Die Periode der Neueren russischen Literatur fängt im 17. Jahrhundert an. Neue Gattungen wie die syllabische Lyrik, eine abstrakte Dramatik oder auf dem Gebiet der Prosa anekdotische Erzählungen, satirische Novellen, Abenteuer- und Schelmenromane beginnen die bisherige von Hagiographie, Predigten und Chroniken dominierte Literatur zu verdrängen.

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  • Die Periode der Neueren russischen Literatur fängt im 17. Jahrhundert an. Neue Gattungen wie die syllabische Lyrik, eine abstrakte Dramatik oder auf dem Gebiet der Prosa anekdotische Erzählungen, satirische Novellen, Abenteuer- und Schelmenromane beginnen die bisherige von Hagiographie, Predigten und Chroniken dominierte Literatur zu verdrängen. Mit der „Europäisierung“ Russlands durch Peter den Großen, die in Wirklichkeit eine „Westeuropäisierung“ war, wird der Einfluss der westeuropäischen Literaturen, namentlich der deutschen, französischen, italienischen und englischen, vorherrschend. Der von Peter dem Großen geschaffene neue Adel wird zu einer neuen, breiten Bildungsschicht, die vorerst auch die literarischen Entwicklungen trägt. Im Laufe des 18. Jahrhunderts werden in der Literatur die westeuropäischen Einflüsse an die russischen Verhältnisse und an die russischen Literatursprache, die sich dabei erst herausbildet, angepasst und so entsteht in dieser Zeit eine eigenständige russische Literatur, die mit Puschkin ihren Höhepunkt erreicht und zu einer der großen europäischen Literaturen wird. Wichtig für die Schaffung einer theoretischen Grundlage für diesen Prozess waren in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts Wassili Tredjakowski und Michail Lomonossow. Tredjakowski übernahm aus der Poetik des französischen Klassizismus die Einteilung in Lyrik, Epik und Dramatik. Lomonossow, der als wichtigster Reformer der russischen Schriftsprache gilt, definierte die Sprachstile, die den einzelnen Gattungen entsprechen sollten. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts führte Nikolai Karamsin über die Arbeit an seiner Kunstprosa die Reform der Schriftsprache weiter. So entstand, vor allem beeinflusst von der französischen Sprache und vom französischen Denken, bald eine Sprache, die allen Ansprüchen einer Literatursprache genügen konnte.Die Eigenheiten dieser Sprache zur Geltung zu bringen, gelang Iwan Krylow in seinen Fabeln, die teils Übersetzungen La Fontaines, teils eigene Schöpfungen waren. Die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts gilt als das Goldene Zeitalter der russischen Literatur. Die zentrale Gestalt dieser Epoche, die alle anderen Dichter (Schukowski, Batjuschkow, ...) überragte, war Alexander Puschkin, der bis heute als der größte und wichtigste Dichter Russlands angesehen wird. In seinen Gedichten, Oden und Dramen brachte er eine umfassende Kenntnis der europäischen Literaturen in die Beschäftigung mit Stoffen aus seinem russischen Umfeld (russische Geschichte, russische Märchen,...) ein. Mit dem Versroman Eugen Onegin schrieb Puschkin den ersten großen russischen Roman. Nicht nur durch die hier erstmals eingeführte Figur des „überflüssigen Menschen“ sollte der Roman noch Generationen von Schriftstellern beeinflussen.Diese zentrale Gestalt der russischen Literatur des 19. Jahrhunderts tritt auch im Roman Ein Held unserer Zeit von Michail Lermontow auf, der u. a. durch die Übernahme romantischer Ideen zu neuen Ausdrucksmitteln fand. Auch Nikolai Gogol war von den europäischen Romantikern – vor allem von E.T.A. Hoffmann – beeinflusst, gab dessen grotesk-mystischem Stil aber eine stark russische Prägung. In Werken wie Der Revisor, oder Die toten Seelen zeichnete er ein satirisches Bild der russischen Gesellschaft in der Provinz. In seinen Petersburger Novellen karikiert Gogol die verschiedenen Mitglieder der damaligen Gesellschaft vor dem Hintergrund der Hauptstadt. Gogols Einfluss auf die russische Literatur lässt sich am besten mit dem Dostojewski-Zitat belegen, in dem sich dieser auf die Erzählung Der Mantel, die berühmteste der Petersburger Novellen, bezieht: Wir sind alle aus dem Mantel hervorgegangen. (de)
  • Die Periode der Neueren russischen Literatur fängt im 17. Jahrhundert an. Neue Gattungen wie die syllabische Lyrik, eine abstrakte Dramatik oder auf dem Gebiet der Prosa anekdotische Erzählungen, satirische Novellen, Abenteuer- und Schelmenromane beginnen die bisherige von Hagiographie, Predigten und Chroniken dominierte Literatur zu verdrängen. Mit der „Europäisierung“ Russlands durch Peter den Großen, die in Wirklichkeit eine „Westeuropäisierung“ war, wird der Einfluss der westeuropäischen Literaturen, namentlich der deutschen, französischen, italienischen und englischen, vorherrschend. Der von Peter dem Großen geschaffene neue Adel wird zu einer neuen, breiten Bildungsschicht, die vorerst auch die literarischen Entwicklungen trägt. Im Laufe des 18. Jahrhunderts werden in der Literatur die westeuropäischen Einflüsse an die russischen Verhältnisse und an die russischen Literatursprache, die sich dabei erst herausbildet, angepasst und so entsteht in dieser Zeit eine eigenständige russische Literatur, die mit Puschkin ihren Höhepunkt erreicht und zu einer der großen europäischen Literaturen wird. Wichtig für die Schaffung einer theoretischen Grundlage für diesen Prozess waren in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts Wassili Tredjakowski und Michail Lomonossow. Tredjakowski übernahm aus der Poetik des französischen Klassizismus die Einteilung in Lyrik, Epik und Dramatik. Lomonossow, der als wichtigster Reformer der russischen Schriftsprache gilt, definierte die Sprachstile, die den einzelnen Gattungen entsprechen sollten. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts führte Nikolai Karamsin über die Arbeit an seiner Kunstprosa die Reform der Schriftsprache weiter. So entstand, vor allem beeinflusst von der französischen Sprache und vom französischen Denken, bald eine Sprache, die allen Ansprüchen einer Literatursprache genügen konnte.Die Eigenheiten dieser Sprache zur Geltung zu bringen, gelang Iwan Krylow in seinen Fabeln, die teils Übersetzungen La Fontaines, teils eigene Schöpfungen waren. Die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts gilt als das Goldene Zeitalter der russischen Literatur. Die zentrale Gestalt dieser Epoche, die alle anderen Dichter (Schukowski, Batjuschkow, ...) überragte, war Alexander Puschkin, der bis heute als der größte und wichtigste Dichter Russlands angesehen wird. In seinen Gedichten, Oden und Dramen brachte er eine umfassende Kenntnis der europäischen Literaturen in die Beschäftigung mit Stoffen aus seinem russischen Umfeld (russische Geschichte, russische Märchen,...) ein. Mit dem Versroman Eugen Onegin schrieb Puschkin den ersten großen russischen Roman. Nicht nur durch die hier erstmals eingeführte Figur des „überflüssigen Menschen“ sollte der Roman noch Generationen von Schriftstellern beeinflussen.Diese zentrale Gestalt der russischen Literatur des 19. Jahrhunderts tritt auch im Roman Ein Held unserer Zeit von Michail Lermontow auf, der u. a. durch die Übernahme romantischer Ideen zu neuen Ausdrucksmitteln fand. Auch Nikolai Gogol war von den europäischen Romantikern – vor allem von E.T.A. Hoffmann – beeinflusst, gab dessen grotesk-mystischem Stil aber eine stark russische Prägung. In Werken wie Der Revisor, oder Die toten Seelen zeichnete er ein satirisches Bild der russischen Gesellschaft in der Provinz. In seinen Petersburger Novellen karikiert Gogol die verschiedenen Mitglieder der damaligen Gesellschaft vor dem Hintergrund der Hauptstadt. Gogols Einfluss auf die russische Literatur lässt sich am besten mit dem Dostojewski-Zitat belegen, in dem sich dieser auf die Erzählung Der Mantel, die berühmteste der Petersburger Novellen, bezieht: Wir sind alle aus dem Mantel hervorgegangen. (de)
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  • Die Periode der Neueren russischen Literatur fängt im 17. Jahrhundert an. Neue Gattungen wie die syllabische Lyrik, eine abstrakte Dramatik oder auf dem Gebiet der Prosa anekdotische Erzählungen, satirische Novellen, Abenteuer- und Schelmenromane beginnen die bisherige von Hagiographie, Predigten und Chroniken dominierte Literatur zu verdrängen. (de)
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  • Neuere russische Literatur (de)
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