Nonoverlapping Magisteria (NOMA) (deutsch etwa: „sich nicht überschneidende Lehrgebiete“) bezeichnet die Auffassung, dass Religion und Wissenschaft nicht miteinander in Konflikt kämen, weil die Gebiete ihrer professionellen Expertise sich nicht überschnitten. Geprägt wurde der Ausdruck vom Evolutionsbiologen Stephen Jay Gould in einem 1997 veröffentlichten, gleichnamigen Aufsatz. Der zugrundeliegende Gedanke wurde jedoch schon wesentlich früher geäußert, so 1925 von Alfred North Whitehead in seinem Artikel Religion and Science für The Atlantic.

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  • Nonoverlapping Magisteria (NOMA) (deutsch etwa: „sich nicht überschneidende Lehrgebiete“) bezeichnet die Auffassung, dass Religion und Wissenschaft nicht miteinander in Konflikt kämen, weil die Gebiete ihrer professionellen Expertise sich nicht überschnitten. Geprägt wurde der Ausdruck vom Evolutionsbiologen Stephen Jay Gould in einem 1997 veröffentlichten, gleichnamigen Aufsatz. Der zugrundeliegende Gedanke wurde jedoch schon wesentlich früher geäußert, so 1925 von Alfred North Whitehead in seinem Artikel Religion and Science für The Atlantic. Wissenschaft umfasse das empirische Universum und beantworte die Fragen, woraus es gemacht ist (Fakten) und warum es so funktioniert (Theorie); Religion sei dagegen auf Fragen moralischer Bedeutung und Werte gerichtet. Sowohl unter Religionsanhängern wie auch unter den westlichen Wissenschaftlern sei diese Auffassung vom Verhältnis von Wissenschaft und Religion am weitesten verbreitet. Der Kreationismus sei dagegen eine Randerscheinung und beruhe auf einem Missverständnis der Bibel als einem unfehlbaren Dokument, das „buchstäblich bis auf jedes Jota und jedes i-Tüpfelchen wahr ist“, wie es lediglich in fundamentalistischen Teilen des amerikanischen Protestantismus vorherrschend sei. Diese streng wörtliche Interpretation sei weder im Katholizismus noch im Judentum und auch nicht in den meisten protestantischen Strömungen gängig, da in diesen Religionen keine verbreitete Tradition bestehe, die Bibel als buchstäbliche Wahrheit anzusehen. Vielmehr werde die Bibel als erhellende Literatur verstanden, die zum Teil auf Metaphern und Allegorien basiert und für ein angemessenes Verständnis interpretationsbedürftig sei. Obwohl sich Stephen Jay Gould selbst als einen „jüdischen Agnostiker“ verstand, ging es ihm bei seinem NOMA-Konzept nicht um eine diplomatische Haltung (oder wie ihm später von Dawkins vorgeworfen wurde: „Appeasement“) gegenüber der Religion, sondern um eine „prinzipielle Position auf intellektueller und moralischer Grundlage“, die von einem respektvollen oder sogar „liebenden Konkordat“ ausging. Die Position Goulds wurde unter anderem von den Atheisten Richard Dawkins, Jerry Coyne und Ulrich Kutschera als unrealistisch kritisiert. Der Biologiehistoriker Michael Ruse bezweifelt, dass sich Religion gänzlich von Aussagen über Fakten trennen lasse. Daneben wurde von theologischer Seite bemängelt, dass die Position hinter die Auffassung von Georg Simmel zurückfalle. Dieser hatte behauptet, dass zwischen Wissenschaft und Religion keine Spannungen entstehen könnten, obwohl beide für die ganze Wirklichkeit zuständig seien; nur gibt es für beide ein anderes Sensorium: „Sie könnten sich nun prinzipiell so wenig kreuzen, wie Töne mit Farben.“ (de)
  • Nonoverlapping Magisteria (NOMA) (deutsch etwa: „sich nicht überschneidende Lehrgebiete“) bezeichnet die Auffassung, dass Religion und Wissenschaft nicht miteinander in Konflikt kämen, weil die Gebiete ihrer professionellen Expertise sich nicht überschnitten. Geprägt wurde der Ausdruck vom Evolutionsbiologen Stephen Jay Gould in einem 1997 veröffentlichten, gleichnamigen Aufsatz. Der zugrundeliegende Gedanke wurde jedoch schon wesentlich früher geäußert, so 1925 von Alfred North Whitehead in seinem Artikel Religion and Science für The Atlantic. Wissenschaft umfasse das empirische Universum und beantworte die Fragen, woraus es gemacht ist (Fakten) und warum es so funktioniert (Theorie); Religion sei dagegen auf Fragen moralischer Bedeutung und Werte gerichtet. Sowohl unter Religionsanhängern wie auch unter den westlichen Wissenschaftlern sei diese Auffassung vom Verhältnis von Wissenschaft und Religion am weitesten verbreitet. Der Kreationismus sei dagegen eine Randerscheinung und beruhe auf einem Missverständnis der Bibel als einem unfehlbaren Dokument, das „buchstäblich bis auf jedes Jota und jedes i-Tüpfelchen wahr ist“, wie es lediglich in fundamentalistischen Teilen des amerikanischen Protestantismus vorherrschend sei. Diese streng wörtliche Interpretation sei weder im Katholizismus noch im Judentum und auch nicht in den meisten protestantischen Strömungen gängig, da in diesen Religionen keine verbreitete Tradition bestehe, die Bibel als buchstäbliche Wahrheit anzusehen. Vielmehr werde die Bibel als erhellende Literatur verstanden, die zum Teil auf Metaphern und Allegorien basiert und für ein angemessenes Verständnis interpretationsbedürftig sei. Obwohl sich Stephen Jay Gould selbst als einen „jüdischen Agnostiker“ verstand, ging es ihm bei seinem NOMA-Konzept nicht um eine diplomatische Haltung (oder wie ihm später von Dawkins vorgeworfen wurde: „Appeasement“) gegenüber der Religion, sondern um eine „prinzipielle Position auf intellektueller und moralischer Grundlage“, die von einem respektvollen oder sogar „liebenden Konkordat“ ausging. Die Position Goulds wurde unter anderem von den Atheisten Richard Dawkins, Jerry Coyne und Ulrich Kutschera als unrealistisch kritisiert. Der Biologiehistoriker Michael Ruse bezweifelt, dass sich Religion gänzlich von Aussagen über Fakten trennen lasse. Daneben wurde von theologischer Seite bemängelt, dass die Position hinter die Auffassung von Georg Simmel zurückfalle. Dieser hatte behauptet, dass zwischen Wissenschaft und Religion keine Spannungen entstehen könnten, obwohl beide für die ganze Wirklichkeit zuständig seien; nur gibt es für beide ein anderes Sensorium: „Sie könnten sich nun prinzipiell so wenig kreuzen, wie Töne mit Farben.“ (de)
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  • Nonoverlapping Magisteria (NOMA) (deutsch etwa: „sich nicht überschneidende Lehrgebiete“) bezeichnet die Auffassung, dass Religion und Wissenschaft nicht miteinander in Konflikt kämen, weil die Gebiete ihrer professionellen Expertise sich nicht überschnitten. Geprägt wurde der Ausdruck vom Evolutionsbiologen Stephen Jay Gould in einem 1997 veröffentlichten, gleichnamigen Aufsatz. Der zugrundeliegende Gedanke wurde jedoch schon wesentlich früher geäußert, so 1925 von Alfred North Whitehead in seinem Artikel Religion and Science für The Atlantic. (de)
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