Als Indianer Nordamerikas werden üblicherweise die indigenen Völker des Kontinentes bezeichnet, die unter der eurozentrischen Sammelbezeichnung Indianer zusammengefasst werden. Sie siedeln zwischen den Eskimovölkern der Arktis und den Hochkulturen Mittelamerikas. Es handelt sich um eine große Zahl kulturell unterschiedlicher Ethnien, von deren Vielfalt bereits die bloße Anzahl hunderter indigener amerikanischer Sprachen einen Eindruck vermittelt. Von einer (zusätzlichen) stammesübergreifenden ethnischen Identität als „Indianer“ kann erst frühestens seit Ende des 19. Jahrhunderts – durch ähnliche Erfahrungen bei der Auseinandersetzung mit den Eindringlingen – die Rede sein.

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  • Als Indianer Nordamerikas werden üblicherweise die indigenen Völker des Kontinentes bezeichnet, die unter der eurozentrischen Sammelbezeichnung Indianer zusammengefasst werden. Sie siedeln zwischen den Eskimovölkern der Arktis und den Hochkulturen Mittelamerikas. Es handelt sich um eine große Zahl kulturell unterschiedlicher Ethnien, von deren Vielfalt bereits die bloße Anzahl hunderter indigener amerikanischer Sprachen einen Eindruck vermittelt. Von einer (zusätzlichen) stammesübergreifenden ethnischen Identität als „Indianer“ kann erst frühestens seit Ende des 19. Jahrhunderts – durch ähnliche Erfahrungen bei der Auseinandersetzung mit den Eindringlingen – die Rede sein. Heute werden die Indianer Kanadas First Nations genannt und die der Vereinigten Staaten Native Americans oder American Indians. In den Vereinigten Staaten werden derzeit 562 Stämme anerkannt (davon allein 235 in Alaska) und in Kanada 615 (bzw. 632 nach dem Department of Indian Affairs and Northern Development). Ausgenommen sind dabei die Ureinwohner Hawaiis sowie die Eskimos und Aleuten, die aufgrund der völkerkundlichen Theoriegeschichte nach wie vor von den nordamerikanischen Indianern unterschieden werden. Ebenfalls nicht zu den Indianern gezählt werden „Misch“-Ethnien wie die kanadischen Métis. Eine erste Annäherung an die Vielzahl der Indianerkulturen erfolgt durch die Betrachtung ihrer ursprünglichen Wirtschaftsstrategien: Es gab nomadisch lebende Wild- und Feldbeuter wie die jagenden und fischenden Athabasken der nordischen Wälder oder die Kulturen der nördlichen Rocky Mountains. Halbnomadische oder halbsesshafte Völker verwendeten die zeitweilig massenhaft vorkommende Samen wie die Anishinabe den Wildreis der Großen Seen, die kalifornischen Stämme Eicheln oder die Stämme des Großen Beckens Pinyon-Nüsse; oder kombinierten Feldbau und Jagd wie viele Stämme im Osten der heutigen USA. Vollkommen sesshaft lebten die Meeresjäger der Nordwestküstenkulturen oder die Bewässerungsfeldbauern des Südwestens. Die populären Reiterkulturen der Prärien und Plains – die den Ausgangsstoff für das stereotyp verzerrte Indianerbild im deutschen Sprachraum liefern – entstanden erst durch die Einführung europäischer Pferde. Heute lebt nur noch ein winzigkleiner Teil der Indianer von ihren traditionellen Wirtschaftsweisen, einige kombinieren noch – freiwillig oder notgedrungen – überlieferte Selbstversorgungs- mit marktwirtschaftlichen Strategien. Die meisten sind mehr oder weniger in die euroamerikanische Lebensweise assimiliert. Die politischen Verhältnisse unter den Indianervölkern reichen (oder reichten) von egalitären und herrschaftsfreien Strukturen bei den Jägern des Nordens, über die Stammesgesellschaften der Prärien, die Häuptlingstümer der Nordwestküstenkultur, demokratisch organisierte Stämme mit Ältestenrat, Stammesrat und Ratsfeuer wie den Irokesen, zu monarchisch organisierten Stämmen wie den Wampanoag oder Powhatan oder den Theokratien der Pueblo-Kulturen. Ebenso vielfältig waren die Machtstrukturen, die keinesfalls durch den gemeinhin verwendeten Sammelbegriff „Häuptling“ (englisch Chief, französisch Sachem oder spanisch Cacique) wiedergegeben werden. Diese Bezeichnungen wurden von den europäischen Eroberern geprägt, die sich aus strategischen Gründen für alle Belange einen Ansprechpartner wünschten. Um eine grobe Übersicht der vielfältigen Ethnien Nordamerikas (vor der Eroberung) zu erhalten, wird in der Ethnologie eine Einteilung des Kontinentes in zehn bis zwölf Nordamerikanische Kulturareale vorgenommen. (de)
  • Als Indianer Nordamerikas werden üblicherweise die indigenen Völker des Kontinentes bezeichnet, die unter der eurozentrischen Sammelbezeichnung Indianer zusammengefasst werden. Sie siedeln zwischen den Eskimovölkern der Arktis und den Hochkulturen Mittelamerikas. Es handelt sich um eine große Zahl kulturell unterschiedlicher Ethnien, von deren Vielfalt bereits die bloße Anzahl hunderter indigener amerikanischer Sprachen einen Eindruck vermittelt. Von einer (zusätzlichen) stammesübergreifenden ethnischen Identität als „Indianer“ kann erst frühestens seit Ende des 19. Jahrhunderts – durch ähnliche Erfahrungen bei der Auseinandersetzung mit den Eindringlingen – die Rede sein. Heute werden die Indianer Kanadas First Nations genannt und die der Vereinigten Staaten Native Americans oder American Indians. In den Vereinigten Staaten werden derzeit 562 Stämme anerkannt (davon allein 235 in Alaska) und in Kanada 615 (bzw. 632 nach dem Department of Indian Affairs and Northern Development). Ausgenommen sind dabei die Ureinwohner Hawaiis sowie die Eskimos und Aleuten, die aufgrund der völkerkundlichen Theoriegeschichte nach wie vor von den nordamerikanischen Indianern unterschieden werden. Ebenfalls nicht zu den Indianern gezählt werden „Misch“-Ethnien wie die kanadischen Métis. Eine erste Annäherung an die Vielzahl der Indianerkulturen erfolgt durch die Betrachtung ihrer ursprünglichen Wirtschaftsstrategien: Es gab nomadisch lebende Wild- und Feldbeuter wie die jagenden und fischenden Athabasken der nordischen Wälder oder die Kulturen der nördlichen Rocky Mountains. Halbnomadische oder halbsesshafte Völker verwendeten die zeitweilig massenhaft vorkommende Samen wie die Anishinabe den Wildreis der Großen Seen, die kalifornischen Stämme Eicheln oder die Stämme des Großen Beckens Pinyon-Nüsse; oder kombinierten Feldbau und Jagd wie viele Stämme im Osten der heutigen USA. Vollkommen sesshaft lebten die Meeresjäger der Nordwestküstenkulturen oder die Bewässerungsfeldbauern des Südwestens. Die populären Reiterkulturen der Prärien und Plains – die den Ausgangsstoff für das stereotyp verzerrte Indianerbild im deutschen Sprachraum liefern – entstanden erst durch die Einführung europäischer Pferde. Heute lebt nur noch ein winzigkleiner Teil der Indianer von ihren traditionellen Wirtschaftsweisen, einige kombinieren noch – freiwillig oder notgedrungen – überlieferte Selbstversorgungs- mit marktwirtschaftlichen Strategien. Die meisten sind mehr oder weniger in die euroamerikanische Lebensweise assimiliert. Die politischen Verhältnisse unter den Indianervölkern reichen (oder reichten) von egalitären und herrschaftsfreien Strukturen bei den Jägern des Nordens, über die Stammesgesellschaften der Prärien, die Häuptlingstümer der Nordwestküstenkultur, demokratisch organisierte Stämme mit Ältestenrat, Stammesrat und Ratsfeuer wie den Irokesen, zu monarchisch organisierten Stämmen wie den Wampanoag oder Powhatan oder den Theokratien der Pueblo-Kulturen. Ebenso vielfältig waren die Machtstrukturen, die keinesfalls durch den gemeinhin verwendeten Sammelbegriff „Häuptling“ (englisch Chief, französisch Sachem oder spanisch Cacique) wiedergegeben werden. Diese Bezeichnungen wurden von den europäischen Eroberern geprägt, die sich aus strategischen Gründen für alle Belange einen Ansprechpartner wünschten. Um eine grobe Übersicht der vielfältigen Ethnien Nordamerikas (vor der Eroberung) zu erhalten, wird in der Ethnologie eine Einteilung des Kontinentes in zehn bis zwölf Nordamerikanische Kulturareale vorgenommen. (de)
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  • Als Indianer Nordamerikas werden üblicherweise die indigenen Völker des Kontinentes bezeichnet, die unter der eurozentrischen Sammelbezeichnung Indianer zusammengefasst werden. Sie siedeln zwischen den Eskimovölkern der Arktis und den Hochkulturen Mittelamerikas. Es handelt sich um eine große Zahl kulturell unterschiedlicher Ethnien, von deren Vielfalt bereits die bloße Anzahl hunderter indigener amerikanischer Sprachen einen Eindruck vermittelt. Von einer (zusätzlichen) stammesübergreifenden ethnischen Identität als „Indianer“ kann erst frühestens seit Ende des 19. Jahrhunderts – durch ähnliche Erfahrungen bei der Auseinandersetzung mit den Eindringlingen – die Rede sein. (de)
  • Als Indianer Nordamerikas werden üblicherweise die indigenen Völker des Kontinentes bezeichnet, die unter der eurozentrischen Sammelbezeichnung Indianer zusammengefasst werden. Sie siedeln zwischen den Eskimovölkern der Arktis und den Hochkulturen Mittelamerikas. Es handelt sich um eine große Zahl kulturell unterschiedlicher Ethnien, von deren Vielfalt bereits die bloße Anzahl hunderter indigener amerikanischer Sprachen einen Eindruck vermittelt. Von einer (zusätzlichen) stammesübergreifenden ethnischen Identität als „Indianer“ kann erst frühestens seit Ende des 19. Jahrhunderts – durch ähnliche Erfahrungen bei der Auseinandersetzung mit den Eindringlingen – die Rede sein. (de)
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