Als Mungo Man, in der wissenschaftlichen Literatur Lake Mungo 3 (LM3) oder Willandra Lake Human 3 (WLH3), werden die fossilen Überreste eines frühen Bewohners des australischen Kontinents bezeichnet, die auf ein Alter von etwa 40.000 Jahren datiert wurden. Das Fossil wurde 1974 am Lake Mungo in New South Wales entdeckt und stammt dieser Datierung zufolge aus der letzten Kaltzeit, dem Jungpleistozän. Es ist wesentlich älter als der Keilor-Schädel und gilt als der bisher älteste Überrest eines anatomisch modernen Menschen (Homo sapiens), den man in Australien gefunden hat; allerdings ist die Datierung umstritten. Ebenfalls umstritten ist, ob es sich tatsächlich um einen „grazilen“ Mann handelte: Das Skelett ist schlecht erhalten, so dass es möglicherweise auch einer „robusten“ Frau zugeschri

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  • Als Mungo Man, in der wissenschaftlichen Literatur Lake Mungo 3 (LM3) oder Willandra Lake Human 3 (WLH3), werden die fossilen Überreste eines frühen Bewohners des australischen Kontinents bezeichnet, die auf ein Alter von etwa 40.000 Jahren datiert wurden. Das Fossil wurde 1974 am Lake Mungo in New South Wales entdeckt und stammt dieser Datierung zufolge aus der letzten Kaltzeit, dem Jungpleistozän. Es ist wesentlich älter als der Keilor-Schädel und gilt als der bisher älteste Überrest eines anatomisch modernen Menschen (Homo sapiens), den man in Australien gefunden hat; allerdings ist die Datierung umstritten. Ebenfalls umstritten ist, ob es sich tatsächlich um einen „grazilen“ Mann handelte: Das Skelett ist schlecht erhalten, so dass es möglicherweise auch einer „robusten“ Frau zugeschrieben werden könnte. Bedeutend für die Paläanthropologie wurde Mungo Man, weil seine morphologischen Eigenschaften und die Untersuchung seiner mitochondrialen DNA (mtDNA) einige Forscher dazu veranlasste, die derzeit gängigste Theorie zur Ausbreitung des Menschen – die Out-of-Africa-Theorie – anzuzweifeln und stattdessen als Beleg für den multiregionalen Ursprung des modernen Menschen ansahen: Die morphologischen Unterschiede zu den etwa 10.000 bis 15.000 Jahre alten Überresten von Menschen aus Kow Swamp im Norden Victorias bildeten die Grundlage zu einer konträren, umstrittenen Theorie, wonach Australien in zwei Wellen durch Nachfahren des Homo erectus von Asien besiedelt wurde. Die Analyse der mitochondrialen DNA von Mungo Man ergab, dass Mungo Mans mtDNA-Linie dieser Studie zufolge ein tiefer, ausgestorbener Ast im mitochondrialen Stammbaum sei. Sollte dies zutreffen, hätten sich seine Vorfahren zu einem sehr frühen Zeitpunkt von der Vorfahrenlinie der heute lebenden Menschen separiert, was zugleich bedeuten würde, dass diesem Ast eine ältere mitochondriale Eva – eine hypothetische letzte gemeinsame Verwandte von ihm und den heutigen Menschen – zugeschrieben werden müsste als der mitochondrialen Eva aller heutigen Menschen. Andere Arbeitsgruppen haben Schwächen in diesen Arbeiten aufgedeckt und andere Erklärungsmodelle für die Ergebnisse angeboten, die mit der Out-of-Africa-Theorie vereinbar sind. (de)
  • Als Mungo Man, in der wissenschaftlichen Literatur Lake Mungo 3 (LM3) oder Willandra Lake Human 3 (WLH3), werden die fossilen Überreste eines frühen Bewohners des australischen Kontinents bezeichnet, die auf ein Alter von etwa 40.000 Jahren datiert wurden. Das Fossil wurde 1974 am Lake Mungo in New South Wales entdeckt und stammt dieser Datierung zufolge aus der letzten Kaltzeit, dem Jungpleistozän. Es ist wesentlich älter als der Keilor-Schädel und gilt als der bisher älteste Überrest eines anatomisch modernen Menschen (Homo sapiens), den man in Australien gefunden hat; allerdings ist die Datierung umstritten. Ebenfalls umstritten ist, ob es sich tatsächlich um einen „grazilen“ Mann handelte: Das Skelett ist schlecht erhalten, so dass es möglicherweise auch einer „robusten“ Frau zugeschrieben werden könnte. Bedeutend für die Paläanthropologie wurde Mungo Man, weil seine morphologischen Eigenschaften und die Untersuchung seiner mitochondrialen DNA (mtDNA) einige Forscher dazu veranlasste, die derzeit gängigste Theorie zur Ausbreitung des Menschen – die Out-of-Africa-Theorie – anzuzweifeln und stattdessen als Beleg für den multiregionalen Ursprung des modernen Menschen ansahen: Die morphologischen Unterschiede zu den etwa 10.000 bis 15.000 Jahre alten Überresten von Menschen aus Kow Swamp im Norden Victorias bildeten die Grundlage zu einer konträren, umstrittenen Theorie, wonach Australien in zwei Wellen durch Nachfahren des Homo erectus von Asien besiedelt wurde. Die Analyse der mitochondrialen DNA von Mungo Man ergab, dass Mungo Mans mtDNA-Linie dieser Studie zufolge ein tiefer, ausgestorbener Ast im mitochondrialen Stammbaum sei. Sollte dies zutreffen, hätten sich seine Vorfahren zu einem sehr frühen Zeitpunkt von der Vorfahrenlinie der heute lebenden Menschen separiert, was zugleich bedeuten würde, dass diesem Ast eine ältere mitochondriale Eva – eine hypothetische letzte gemeinsame Verwandte von ihm und den heutigen Menschen – zugeschrieben werden müsste als der mitochondrialen Eva aller heutigen Menschen. Andere Arbeitsgruppen haben Schwächen in diesen Arbeiten aufgedeckt und andere Erklärungsmodelle für die Ergebnisse angeboten, die mit der Out-of-Africa-Theorie vereinbar sind. (de)
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  • Als Mungo Man, in der wissenschaftlichen Literatur Lake Mungo 3 (LM3) oder Willandra Lake Human 3 (WLH3), werden die fossilen Überreste eines frühen Bewohners des australischen Kontinents bezeichnet, die auf ein Alter von etwa 40.000 Jahren datiert wurden. Das Fossil wurde 1974 am Lake Mungo in New South Wales entdeckt und stammt dieser Datierung zufolge aus der letzten Kaltzeit, dem Jungpleistozän. Es ist wesentlich älter als der Keilor-Schädel und gilt als der bisher älteste Überrest eines anatomisch modernen Menschen (Homo sapiens), den man in Australien gefunden hat; allerdings ist die Datierung umstritten. Ebenfalls umstritten ist, ob es sich tatsächlich um einen „grazilen“ Mann handelte: Das Skelett ist schlecht erhalten, so dass es möglicherweise auch einer „robusten“ Frau zugeschri (de)
  • Als Mungo Man, in der wissenschaftlichen Literatur Lake Mungo 3 (LM3) oder Willandra Lake Human 3 (WLH3), werden die fossilen Überreste eines frühen Bewohners des australischen Kontinents bezeichnet, die auf ein Alter von etwa 40.000 Jahren datiert wurden. Das Fossil wurde 1974 am Lake Mungo in New South Wales entdeckt und stammt dieser Datierung zufolge aus der letzten Kaltzeit, dem Jungpleistozän. Es ist wesentlich älter als der Keilor-Schädel und gilt als der bisher älteste Überrest eines anatomisch modernen Menschen (Homo sapiens), den man in Australien gefunden hat; allerdings ist die Datierung umstritten. Ebenfalls umstritten ist, ob es sich tatsächlich um einen „grazilen“ Mann handelte: Das Skelett ist schlecht erhalten, so dass es möglicherweise auch einer „robusten“ Frau zugeschri (de)
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