In der Antike galt Kandake als Eigenname, den alle nubischen Königinnen trugen. Tatsächlich handelt es sich jedoch um einen Titel, der sich vom meroitischen Wort kdke, (wahrscheinlich) „Königsmutter“, herleitet. Da der König als Sohn des Gottes Amun galt, kam den Königsmüttern als Trägerin der Erblinie eine größere Bedeutung zu als in Ägypten. Sie erschien in Meroe in Ritualszenen, die im Ägypten der Ptolemäerzeit dem König vorbehalten waren, und war an der tatsächlichen Herrschaft beteiligt. Viele Forscher halten im meroitischen Königshaus eine matrilineare Erbfolge für üblich (demnach wäre nicht der älteste Sohn eines Königs primärer Thronfolger, sondern der älteste Sohn der ältesten Schwester des Königs).

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  • In der Antike galt Kandake als Eigenname, den alle nubischen Königinnen trugen. Tatsächlich handelt es sich jedoch um einen Titel, der sich vom meroitischen Wort kdke, (wahrscheinlich) „Königsmutter“, herleitet. Da der König als Sohn des Gottes Amun galt, kam den Königsmüttern als Trägerin der Erblinie eine größere Bedeutung zu als in Ägypten. Sie erschien in Meroe in Ritualszenen, die im Ägypten der Ptolemäerzeit dem König vorbehalten waren, und war an der tatsächlichen Herrschaft beteiligt. Viele Forscher halten im meroitischen Königshaus eine matrilineare Erbfolge für üblich (demnach wäre nicht der älteste Sohn eines Königs primärer Thronfolger, sondern der älteste Sohn der ältesten Schwester des Königs). Im meroitischen Reich gab es auch zahlreiche regierende Königinnen, die (in Anlehnung an die neutestamentliche und lateinische Überlieferung) häufig in der europäischen Geschichtsschreibung ebenfalls irrtümlich als Kandake bezeichnet werden. Regierende Königinnen trugen in Meroe jedoch nie den Titel kdke, sondern stets den Titel qore „König“ genau wie ihre männlichen Kollegen (die meroitische Sprache kannte kein grammatisches Geschlecht). Nach Strabo (Geographica 17, 54) war Kandake eine Königin der Äthiopier zur Zeit des Augustus. In der Antike bezeichnete "aithiops" noch nicht das heutige Land Äthiopien sondern vielmehr von dunkelhäutigen Menschen bewohnte Gebiete in Afrika, bisweilen auch das gesamte Afrika südlich der Sahara. Strabo beschreibt Kandake als „mannhaftes Weib und verstümmelt an einem Auge“. Ihre Hauptstadt war Napata. In Kapitel 8 der Apostelgeschichte (Apg 8,27 ) wird ein Äthiopier erwähnt, der nach Jerusalem gekommen war, um Gott anzubeten. Er wird beschrieben als „ein Kämmerer, Hofbeamter der Kandake, der Königin der Äthiopier, der ihren ganzen Schatz verwaltete“. Die Kandake der Apostelgeschichte war vermutlich Amanitore, die zur Zeit des Königs Natakamani diesen Titel trug. Kandake, die in der Forschung mit Amanirenas gleichgesetzt wird, leitete einen Aufstand gegen die Römer, bei dem Syene, Elephantine und Philai erobert wurden. Die Äthiopier machten Gefangene und rissen die Standbilder Caesars nieder, die sie nach Napata verbrachten. Der römische Feldherr Publius Petronius warf den Aufstand nieder, nahm die äthiopischen Städte Pselchis, Premnis und Napata ein und zog sich dann mit seinen Gefangenen nach Alexandria zurück. Er hatte jedoch weder Kandake noch deren Sohn ergreifen können. Kandake griff daraufhin die von Petronius zurückgelassenen Besatzungstruppen an. Petronius kam diesen zu Hilfe und Kandake unterwarf sich angeblich Caesar, jedoch ohne irgendwelche Abgaben zu entrichten, woraus zu schließen ist, dass der römische Vorstoß weitgehend erfolglos blieb. Im Englischen ist der von Kandake abgeleitete weibliche Vorname Candace verbreitet. (de)
  • In der Antike galt Kandake als Eigenname, den alle nubischen Königinnen trugen. Tatsächlich handelt es sich jedoch um einen Titel, der sich vom meroitischen Wort kdke, (wahrscheinlich) „Königsmutter“, herleitet. Da der König als Sohn des Gottes Amun galt, kam den Königsmüttern als Trägerin der Erblinie eine größere Bedeutung zu als in Ägypten. Sie erschien in Meroe in Ritualszenen, die im Ägypten der Ptolemäerzeit dem König vorbehalten waren, und war an der tatsächlichen Herrschaft beteiligt. Viele Forscher halten im meroitischen Königshaus eine matrilineare Erbfolge für üblich (demnach wäre nicht der älteste Sohn eines Königs primärer Thronfolger, sondern der älteste Sohn der ältesten Schwester des Königs). Im meroitischen Reich gab es auch zahlreiche regierende Königinnen, die (in Anlehnung an die neutestamentliche und lateinische Überlieferung) häufig in der europäischen Geschichtsschreibung ebenfalls irrtümlich als Kandake bezeichnet werden. Regierende Königinnen trugen in Meroe jedoch nie den Titel kdke, sondern stets den Titel qore „König“ genau wie ihre männlichen Kollegen (die meroitische Sprache kannte kein grammatisches Geschlecht). Nach Strabo (Geographica 17, 54) war Kandake eine Königin der Äthiopier zur Zeit des Augustus. In der Antike bezeichnete "aithiops" noch nicht das heutige Land Äthiopien sondern vielmehr von dunkelhäutigen Menschen bewohnte Gebiete in Afrika, bisweilen auch das gesamte Afrika südlich der Sahara. Strabo beschreibt Kandake als „mannhaftes Weib und verstümmelt an einem Auge“. Ihre Hauptstadt war Napata. In Kapitel 8 der Apostelgeschichte (Apg 8,27 ) wird ein Äthiopier erwähnt, der nach Jerusalem gekommen war, um Gott anzubeten. Er wird beschrieben als „ein Kämmerer, Hofbeamter der Kandake, der Königin der Äthiopier, der ihren ganzen Schatz verwaltete“. Die Kandake der Apostelgeschichte war vermutlich Amanitore, die zur Zeit des Königs Natakamani diesen Titel trug. Kandake, die in der Forschung mit Amanirenas gleichgesetzt wird, leitete einen Aufstand gegen die Römer, bei dem Syene, Elephantine und Philai erobert wurden. Die Äthiopier machten Gefangene und rissen die Standbilder Caesars nieder, die sie nach Napata verbrachten. Der römische Feldherr Publius Petronius warf den Aufstand nieder, nahm die äthiopischen Städte Pselchis, Premnis und Napata ein und zog sich dann mit seinen Gefangenen nach Alexandria zurück. Er hatte jedoch weder Kandake noch deren Sohn ergreifen können. Kandake griff daraufhin die von Petronius zurückgelassenen Besatzungstruppen an. Petronius kam diesen zu Hilfe und Kandake unterwarf sich angeblich Caesar, jedoch ohne irgendwelche Abgaben zu entrichten, woraus zu schließen ist, dass der römische Vorstoß weitgehend erfolglos blieb. Im Englischen ist der von Kandake abgeleitete weibliche Vorname Candace verbreitet. (de)
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  • In der Antike galt Kandake als Eigenname, den alle nubischen Königinnen trugen. Tatsächlich handelt es sich jedoch um einen Titel, der sich vom meroitischen Wort kdke, (wahrscheinlich) „Königsmutter“, herleitet. Da der König als Sohn des Gottes Amun galt, kam den Königsmüttern als Trägerin der Erblinie eine größere Bedeutung zu als in Ägypten. Sie erschien in Meroe in Ritualszenen, die im Ägypten der Ptolemäerzeit dem König vorbehalten waren, und war an der tatsächlichen Herrschaft beteiligt. Viele Forscher halten im meroitischen Königshaus eine matrilineare Erbfolge für üblich (demnach wäre nicht der älteste Sohn eines Königs primärer Thronfolger, sondern der älteste Sohn der ältesten Schwester des Königs). (de)
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  • Kandake (de)
  • Kandake (de)
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