Pastoralmacht ist nach Michel Foucault eine insbesondere christliche-religiöse Machttechnik, die mit dem Aufspüren einer „inneren Wahrheit“ – beispielsweise durch Techniken der Versprachlichung (Diskursivierung) – einhergeht, wie in der christlichen Beichte. Die Funktion der Pastoralmacht besteht in der Beförderung einer Subjektwerdung (Subjektivierung). Dieser Prozess führt zu einer Unterwerfung ("Subjektivation" von lat. sub-iacere) des Individuums unter die gesellschaftlichen Verhältnisse, wie dies schon Louis Althusser, einer von Foucaults Lehrern, beschrieben hatte. Im Laufe der Entwicklung der kapitalistisch-bürgerlichen Gesellschaft wurde Pastoralmacht säkularisiert und spielt nach Foucault eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung und Reproduktion der gesellschaftlichen Verhält

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  • Pastoralmacht ist nach Michel Foucault eine insbesondere christliche-religiöse Machttechnik, die mit dem Aufspüren einer „inneren Wahrheit“ – beispielsweise durch Techniken der Versprachlichung (Diskursivierung) – einhergeht, wie in der christlichen Beichte. Die Funktion der Pastoralmacht besteht in der Beförderung einer Subjektwerdung (Subjektivierung). Dieser Prozess führt zu einer Unterwerfung ("Subjektivation" von lat. sub-iacere) des Individuums unter die gesellschaftlichen Verhältnisse, wie dies schon Louis Althusser, einer von Foucaults Lehrern, beschrieben hatte. Im Laufe der Entwicklung der kapitalistisch-bürgerlichen Gesellschaft wurde Pastoralmacht säkularisiert und spielt nach Foucault eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung und Reproduktion der gesellschaftlichen Verhältnisse. Dieser Machttechnik liegt die Konzeption einer „Regierung der Seelen“ zugrunde, wie sie sich in der Metapher der Beziehung von Hirte (lateinisch Pastor) und Herde findet. Foucault legt Wert auf den Unterschied zu antiken Techniken der Selbstsorge. Während in der Antike der Meister, der Pädagoge, zur Wahrheit führte, konnte im Christentum das Individuum die Wahrheit nur in sich entdecken: „das Christentum koppelt die Psychagogik von der Pädagogik ab und fordert von der psychagogisierten und geführten Seele, dass sie eine Wahrheit sagt, die nur sie sagen kann, die nur sie besitzt und die zwar nicht das einzige, aber eines der fundamentalen Elemente jener Operation ist, durch die seine Seinesweise verändert werden wird; und genau darin besteht dann das christliche Geständnis.“ Michel Foucault wollte seine Buchreihe "Sexualität und Wahrheit" (1975/1984) mit einem Band zur "Herausbildung der Doktrin und der Pastoral des Fleisches" abschließen. Die Pastoralmacht wäre hier zentral behandelt worden. Dieser vierte Band ("Die Geständnisse des Fleisches") ist jedoch nicht mehr erschienen. (de)
  • Pastoralmacht ist nach Michel Foucault eine insbesondere christliche-religiöse Machttechnik, die mit dem Aufspüren einer „inneren Wahrheit“ – beispielsweise durch Techniken der Versprachlichung (Diskursivierung) – einhergeht, wie in der christlichen Beichte. Die Funktion der Pastoralmacht besteht in der Beförderung einer Subjektwerdung (Subjektivierung). Dieser Prozess führt zu einer Unterwerfung ("Subjektivation" von lat. sub-iacere) des Individuums unter die gesellschaftlichen Verhältnisse, wie dies schon Louis Althusser, einer von Foucaults Lehrern, beschrieben hatte. Im Laufe der Entwicklung der kapitalistisch-bürgerlichen Gesellschaft wurde Pastoralmacht säkularisiert und spielt nach Foucault eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung und Reproduktion der gesellschaftlichen Verhältnisse. Dieser Machttechnik liegt die Konzeption einer „Regierung der Seelen“ zugrunde, wie sie sich in der Metapher der Beziehung von Hirte (lateinisch Pastor) und Herde findet. Foucault legt Wert auf den Unterschied zu antiken Techniken der Selbstsorge. Während in der Antike der Meister, der Pädagoge, zur Wahrheit führte, konnte im Christentum das Individuum die Wahrheit nur in sich entdecken: „das Christentum koppelt die Psychagogik von der Pädagogik ab und fordert von der psychagogisierten und geführten Seele, dass sie eine Wahrheit sagt, die nur sie sagen kann, die nur sie besitzt und die zwar nicht das einzige, aber eines der fundamentalen Elemente jener Operation ist, durch die seine Seinesweise verändert werden wird; und genau darin besteht dann das christliche Geständnis.“ Michel Foucault wollte seine Buchreihe "Sexualität und Wahrheit" (1975/1984) mit einem Band zur "Herausbildung der Doktrin und der Pastoral des Fleisches" abschließen. Die Pastoralmacht wäre hier zentral behandelt worden. Dieser vierte Band ("Die Geständnisse des Fleisches") ist jedoch nicht mehr erschienen. (de)
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  • Pastoralmacht ist nach Michel Foucault eine insbesondere christliche-religiöse Machttechnik, die mit dem Aufspüren einer „inneren Wahrheit“ – beispielsweise durch Techniken der Versprachlichung (Diskursivierung) – einhergeht, wie in der christlichen Beichte. Die Funktion der Pastoralmacht besteht in der Beförderung einer Subjektwerdung (Subjektivierung). Dieser Prozess führt zu einer Unterwerfung ("Subjektivation" von lat. sub-iacere) des Individuums unter die gesellschaftlichen Verhältnisse, wie dies schon Louis Althusser, einer von Foucaults Lehrern, beschrieben hatte. Im Laufe der Entwicklung der kapitalistisch-bürgerlichen Gesellschaft wurde Pastoralmacht säkularisiert und spielt nach Foucault eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung und Reproduktion der gesellschaftlichen Verhält (de)
  • Pastoralmacht ist nach Michel Foucault eine insbesondere christliche-religiöse Machttechnik, die mit dem Aufspüren einer „inneren Wahrheit“ – beispielsweise durch Techniken der Versprachlichung (Diskursivierung) – einhergeht, wie in der christlichen Beichte. Die Funktion der Pastoralmacht besteht in der Beförderung einer Subjektwerdung (Subjektivierung). Dieser Prozess führt zu einer Unterwerfung ("Subjektivation" von lat. sub-iacere) des Individuums unter die gesellschaftlichen Verhältnisse, wie dies schon Louis Althusser, einer von Foucaults Lehrern, beschrieben hatte. Im Laufe der Entwicklung der kapitalistisch-bürgerlichen Gesellschaft wurde Pastoralmacht säkularisiert und spielt nach Foucault eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung und Reproduktion der gesellschaftlichen Verhält (de)
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  • Pastoralmacht (de)
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