Nicole Loraux (* 26. April 1943; † 6. April 2003 in Argenteuil) war eine französische Historikerin. Ab 1987 lehrte Loraux als Professorin an der École des Hautes Études en Sciences Sociales in Paris Geschichte und Anthropologie der griechischen Polis. Als Schülerin von Jean-Pierre Vernant, Pierre Vidal-Naquet und Marcel Detienne führte sie deren Arbeiten zur Historischen Anthropologie Griechenlands fort und setzte hier neue Akzente. Loraux erforschte mit Hilfe von Sprach- und Mythenanalyse, Geschichtswissenschaft und Psychoanalyse vor allem die Vorstellungen über das Weibliche in der Kultur des klassischen Griechenland. Hier wie bei ihren Untersuchungen zum Gebrauch des kulturellen Gedächtnisses in der attischen Polis akzentuierte sie stets die Funktion dieser Vorstellungen in der jeweilig

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  • Nicole Loraux (* 26. April 1943; † 6. April 2003 in Argenteuil) war eine französische Historikerin. Ab 1987 lehrte Loraux als Professorin an der École des Hautes Études en Sciences Sociales in Paris Geschichte und Anthropologie der griechischen Polis. Als Schülerin von Jean-Pierre Vernant, Pierre Vidal-Naquet und Marcel Detienne führte sie deren Arbeiten zur Historischen Anthropologie Griechenlands fort und setzte hier neue Akzente. Loraux erforschte mit Hilfe von Sprach- und Mythenanalyse, Geschichtswissenschaft und Psychoanalyse vor allem die Vorstellungen über das Weibliche in der Kultur des klassischen Griechenland. Hier wie bei ihren Untersuchungen zum Gebrauch des kulturellen Gedächtnisses in der attischen Polis akzentuierte sie stets die Funktion dieser Vorstellungen in der jeweiligen sozialen Realität. In L’invention d’Athènes („Die Erfindung Athens“) fragt sie danach, wie in den überlieferten Trauerreden, vor allem des Perikles und in Platons Dialog Menexenos, die Geschichte anhand der aktuellen Erfahrungen und Bedürfnisse neu interpretiert wird. In Les enfants d’Athéna („Die Kinder Athenes“) untersucht sie die mythischen Begründungen des Ausschlusses von Frauen und Fremden von den Bürgerrechten. Die Neuausgabe von 1996 ergänzte sie um eine kritische Erörterung des Stellenwerts dieser Vorstellungen in der Rhetorik des Front National in Frankreich. In Façons tragiques de tuer une femme (dt. Tragische Weisen, eine Frau zu töten) handelt sie von den verschiedenen Todesarten, die für Männer und Frauen in den Tragödien vorgesehen sind, aber auch bereits von der Möglichkeit der Frauen, sich den „männlichen“ Tod anzueignen. In Les expériences de Tiresias („Die Erfahrungen des Teiresias“) stellt sie Mythen dar, in denen die strikte Trennung der Geschlechter unterlaufen wird. In Les mères en deuil (dt. Die Trauer der Mütter) kontrastiert sie die in ihrer Trauer rasenden Mütter der griechischen Tragödie mit dem absoluten Verbot für athenische Frauen, ihre Trauer in der Öffentlichkeit zu zeigen. In La Cité divisée („Die geteilte Stadt“) beschreibt sie das öffentlich geförderte Vergessen des Bürgerkriegs zwischen Athen und Sparta. Dieser Krieg ist auch Gegenstand ihres letzten, nachgelassenen Buches La tragédie d’Athènes („Die Tragödie Athens“). Nach einem Schlaganfall war ihr ab 1994 wissenschaftliches Arbeiten nur noch mit großer Anstrengung möglich. (de)
  • Nicole Loraux (* 26. April 1943; † 6. April 2003 in Argenteuil) war eine französische Historikerin. Ab 1987 lehrte Loraux als Professorin an der École des Hautes Études en Sciences Sociales in Paris Geschichte und Anthropologie der griechischen Polis. Als Schülerin von Jean-Pierre Vernant, Pierre Vidal-Naquet und Marcel Detienne führte sie deren Arbeiten zur Historischen Anthropologie Griechenlands fort und setzte hier neue Akzente. Loraux erforschte mit Hilfe von Sprach- und Mythenanalyse, Geschichtswissenschaft und Psychoanalyse vor allem die Vorstellungen über das Weibliche in der Kultur des klassischen Griechenland. Hier wie bei ihren Untersuchungen zum Gebrauch des kulturellen Gedächtnisses in der attischen Polis akzentuierte sie stets die Funktion dieser Vorstellungen in der jeweiligen sozialen Realität. In L’invention d’Athènes („Die Erfindung Athens“) fragt sie danach, wie in den überlieferten Trauerreden, vor allem des Perikles und in Platons Dialog Menexenos, die Geschichte anhand der aktuellen Erfahrungen und Bedürfnisse neu interpretiert wird. In Les enfants d’Athéna („Die Kinder Athenes“) untersucht sie die mythischen Begründungen des Ausschlusses von Frauen und Fremden von den Bürgerrechten. Die Neuausgabe von 1996 ergänzte sie um eine kritische Erörterung des Stellenwerts dieser Vorstellungen in der Rhetorik des Front National in Frankreich. In Façons tragiques de tuer une femme (dt. Tragische Weisen, eine Frau zu töten) handelt sie von den verschiedenen Todesarten, die für Männer und Frauen in den Tragödien vorgesehen sind, aber auch bereits von der Möglichkeit der Frauen, sich den „männlichen“ Tod anzueignen. In Les expériences de Tiresias („Die Erfahrungen des Teiresias“) stellt sie Mythen dar, in denen die strikte Trennung der Geschlechter unterlaufen wird. In Les mères en deuil (dt. Die Trauer der Mütter) kontrastiert sie die in ihrer Trauer rasenden Mütter der griechischen Tragödie mit dem absoluten Verbot für athenische Frauen, ihre Trauer in der Öffentlichkeit zu zeigen. In La Cité divisée („Die geteilte Stadt“) beschreibt sie das öffentlich geförderte Vergessen des Bürgerkriegs zwischen Athen und Sparta. Dieser Krieg ist auch Gegenstand ihres letzten, nachgelassenen Buches La tragédie d’Athènes („Die Tragödie Athens“). Nach einem Schlaganfall war ihr ab 1994 wissenschaftliches Arbeiten nur noch mit großer Anstrengung möglich. (de)
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  • Nicole Loraux (* 26. April 1943; † 6. April 2003 in Argenteuil) war eine französische Historikerin. Ab 1987 lehrte Loraux als Professorin an der École des Hautes Études en Sciences Sociales in Paris Geschichte und Anthropologie der griechischen Polis. Als Schülerin von Jean-Pierre Vernant, Pierre Vidal-Naquet und Marcel Detienne führte sie deren Arbeiten zur Historischen Anthropologie Griechenlands fort und setzte hier neue Akzente. Loraux erforschte mit Hilfe von Sprach- und Mythenanalyse, Geschichtswissenschaft und Psychoanalyse vor allem die Vorstellungen über das Weibliche in der Kultur des klassischen Griechenland. Hier wie bei ihren Untersuchungen zum Gebrauch des kulturellen Gedächtnisses in der attischen Polis akzentuierte sie stets die Funktion dieser Vorstellungen in der jeweilig (de)
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