Die ideologiekritischen Begriffe Immunisierungsstrategie, Selbstimmunisierung (gegen Kritik) oder auch Kritikimmunisierung sind von dem deutschen Soziologen und Philosophen des Kritischen Rationalismus, Hans Albert, in die Wissenschaftstheorie eingebracht worden. Immunisierungsstrategien zu erkennen sei demnach ein scharfes Instrument aufklärungsphilosophischer Kritik von Weltanschauungen, Heilslehren und Ideologien jeder Provenienz.

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  • Die ideologiekritischen Begriffe Immunisierungsstrategie, Selbstimmunisierung (gegen Kritik) oder auch Kritikimmunisierung sind von dem deutschen Soziologen und Philosophen des Kritischen Rationalismus, Hans Albert, in die Wissenschaftstheorie eingebracht worden. Hans Albert versteht darunter – im Anschluss an Karl Popper – alle Versuche, Theorien, religiöse oder säkulare Anschauungen durch Dogmatisierung gegen unvoreingenommene, kritische Überprüfung, gegen rationale Einwände abzuschirmen (zu immunisieren), unwiderlegbar zu machen, indem man sie z. B. zu absoluten und unumstößlichen Wahrheiten erklärt. „Dogmatisierung – so kann man die Herstellung solcher Kritikimmunität von Problemlösungen nennen, wenn man sich an den eingebürgerten Sprachgebrauch anlehnen will – ist dabei nicht auf bestimmte Bereiche beschränkt – etwa auf eine Disziplin wie die Theologie oder auf den Bereich der Erkenntnis überhaupt –, sie ist vielmehr eine allgemeine Möglichkeit der sozialen Praxis, von der Erkenntnispraxis der Wissenschaft bis etwa zur Praxis in Recht, Politik und Wirtschaft.“ Immunisierungsstrategien zu erkennen sei demnach ein scharfes Instrument aufklärungsphilosophischer Kritik von Weltanschauungen, Heilslehren und Ideologien jeder Provenienz. (de)
  • Die ideologiekritischen Begriffe Immunisierungsstrategie, Selbstimmunisierung (gegen Kritik) oder auch Kritikimmunisierung sind von dem deutschen Soziologen und Philosophen des Kritischen Rationalismus, Hans Albert, in die Wissenschaftstheorie eingebracht worden. Hans Albert versteht darunter – im Anschluss an Karl Popper – alle Versuche, Theorien, religiöse oder säkulare Anschauungen durch Dogmatisierung gegen unvoreingenommene, kritische Überprüfung, gegen rationale Einwände abzuschirmen (zu immunisieren), unwiderlegbar zu machen, indem man sie z. B. zu absoluten und unumstößlichen Wahrheiten erklärt. „Dogmatisierung – so kann man die Herstellung solcher Kritikimmunität von Problemlösungen nennen, wenn man sich an den eingebürgerten Sprachgebrauch anlehnen will – ist dabei nicht auf bestimmte Bereiche beschränkt – etwa auf eine Disziplin wie die Theologie oder auf den Bereich der Erkenntnis überhaupt –, sie ist vielmehr eine allgemeine Möglichkeit der sozialen Praxis, von der Erkenntnispraxis der Wissenschaft bis etwa zur Praxis in Recht, Politik und Wirtschaft.“ Immunisierungsstrategien zu erkennen sei demnach ein scharfes Instrument aufklärungsphilosophischer Kritik von Weltanschauungen, Heilslehren und Ideologien jeder Provenienz. (de)
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  • die absolute-relative, diesseitig-jenseitige, transzendent-immanente, allesumgreifend-allesdurchwaltende wirklichste Wirklichkeit im Herzen der Dinge, im Menschen, in der Menschheitsgeschichte, in der Welt.
  • Rationality, Criticism, and Logic
  • [...] weil sich solche Leerformeln für alle Arten institutioneller Menschenführung besonders eignen. Sie erwecken – zumal bei den Geführten – den Eindruck unerschütterlicher Stetigkeit der obersten Grundsätze, während sie die lenkenden Autoritäten bei ihren konkreten Entscheidungen in keiner Weise behindern.
  • Selbst das oberste deutsche Verfassungsprinzip, der von Immanuel Kant übernommene Ausdruck der Menschenwürde [] ist – trotz seiner in Deklarationen und im Grunde quasi offiziell festgestellten Konsensualität und Unverzichtbarkeit – dem Verdacht ausgesetzt, lediglich eine ideologisch beliebig füll- und instrumentalisierbare ‚Leerformel‘ zu sein, der sowohl ein rational ausweisbarer Inhalt wie auch die Möglichkeit der argumentativen Operationalisierung im ethischen Diskurs fehlt.
  • So verschwommen, vielsagend und damit nichtssagend lässt sich das Wort ,Gott‘ natürlich auch verstehen.
  • Wenn man Lieblingsideen gegen den wissenschaftlichen Fortschritt verteidigen will, benutzt man eine Immunisierungsstrategie, durch die die betroffene Vorstellung so vollständig ,entleert‘ wird, dass sie mit keiner möglichen Tatsache mehr kollidieren kann. […] Ein aufmerksames Studium der modernen theologischen Literatur kann darüber belehren, dass die Theologie ein Tummelplatz für Liebhaber solcher Verfahrensweisen ist.
  • Wie schon betont, sind die dialektischen Formeln infolge ihrer Unbestimmtheit oder Leerheit mit jedem beliebigen Sachverhalt vereinbar; aus demselben Grunde sind sie es auch mit jedem beliebigen Normgehalt: sie lassen sich zur Rechtfertigung oder Bekämpfung aller nur denkbaren, tatsächlichen oder erwünschten moralisch-politischen Ordnungen und Entscheidungen verwenden.
  • Diese Form von Naturalismus ist so weit und so vage, dass sie zur Verteidigung jeder ethischen Position dienen kann. Alles, was Menschen zustößt, kann ‚natürlich‘ genannt werden; denn wie hätte es ihm zustoßen können, ohne in seiner Natur zu liegen.
  • Es gibt aber kein größeres Hindernis für die Wissenschaft als einen derartig doppelt verschanzten Dogmatismus. Es kann keine wissenschaftliche Entwicklung ohne freie Konkurrenz der Gedanken geben.
  • So kam ich zu der Idee der methodologischen Regeln und der grundlegenden Wichtigkeit eines kritischen Vorgehens, das heißt, der Vermeidung der Immunisierung unserer Theorien gegen Widerlegung.
  • Ganz gleich, was der Proband sagt oder tut, ob er die für ein Krankheitsbild charakteristische Merkmale zeigt oder nicht – der Diagnostiker entscheidet. […] Der forensische Psychiater bringt sein wissenschaftliches Konstrukt der Dissimulation in Anschlag. Es sei, so sagt er, für den ‚psychisch Kranken‘ ganz typisch, seelische Gesundheit vorzutäuschen. Die psychiatrische Diagnose ist erstens dogmatisch, weil sie nicht auf objektiv überprüfbaren Fakten beruht, sondern auf subjektiven Bewertungen. Sie ist zweitens dogmatisch, weil sie nicht anhand der angeblichen Kriterien des subjektiven Urteils widerlegt werden kann. Schließlich kann, wenn der Diagnostizierte die als Grundlage der subjektiven Bewertung dienenden, beobachtbaren Verhaltensmuster nicht zeigt, immer eine Dissimulation unterstellt werden. Die unausgesprochene Anklage lautet: Dass Sie so vernünftig reden, beweist doch, wie verrückt Sie sind, sonst hätten Sie es doch gar nicht nötig, so zu tun als ob.
  • Es ist natürlich immer möglich, durch Aufstellen von Hilfshypothesen eine widerlegte Theorie zu retten. Der Fortschritt der Wissenschaft erfolgt aber nicht auf diese Weise.
  • Allein dieser Ausdruck ›Würde des Menschen‹, einmal von Kant ausgesprochen, wurde nachher das Schibboleth [= Erkennungszeichen] aller rat- und gedankenlosen Moralisten, die ihren Mangel an einer wirklichen oder wenigstens doch irgend etwas sagenden Grundlage der Moral hinter jenem imponierenden Ausdruck ›Würde des Menschen‹ versteckten, klug darauf rechnend, dass auch ihr Leser sich gern mit einer solchen Würde angetan sehn und demnach damit zufriedengestellt sein würde.
  • So wurde etwa mit dem scholastischen Naturrecht die Kastration der Kirchensänger ebenso gerechtfertigt wie ein Spiegel als ‚gerechter‘ Preis für einen Negersklaven.
  • […] a demarcation between madness and sanity has been attempted in the past without much success. Also paranoia may lie on a continuum with normal thought and knowledge […]. This is a reminiscent of Popper’s raising of the problem of demarcation of science by addressing pseudo-science, that is, reinforced dogmatism.
  • Mit dem Argument, dass sein dialektisches System Widersprüche akzeptiert […], errichtet Hegel einen Dogmatismus von äußerst gefährlicher Art, einen Dogmatismus, der keinerlei Angriff mehr zu fürchten braucht. Denn jede Kritik irgendwelcher Theorie muss sich auf eine Methode stützen, irgendwelche Widersprüche aufzuzeigen. […] Hegels Methode ist somit wirkungsvoll, leider zu wirkungsvoll. Sie sichert sein System gegen jede Art von Kritik oder Angriff ab und ist daher dogmatisch in einem ganz besonderen Sinne, so dass ich sie als doppelt verschanzten Dogmatismus bezeichnen möchte.
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  • Die ideologiekritischen Begriffe Immunisierungsstrategie, Selbstimmunisierung (gegen Kritik) oder auch Kritikimmunisierung sind von dem deutschen Soziologen und Philosophen des Kritischen Rationalismus, Hans Albert, in die Wissenschaftstheorie eingebracht worden. Immunisierungsstrategien zu erkennen sei demnach ein scharfes Instrument aufklärungsphilosophischer Kritik von Weltanschauungen, Heilslehren und Ideologien jeder Provenienz. (de)
  • Die ideologiekritischen Begriffe Immunisierungsstrategie, Selbstimmunisierung (gegen Kritik) oder auch Kritikimmunisierung sind von dem deutschen Soziologen und Philosophen des Kritischen Rationalismus, Hans Albert, in die Wissenschaftstheorie eingebracht worden. Immunisierungsstrategien zu erkennen sei demnach ein scharfes Instrument aufklärungsphilosophischer Kritik von Weltanschauungen, Heilslehren und Ideologien jeder Provenienz. (de)
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  • Immunisierungsstrategie (de)
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