Der Lykische Bund war eine antike Föderation der Städte der kleinasiatischen Landschaft Lykien (heute Türkei). Während die ältere Forschung annahm, der Bund habe bereits seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. existiert, gehen heute fast alle Althistoriker davon aus, dass er frühestens im 3. Jahrhundert entstand. Sicher bezeugt ist er erst 167 v. Chr., als Lykien vom römischen Senat für unabhängig erklärt wurde; er hatte dann über die römische Provinzzugehörigkeit (ab 43 n. Chr.) hinaus bis in die Zeit der spätantiken oströmischen Statthalter hinein Bestand. Als frühes Beispiel für die Grundlagen demokratisch-föderaler politischer Organisation spielte er als Modell noch beim Entwurf der amerikanischen Verfassung 1787 eine Rolle.

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  • Der Lykische Bund war eine antike Föderation der Städte der kleinasiatischen Landschaft Lykien (heute Türkei). Während die ältere Forschung annahm, der Bund habe bereits seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. existiert, gehen heute fast alle Althistoriker davon aus, dass er frühestens im 3. Jahrhundert entstand. Sicher bezeugt ist er erst 167 v. Chr., als Lykien vom römischen Senat für unabhängig erklärt wurde; er hatte dann über die römische Provinzzugehörigkeit (ab 43 n. Chr.) hinaus bis in die Zeit der spätantiken oströmischen Statthalter hinein Bestand. Als frühes Beispiel für die Grundlagen demokratisch-föderaler politischer Organisation spielte er als Modell noch beim Entwurf der amerikanischen Verfassung 1787 eine Rolle. Über die genaue Anzahl der Bundesstädte waren sich schon die antiken Autoren uneins. So sollen es nach Strabon 23 Mitglieder gewesen sein, Plinius d. Ä. spricht hingegen einige Jahrzehnte später von 36 Städten. Bedeutendes Merkmal seiner Organisation war die lykische Repräsentativ-Verfassung: Danach entsandten die Städte entsprechend ihrer Bedeutung und Einwohnerzahl ein bis drei Vertreter in die Bundesversammlung. Politische Entscheidungen wurden also nach dem Stellenwert der Bundesmitglieder gewichtet – nach diesem Verhältnis bemaß sich allerdings auch der Beitrag zur Bundeskasse. Dieses Prinzip wird bereits um 380 v. Chr. von dem athenischen Staatsdenker Isokrates anerkennend hervorgehoben (allerdings nicht unter direkter Bezugnahme auf Lykien) und hat bis heute Bestand (vgl. die Stimmenverteilung im deutschen Bundesrat). Die sechs größten lykischen Städte, die mit jeweils drei Stimmen vertreten waren, sind namentlich bekannt und haben sich alle, als Ausgrabungs- oder Ruinenstädte, bis heute erhalten: Olympos, Myra, Xanthos, Patara, Pinara und Tlos. Wahrscheinlich seit dem 1. Jahrhundert v. Chr. besaß auch Limyra drei Stimmen. Kleinere Städte verfügten über nur zwei oder eine Stimme oder schlossen sich als „Gemeindeverbund“ (Sympolitie) unter der Führung eines Ortes zusammen – mit einer gemeinsamen Stimme im Bund. Ein Beispiel hierfür ist die Sympolitie unter Führung von Aperlai, der Isinda, Apollonia und Simena angehörten. Möglicherweise erklärt dies auch die unterschiedlichen Mitgliedszahlen in den Quellen. Als mächtigste lykische Stadt stand zunächst Xanthos dem Bund in hellenistischer und früher römischer Zeit vor und übernahm damit die Rolle einer "Hauptstadt Lykiens". Später, in der römischen Kaiserzeit, ging diese Bedeutung offenbar auf die benachbarte Stadt Patara über, die schon von jeher Xanthos als Hafen gedient hatte. Patara erlebte in den ersten Jahrhunderten n. Chr. eine späte Blütezeit und war vielleicht - die Zeugnisse sind widersprüchlich - Sitz der römischen Provinzialverwaltung von Lykien und Pamphylien. Der Bund überstand alle wechselnden Vorherrschaften und wurde 167 v. Chr. von Rom als „civitas libera“ - also als freies Gemeinwesen im Sinne einer Republik - anerkannt. Selbst als Lykien römische Provinz war, blieb der Lykische Bund bestehen – nunmehr allerdings auf kultische und kommunale Aufgaben beschränkt und als Ausdruck der gemeinsamen Geschichte und Kultur. (de)
  • Der Lykische Bund war eine antike Föderation der Städte der kleinasiatischen Landschaft Lykien (heute Türkei). Während die ältere Forschung annahm, der Bund habe bereits seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. existiert, gehen heute fast alle Althistoriker davon aus, dass er frühestens im 3. Jahrhundert entstand. Sicher bezeugt ist er erst 167 v. Chr., als Lykien vom römischen Senat für unabhängig erklärt wurde; er hatte dann über die römische Provinzzugehörigkeit (ab 43 n. Chr.) hinaus bis in die Zeit der spätantiken oströmischen Statthalter hinein Bestand. Als frühes Beispiel für die Grundlagen demokratisch-föderaler politischer Organisation spielte er als Modell noch beim Entwurf der amerikanischen Verfassung 1787 eine Rolle. Über die genaue Anzahl der Bundesstädte waren sich schon die antiken Autoren uneins. So sollen es nach Strabon 23 Mitglieder gewesen sein, Plinius d. Ä. spricht hingegen einige Jahrzehnte später von 36 Städten. Bedeutendes Merkmal seiner Organisation war die lykische Repräsentativ-Verfassung: Danach entsandten die Städte entsprechend ihrer Bedeutung und Einwohnerzahl ein bis drei Vertreter in die Bundesversammlung. Politische Entscheidungen wurden also nach dem Stellenwert der Bundesmitglieder gewichtet – nach diesem Verhältnis bemaß sich allerdings auch der Beitrag zur Bundeskasse. Dieses Prinzip wird bereits um 380 v. Chr. von dem athenischen Staatsdenker Isokrates anerkennend hervorgehoben (allerdings nicht unter direkter Bezugnahme auf Lykien) und hat bis heute Bestand (vgl. die Stimmenverteilung im deutschen Bundesrat). Die sechs größten lykischen Städte, die mit jeweils drei Stimmen vertreten waren, sind namentlich bekannt und haben sich alle, als Ausgrabungs- oder Ruinenstädte, bis heute erhalten: Olympos, Myra, Xanthos, Patara, Pinara und Tlos. Wahrscheinlich seit dem 1. Jahrhundert v. Chr. besaß auch Limyra drei Stimmen. Kleinere Städte verfügten über nur zwei oder eine Stimme oder schlossen sich als „Gemeindeverbund“ (Sympolitie) unter der Führung eines Ortes zusammen – mit einer gemeinsamen Stimme im Bund. Ein Beispiel hierfür ist die Sympolitie unter Führung von Aperlai, der Isinda, Apollonia und Simena angehörten. Möglicherweise erklärt dies auch die unterschiedlichen Mitgliedszahlen in den Quellen. Als mächtigste lykische Stadt stand zunächst Xanthos dem Bund in hellenistischer und früher römischer Zeit vor und übernahm damit die Rolle einer "Hauptstadt Lykiens". Später, in der römischen Kaiserzeit, ging diese Bedeutung offenbar auf die benachbarte Stadt Patara über, die schon von jeher Xanthos als Hafen gedient hatte. Patara erlebte in den ersten Jahrhunderten n. Chr. eine späte Blütezeit und war vielleicht - die Zeugnisse sind widersprüchlich - Sitz der römischen Provinzialverwaltung von Lykien und Pamphylien. Der Bund überstand alle wechselnden Vorherrschaften und wurde 167 v. Chr. von Rom als „civitas libera“ - also als freies Gemeinwesen im Sinne einer Republik - anerkannt. Selbst als Lykien römische Provinz war, blieb der Lykische Bund bestehen – nunmehr allerdings auf kultische und kommunale Aufgaben beschränkt und als Ausdruck der gemeinsamen Geschichte und Kultur. (de)
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  • Der Lykische Bund war eine antike Föderation der Städte der kleinasiatischen Landschaft Lykien (heute Türkei). Während die ältere Forschung annahm, der Bund habe bereits seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. existiert, gehen heute fast alle Althistoriker davon aus, dass er frühestens im 3. Jahrhundert entstand. Sicher bezeugt ist er erst 167 v. Chr., als Lykien vom römischen Senat für unabhängig erklärt wurde; er hatte dann über die römische Provinzzugehörigkeit (ab 43 n. Chr.) hinaus bis in die Zeit der spätantiken oströmischen Statthalter hinein Bestand. Als frühes Beispiel für die Grundlagen demokratisch-föderaler politischer Organisation spielte er als Modell noch beim Entwurf der amerikanischen Verfassung 1787 eine Rolle. (de)
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