Als Massaker von Nemmersdorf werden die Ereignisse um den 21. Oktober 1944 im damals deutschen Dorf Nemmersdorf (heute Majakowskoje, Russland) bezeichnet, bei denen nach heutigen Erkenntnissen zwischen 19 und 30 Menschen getötet wurden, nachdem die Rote Armee den ostpreußischen Ort besetzt hatte. Im Kern dieser Ereignisse steht die Erschießung von 13 einheimischen Zivilisten, die sich vor den Kampfhandlungen zwischen der Wehrmacht und den sowjetischen Truppen in einen Bunker geflüchtet hatten. Hinzu kommen sechs weitere Nemmersdorfer und möglicherweise auch einige ortsfremde Personen, die bei der Einnahme Nemmersdorfs ums Leben kamen. Die Hintergründe für den Tod der dortigen Zivilisten sind bis heute nicht restlos geklärt.

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  • Als Massaker von Nemmersdorf werden die Ereignisse um den 21. Oktober 1944 im damals deutschen Dorf Nemmersdorf (heute Majakowskoje, Russland) bezeichnet, bei denen nach heutigen Erkenntnissen zwischen 19 und 30 Menschen getötet wurden, nachdem die Rote Armee den ostpreußischen Ort besetzt hatte. Im Kern dieser Ereignisse steht die Erschießung von 13 einheimischen Zivilisten, die sich vor den Kampfhandlungen zwischen der Wehrmacht und den sowjetischen Truppen in einen Bunker geflüchtet hatten. Hinzu kommen sechs weitere Nemmersdorfer und möglicherweise auch einige ortsfremde Personen, die bei der Einnahme Nemmersdorfs ums Leben kamen. Die Hintergründe für den Tod der dortigen Zivilisten sind bis heute nicht restlos geklärt. Nachdem sich die Rote Armee aus Nemmersdorf zurückgezogen hatte, versuchte das deutsche Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda, die Geschehnisse in der Ortschaft im Sinne des nationalsozialistischen Regimes zu deuten. Ziel war es, die Reserven der deutschen Bevölkerung gegen die vorrückenden Sowjettruppen zu mobilisieren, indem man diese als grausame Invasoren darstellte. Zu diesem Zweck wurden nachträglich Aufnahmen mit Erschossenen unbekannter Herkunft angefertigt und propagandistische Berichte verbreitet, die von methodischen Folterungen, Vergewaltigungen und Morden sprachen. Das Ziel, die deutsche Bevölkerung und die Weltgemeinschaft zum Kampf gegen die Rote Armee zu motivieren, verfehlte diese Propaganda aber. In der Bundesrepublik Deutschland wurde Nemmersdorf zum Symbol für die Erlebnisse der ostdeutschen Bevölkerung gegen Ende des Zweiten Weltkriegs. Die Schilderungen und Todesopfer aus der NS-Propaganda wurden noch einmal gesteigert. Dabei wurde auf angebliche Augenzeugenberichte Bezug genommen, die weder mit der Darstellung der NS-Propaganda noch mit der heute rekonstruierbaren Quellenlage übereinstimmen. In der DDR und in der Sowjetunion wurde das Massaker von Nemmersdorf tabuisiert beziehungsweise als bloße Propagandaaktion des NS-Regimes dargestellt. In Russland wird eine Verantwortung sowjetischer Truppen für die Erschießungen bis heute abgestritten. Nemmersdorf gilt in Deutschland nach wie vor als Symbol für Verbrechen der Roten Armee gegen die deutsche Bevölkerung. Erst mehrere Jahrzehnte nach den Ereignissen trug der deutsche Autor Bernhard Fisch zu einer maßgeblichen Revision der über Jahrzehnte tradierten Berichte über das Massaker von Nemmersdorf bei. Die Rezeption der Nemmersdorfer Ereignisse gilt als symptomatisch für die einseitige öffentliche Aufarbeitung des Komplexes Krieg und Vertreibung in den jeweiligen Ländern. (de)
  • Als Massaker von Nemmersdorf werden die Ereignisse um den 21. Oktober 1944 im damals deutschen Dorf Nemmersdorf (heute Majakowskoje, Russland) bezeichnet, bei denen nach heutigen Erkenntnissen zwischen 19 und 30 Menschen getötet wurden, nachdem die Rote Armee den ostpreußischen Ort besetzt hatte. Im Kern dieser Ereignisse steht die Erschießung von 13 einheimischen Zivilisten, die sich vor den Kampfhandlungen zwischen der Wehrmacht und den sowjetischen Truppen in einen Bunker geflüchtet hatten. Hinzu kommen sechs weitere Nemmersdorfer und möglicherweise auch einige ortsfremde Personen, die bei der Einnahme Nemmersdorfs ums Leben kamen. Die Hintergründe für den Tod der dortigen Zivilisten sind bis heute nicht restlos geklärt. Nachdem sich die Rote Armee aus Nemmersdorf zurückgezogen hatte, versuchte das deutsche Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda, die Geschehnisse in der Ortschaft im Sinne des nationalsozialistischen Regimes zu deuten. Ziel war es, die Reserven der deutschen Bevölkerung gegen die vorrückenden Sowjettruppen zu mobilisieren, indem man diese als grausame Invasoren darstellte. Zu diesem Zweck wurden nachträglich Aufnahmen mit Erschossenen unbekannter Herkunft angefertigt und propagandistische Berichte verbreitet, die von methodischen Folterungen, Vergewaltigungen und Morden sprachen. Das Ziel, die deutsche Bevölkerung und die Weltgemeinschaft zum Kampf gegen die Rote Armee zu motivieren, verfehlte diese Propaganda aber. In der Bundesrepublik Deutschland wurde Nemmersdorf zum Symbol für die Erlebnisse der ostdeutschen Bevölkerung gegen Ende des Zweiten Weltkriegs. Die Schilderungen und Todesopfer aus der NS-Propaganda wurden noch einmal gesteigert. Dabei wurde auf angebliche Augenzeugenberichte Bezug genommen, die weder mit der Darstellung der NS-Propaganda noch mit der heute rekonstruierbaren Quellenlage übereinstimmen. In der DDR und in der Sowjetunion wurde das Massaker von Nemmersdorf tabuisiert beziehungsweise als bloße Propagandaaktion des NS-Regimes dargestellt. In Russland wird eine Verantwortung sowjetischer Truppen für die Erschießungen bis heute abgestritten. Nemmersdorf gilt in Deutschland nach wie vor als Symbol für Verbrechen der Roten Armee gegen die deutsche Bevölkerung. Erst mehrere Jahrzehnte nach den Ereignissen trug der deutsche Autor Bernhard Fisch zu einer maßgeblichen Revision der über Jahrzehnte tradierten Berichte über das Massaker von Nemmersdorf bei. Die Rezeption der Nemmersdorfer Ereignisse gilt als symptomatisch für die einseitige öffentliche Aufarbeitung des Komplexes Krieg und Vertreibung in den jeweiligen Ländern. (de)
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  • 978-3-506-77044-8
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  • Was haben die Augenzeugen wirklich gesehen? Erfahrungsbericht über die Quellen zu den Ereignissen im ostpreußischen Nemmersdorf am 21. und 22. Oktober 1944 (de)
  • Nemmersdorf, Oktober 1944. Was in Ostpreußen tatsächlich geschah (de)
  • Deutschland auf dem Weg zu sich selbst. Eine Jahrhundertgeschichte (de)
  • Das Ende. Kampf bis in den Untergang, NS-Deutschland bis 1944/45 (de)
  • Nemmersdorf 1944 – nach wie vor ungeklärt (de)
  • Nemmersdorf im Oktober 1944 (de)
  • Die Anglo-Amerikaner und die Vertreibung der Deutschen (de)
  • Die erfolgreichen Abwehrkämpfe der Heeresgruppe Mitte im Herbst 1944 (de)
  • Atrocities, Massacres, and War Crimes. An Encyclopedia (de)
  • Der Holocaust als offenes Geheimnis: die Deutschen, die NS-Führung und die Alliierten (de)
  • Nemmersdorf 1944 – ein bisher unbekanntes zeitnahes Zeugnis (de)
  • Nicht Täter, sondern Opfer? Ilja Ehrenburg und der Fall Nemmersdorf im kollektiven Gedächtnis der Deutschen (de)
  • Die Vertreibung im deutschen Erinnern: Legenden, Mythos, Geschichte (de)
  • Stadt und Kreis Gumbinnen. Eine ostpreußische Dokumentation (de)
  • Was haben die Augenzeugen wirklich gesehen? Erfahrungsbericht über die Quellen zu den Ereignissen im ostpreußischen Nemmersdorf am 21. und 22. Oktober 1944 (de)
  • Nemmersdorf, Oktober 1944. Was in Ostpreußen tatsächlich geschah (de)
  • Deutschland auf dem Weg zu sich selbst. Eine Jahrhundertgeschichte (de)
  • Das Ende. Kampf bis in den Untergang, NS-Deutschland bis 1944/45 (de)
  • Nemmersdorf 1944 – nach wie vor ungeklärt (de)
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  • Die Anglo-Amerikaner und die Vertreibung der Deutschen (de)
  • Die erfolgreichen Abwehrkämpfe der Heeresgruppe Mitte im Herbst 1944 (de)
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  • Der Holocaust als offenes Geheimnis: die Deutschen, die NS-Führung und die Alliierten (de)
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  • Stadt und Kreis Gumbinnen. Eine ostpreußische Dokumentation (de)
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  • dbpedia-de:Zeitschrift_für_Ostmitteleuropa-Forschung
  • Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Band 8: Die Ostfront 1943/44. Der Krieg im Osten und an den Nebenfronten.
  • Bulletin für Faschismus- und Weltkriegsforschung
  • Hallische Beiträge zur Zeitgeschichte
  • Orte des Grauens: Verbrechen im Zweiten Weltkrieg
  • Rotarmisten schreiben aus Deutschland. Briefe von der Front und historische Analysen
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  • Deutsche Verlags-Anstalt
  • Hohenheim
  • K. G. Sauer
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