Als Kenning (von altnord. kenna „kennzeichnen“, Pl. Kenningar) wird in der altgermanischen, besonders der altisländischen Stabreim­dichtung (Edda, Skalden) das Stilmittel einer poetischen Umschreibung einfacher Begriffe bezeichnet. Im Gegensatz zur eingliedrigen adjektiven Heiti, etwa der Metapher vergleichbar, ist die Kenning eine mehrgliedrige bildhafte Beschreibung, die sich aus einfachen Wörtern zusammensetzt.

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  • Als Kenning (von altnord. kenna „kennzeichnen“, Pl. Kenningar) wird in der altgermanischen, besonders der altisländischen Stabreim­dichtung (Edda, Skalden) das Stilmittel einer poetischen Umschreibung einfacher Begriffe bezeichnet. Im Gegensatz zur eingliedrigen adjektiven Heiti, etwa der Metapher vergleichbar, ist die Kenning eine mehrgliedrige bildhafte Beschreibung, die sich aus einfachen Wörtern zusammensetzt. Man unterteilt eine Kenning prinzipiell in Grundwort (Stofnorð) und Bestimmungswort (Kenniorð), wobei beide Teile aus mehr als einem Wort bestehen dürfen. Das Grundwort ersetzt den zu umschreibenden Begriff durch ein nur bedingt zutreffendes Wort (z. B. „Baum“ für „Mann“). Erst das Bestimmungswort (z. B. „Kampf“) lenkt auf die ursprüngliche Bedeutung des Begriffes zurück und hebt damit gleichzeitig diese Eigenschaft hervor. So wird der Mann zum Kampfbaum. Die Kenningar der altnordischen Preislieder erscheinen in ihrer Häufung und der sprachlichen Kühnheit ihrer Vergleiche dem nicht Eingeweihten gekünstelt, riefen aber beim aristokratischen Publikum ein Vorwissen an Mythen- und Sagen­stoffen wach. Epische Genres wie Heldendichtung und Erzähllied nutzen die Kenning nicht. Sie wurde von der westgermanischen Dichtung übernommen, hier meist in Verbindung mit der Alliteration, und ist teilweise noch heute in der dichterischen Sprache produktiv. Zur Rechtfertigung der Kenningar schrieb Jorge Luis Borges in einem Essay: „Das Bildzeichen Schulterblatt ist seltsam; doch nicht weniger seltsam ist der Arm des Menschen. Stellt man ihn sich als ein zweckloses Bein vor, das die Ärmellöcher der Weste ausstößt und das sich in fünf Zehen von peinlicher Länge auffasert, so wird man plötzlich gewahr, wie von Grund aus seltsam er ist. Die Kenningar diktieren uns dieses Erstaunen; sie lassen uns erstaunen über die Welt. Sie können zu jener hellen Verblüffung anleiten, die der Metaphysik einziger Ehrentitel, ihr Lohn und ihre Quelle ist.“ (de)
  • Als Kenning (von altnord. kenna „kennzeichnen“, Pl. Kenningar) wird in der altgermanischen, besonders der altisländischen Stabreim­dichtung (Edda, Skalden) das Stilmittel einer poetischen Umschreibung einfacher Begriffe bezeichnet. Im Gegensatz zur eingliedrigen adjektiven Heiti, etwa der Metapher vergleichbar, ist die Kenning eine mehrgliedrige bildhafte Beschreibung, die sich aus einfachen Wörtern zusammensetzt. Man unterteilt eine Kenning prinzipiell in Grundwort (Stofnorð) und Bestimmungswort (Kenniorð), wobei beide Teile aus mehr als einem Wort bestehen dürfen. Das Grundwort ersetzt den zu umschreibenden Begriff durch ein nur bedingt zutreffendes Wort (z. B. „Baum“ für „Mann“). Erst das Bestimmungswort (z. B. „Kampf“) lenkt auf die ursprüngliche Bedeutung des Begriffes zurück und hebt damit gleichzeitig diese Eigenschaft hervor. So wird der Mann zum Kampfbaum. Die Kenningar der altnordischen Preislieder erscheinen in ihrer Häufung und der sprachlichen Kühnheit ihrer Vergleiche dem nicht Eingeweihten gekünstelt, riefen aber beim aristokratischen Publikum ein Vorwissen an Mythen- und Sagen­stoffen wach. Epische Genres wie Heldendichtung und Erzähllied nutzen die Kenning nicht. Sie wurde von der westgermanischen Dichtung übernommen, hier meist in Verbindung mit der Alliteration, und ist teilweise noch heute in der dichterischen Sprache produktiv. Zur Rechtfertigung der Kenningar schrieb Jorge Luis Borges in einem Essay: „Das Bildzeichen Schulterblatt ist seltsam; doch nicht weniger seltsam ist der Arm des Menschen. Stellt man ihn sich als ein zweckloses Bein vor, das die Ärmellöcher der Weste ausstößt und das sich in fünf Zehen von peinlicher Länge auffasert, so wird man plötzlich gewahr, wie von Grund aus seltsam er ist. Die Kenningar diktieren uns dieses Erstaunen; sie lassen uns erstaunen über die Welt. Sie können zu jener hellen Verblüffung anleiten, die der Metaphysik einziger Ehrentitel, ihr Lohn und ihre Quelle ist.“ (de)
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  • Als Kenning (von altnord. kenna „kennzeichnen“, Pl. Kenningar) wird in der altgermanischen, besonders der altisländischen Stabreim­dichtung (Edda, Skalden) das Stilmittel einer poetischen Umschreibung einfacher Begriffe bezeichnet. Im Gegensatz zur eingliedrigen adjektiven Heiti, etwa der Metapher vergleichbar, ist die Kenning eine mehrgliedrige bildhafte Beschreibung, die sich aus einfachen Wörtern zusammensetzt. (de)
  • Als Kenning (von altnord. kenna „kennzeichnen“, Pl. Kenningar) wird in der altgermanischen, besonders der altisländischen Stabreim­dichtung (Edda, Skalden) das Stilmittel einer poetischen Umschreibung einfacher Begriffe bezeichnet. Im Gegensatz zur eingliedrigen adjektiven Heiti, etwa der Metapher vergleichbar, ist die Kenning eine mehrgliedrige bildhafte Beschreibung, die sich aus einfachen Wörtern zusammensetzt. (de)
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