Migration ist ein Konzept zur Beschreibung von Bewegungen von Organismen oberhalb eines bestimmten (art- und skalenabhängigen) Bereichs. Bei Tierarten wird in der Regel unterschieden zwischen mehr oder weniger alltäglichen Bewegungsmustern, die innerhalb eines Aktionsraums oder Territoriums stattfinden, und die vor allem dem Aufsuchen und der Gewinnung von Nahrung oder der Suche nach Paarungspartnern dienen, und darüber hinausgehenden Bewegungen, die das Tier weit außerhalb seines Aktionsraums führen, Migrationen sind nur die über den Aktionsraum hinausführenden Bewegungen. Diese Bewegungen sind dabei nicht rein zufällig, wie es etwa das Verdriften von Organismen durch einen schweren Sturm wäre, sondern in der Regel durch morphologische und Verhaltensanpassungen vorgegeben und im Lebenszyk

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  • Migration ist ein Konzept zur Beschreibung von Bewegungen von Organismen oberhalb eines bestimmten (art- und skalenabhängigen) Bereichs. Bei Tierarten wird in der Regel unterschieden zwischen mehr oder weniger alltäglichen Bewegungsmustern, die innerhalb eines Aktionsraums oder Territoriums stattfinden, und die vor allem dem Aufsuchen und der Gewinnung von Nahrung oder der Suche nach Paarungspartnern dienen, und darüber hinausgehenden Bewegungen, die das Tier weit außerhalb seines Aktionsraums führen, Migrationen sind nur die über den Aktionsraum hinausführenden Bewegungen. Diese Bewegungen sind dabei nicht rein zufällig, wie es etwa das Verdriften von Organismen durch einen schweren Sturm wäre, sondern in der Regel durch morphologische und Verhaltensanpassungen vorgegeben und im Lebenszyklus und in der Populationsstruktur der jeweiligen Art sinnvoll und notwendig. Je nach Ausprägung und biologischem Sinn werden diese Bewegungsvorgänge unterschiedlich klassifiziert: * Migrationen im engeren Sinn sind gerichtete, meist zu einem Ziel hin und in den ursprünglichen Lebensraum zurück führende Wanderungen, die von gesamten Populationen, in der Regel synchron, durchgeführt werden (vgl. dazu: Tierwanderungen). Dabei können dieselben Individuen hin- und rückwandern (z. B. Vogelzug, Huftierwanderungen der afrikanischen Savannen, Wanderungen der Wale zwischen tropischen und arktischen Meeren) oder deren Nachkommen (meist Insekten, beispielsweise wirtswechselnde Blattlausarten). * Ausbreitungs- oder Dispersions-Vorgänge (engl.: dispersal) sind gerichtete Wanderungen aus dem angestammten Lebensraum hinaus, meist mit dem Ziel der Ansiedlung in neuen Lebensräumen (Kolonisierung). Jede biologische Art muss zumindest in gewissem Maß zu solchen Ausbreitungsvorgängen in der Lage sein, da sie ansonsten bei jeder Änderung der Lebensbedingungen im Ursprungshabitat sofort aussterben würde. Ausbreitung kann dabei je nach Art unterschiedlich, von Bewegungen im Zentimeterbereich bis hin zu Bewegungen über Kontinente hinweg, erfolgen. Viele Arten besitzen besondere Lebensphasen oder Stadien, die speziell der Ausbreitung dienen. Sowohl die Abgrenzung dieser Vorgänge gegeneinander als auch gegenüber den „normalen“ Bewegungsmustern im Aktionsraum ist dabei unscharf. So gibt es beispielsweise Tierarten, die überhaupt keinen dauerhaften definierten Aktionsraum besitzen, diese werden „nomadische“ Arten genannt. Migrationen im zweiten Sinn (Dispersion) betreffen alle Arten von Organismen, also z. B. auch Pflanzen, Pilze und Mikroorganismen. Beide Arten von Migrationen können je nach Art in einer bestimmten Lebensphase immer (obligat) oder nur bei besonderen Anlässen und Bedingungen (z. B. bei Nahrungsknappheit) (fakultativ) erfolgen. Bei der Betrachtung von Migrationen existieren zwei Betrachtungsebenen nebeneinander, die beide eine lange Tradition besitzen, aber nur selten miteinander verknüpft werden: * Ebene des Individuums. Untersucht werden hier individuelle Anpassungen des jeweiligen Organismus an Migrationsvorgänge, z. B. Verhaltensanpassungen. * Ebene der Population. Hier werden vor allem Auswirkungen von Migrationsvorgängen auf Ökologie und Verbreitung von Populationen und Arten untersucht. Ein typischer Ansatz ist z. B. die Theorie der Metapopulationen. Für beide Ebenen gleichermaßen bedeutsam, aber bisher nur in Ansätzen erforscht, ist die Ebene der Gene. Wenn Ausbreitung adaptiv sein sollte, muss sie eine genetische Basis besitzen. Diese wird in der Forschung auf deskriptiver Ebene (durch Analyse der Erblichkeit, beispielsweise von Verhalten) als auch kausal (durch direkte Analyse verhaltensbestimmender Gene) betrachtet. Die Vorgänge sind aber erst in Ansätzen tatsächlich enträtselt. (de)
  • Migration ist ein Konzept zur Beschreibung von Bewegungen von Organismen oberhalb eines bestimmten (art- und skalenabhängigen) Bereichs. Bei Tierarten wird in der Regel unterschieden zwischen mehr oder weniger alltäglichen Bewegungsmustern, die innerhalb eines Aktionsraums oder Territoriums stattfinden, und die vor allem dem Aufsuchen und der Gewinnung von Nahrung oder der Suche nach Paarungspartnern dienen, und darüber hinausgehenden Bewegungen, die das Tier weit außerhalb seines Aktionsraums führen, Migrationen sind nur die über den Aktionsraum hinausführenden Bewegungen. Diese Bewegungen sind dabei nicht rein zufällig, wie es etwa das Verdriften von Organismen durch einen schweren Sturm wäre, sondern in der Regel durch morphologische und Verhaltensanpassungen vorgegeben und im Lebenszyklus und in der Populationsstruktur der jeweiligen Art sinnvoll und notwendig. Je nach Ausprägung und biologischem Sinn werden diese Bewegungsvorgänge unterschiedlich klassifiziert: * Migrationen im engeren Sinn sind gerichtete, meist zu einem Ziel hin und in den ursprünglichen Lebensraum zurück führende Wanderungen, die von gesamten Populationen, in der Regel synchron, durchgeführt werden (vgl. dazu: Tierwanderungen). Dabei können dieselben Individuen hin- und rückwandern (z. B. Vogelzug, Huftierwanderungen der afrikanischen Savannen, Wanderungen der Wale zwischen tropischen und arktischen Meeren) oder deren Nachkommen (meist Insekten, beispielsweise wirtswechselnde Blattlausarten). * Ausbreitungs- oder Dispersions-Vorgänge (engl.: dispersal) sind gerichtete Wanderungen aus dem angestammten Lebensraum hinaus, meist mit dem Ziel der Ansiedlung in neuen Lebensräumen (Kolonisierung). Jede biologische Art muss zumindest in gewissem Maß zu solchen Ausbreitungsvorgängen in der Lage sein, da sie ansonsten bei jeder Änderung der Lebensbedingungen im Ursprungshabitat sofort aussterben würde. Ausbreitung kann dabei je nach Art unterschiedlich, von Bewegungen im Zentimeterbereich bis hin zu Bewegungen über Kontinente hinweg, erfolgen. Viele Arten besitzen besondere Lebensphasen oder Stadien, die speziell der Ausbreitung dienen. Sowohl die Abgrenzung dieser Vorgänge gegeneinander als auch gegenüber den „normalen“ Bewegungsmustern im Aktionsraum ist dabei unscharf. So gibt es beispielsweise Tierarten, die überhaupt keinen dauerhaften definierten Aktionsraum besitzen, diese werden „nomadische“ Arten genannt. Migrationen im zweiten Sinn (Dispersion) betreffen alle Arten von Organismen, also z. B. auch Pflanzen, Pilze und Mikroorganismen. Beide Arten von Migrationen können je nach Art in einer bestimmten Lebensphase immer (obligat) oder nur bei besonderen Anlässen und Bedingungen (z. B. bei Nahrungsknappheit) (fakultativ) erfolgen. Bei der Betrachtung von Migrationen existieren zwei Betrachtungsebenen nebeneinander, die beide eine lange Tradition besitzen, aber nur selten miteinander verknüpft werden: * Ebene des Individuums. Untersucht werden hier individuelle Anpassungen des jeweiligen Organismus an Migrationsvorgänge, z. B. Verhaltensanpassungen. * Ebene der Population. Hier werden vor allem Auswirkungen von Migrationsvorgängen auf Ökologie und Verbreitung von Populationen und Arten untersucht. Ein typischer Ansatz ist z. B. die Theorie der Metapopulationen. Für beide Ebenen gleichermaßen bedeutsam, aber bisher nur in Ansätzen erforscht, ist die Ebene der Gene. Wenn Ausbreitung adaptiv sein sollte, muss sie eine genetische Basis besitzen. Diese wird in der Forschung auf deskriptiver Ebene (durch Analyse der Erblichkeit, beispielsweise von Verhalten) als auch kausal (durch direkte Analyse verhaltensbestimmender Gene) betrachtet. Die Vorgänge sind aber erst in Ansätzen tatsächlich enträtselt. (de)
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  • Migration ist ein Konzept zur Beschreibung von Bewegungen von Organismen oberhalb eines bestimmten (art- und skalenabhängigen) Bereichs. Bei Tierarten wird in der Regel unterschieden zwischen mehr oder weniger alltäglichen Bewegungsmustern, die innerhalb eines Aktionsraums oder Territoriums stattfinden, und die vor allem dem Aufsuchen und der Gewinnung von Nahrung oder der Suche nach Paarungspartnern dienen, und darüber hinausgehenden Bewegungen, die das Tier weit außerhalb seines Aktionsraums führen, Migrationen sind nur die über den Aktionsraum hinausführenden Bewegungen. Diese Bewegungen sind dabei nicht rein zufällig, wie es etwa das Verdriften von Organismen durch einen schweren Sturm wäre, sondern in der Regel durch morphologische und Verhaltensanpassungen vorgegeben und im Lebenszyk (de)
  • Migration ist ein Konzept zur Beschreibung von Bewegungen von Organismen oberhalb eines bestimmten (art- und skalenabhängigen) Bereichs. Bei Tierarten wird in der Regel unterschieden zwischen mehr oder weniger alltäglichen Bewegungsmustern, die innerhalb eines Aktionsraums oder Territoriums stattfinden, und die vor allem dem Aufsuchen und der Gewinnung von Nahrung oder der Suche nach Paarungspartnern dienen, und darüber hinausgehenden Bewegungen, die das Tier weit außerhalb seines Aktionsraums führen, Migrationen sind nur die über den Aktionsraum hinausführenden Bewegungen. Diese Bewegungen sind dabei nicht rein zufällig, wie es etwa das Verdriften von Organismen durch einen schweren Sturm wäre, sondern in der Regel durch morphologische und Verhaltensanpassungen vorgegeben und im Lebenszyk (de)
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  • Migration (Biologie) (de)
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