Kulturkritik ist die Kritik an (einer) Kultur, die als disparat zu menschlichen Bedürfnissen verstanden wird. Sie kann Kulturpessimismus beinhalten und Kultur als Form einer Verstellung, Entstellung (Deformation), Entfremdung, Degeneration, Dekadenz, Unvollständigkeit oder Fremdbestimmtheit menschlicher Seinsweisen bzw. Lebensverhältnisse sehen. Sie hat die Lebensweise der Menschen und den Sinn ihrer Lebensgestaltungen zum Gegenstand.

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  • Kulturkritik ist die Kritik an (einer) Kultur, die als disparat zu menschlichen Bedürfnissen verstanden wird. Sie kann Kulturpessimismus beinhalten und Kultur als Form einer Verstellung, Entstellung (Deformation), Entfremdung, Degeneration, Dekadenz, Unvollständigkeit oder Fremdbestimmtheit menschlicher Seinsweisen bzw. Lebensverhältnisse sehen. Sie hat die Lebensweise der Menschen und den Sinn ihrer Lebensgestaltungen zum Gegenstand. Kulturkritik kennt viele Ausdrucksformen. Darunter fallen Einsprüche gegen Phänomene der Moderne ('Gegenmoderne'), Klagen über den allgemeinen Verfall der Sitten und der Gesellschaft, über Entfremdung und Rationalisierung, über die unheilvolle Herrschaft des Geldes, der Technik oder der Medien. Der Begriff verweist auf ein disziplinloses „wildes“ Denken, das Blickfelderweiterungen verspricht, das mit der Moderne entsteht und das gegen die Moderne Verlustgeschichten aufbietet. Kulturkritik verarbeitet eher unsystematisch und osmotisch (vom Alltagswissen bis zum philosophischen Wissen) die unterschiedlichsten Wissensbestände. Die historischen Wurzeln westlicher Kulturkritik liegen v.a. im griechischen Mythos eines vorzivilisatorischen „goldenen Zeitalters“ (Hesiod: Werke und Tage). Auch eine ganze Reihe anderer mythologischer Traditionen bringt das apokalyptische Ende eines primordialen goldenen Zeitalters mit dem Entstehen der Zivilisation (Ackerbau, zentralisierte Verwaltung, herrschende Priesterkaste) in Verbindung, die in vielen mythologischen Traditionen als ursprünglich von Göttern geschaffen beschrieben wird. In der Renaissance beginnt die Kritik am europäischen Fortschrittsglauben mit Michel de Montaigne. Nach seiner kulturrelativistischen Überzeugung zerstöre die Kultur auf Dauer die Natur. Aufklärerische Kulturkritiker wie Jean-Jacques Rousseau haben die mythischen Geschichten der Antike aufgegriffen, in eine säkularisierte Form gebracht und als Gegenmodell zum aufklärerischen Fortschrittsmythos propagiert. Das auch in vielen Religionen präsente diffuse Gefühl einer „Nostalgie für das Paradies“ bildet dabei ein Kerngefühl des kulturkritischen Diskurses. Die apokalyptischen Untertöne vieler kulturkritischer Schriften ähneln denen antiker biblischer Propheten und beziehen nicht zuletzt aus diesen mythologischen Bezügen ihre Popularität bei einem breiten Publikum. (de)
  • Kulturkritik ist die Kritik an (einer) Kultur, die als disparat zu menschlichen Bedürfnissen verstanden wird. Sie kann Kulturpessimismus beinhalten und Kultur als Form einer Verstellung, Entstellung (Deformation), Entfremdung, Degeneration, Dekadenz, Unvollständigkeit oder Fremdbestimmtheit menschlicher Seinsweisen bzw. Lebensverhältnisse sehen. Sie hat die Lebensweise der Menschen und den Sinn ihrer Lebensgestaltungen zum Gegenstand. Kulturkritik kennt viele Ausdrucksformen. Darunter fallen Einsprüche gegen Phänomene der Moderne ('Gegenmoderne'), Klagen über den allgemeinen Verfall der Sitten und der Gesellschaft, über Entfremdung und Rationalisierung, über die unheilvolle Herrschaft des Geldes, der Technik oder der Medien. Der Begriff verweist auf ein disziplinloses „wildes“ Denken, das Blickfelderweiterungen verspricht, das mit der Moderne entsteht und das gegen die Moderne Verlustgeschichten aufbietet. Kulturkritik verarbeitet eher unsystematisch und osmotisch (vom Alltagswissen bis zum philosophischen Wissen) die unterschiedlichsten Wissensbestände. Die historischen Wurzeln westlicher Kulturkritik liegen v.a. im griechischen Mythos eines vorzivilisatorischen „goldenen Zeitalters“ (Hesiod: Werke und Tage). Auch eine ganze Reihe anderer mythologischer Traditionen bringt das apokalyptische Ende eines primordialen goldenen Zeitalters mit dem Entstehen der Zivilisation (Ackerbau, zentralisierte Verwaltung, herrschende Priesterkaste) in Verbindung, die in vielen mythologischen Traditionen als ursprünglich von Göttern geschaffen beschrieben wird. In der Renaissance beginnt die Kritik am europäischen Fortschrittsglauben mit Michel de Montaigne. Nach seiner kulturrelativistischen Überzeugung zerstöre die Kultur auf Dauer die Natur. Aufklärerische Kulturkritiker wie Jean-Jacques Rousseau haben die mythischen Geschichten der Antike aufgegriffen, in eine säkularisierte Form gebracht und als Gegenmodell zum aufklärerischen Fortschrittsmythos propagiert. Das auch in vielen Religionen präsente diffuse Gefühl einer „Nostalgie für das Paradies“ bildet dabei ein Kerngefühl des kulturkritischen Diskurses. Die apokalyptischen Untertöne vieler kulturkritischer Schriften ähneln denen antiker biblischer Propheten und beziehen nicht zuletzt aus diesen mythologischen Bezügen ihre Popularität bei einem breiten Publikum. (de)
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  • Kulturkritik ist die Kritik an (einer) Kultur, die als disparat zu menschlichen Bedürfnissen verstanden wird. Sie kann Kulturpessimismus beinhalten und Kultur als Form einer Verstellung, Entstellung (Deformation), Entfremdung, Degeneration, Dekadenz, Unvollständigkeit oder Fremdbestimmtheit menschlicher Seinsweisen bzw. Lebensverhältnisse sehen. Sie hat die Lebensweise der Menschen und den Sinn ihrer Lebensgestaltungen zum Gegenstand. (de)
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