Das Königreich Italien (italienisch Regno d’Italia) war ein Staat in Südeuropa, welcher von 1861 bis 1946 auf dem Gebiet der heutigen italienischen Republik und Teilen derer Nachbarstaaten bestand. Während dieses Zeitraums war Italien (formal auch während der Zeit des Italienischen Faschismus von 1922 bis 1943) eine zentralistisch organisierte, am monarchischen Prinzip ausgerichtete konstitutionell-parlamentarische Monarchie.

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  • Das Königreich Italien (italienisch Regno d’Italia) war ein Staat in Südeuropa, welcher von 1861 bis 1946 auf dem Gebiet der heutigen italienischen Republik und Teilen derer Nachbarstaaten bestand. Während dieses Zeitraums war Italien (formal auch während der Zeit des Italienischen Faschismus von 1922 bis 1943) eine zentralistisch organisierte, am monarchischen Prinzip ausgerichtete konstitutionell-parlamentarische Monarchie. Die Gründung des Königreichs 1861 erfolgte im Zuge der Risorgimentobewegungen, in deren Endphase mit der Proklamation des sardinischen Königs Viktor Emanuel II. zum König von Italien am 17. März 1861 in Turin der erste moderne italienische Nationalstaat unter der Herrschaft des Hauses Savoyen entstanden war. 1866 erklärte er dem Kaisertum Österreich den Krieg und erwarb Venetien mit Friaul. 1871 folgte der Kirchenstaat mit Rom, womit die italienischen Unabhängigkeitskriege endeten. Nach einer liberaleren politischen Phase stieg das Königreich Italien unter König Umberto I. 1878 zur Großmacht auf und beteiligte sich ab den 1880er Jahren am kolonialen Wettlauf um Afrika, wo es mehrere Kolonialkriege in Ostafrika und von 1911 bis 1912 um das spätere Italienisch-Libyen einen Krieg gegen das Osmanisches Reich führte. 1882 wurde mit dem Deutschen Reich und Österreich-Ungarn die Allianz des Dreibundes geschlossen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte sich Italien von einem unbedeutenden Agrarstaat zum, zusammen mit Frankreich und Österreich-Ungarn, bedeutendsten Industrieland des Mittelmeerraums gewandelt. Es kam unter Umbertos Nachfolger Viktor Emanuel III. (ab 1900) in den großen industriellen Ballungszentren Norditaliens zum Aufstieg der organisierten Arbeiterschaft und des Bürgertums sowie von Massenverbänden und -parteien. Im Süden hielt der wirtschaftliche Aufschwung dagegen nur langsam Einzug. Mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 erklärte Italien seine Neutralität. Nach dem Londoner Vertrag von 1915, in dem umfassende territoriale Zugeständnisse vereinbart wurden, folgte im gleichen Jahr der Kriegseintritt an der Seite der Entente. Nach der erfolgreichen Besetzung Albaniens 1916 und der Schlacht von Vittorio Veneto 1918, die maßgeblich zur Auflösung des Habsburgerreiches beitrug, gehörte das Königreich zu den Hauptsiegermächten und hatte im Völkerbundsrat einen ständigen Sitz inne. Das Ende des Weltkriegs löste 1919 eine schwere Staatskrise aus. In dieser übernahm die Nationale Faschistische Partei unter Benito Mussolini mit dem Marsch auf Rom 1922 die Macht und höhlte die Demokratie bis 1926 schrittweise aus. Das faschistische Regime begann nach einer Zeit der Anlehnung an die westlichen Demokratien und der inneren Konsolidierung, die durch einen enormen Wirtschaftsaufschwung und die seit 1923 dauernde Wiedereroberung Libyens geprägt war, eine aggressive Außenpolitik. Nach der Überwindung der Weltwirtschaftskrise begann 1935 die italienische Eroberung Äthiopiens, die der Westen mit Wirtschaftssanktionen beantwortete und die Nation international isolierte. Ab 1936 wandte sich Italien dem nationalsozialistischen Deutschen Reich zu. Dieses unterstützte wiederum dessen Weltmachtsstreben und die angestrebte italienische Vormachtstellung im Mittelmeer und auf der Balkanhalbinsel. 1936 wurde das spätere Bündnis der Achsenmächte begründet und bis 1939 intervenierten beide Staaten zusammen im spanischen Bürgerkrieg zugunsten der Putschisten unter Francisco Franco. Bis 1939 hielt Italien in diesem die Balearischen Inseln besetzt. Dieser Prozess ging mit einer zunehmenden Ideologisierung und Radikalisierung des Regimes einher. 1938 wurden Rassengesetze erlassen, welche hauptsächlich die einheimische Bevölkerung in den Kolonien entrechteten, und die Zwangsitalianisierung der ethnischen Minderheiten verschärft. Nach dem Anschluss Österreichs und dem Münchner Abkommen 1938 okkupierten italienische Truppen 1939 Albanien. Nach dem deutschen Sieg im Westfeldzug 1940 folgten mit dem Kriegseintritt Teile Südfrankreichs, Ägyptens und Britisch-Somaliland, 1941 bis 1943 Teile des Balkans und ab 1942 Tunesien und Korsika. Obwohl Italien anfangs zum Deutschen Reich einen erfolgreichen Parallelkrieg gegen das Britische Weltreich führte und sich auch an der Invasion der Sowjetunion beteiligte, führten die ab Sommer 1941 schnell aufeinanderfolgenden Niederlagen in Ostafrika und in Nordafrika zu einem Rückhaltsverlust der Monarchie und des faschistischen Regimes in der Bevölkerung. In den besetzten Gebieten, insbesondere auf dem Balkan, kam es währenddessen zu zahlreichen Kriegsverbrechen. Am Holocaust beteiligte sich das Königreich Italien dagegen nicht und wurde Zufluchtsort für zahlreiche verfolgte Juden aus den deutsch-besetzten Gebieten. Die alliierte Landung auf Sizilien 1943 bewirkte im Juli den Sturz der faschistischen Diktatur und im Waffenstillstand von Cassibile schied Italien aus dem Achsebündnis aus. Am 13. Oktober 1943 erfolgte der erneute Kriegseintritt auf der Seite der Alliierten. Die Wehrmacht besetzte daraufhin den Norden des Landes und errichtete mit der Italienischen Sozialrepublik einen Marionettenstaat, welcher unter der formalen Führung des alten faschistischen Regimes bis zum Frühjahr 1945 bestand. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs musste die italienische Monarchie den Verlust ihres Kolonialreiches und die Besetzung der italienischen Besitzungen in Istrien und Dalmatien durch Jugoslawien hinnehmen und eine Wirtschaftskrise, welche durch einen erheblichen Rückgang der Industrieproduktion, Lebensmittelknappheit und der Zerstörung von weiten Teilen der Infrastruktur in Nord- und Mittelitalien ausgelöst worden war, überwinden. Im Mai 1946 dankte Viktor Emanuel III. zugunsten seines Sohnes Umberto II. ab. Dieser regierte nur 33 Tage. Am 2. Juni 1946 wurde die Monarchie nach einem Referendum abgeschafft und die italienische Republik ausgerufen, welche 1947 alle Ansprüche auf Istrien und die ehemaligen Kolonien aufgab, 1948 den italienischen Adel rechtlich abschaffte und die Savoyer ins Exil schickte. (de)
  • Das Königreich Italien (italienisch Regno d’Italia) war ein Staat in Südeuropa, welcher von 1861 bis 1946 auf dem Gebiet der heutigen italienischen Republik und Teilen derer Nachbarstaaten bestand. Während dieses Zeitraums war Italien (formal auch während der Zeit des Italienischen Faschismus von 1922 bis 1943) eine zentralistisch organisierte, am monarchischen Prinzip ausgerichtete konstitutionell-parlamentarische Monarchie. Die Gründung des Königreichs 1861 erfolgte im Zuge der Risorgimentobewegungen, in deren Endphase mit der Proklamation des sardinischen Königs Viktor Emanuel II. zum König von Italien am 17. März 1861 in Turin der erste moderne italienische Nationalstaat unter der Herrschaft des Hauses Savoyen entstanden war. 1866 erklärte er dem Kaisertum Österreich den Krieg und erwarb Venetien mit Friaul. 1871 folgte der Kirchenstaat mit Rom, womit die italienischen Unabhängigkeitskriege endeten. Nach einer liberaleren politischen Phase stieg das Königreich Italien unter König Umberto I. 1878 zur Großmacht auf und beteiligte sich ab den 1880er Jahren am kolonialen Wettlauf um Afrika, wo es mehrere Kolonialkriege in Ostafrika und von 1911 bis 1912 um das spätere Italienisch-Libyen einen Krieg gegen das Osmanisches Reich führte. 1882 wurde mit dem Deutschen Reich und Österreich-Ungarn die Allianz des Dreibundes geschlossen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte sich Italien von einem unbedeutenden Agrarstaat zum, zusammen mit Frankreich und Österreich-Ungarn, bedeutendsten Industrieland des Mittelmeerraums gewandelt. Es kam unter Umbertos Nachfolger Viktor Emanuel III. (ab 1900) in den großen industriellen Ballungszentren Norditaliens zum Aufstieg der organisierten Arbeiterschaft und des Bürgertums sowie von Massenverbänden und -parteien. Im Süden hielt der wirtschaftliche Aufschwung dagegen nur langsam Einzug. Mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 erklärte Italien seine Neutralität. Nach dem Londoner Vertrag von 1915, in dem umfassende territoriale Zugeständnisse vereinbart wurden, folgte im gleichen Jahr der Kriegseintritt an der Seite der Entente. Nach der erfolgreichen Besetzung Albaniens 1916 und der Schlacht von Vittorio Veneto 1918, die maßgeblich zur Auflösung des Habsburgerreiches beitrug, gehörte das Königreich zu den Hauptsiegermächten und hatte im Völkerbundsrat einen ständigen Sitz inne. Das Ende des Weltkriegs löste 1919 eine schwere Staatskrise aus. In dieser übernahm die Nationale Faschistische Partei unter Benito Mussolini mit dem Marsch auf Rom 1922 die Macht und höhlte die Demokratie bis 1926 schrittweise aus. Das faschistische Regime begann nach einer Zeit der Anlehnung an die westlichen Demokratien und der inneren Konsolidierung, die durch einen enormen Wirtschaftsaufschwung und die seit 1923 dauernde Wiedereroberung Libyens geprägt war, eine aggressive Außenpolitik. Nach der Überwindung der Weltwirtschaftskrise begann 1935 die italienische Eroberung Äthiopiens, die der Westen mit Wirtschaftssanktionen beantwortete und die Nation international isolierte. Ab 1936 wandte sich Italien dem nationalsozialistischen Deutschen Reich zu. Dieses unterstützte wiederum dessen Weltmachtsstreben und die angestrebte italienische Vormachtstellung im Mittelmeer und auf der Balkanhalbinsel. 1936 wurde das spätere Bündnis der Achsenmächte begründet und bis 1939 intervenierten beide Staaten zusammen im spanischen Bürgerkrieg zugunsten der Putschisten unter Francisco Franco. Bis 1939 hielt Italien in diesem die Balearischen Inseln besetzt. Dieser Prozess ging mit einer zunehmenden Ideologisierung und Radikalisierung des Regimes einher. 1938 wurden Rassengesetze erlassen, welche hauptsächlich die einheimische Bevölkerung in den Kolonien entrechteten, und die Zwangsitalianisierung der ethnischen Minderheiten verschärft. Nach dem Anschluss Österreichs und dem Münchner Abkommen 1938 okkupierten italienische Truppen 1939 Albanien. Nach dem deutschen Sieg im Westfeldzug 1940 folgten mit dem Kriegseintritt Teile Südfrankreichs, Ägyptens und Britisch-Somaliland, 1941 bis 1943 Teile des Balkans und ab 1942 Tunesien und Korsika. Obwohl Italien anfangs zum Deutschen Reich einen erfolgreichen Parallelkrieg gegen das Britische Weltreich führte und sich auch an der Invasion der Sowjetunion beteiligte, führten die ab Sommer 1941 schnell aufeinanderfolgenden Niederlagen in Ostafrika und in Nordafrika zu einem Rückhaltsverlust der Monarchie und des faschistischen Regimes in der Bevölkerung. In den besetzten Gebieten, insbesondere auf dem Balkan, kam es währenddessen zu zahlreichen Kriegsverbrechen. Am Holocaust beteiligte sich das Königreich Italien dagegen nicht und wurde Zufluchtsort für zahlreiche verfolgte Juden aus den deutsch-besetzten Gebieten. Die alliierte Landung auf Sizilien 1943 bewirkte im Juli den Sturz der faschistischen Diktatur und im Waffenstillstand von Cassibile schied Italien aus dem Achsebündnis aus. Am 13. Oktober 1943 erfolgte der erneute Kriegseintritt auf der Seite der Alliierten. Die Wehrmacht besetzte daraufhin den Norden des Landes und errichtete mit der Italienischen Sozialrepublik einen Marionettenstaat, welcher unter der formalen Führung des alten faschistischen Regimes bis zum Frühjahr 1945 bestand. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs musste die italienische Monarchie den Verlust ihres Kolonialreiches und die Besetzung der italienischen Besitzungen in Istrien und Dalmatien durch Jugoslawien hinnehmen und eine Wirtschaftskrise, welche durch einen erheblichen Rückgang der Industrieproduktion, Lebensmittelknappheit und der Zerstörung von weiten Teilen der Infrastruktur in Nord- und Mittelitalien ausgelöst worden war, überwinden. Im Mai 1946 dankte Viktor Emanuel III. zugunsten seines Sohnes Umberto II. ab. Dieser regierte nur 33 Tage. Am 2. Juni 1946 wurde die Monarchie nach einem Referendum abgeschafft und die italienische Republik ausgerufen, welche 1947 alle Ansprüche auf Istrien und die ehemaligen Kolonien aufgab, 1948 den italienischen Adel rechtlich abschaffte und die Savoyer ins Exil schickte. (de)
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  • Das Königreich Italien (italienisch Regno d’Italia) war ein Staat in Südeuropa, welcher von 1861 bis 1946 auf dem Gebiet der heutigen italienischen Republik und Teilen derer Nachbarstaaten bestand. Während dieses Zeitraums war Italien (formal auch während der Zeit des Italienischen Faschismus von 1922 bis 1943) eine zentralistisch organisierte, am monarchischen Prinzip ausgerichtete konstitutionell-parlamentarische Monarchie. (de)
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  • Königreich Italien (1861–1946) (de)
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