf die wesentlichen Punkte konzentrieren kann. Durch den Wegfall der Bastionen und der verschiedenen Vorwerke des Bastionärsystems sowie der weitausgreifenden Linien des Tenaillensystems (eine Folge von ein- und ausspringenden Winkeln) ergibt sich ein Befestigungssystem von wesentlich geringerer Tiefe. Dadurch wurde mehr Platz für den Ausbau der Städte gewonnen und die Baukosten gesenkt. Die separierte Grabenverteidigung erfolgte auf der Innenseite des Festungsgrabens durch freistehende Escarpenmauern und/oder Galerien sowie durch freistehende oder angebundene Grabenkaponnieren. Prototyp für die Anwendung des Polygonalsystems in Deutschland war die Festung Koblenz-Ehrenbreitstein, die von 1815 bis 1834 komplett neu erbaut wurde. In diesem Zusammenhang ist von der neupreußischen oder neudeutschen Befestigungsmanier die Rede. (de)
  • Das Polygonalsystem ist ein Fachbegriff aus dem Festungsbau. Die Bezeichnung leitet sich ab von griech.: poly = viel + gonos = Winkel und beschreibt also ein Vieleck. Der Begriff „Polygonalsystem“ wurde im Zusammenhang mit den Befestigungsmanieren des Marquis de Montalembert und Lazare Carnot (1753–1823) allgemein eingeführt. Allerdings kann die zur Zeit von König Friedrich II. in Preußen vor allem von dem Festungsbaumeister Gerhard Cornelius (von) Walrawe (1692–1773) eingeführte „altpreußische Befestigungsmanier“ bereits als „Polygonalsystem“ betrachtet werden (Errichtung der Festungen Brieg und Neiße ab 1742), auch wenn sich dieses zunächst noch stark am tenaillierten Befestigungssystem von Hermann Landsberg d.J. (1670–1746) orientierte. Nach der Gründung des Deutschen Bundes 1815 wurde das (fortentwickelte) „Polygonalsystem“ zunächst in Deutschland das bevorzugte Befestigungssystem (daher auch die Bezeichnung „neudeutsche Befestigungsmanier“), während Frankreich noch bis 1870 am Bastionärsystem festhielt. Charakteristisch für das Polygonalsystem ist das Prinzip, bei den Außenlinien von Befestigungsanlagen möglichst alle einspringende Winkel zu vermeiden (wodurch allerdings zur äußeren Flankierung des Walls die Errichtung von Kaponnieren notwendig wurden). Der Vorteil des Systems liegt darin, dass die Fernverteidigung von langgezogenen Walllinien sich nun überwiegend auf stumpfe Winkel stützt und durch das Aufgeben zahlreicher kleiner Außenwerke besser auf die wesentlichen Punkte konzentrieren kann. Durch den Wegfall der Bastionen und der verschiedenen Vorwerke des Bastionärsystems sowie der weitausgreifenden Linien des Tenaillensystems (eine Folge von ein- und ausspringenden Winkeln) ergibt sich ein Befestigungssystem von wesentlich geringerer Tiefe. Dadurch wurde mehr Platz für den Ausbau der Städte gewonnen und die Baukosten gesenkt. Die separierte Grabenverteidigung erfolgte auf der Innenseite des Festungsgrabens durch freistehende Escarpenmauern und/oder Galerien sowie durch freistehende oder angebundene Grabenkaponnieren. Prototyp für die Anwendung des Polygonalsystems in Deutschland war die Festung Koblenz-Ehrenbreitstein, die von 1815 bis 1834 komplett neu erbaut wurde. In diesem Zusammenhang ist von der neupreußischen oder neudeutschen Befestigungsmanier die Rede. (de)
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  • Das Polygonalsystem ist ein Fachbegriff aus dem Festungsbau. Die Bezeichnung leitet sich ab von griech.: poly = viel + gonos = Winkel und beschreibt also ein Vieleck. Der Begriff „Polygonalsystem“ wurde im Zusammenhang mit den Befestigungsmanieren des Marquis de Montalembert und Lazare Carnot (1753–1823) allgemein eingeführt. Allerdings kann die zur Zeit von König Friedrich II. in Preußen vor allem von dem Festungsbaumeister Gerhard Cornelius (von) Walrawe (1692–1773) eingeführte „altpreußische Befestigungsmanier“ bereits als „Polygonalsystem“ betrachtet werden (Errichtung der Festungen Brieg und Neiße ab 1742), auch wenn sich dieses zunächst noch stark am tenaillierten Befestigungssystem von Hermann Landsberg d.J. (1670–1746) orientierte. Nach der Gründung des Deutschen Bundes 1815 wurde (de)
  • Das Polygonalsystem ist ein Fachbegriff aus dem Festungsbau. Die Bezeichnung leitet sich ab von griech.: poly = viel + gonos = Winkel und beschreibt also ein Vieleck. Der Begriff „Polygonalsystem“ wurde im Zusammenhang mit den Befestigungsmanieren des Marquis de Montalembert und Lazare Carnot (1753–1823) allgemein eingeführt. Allerdings kann die zur Zeit von König Friedrich II. in Preußen vor allem von dem Festungsbaumeister Gerhard Cornelius (von) Walrawe (1692–1773) eingeführte „altpreußische Befestigungsmanier“ bereits als „Polygonalsystem“ betrachtet werden (Errichtung der Festungen Brieg und Neiße ab 1742), auch wenn sich dieses zunächst noch stark am tenaillierten Befestigungssystem von Hermann Landsberg d.J. (1670–1746) orientierte. Nach der Gründung des Deutschen Bundes 1815 wurde (de)
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  • Polygonalsystem (de)
  • Polygonalsystem (de)
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