Das Märe (siehe auch die volkstümliche Mär) ist eine deutschsprachige schwankhafte oder belehrende kurze Verserzählung. Die Gattung entstand im 13. Jahrhundert und hatte ihre Blütezeit im Spätmittelalter. Wie einer Fabel geht dem Märe häufig ein Promythion voraus, oder es folgt ein Epimythion, also eine kurze moralisierende Auslegung der Geschichte. Diese hat nicht immer etwas mit dem vorher behandelten Inhalt zu tun: Manchmal enthält sie baren Unsinn. Das Märe wurde von dem bedeutenden Tübinger Mediävisten Hanns Fischer folgendermaßen definiert:

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  • Das Märe (siehe auch die volkstümliche Mär) ist eine deutschsprachige schwankhafte oder belehrende kurze Verserzählung. Die Gattung entstand im 13. Jahrhundert und hatte ihre Blütezeit im Spätmittelalter. Wie einer Fabel geht dem Märe häufig ein Promythion voraus, oder es folgt ein Epimythion, also eine kurze moralisierende Auslegung der Geschichte. Diese hat nicht immer etwas mit dem vorher behandelten Inhalt zu tun: Manchmal enthält sie baren Unsinn. Das Märe wurde von dem bedeutenden Tübinger Mediävisten Hanns Fischer folgendermaßen definiert: Das Märe ist eine in paarweise gereimten Viertaktern versifizierte, selbständige und eigenzweckliche Erzählung mittleren (d. h. durch die Verszahlen 150 und 2000 ungefähr umgrenzten) Umfangs, deren Gegenstand fiktive, diesseitig-profane und unter weltlichem Aspekt betrachtete, mit ausschließlich (oder vorwiegend) menschlichem Personal vorgestellte Vorgänge sind. Fischer unterscheidet aufgrund ihrer Inhalte drei Grundtypen: schwankhafte Mären, höfisch-galante Mären und moralisch-exemplarische Mären. Mischformen können vorkommen. In der Forschung ist diese genaue Definition des Märes jedoch umstritten. (Vgl. Ziegeler bzw. Heinzle). Kritisiert wird unter anderem, dass die Definition aus einer Negativ-Abgrenzung abgeleitet ist, dass die Mären in Fischers Katalog nicht seiner Definition entsprechen (z. B. im Umfang) und dass die Abgrenzung gegenüber Bîspel und Roman ungenau ist. Außerdem zeigte die Praxis, dass die Definition nicht ausreicht, um eine Gattung Märe zu konstituieren. Haug geht sogar davon aus, dass es die Gattung Märe nicht gibt. Er spricht von mittelalterlichen Kurzerzählungen. Als Themen sind erotische Abenteuer und unerhörte Begebenheiten vorherrschend, in denen eine kritische Situation durch originelles und mutiges Agieren der handelnden Personen gelöst wird. Insofern steht das Märe der Novelle nahe. Bei manchen Mären ist ein direkter Bezug zu Boccaccios Decamerone erkennbar. Hans Rosenplüt, Der Stricker, Heinrich Kaufringer und Hans Folz gelten als die vier großen Märendichter des Mittelalters. Ein bekannter Märenautor ist auch Konrad von Würzburg ("Herzmäre", "Heinrich von Kempten"). In der Regel sind die Texte jedoch anonym überliefert. Nicht selten gibt es mehrere Varianten derselben Verserzählung („Schneekind A“, „Schneekind B“). Viele Mären erhielten ihren Titel erst durch Hanns Fischer. (de)
  • Das Märe (siehe auch die volkstümliche Mär) ist eine deutschsprachige schwankhafte oder belehrende kurze Verserzählung. Die Gattung entstand im 13. Jahrhundert und hatte ihre Blütezeit im Spätmittelalter. Wie einer Fabel geht dem Märe häufig ein Promythion voraus, oder es folgt ein Epimythion, also eine kurze moralisierende Auslegung der Geschichte. Diese hat nicht immer etwas mit dem vorher behandelten Inhalt zu tun: Manchmal enthält sie baren Unsinn. Das Märe wurde von dem bedeutenden Tübinger Mediävisten Hanns Fischer folgendermaßen definiert: Das Märe ist eine in paarweise gereimten Viertaktern versifizierte, selbständige und eigenzweckliche Erzählung mittleren (d. h. durch die Verszahlen 150 und 2000 ungefähr umgrenzten) Umfangs, deren Gegenstand fiktive, diesseitig-profane und unter weltlichem Aspekt betrachtete, mit ausschließlich (oder vorwiegend) menschlichem Personal vorgestellte Vorgänge sind. Fischer unterscheidet aufgrund ihrer Inhalte drei Grundtypen: schwankhafte Mären, höfisch-galante Mären und moralisch-exemplarische Mären. Mischformen können vorkommen. In der Forschung ist diese genaue Definition des Märes jedoch umstritten. (Vgl. Ziegeler bzw. Heinzle). Kritisiert wird unter anderem, dass die Definition aus einer Negativ-Abgrenzung abgeleitet ist, dass die Mären in Fischers Katalog nicht seiner Definition entsprechen (z. B. im Umfang) und dass die Abgrenzung gegenüber Bîspel und Roman ungenau ist. Außerdem zeigte die Praxis, dass die Definition nicht ausreicht, um eine Gattung Märe zu konstituieren. Haug geht sogar davon aus, dass es die Gattung Märe nicht gibt. Er spricht von mittelalterlichen Kurzerzählungen. Als Themen sind erotische Abenteuer und unerhörte Begebenheiten vorherrschend, in denen eine kritische Situation durch originelles und mutiges Agieren der handelnden Personen gelöst wird. Insofern steht das Märe der Novelle nahe. Bei manchen Mären ist ein direkter Bezug zu Boccaccios Decamerone erkennbar. Hans Rosenplüt, Der Stricker, Heinrich Kaufringer und Hans Folz gelten als die vier großen Märendichter des Mittelalters. Ein bekannter Märenautor ist auch Konrad von Würzburg ("Herzmäre", "Heinrich von Kempten"). In der Regel sind die Texte jedoch anonym überliefert. Nicht selten gibt es mehrere Varianten derselben Verserzählung („Schneekind A“, „Schneekind B“). Viele Mären erhielten ihren Titel erst durch Hanns Fischer. (de)
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  • Das Märe (siehe auch die volkstümliche Mär) ist eine deutschsprachige schwankhafte oder belehrende kurze Verserzählung. Die Gattung entstand im 13. Jahrhundert und hatte ihre Blütezeit im Spätmittelalter. Wie einer Fabel geht dem Märe häufig ein Promythion voraus, oder es folgt ein Epimythion, also eine kurze moralisierende Auslegung der Geschichte. Diese hat nicht immer etwas mit dem vorher behandelten Inhalt zu tun: Manchmal enthält sie baren Unsinn. Das Märe wurde von dem bedeutenden Tübinger Mediävisten Hanns Fischer folgendermaßen definiert: (de)
  • Das Märe (siehe auch die volkstümliche Mär) ist eine deutschsprachige schwankhafte oder belehrende kurze Verserzählung. Die Gattung entstand im 13. Jahrhundert und hatte ihre Blütezeit im Spätmittelalter. Wie einer Fabel geht dem Märe häufig ein Promythion voraus, oder es folgt ein Epimythion, also eine kurze moralisierende Auslegung der Geschichte. Diese hat nicht immer etwas mit dem vorher behandelten Inhalt zu tun: Manchmal enthält sie baren Unsinn. Das Märe wurde von dem bedeutenden Tübinger Mediävisten Hanns Fischer folgendermaßen definiert: (de)
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